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Das Heller-Blatt. Nr. 34. Breslau, 23. August 1834.

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Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz] ist sehr leicht an Menschen zu gewöhnen, und nur in
den Gegenden scheu, wo er Gegenstand der Jagd ist.
Seine Schnelligkeit im vollem Laufe ist so groß, daß
nur die besten Pferde und die geübtesten Reiter ihn ein-
holen können. Wenn er in den Riemen verwickelt ist,
so darf man sich ihm nur mit der größten Vorsicht
nähern; er beißt zwar nicht, allein sein Fußstoß ist so
stark, daß er einen Stein damit zermalmt. Der
Strauß läuft mit gestreckten Flügeln, und öffnet nur
den einen oder den andern dem Winde, um Wendungen
zu machen, wodurch er nicht selten seinem Verfolger
entkommt, da dieser sein Pferd nicht mit gleicher
Schnelligkeit herumzuwerfen vermag: Die jungen
[Spaltenumbruch] Strauße werden schon den ersten Tag, nachdem sie ge-
fangen sind, zahm, sie gehen in alle Zimmer, laufen
auf den Straßen herum, ja entfernen sich oft eine
Stunde weit von dem Hause, wohin sie gehören, und
kommen regelmäßig wieder, dabei sind sie ungemein
neugierig, und bleiben vor Fenstern und Hausthüren
mit ausgestrecktem Halse stehen, um zu bemerken, was
darin vorgeht.

Nur das Fleisch der jungen Strauße ist genießbar,
aber am gesuchtesten sind die Eier und Federn. Der
Strauß legt die ersten Eier Ende August und im No-
vember sind die Jungen ausgebrütet. Man findet 70
bis 80 Eier in einem Neste; die Landleute behaupten,
[Ende Spaltensatz] [Abbildung]

Die Straußjagd in Süd=Amerika.


[Beginn Spaltensatz] daß dies die Eier von mehr als einem Weibchen seyen,
und daß ein Männchen sie zusammen ausbrüte; ferner,
daß das Männchen vorher einige Eier an einem, von
dem Neste abgesonderten, Orte verwahre und sie zer-
trete, sobald die Jungen ausgebrütet sind, damit diese
an den Fliegen, welche sich um die zertretenen Eier ver-
sammeln, sogleich Ueberfluß an Nahrung erhielten.
[Spaltenumbruch] Aus der Haut des Halses und eines Theils der Brust
des Straußes verfertigen die Landleute Geldgurte.

Der hier beschriebene amerikanische Strauß ist
zwar etwas kleiner, aber kaum weniger schnell als der
afrikanische. Dieser ist übrigens der einzige Vogel, der
nur zwei Vorderzehen hat, jener hat drei Vorderzehen
und keine Hinterzehe.

[Ende Spaltensatz]

Expedition des Heller=Blattes zu Breslau, Ring Nr. 51.
( Heinrich Richter. )



Verantwortlicher Redacteur: Theodor Brand.



Steindruck von Wilhelm Steinmetz.     Buchdruck von Heinrich Richter.

Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz] ist sehr leicht an Menschen zu gewöhnen, und nur in
den Gegenden scheu, wo er Gegenstand der Jagd ist.
Seine Schnelligkeit im vollem Laufe ist so groß, daß
nur die besten Pferde und die geübtesten Reiter ihn ein-
holen können. Wenn er in den Riemen verwickelt ist,
so darf man sich ihm nur mit der größten Vorsicht
nähern; er beißt zwar nicht, allein sein Fußstoß ist so
stark, daß er einen Stein damit zermalmt. Der
Strauß läuft mit gestreckten Flügeln, und öffnet nur
den einen oder den andern dem Winde, um Wendungen
zu machen, wodurch er nicht selten seinem Verfolger
entkommt, da dieser sein Pferd nicht mit gleicher
Schnelligkeit herumzuwerfen vermag: Die jungen
[Spaltenumbruch] Strauße werden schon den ersten Tag, nachdem sie ge-
fangen sind, zahm, sie gehen in alle Zimmer, laufen
auf den Straßen herum, ja entfernen sich oft eine
Stunde weit von dem Hause, wohin sie gehören, und
kommen regelmäßig wieder, dabei sind sie ungemein
neugierig, und bleiben vor Fenstern und Hausthüren
mit ausgestrecktem Halse stehen, um zu bemerken, was
darin vorgeht.

Nur das Fleisch der jungen Strauße ist genießbar,
aber am gesuchtesten sind die Eier und Federn. Der
Strauß legt die ersten Eier Ende August und im No-
vember sind die Jungen ausgebrütet. Man findet 70
bis 80 Eier in einem Neste; die Landleute behaupten,
[Ende Spaltensatz] [Abbildung]

Die Straußjagd in Süd=Amerika.


[Beginn Spaltensatz] daß dies die Eier von mehr als einem Weibchen seyen,
und daß ein Männchen sie zusammen ausbrüte; ferner,
daß das Männchen vorher einige Eier an einem, von
dem Neste abgesonderten, Orte verwahre und sie zer-
trete, sobald die Jungen ausgebrütet sind, damit diese
an den Fliegen, welche sich um die zertretenen Eier ver-
sammeln, sogleich Ueberfluß an Nahrung erhielten.
[Spaltenumbruch] Aus der Haut des Halses und eines Theils der Brust
des Straußes verfertigen die Landleute Geldgurte.

Der hier beschriebene amerikanische Strauß ist
zwar etwas kleiner, aber kaum weniger schnell als der
afrikanische. Dieser ist übrigens der einzige Vogel, der
nur zwei Vorderzehen hat, jener hat drei Vorderzehen
und keine Hinterzehe.

[Ende Spaltensatz]

Expedition des Heller=Blattes zu Breslau, Ring Nr. 51.
( Heinrich Richter. )



Verantwortlicher Redacteur: Theodor Brand.



Steindruck von Wilhelm Steinmetz.     Buchdruck von Heinrich Richter.

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[272/0008] Das Heller=Blatt. ist sehr leicht an Menschen zu gewöhnen, und nur in den Gegenden scheu, wo er Gegenstand der Jagd ist. Seine Schnelligkeit im vollem Laufe ist so groß, daß nur die besten Pferde und die geübtesten Reiter ihn ein- holen können. Wenn er in den Riemen verwickelt ist, so darf man sich ihm nur mit der größten Vorsicht nähern; er beißt zwar nicht, allein sein Fußstoß ist so stark, daß er einen Stein damit zermalmt. Der Strauß läuft mit gestreckten Flügeln, und öffnet nur den einen oder den andern dem Winde, um Wendungen zu machen, wodurch er nicht selten seinem Verfolger entkommt, da dieser sein Pferd nicht mit gleicher Schnelligkeit herumzuwerfen vermag: Die jungen Strauße werden schon den ersten Tag, nachdem sie ge- fangen sind, zahm, sie gehen in alle Zimmer, laufen auf den Straßen herum, ja entfernen sich oft eine Stunde weit von dem Hause, wohin sie gehören, und kommen regelmäßig wieder, dabei sind sie ungemein neugierig, und bleiben vor Fenstern und Hausthüren mit ausgestrecktem Halse stehen, um zu bemerken, was darin vorgeht. Nur das Fleisch der jungen Strauße ist genießbar, aber am gesuchtesten sind die Eier und Federn. Der Strauß legt die ersten Eier Ende August und im No- vember sind die Jungen ausgebrütet. Man findet 70 bis 80 Eier in einem Neste; die Landleute behaupten, [Abbildung Die Straußjagd in Süd=Amerika. ] daß dies die Eier von mehr als einem Weibchen seyen, und daß ein Männchen sie zusammen ausbrüte; ferner, daß das Männchen vorher einige Eier an einem, von dem Neste abgesonderten, Orte verwahre und sie zer- trete, sobald die Jungen ausgebrütet sind, damit diese an den Fliegen, welche sich um die zertretenen Eier ver- sammeln, sogleich Ueberfluß an Nahrung erhielten. Aus der Haut des Halses und eines Theils der Brust des Straußes verfertigen die Landleute Geldgurte. Der hier beschriebene amerikanische Strauß ist zwar etwas kleiner, aber kaum weniger schnell als der afrikanische. Dieser ist übrigens der einzige Vogel, der nur zwei Vorderzehen hat, jener hat drei Vorderzehen und keine Hinterzehe. Expedition des Heller=Blattes zu Breslau, Ring Nr. 51. ( Heinrich Richter. ) Verantwortlicher Redacteur: Theodor Brand. Steindruck von Wilhelm Steinmetz. Buchdruck von Heinrich Richter.

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Zitationshilfe: Das Heller-Blatt. Nr. 34. Breslau, 23. August 1834, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_heller34_1834/8>, abgerufen am 25.11.2024.