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Das Heller-Blatt. Nr. 17. Breslau, 26. April 1834.

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Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz]
Heiligengräber in der Türkei.

Wenn ein Muselmann durch seine Unsträflichkeit
oder seine Verdienste sich besondere Ehrerbietung erwor-
ben hat, so wird ihm dieselbe an seiner Gruft bewiesen.
Diese ist gewöhnlich von kleinen bedeckten Gemächern
umgeben, und große Eisengitter an den Seiten öffnen
sich dem frommen Besucher. Dahin wallen, wie von
natürlichem Jnstinkt getrieben, die Gläubigen, bitten
um Gunstbezeugungen und bringen Gelübde. Allein
diese Gelübde sind höchst einfach; dann und wann schim-
mert ein kleines Lichtchen am Grabe, oder ein schlich-
tes farbiges Band ist um das Gitter gewunden. Jm
Jnnern entdeckt man keine Zierarten, höchstens einen
grob in die Mauer geschnittenen Spruch aus dem Ko-
ran. Ueber dem Sarge liegen gewöhnlich die Kleider
und der Turban des Heiligen, aber bestaubt und von
Holzwürmern zernagt.



Der Schleier der Türkinnen.

Der Jaschmak ( Schleier ) der türkischen Damen ist
durchaus nicht, wie man bisher oft glaubte, ein neidi-
scher Hehler ihrer Schönheit; im Gegentheil, er ver-
klärt sie noch. Er besteht aus zwei Binden von sehr
feinem Gewebe: die erste umhüllt den obern Theil des
Kopfes bis zu den Augenbraunen; die andere den un-
tern Theil bis herauf zur Nase. Also bleiben die Au-
gen und ein guter Theil des Gesichts unbedeckt. Die
Feinheit der Binden ist so groß, daß sie sogar die Haut-
farbe und die kleinsten Fleckchen durchschimmern lassen,
und die kunstvolle Art mit der sie umgelegt sind, läßt
kein Lineament des Antlitzes für den Beschauer verlo-
ren gehn.



Die Gerichtshöfe von Krähen.

Die außerordentlichen Versammlungen, welche
man Krähenhöfe nennen kann ( in einigen Gegenden
Deutschlands nennt man solche ungewöhnliche Krähen-
versammlungen "Schulen" ) , bemerkt man hier ( auf
den Faröer=, wie auf den schottischen Jnseln ) . Die
Vögel kommen in großer Anzahl zusammen, als wären
sie citirt worden. Einige sitzen kopfhängerisch da, an-
dere thun ernst und wichtig, als wären sie Richter, und
noch andere sind außerordentlich geschäftig und lär-
mend, wie Advokaten und Zeugen. Nach Verlauf
einer Stunde zerstreut sich die Gesellschaft gewöhnlich
und nicht selten findet man an dem Versammlungsorte
die Leichen von Einigen.

Dr. Edmonstone meint, in seiner Schilderung der
Schottlands=Jnseln, ein solcher Krähengerichtshof
scheine bisweilen erst nach zwei Tagen beendigt zu seyn
und Krähen kämen aus allen Gegenden zu der Sitzung
herbei. ( Wie ich mehrmals bemerkt habe, stehen die
[Spaltenumbruch] Krähen bei solchen Versammlungen in einem Kreise auf
der Erde. ) Sobald alle angelangt sind, folgt ein all-
gemeiner Lärm, die Verhandlungen beginnen und kurz
nachher fallen alle über eine oder zwei Krähen her ( die
wahrscheinlich von den Assisen verurtheilt worden sind )
und bringen sie um. Jst dies geschehen, so fliegen sie
ruhig wieder auseinander.



Fossile Ueberreste eines Ochsenriesen.

Jm Jahre 1802 entdeckte man im Mologischen
Kreise des Gouvernements Jaroslawe an den Ufern der
Wolga auf den Gütern des Grafen Mussin=Puschkin
zwei Hörner, einen Kopf und verschiedene andere Kno-
chen eines Thieres von außerordentlicher Größe, wel-
ches zum Geschlecht des Rindes gehört zu haben scheint.
Der Kopf ist2 1 / 2 Elle lang und an der Stirn 1 Elle
8 Zoll breit. Die Hörner sind über 4 Ellen lang und
halten an der dicksten Stelle 1 Elle im Umfang. Alle
übrigen Knochen sind verhältnißmäßig riesenhaft.



Denkmäler einer untergegangenen
Civilisation in Nordamerika
.

Jn Nordamerika sind neuerdings Denkmäler aus
dem Alterthume aufgefunden worden, worüber Herr
Thomas Webb zn Providence der Gesellschaft für nor-
dische Alterthumskunde zu Kopenhagen vorläufige Mit-
theilungen gemacht hat. Es sind Grabhügel und Ue-
berbleibsel von Befestigungen, welche Aehnlichkeit mit
den nordeuropäischen haben. Jn dem Digthonfelsen in
der Provinz Bristol in Massachusetts, fand man eine
Jnschrift, und in einem Felsen bei Seaticook im Kents-
bezirk in Connecticut, Figuren eingehauen. Eine Art
Kupfermünzen sind unter einem großen Steine in Med-
fort in Massachussetts gefunden worden.



Der Strauß.

Dieser größte Landvogel ist in Afrika zu Hause;
besonders hält er sich an der Nordküste und am Vorge-
birge der guten Hoffnung auf. Doch scheint er auch im
Jnnern von Afrika sich zu finden, indem von daher
Straußfedern über Cairo in Handel kommen. Er lebt
in einsamen Gegenden von Pflanzen und Früchten, be-
sonders auch von Getreide, wenn er es haben kann.
Das Männchen ist immer mit mehreren Hühnern zu-
sammen; nach der Brutzeit vereinigen sie sich oft in
ganze Heerden. So harmlos und scheu er sonst ist, so
wüthend vertheidigt er sich und seine Jungen gegen
Raubthiere und Menschen, wenn er angegriffen wird,
mit seinen starken, sehnigen Füßen und4 1 / 2 Zoll lan-
[Ende Spaltensatz]

Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz]
Heiligengräber in der Türkei.

Wenn ein Muselmann durch seine Unsträflichkeit
oder seine Verdienste sich besondere Ehrerbietung erwor-
ben hat, so wird ihm dieselbe an seiner Gruft bewiesen.
Diese ist gewöhnlich von kleinen bedeckten Gemächern
umgeben, und große Eisengitter an den Seiten öffnen
sich dem frommen Besucher. Dahin wallen, wie von
natürlichem Jnstinkt getrieben, die Gläubigen, bitten
um Gunstbezeugungen und bringen Gelübde. Allein
diese Gelübde sind höchst einfach; dann und wann schim-
mert ein kleines Lichtchen am Grabe, oder ein schlich-
tes farbiges Band ist um das Gitter gewunden. Jm
Jnnern entdeckt man keine Zierarten, höchstens einen
grob in die Mauer geschnittenen Spruch aus dem Ko-
ran. Ueber dem Sarge liegen gewöhnlich die Kleider
und der Turban des Heiligen, aber bestaubt und von
Holzwürmern zernagt.



Der Schleier der Türkinnen.

Der Jaschmak ( Schleier ) der türkischen Damen ist
durchaus nicht, wie man bisher oft glaubte, ein neidi-
scher Hehler ihrer Schönheit; im Gegentheil, er ver-
klärt sie noch. Er besteht aus zwei Binden von sehr
feinem Gewebe: die erste umhüllt den obern Theil des
Kopfes bis zu den Augenbraunen; die andere den un-
tern Theil bis herauf zur Nase. Also bleiben die Au-
gen und ein guter Theil des Gesichts unbedeckt. Die
Feinheit der Binden ist so groß, daß sie sogar die Haut-
farbe und die kleinsten Fleckchen durchschimmern lassen,
und die kunstvolle Art mit der sie umgelegt sind, läßt
kein Lineament des Antlitzes für den Beschauer verlo-
ren gehn.



Die Gerichtshöfe von Krähen.

Die außerordentlichen Versammlungen, welche
man Krähenhöfe nennen kann ( in einigen Gegenden
Deutschlands nennt man solche ungewöhnliche Krähen-
versammlungen „Schulen“ ) , bemerkt man hier ( auf
den Faröer=, wie auf den schottischen Jnseln ) . Die
Vögel kommen in großer Anzahl zusammen, als wären
sie citirt worden. Einige sitzen kopfhängerisch da, an-
dere thun ernst und wichtig, als wären sie Richter, und
noch andere sind außerordentlich geschäftig und lär-
mend, wie Advokaten und Zeugen. Nach Verlauf
einer Stunde zerstreut sich die Gesellschaft gewöhnlich
und nicht selten findet man an dem Versammlungsorte
die Leichen von Einigen.

Dr. Edmonstone meint, in seiner Schilderung der
Schottlands=Jnseln, ein solcher Krähengerichtshof
scheine bisweilen erst nach zwei Tagen beendigt zu seyn
und Krähen kämen aus allen Gegenden zu der Sitzung
herbei. ( Wie ich mehrmals bemerkt habe, stehen die
[Spaltenumbruch] Krähen bei solchen Versammlungen in einem Kreise auf
der Erde. ) Sobald alle angelangt sind, folgt ein all-
gemeiner Lärm, die Verhandlungen beginnen und kurz
nachher fallen alle über eine oder zwei Krähen her ( die
wahrscheinlich von den Assisen verurtheilt worden sind )
und bringen sie um. Jst dies geschehen, so fliegen sie
ruhig wieder auseinander.



Fossile Ueberreste eines Ochsenriesen.

Jm Jahre 1802 entdeckte man im Mologischen
Kreise des Gouvernements Jaroslawe an den Ufern der
Wolga auf den Gütern des Grafen Mussin=Puschkin
zwei Hörner, einen Kopf und verschiedene andere Kno-
chen eines Thieres von außerordentlicher Größe, wel-
ches zum Geschlecht des Rindes gehört zu haben scheint.
Der Kopf ist2 1 / 2 Elle lang und an der Stirn 1 Elle
8 Zoll breit. Die Hörner sind über 4 Ellen lang und
halten an der dicksten Stelle 1 Elle im Umfang. Alle
übrigen Knochen sind verhältnißmäßig riesenhaft.



Denkmäler einer untergegangenen
Civilisation in Nordamerika
.

Jn Nordamerika sind neuerdings Denkmäler aus
dem Alterthume aufgefunden worden, worüber Herr
Thomas Webb zn Providence der Gesellschaft für nor-
dische Alterthumskunde zu Kopenhagen vorläufige Mit-
theilungen gemacht hat. Es sind Grabhügel und Ue-
berbleibsel von Befestigungen, welche Aehnlichkeit mit
den nordeuropäischen haben. Jn dem Digthonfelsen in
der Provinz Bristol in Massachusetts, fand man eine
Jnschrift, und in einem Felsen bei Seaticook im Kents-
bezirk in Connecticut, Figuren eingehauen. Eine Art
Kupfermünzen sind unter einem großen Steine in Med-
fort in Massachussetts gefunden worden.



Der Strauß.

Dieser größte Landvogel ist in Afrika zu Hause;
besonders hält er sich an der Nordküste und am Vorge-
birge der guten Hoffnung auf. Doch scheint er auch im
Jnnern von Afrika sich zu finden, indem von daher
Straußfedern über Cairo in Handel kommen. Er lebt
in einsamen Gegenden von Pflanzen und Früchten, be-
sonders auch von Getreide, wenn er es haben kann.
Das Männchen ist immer mit mehreren Hühnern zu-
sammen; nach der Brutzeit vereinigen sie sich oft in
ganze Heerden. So harmlos und scheu er sonst ist, so
wüthend vertheidigt er sich und seine Jungen gegen
Raubthiere und Menschen, wenn er angegriffen wird,
mit seinen starken, sehnigen Füßen und4 1 / 2 Zoll lan-
[Ende Spaltensatz]

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[135/0007] Das Heller=Blatt. Heiligengräber in der Türkei. Wenn ein Muselmann durch seine Unsträflichkeit oder seine Verdienste sich besondere Ehrerbietung erwor- ben hat, so wird ihm dieselbe an seiner Gruft bewiesen. Diese ist gewöhnlich von kleinen bedeckten Gemächern umgeben, und große Eisengitter an den Seiten öffnen sich dem frommen Besucher. Dahin wallen, wie von natürlichem Jnstinkt getrieben, die Gläubigen, bitten um Gunstbezeugungen und bringen Gelübde. Allein diese Gelübde sind höchst einfach; dann und wann schim- mert ein kleines Lichtchen am Grabe, oder ein schlich- tes farbiges Band ist um das Gitter gewunden. Jm Jnnern entdeckt man keine Zierarten, höchstens einen grob in die Mauer geschnittenen Spruch aus dem Ko- ran. Ueber dem Sarge liegen gewöhnlich die Kleider und der Turban des Heiligen, aber bestaubt und von Holzwürmern zernagt. Der Schleier der Türkinnen. Der Jaschmak ( Schleier ) der türkischen Damen ist durchaus nicht, wie man bisher oft glaubte, ein neidi- scher Hehler ihrer Schönheit; im Gegentheil, er ver- klärt sie noch. Er besteht aus zwei Binden von sehr feinem Gewebe: die erste umhüllt den obern Theil des Kopfes bis zu den Augenbraunen; die andere den un- tern Theil bis herauf zur Nase. Also bleiben die Au- gen und ein guter Theil des Gesichts unbedeckt. Die Feinheit der Binden ist so groß, daß sie sogar die Haut- farbe und die kleinsten Fleckchen durchschimmern lassen, und die kunstvolle Art mit der sie umgelegt sind, läßt kein Lineament des Antlitzes für den Beschauer verlo- ren gehn. Die Gerichtshöfe von Krähen. Die außerordentlichen Versammlungen, welche man Krähenhöfe nennen kann ( in einigen Gegenden Deutschlands nennt man solche ungewöhnliche Krähen- versammlungen „Schulen“ ) , bemerkt man hier ( auf den Faröer=, wie auf den schottischen Jnseln ) . Die Vögel kommen in großer Anzahl zusammen, als wären sie citirt worden. Einige sitzen kopfhängerisch da, an- dere thun ernst und wichtig, als wären sie Richter, und noch andere sind außerordentlich geschäftig und lär- mend, wie Advokaten und Zeugen. Nach Verlauf einer Stunde zerstreut sich die Gesellschaft gewöhnlich und nicht selten findet man an dem Versammlungsorte die Leichen von Einigen. Dr. Edmonstone meint, in seiner Schilderung der Schottlands=Jnseln, ein solcher Krähengerichtshof scheine bisweilen erst nach zwei Tagen beendigt zu seyn und Krähen kämen aus allen Gegenden zu der Sitzung herbei. ( Wie ich mehrmals bemerkt habe, stehen die Krähen bei solchen Versammlungen in einem Kreise auf der Erde. ) Sobald alle angelangt sind, folgt ein all- gemeiner Lärm, die Verhandlungen beginnen und kurz nachher fallen alle über eine oder zwei Krähen her ( die wahrscheinlich von den Assisen verurtheilt worden sind ) und bringen sie um. Jst dies geschehen, so fliegen sie ruhig wieder auseinander. Fossile Ueberreste eines Ochsenriesen. Jm Jahre 1802 entdeckte man im Mologischen Kreise des Gouvernements Jaroslawe an den Ufern der Wolga auf den Gütern des Grafen Mussin=Puschkin zwei Hörner, einen Kopf und verschiedene andere Kno- chen eines Thieres von außerordentlicher Größe, wel- ches zum Geschlecht des Rindes gehört zu haben scheint. Der Kopf ist2 1 / 2 Elle lang und an der Stirn 1 Elle 8 Zoll breit. Die Hörner sind über 4 Ellen lang und halten an der dicksten Stelle 1 Elle im Umfang. Alle übrigen Knochen sind verhältnißmäßig riesenhaft. Denkmäler einer untergegangenen Civilisation in Nordamerika. Jn Nordamerika sind neuerdings Denkmäler aus dem Alterthume aufgefunden worden, worüber Herr Thomas Webb zn Providence der Gesellschaft für nor- dische Alterthumskunde zu Kopenhagen vorläufige Mit- theilungen gemacht hat. Es sind Grabhügel und Ue- berbleibsel von Befestigungen, welche Aehnlichkeit mit den nordeuropäischen haben. Jn dem Digthonfelsen in der Provinz Bristol in Massachusetts, fand man eine Jnschrift, und in einem Felsen bei Seaticook im Kents- bezirk in Connecticut, Figuren eingehauen. Eine Art Kupfermünzen sind unter einem großen Steine in Med- fort in Massachussetts gefunden worden. Der Strauß. Dieser größte Landvogel ist in Afrika zu Hause; besonders hält er sich an der Nordküste und am Vorge- birge der guten Hoffnung auf. Doch scheint er auch im Jnnern von Afrika sich zu finden, indem von daher Straußfedern über Cairo in Handel kommen. Er lebt in einsamen Gegenden von Pflanzen und Früchten, be- sonders auch von Getreide, wenn er es haben kann. Das Männchen ist immer mit mehreren Hühnern zu- sammen; nach der Brutzeit vereinigen sie sich oft in ganze Heerden. So harmlos und scheu er sonst ist, so wüthend vertheidigt er sich und seine Jungen gegen Raubthiere und Menschen, wenn er angegriffen wird, mit seinen starken, sehnigen Füßen und4 1 / 2 Zoll lan-

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Zitationshilfe: Das Heller-Blatt. Nr. 17. Breslau, 26. April 1834, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_heller17_1834/7>, abgerufen am 21.11.2024.