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Das Heller-Blatt. Nr. 12. Breslau, 22. März 1834.

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Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz]

"Der Markusplatz, ohnstreitig einer der schönsten
Plätze der Welt, ist gleichsam das Herz von Venedig.
Jn Form eines Winkelhackens gebaut, ruht sein Grund
auf vielen Tausenden von Ulmenpfählen. Er ist 680 Fuß
lang, 550 Fuß breit, und wird des Nachts glänzend
erleuchtet."



Der Sternreiher.

Eine höchst merkwürdige Thatsache hat man
neuerlich an dem großen amerikanischen Reiher entdeckt,
daß nämlich dieser Vogel, welcher sich hauptsächlich
von Fischen nährt, die Eigenschaft besitzt, aus seiner
Brust ein Licht strahlen zu lassen, das dem einer ge-
wöhnlichen Kerze gleich kommt und das Wasser so hell
erleuchtet, daß er seine Beute leicht entdecken kann.
Da bisher noch kein Naturforscher diese Merkwürdigkeit
erwähnte, so hat der Entdecker alles gethan, um die
Wahrheit derselben außer Zweifel zu stellen.



Bären= und Stiergefechte zu
Santa Clara
.

Am 11. Juli befand ich mich in Santa Clara, es
war der Vorabend des Festes der Mission. Der Pater
schickte sechs Vaqueros aus, um einen Bär zu fangen,
und uns dadurch das Schauspiel eines Bären= und Stier-
gefechtes gewähren zu können. Am Nachmittag kamen
die Jndianer beiderlei Geschlechts, ungefähr 2000 Köpfe
stark, vor dem Missionsgebäude zusammen, um die
herkömmlichen Geschenke, die man ihnen zum Anden-
ken an die heilige Clara giebt, in Empfang zu nehmen.
Die Vertheilung geschah in der größten Ordnung; jede
Frau erhielt ein robazos oder kleines Tuch, jeder Mann
eine wollene Decke, und jeder Vaquero Beinkleider und
Schuhe, damit Alle geputzt am morgenden Tage er-
scheinen könnten, außer den armen Heiden und den erst
vor kurzem aus dem Jnnern Angekommenen, die noch
nicht getauft waren. Diese werden noch für Wilde an-
gesehen und erhalten keine Kleidungsstücke. Das Ende
des Tages verging unter den Vorbereitungen zum mor-
genden Feste; überall brannten Feuer. Gegen 10 Uhr
Abends ward ich mit meinem Begleiter durch ein fürch-
terliches Geschrei aus dem Schlafe geweckt, und wir
sahen sogleich nach, ob unsere Thüre fest verschlossen
und gut verwahrt sei. Einen Augenblick später meldete
man uns, daß die Vaqueros zurückgekommen seyen und
vier Bären mitgebracht hätten.

Mit dem frühesten Morgen besahen wir diese wil-
den Thiere und wunderten uns ungemein über die unge-
wöhnliche Größe derselben. Einer war so sehr verwun-
det, daß er zum Kampfspiel untauglich war. Um 9 Uhr
wohnten wir der Messe bei. Sie wurde von den Jn-
dianern gesungen, so wie die Musik auf Violinen, Bäs-
[Spaltenumbruch] sen u. s. w., von diesen aufgeführt. Es waren ihrer
ohngefähr 40 und sie machten zwei Stunden lang einen
ohrzerreißenden Lärm.

Um 2 Uhr wurden die Bären und Stiere vorge-
führt. Der Bär, welcher zuerst seine Kraft und Ge-
wandheit versuchen sollte, war durch einen Strick am
Hinterbeine, an das Vorderbein des Stieres gebunden,
so jedoch, daß sich beide 15 Schritte von einander ent-
fernen konnten. Der erste Kampf dauerte eine halbe
Stunde und der Stier blieb Sieger. Der zweite Bär
ward ebenfalls auf die erwähnte Weise mit seinem Geg-
ner zusammengebunden, der ihm sogleich im Anfange
einen gewaltigen Stoß mit den Hörnern versetzte. Ohne
dadurch außer Fassung zu kommen, oder den Muth zu
verlieren, sprang er hierauf dem Stier auf den Nacken,
legte eine Tatze auf den Kopf desselben, ließ ihm keine
Bewegung damit machen und hielt ihn so lange in dieser
Stellung, bis der Stier die Zunge herausstrecken mußte.
Dies wollte der Bär, er faßte sie deshalb sogleich mit
der andern Tatze und riß sie heraus. Dadurch endigte
das Gefecht noch nicht, es währte bis zu dem Tode der
beiden Gegner. Der dritte Kampf war nicht so blutig,
und der Stier blieb Sieger.



Das Hospitium auf dem
St. Bernhard
.

Es ward im Jahre 968 gegründet und liegt mehr
als 8000 Fuß über dem Meere, ist also der höchste be-
wohnte Punkt in Europa. Es grenzt an die Region
des ewigen Schnees; selbst im höchsten Sommer fällt
der Thermometer jeden Abend auf den Gefrierpunkt
herab. Den Römern war der Berg unter dem Namen
Mons Jovis bekannt; Bernhard aber, der Oheim
Karl des Großen; der eine Armee darüber nach Jtalien
führte, nannte ihn nach seinem Namen.



Die Giraffe.

Die Giraffe, welche blos im Jnnern Afrikas lebt,
und eine Höhe von 16 Fuß erreicht, ist halb Pferd, halb
Hirsch und halb Kameel, daher man es häufig Kameel-
Pardel nennt. Das Thier ist nichts weniger als ver-
hältnißmäßig lang, denn es mißt von der Brust bis zum
Schwanze kaum 7 Fuß; und die Vorderbeine sind so
beträchtlich höher als die Hinterbeine, daß sein Rücken
so schräg wie ein Dach herabgeht.

Auf dem Kopfe zwischen den Ohren, hat die Giraffe
ein Paar knochenartige Auswüchse des Hirnschädels,
8 bis 9 Zoll lang, die man nicht Hörner und nicht Ge-
weihe nennen kann; die sie auch nie abwirft. Sie sehen
aus, wie die Kolben eines jungen Hirsches, und haben
oben an ihren Spitzen eine runde Vertiefung, die mit
kurzen starren Haaren besetzt ist.

[Ende Spaltensatz]
Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz]

„Der Markusplatz, ohnstreitig einer der schönsten
Plätze der Welt, ist gleichsam das Herz von Venedig.
Jn Form eines Winkelhackens gebaut, ruht sein Grund
auf vielen Tausenden von Ulmenpfählen. Er ist 680 Fuß
lang, 550 Fuß breit, und wird des Nachts glänzend
erleuchtet.“



Der Sternreiher.

Eine höchst merkwürdige Thatsache hat man
neuerlich an dem großen amerikanischen Reiher entdeckt,
daß nämlich dieser Vogel, welcher sich hauptsächlich
von Fischen nährt, die Eigenschaft besitzt, aus seiner
Brust ein Licht strahlen zu lassen, das dem einer ge-
wöhnlichen Kerze gleich kommt und das Wasser so hell
erleuchtet, daß er seine Beute leicht entdecken kann.
Da bisher noch kein Naturforscher diese Merkwürdigkeit
erwähnte, so hat der Entdecker alles gethan, um die
Wahrheit derselben außer Zweifel zu stellen.



Bären= und Stiergefechte zu
Santa Clara
.

Am 11. Juli befand ich mich in Santa Clara, es
war der Vorabend des Festes der Mission. Der Pater
schickte sechs Vaqueros aus, um einen Bär zu fangen,
und uns dadurch das Schauspiel eines Bären= und Stier-
gefechtes gewähren zu können. Am Nachmittag kamen
die Jndianer beiderlei Geschlechts, ungefähr 2000 Köpfe
stark, vor dem Missionsgebäude zusammen, um die
herkömmlichen Geschenke, die man ihnen zum Anden-
ken an die heilige Clara giebt, in Empfang zu nehmen.
Die Vertheilung geschah in der größten Ordnung; jede
Frau erhielt ein robazos oder kleines Tuch, jeder Mann
eine wollene Decke, und jeder Vaquero Beinkleider und
Schuhe, damit Alle geputzt am morgenden Tage er-
scheinen könnten, außer den armen Heiden und den erst
vor kurzem aus dem Jnnern Angekommenen, die noch
nicht getauft waren. Diese werden noch für Wilde an-
gesehen und erhalten keine Kleidungsstücke. Das Ende
des Tages verging unter den Vorbereitungen zum mor-
genden Feste; überall brannten Feuer. Gegen 10 Uhr
Abends ward ich mit meinem Begleiter durch ein fürch-
terliches Geschrei aus dem Schlafe geweckt, und wir
sahen sogleich nach, ob unsere Thüre fest verschlossen
und gut verwahrt sei. Einen Augenblick später meldete
man uns, daß die Vaqueros zurückgekommen seyen und
vier Bären mitgebracht hätten.

Mit dem frühesten Morgen besahen wir diese wil-
den Thiere und wunderten uns ungemein über die unge-
wöhnliche Größe derselben. Einer war so sehr verwun-
det, daß er zum Kampfspiel untauglich war. Um 9 Uhr
wohnten wir der Messe bei. Sie wurde von den Jn-
dianern gesungen, so wie die Musik auf Violinen, Bäs-
[Spaltenumbruch] sen u. s. w., von diesen aufgeführt. Es waren ihrer
ohngefähr 40 und sie machten zwei Stunden lang einen
ohrzerreißenden Lärm.

Um 2 Uhr wurden die Bären und Stiere vorge-
führt. Der Bär, welcher zuerst seine Kraft und Ge-
wandheit versuchen sollte, war durch einen Strick am
Hinterbeine, an das Vorderbein des Stieres gebunden,
so jedoch, daß sich beide 15 Schritte von einander ent-
fernen konnten. Der erste Kampf dauerte eine halbe
Stunde und der Stier blieb Sieger. Der zweite Bär
ward ebenfalls auf die erwähnte Weise mit seinem Geg-
ner zusammengebunden, der ihm sogleich im Anfange
einen gewaltigen Stoß mit den Hörnern versetzte. Ohne
dadurch außer Fassung zu kommen, oder den Muth zu
verlieren, sprang er hierauf dem Stier auf den Nacken,
legte eine Tatze auf den Kopf desselben, ließ ihm keine
Bewegung damit machen und hielt ihn so lange in dieser
Stellung, bis der Stier die Zunge herausstrecken mußte.
Dies wollte der Bär, er faßte sie deshalb sogleich mit
der andern Tatze und riß sie heraus. Dadurch endigte
das Gefecht noch nicht, es währte bis zu dem Tode der
beiden Gegner. Der dritte Kampf war nicht so blutig,
und der Stier blieb Sieger.



Das Hospitium auf dem
St. Bernhard
.

Es ward im Jahre 968 gegründet und liegt mehr
als 8000 Fuß über dem Meere, ist also der höchste be-
wohnte Punkt in Europa. Es grenzt an die Region
des ewigen Schnees; selbst im höchsten Sommer fällt
der Thermometer jeden Abend auf den Gefrierpunkt
herab. Den Römern war der Berg unter dem Namen
Mons Jovis bekannt; Bernhard aber, der Oheim
Karl des Großen; der eine Armee darüber nach Jtalien
führte, nannte ihn nach seinem Namen.



Die Giraffe.

Die Giraffe, welche blos im Jnnern Afrikas lebt,
und eine Höhe von 16 Fuß erreicht, ist halb Pferd, halb
Hirsch und halb Kameel, daher man es häufig Kameel-
Pardel nennt. Das Thier ist nichts weniger als ver-
hältnißmäßig lang, denn es mißt von der Brust bis zum
Schwanze kaum 7 Fuß; und die Vorderbeine sind so
beträchtlich höher als die Hinterbeine, daß sein Rücken
so schräg wie ein Dach herabgeht.

Auf dem Kopfe zwischen den Ohren, hat die Giraffe
ein Paar knochenartige Auswüchse des Hirnschädels,
8 bis 9 Zoll lang, die man nicht Hörner und nicht Ge-
weihe nennen kann; die sie auch nie abwirft. Sie sehen
aus, wie die Kolben eines jungen Hirsches, und haben
oben an ihren Spitzen eine runde Vertiefung, die mit
kurzen starren Haaren besetzt ist.

[Ende Spaltensatz]
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Zitationshilfe: Das Heller-Blatt. Nr. 12. Breslau, 22. März 1834, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_heller12_1834/3>, abgerufen am 21.11.2024.