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Das Heller-Blatt. Nr. 16. Breslau, 19. April 1834.

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Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz] von dem Orkane und hörte mit Verwunderung, daß
der Wind den ganzen Tag über nur wenig gegangen
sey, obgleich die ganze Gegend ringsum mit Zweigen
und Aesten wie bestreut war.

Später erfuhr man mehr von dem angerichteten
Schaden. Blockhäuser sollten über den Haufen gewor-
fen und die Bewohner erschlagen worden seyn, doch
wollte ich nur erzählen, was mir selbst begegnet sei.



Der gehörnte Hase.

Der Hase lebt fast in allen Welttheilen in den ge-
mäßigten Zonen. Sein Fleisch ist ein wohlschmeckendes
Wildpret, und sein Balg giebt zwar kein vorzügliches
Pelzwerk, aber die Haare davon sind für die Hutmacher
zu feinen Filzen eine sehr schätzbare Handelswaare. Es
giebt mehrere Arten von Hasen. Der gemeine Hase ist
ungefähr 2 Fuß lang, graugelb von Farbe. Er nährt
sich in den Feldern hauptsächlich von junger Saat und
Gemüse. Er ist scheu und furchtsam und läßt sich nie
ganz zum Hausthiere machen. Eine seltene und wun-
derbare Spielart von dem gemeinen Hasen ist der ge-
hörnte Hase, welche das Bild zeigt. Man findet zu-

[Abbildung]

Der gehörnte Hase.

weilen ( allerdings selten ) dergleichen Hasen, aber
keinesweges als eine eigene Gattung, sondern blos ein-
zeln. Jhr Gehörn, das wahrscheinlich ein bloßes Na-
turspiel ist, ist ungefähr so groß als das Gehörn eines
Rehbocks. Man zeigt dergleichen Hasen=Gehörne in
Naturalien=Kabinetten als eine Seltenheit.



Der amerikanische Kernbeißer.

Wenn auch die Meinung der meisten Naturforscher,
daß die kleinern und namentlich die Singvögel in wilden
und unbewohnten Gegenden sich nicht vorfinden, viele
Wahrheit enthält, so ist dies doch nicht durchgehends [Spaltenumbruch] [Abbildung]

Der amerikanische Kernbeißer.


der Fall. So findet sich der in den Sommernächten
lustig und angenehm singende Fichtendickschnabel oder
Kernbeißer, den die Abbildung zeigt, hauptsächlich in
den ungeheuern Wildnissen und Fichtenwäldern der
Hutson=Bai in Nordamerika, und in den nicht minder
öden Wäldern Sibiriens und Lapplands. Jhm sind die
Wohnsitze der Menschen mit ihren bebauten Feldern,
Gärten und Hecken, mit der in und um dieselben leben-
den Jnsektenwelt verhaßt, und nur tief in den Wäldern
und Einöden, wo die Fichte wächst und wo sonst kein
Singvogel hauset, ertönt des Kernbeißers einsamer
Sang.



Das Parthenon von Athen.

Athen, einst die durch Kunst und Wissenschaft vor
allen andern berühmteste Stadt des Alterthums, ist
jetzt kaum ein Schatten mehr von dem, was es war.
Zu der Zeit, als Athen im höchsten Flor glänzte,
schmückten die herrlichsten Prachtgebäude und Tempel
der Götter mit ihren vollendeten Statuen die königliche
Minervenstadt, und innerhalb ihrer festen Mauern
barg sich eine Bevölkerung von 400,000 Seelen. Jetzt,
nachdem die barbarischen Jahrhunderte aus ihren Ring-
mauern in zahllosen Gräueln die Künste, die Wissen-
schaften und den Handel verscheucht, und die Tempel
und Säulen umgestürzt haben, umringen die Akropo-
lis die alte Burg der Stadt, die auf prachtvolle Rui-
[Ende Spaltensatz]

Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz] von dem Orkane und hörte mit Verwunderung, daß
der Wind den ganzen Tag über nur wenig gegangen
sey, obgleich die ganze Gegend ringsum mit Zweigen
und Aesten wie bestreut war.

Später erfuhr man mehr von dem angerichteten
Schaden. Blockhäuser sollten über den Haufen gewor-
fen und die Bewohner erschlagen worden seyn, doch
wollte ich nur erzählen, was mir selbst begegnet sei.



Der gehörnte Hase.

Der Hase lebt fast in allen Welttheilen in den ge-
mäßigten Zonen. Sein Fleisch ist ein wohlschmeckendes
Wildpret, und sein Balg giebt zwar kein vorzügliches
Pelzwerk, aber die Haare davon sind für die Hutmacher
zu feinen Filzen eine sehr schätzbare Handelswaare. Es
giebt mehrere Arten von Hasen. Der gemeine Hase ist
ungefähr 2 Fuß lang, graugelb von Farbe. Er nährt
sich in den Feldern hauptsächlich von junger Saat und
Gemüse. Er ist scheu und furchtsam und läßt sich nie
ganz zum Hausthiere machen. Eine seltene und wun-
derbare Spielart von dem gemeinen Hasen ist der ge-
hörnte Hase, welche das Bild zeigt. Man findet zu-

[Abbildung]

Der gehörnte Hase.

weilen ( allerdings selten ) dergleichen Hasen, aber
keinesweges als eine eigene Gattung, sondern blos ein-
zeln. Jhr Gehörn, das wahrscheinlich ein bloßes Na-
turspiel ist, ist ungefähr so groß als das Gehörn eines
Rehbocks. Man zeigt dergleichen Hasen=Gehörne in
Naturalien=Kabinetten als eine Seltenheit.



Der amerikanische Kernbeißer.

Wenn auch die Meinung der meisten Naturforscher,
daß die kleinern und namentlich die Singvögel in wilden
und unbewohnten Gegenden sich nicht vorfinden, viele
Wahrheit enthält, so ist dies doch nicht durchgehends [Spaltenumbruch] [Abbildung]

Der amerikanische Kernbeißer.


der Fall. So findet sich der in den Sommernächten
lustig und angenehm singende Fichtendickschnabel oder
Kernbeißer, den die Abbildung zeigt, hauptsächlich in
den ungeheuern Wildnissen und Fichtenwäldern der
Hutson=Bai in Nordamerika, und in den nicht minder
öden Wäldern Sibiriens und Lapplands. Jhm sind die
Wohnsitze der Menschen mit ihren bebauten Feldern,
Gärten und Hecken, mit der in und um dieselben leben-
den Jnsektenwelt verhaßt, und nur tief in den Wäldern
und Einöden, wo die Fichte wächst und wo sonst kein
Singvogel hauset, ertönt des Kernbeißers einsamer
Sang.



Das Parthenon von Athen.

Athen, einst die durch Kunst und Wissenschaft vor
allen andern berühmteste Stadt des Alterthums, ist
jetzt kaum ein Schatten mehr von dem, was es war.
Zu der Zeit, als Athen im höchsten Flor glänzte,
schmückten die herrlichsten Prachtgebäude und Tempel
der Götter mit ihren vollendeten Statuen die königliche
Minervenstadt, und innerhalb ihrer festen Mauern
barg sich eine Bevölkerung von 400,000 Seelen. Jetzt,
nachdem die barbarischen Jahrhunderte aus ihren Ring-
mauern in zahllosen Gräueln die Künste, die Wissen-
schaften und den Handel verscheucht, und die Tempel
und Säulen umgestürzt haben, umringen die Akropo-
lis die alte Burg der Stadt, die auf prachtvolle Rui-
[Ende Spaltensatz]

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Zitationshilfe: Das Heller-Blatt. Nr. 16. Breslau, 19. April 1834, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_heller16_1834/4>, abgerufen am 06.06.2024.