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Deutscher Bund gegen die Frauenemanzipation: Aufruf. Anklam, 1914.

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wahrt bleibt. Auch die reumütigen Bekenntnisse mehrerer
früherer eifriger Stimmrechtlerinnen von dem traurigen
Fiasko des Frauenstimmrechts in manchen amerikanischen
Staaten, wie Colorado und Californien, sollten für die
europäischen Länder ein grelles Warnungszeichen sein,
innezuhalten auf der verhängnisvollen abschüssigen Bahn
der Feminisierung des politischen Lebens.

Die deutsche Frauenstimmrechtsbewegung, die heute
ebenfalls unter der Führung der leitenden Damen vom
Bunde deutscher Frauenvereine steht, stellt den Leitsatz auf,
daß in Deutschland das Frauenstimmrecht nicht in einem
Sprunge zu erreichen sei - wie etwa in Dänemark -
sondern auf dem Wege der allmählichen Gewöhnung und
Entwicklung. So erklärt es sich, daß die Damen vom
Bund deutscher Frauenvereine, Frl. Dr. Bäumer und Frl.
Helene Lange, sich heute zwar zur völligen politischen
Gleichberechtigung der Geschlechter bekennen, aber in
Übereinstimmung mit den Wünschen gewisser politischer
Parteien als erstes praktisches Ziel - wenigstens für
Preußen - das aktive und passive kommunale Wahlrecht
fordern. Jn den drei deutschen Stadtrepubliken aller-
dings gehen dieselben Damen im Vertrauen auf die starke
Sozialdemokratie und ihren Anhang gleich auf das volle
Staatsbürgerrecht der Frau los, unter kluger Ausnutzung
der ursprünglich zu anscheinend harmloseren Zwecken be-
gründeten Hausfrauenvereine und städtischen Frauen-
bünde.

Nach allen Erfahrungen, die man bisher mit
dem Frauenstimmrecht in anderen Ländern gemacht hat,
würde die Gewährung des kommunalen
Wahlrechts an die Frauen der erste nie
wieder rückgängig zu machende Schritt zur
völligen Politisierung des weiblichen Ge-
schlechts und zugleich zur rettungslosen
Demokratisierung Preußens und Deutsch-
lands sein
. Was das bedeutet, läßt sich nicht in weni-
gen Worten ansprechen.

Alle deutschen Frauen und Männer aber, die solche
Zustände nicht wollen, gegen die heute die australischen
Frauen vergeblich ankämpfen, alle, die deutsches
Frauentum vor der Entartung durch die
politische Hetze bewahren möchten, denen
die deutsche Familie ein unantastbares
Heiligtum ist, die mögen eintreten in un-
sere Reihen
. Meldungen richte man an die Ge-
schäftsstelle des Bundes: Berlin W. 6, Motzstr. 77, Post-
scheckkonto: Berlin RW. 7, Nr. 29 400. (Deutscher Bund
gegen die Frauenemanzipation); der Mitgliederbeitrag be-
trägt 3 M, für Ehepaare 4 M, und berechtigt zum Bezug
des Monatsblattes.

Die Gefahr des Sieges der Emanzipa-
tion ist in äußerste Nähe gerückt, wir stehen
in zwölfter Stunde!
Bei weiterer Säumigkeit im
Widerstand gegen diesen gefährlichen Teil der "Neu-
orientierung" kann sehr leicht der Fall eintreten, daß das
preußische und deutsche Volk eines Morgens erwacht und
das Frauenstimmrecht als fertige Tatsache vorgesetzt be-
kommt. Wir wenden uns noch besonders an die 85 Ver-
eine
, die uns bei Gelegenheit der Petition gegen die
weiblichen Vorgesetzten von Beamten ihre dankenswerte
Hilfe liehen, und weisen eindringlich darauf
hin, daß der Sieg des Frauenstimmrechts[Spaltenumbruch] auch die endgültige Unterwerfung des
Mannes unter amtlich bestellte weibliche
Vorgesetzte bedeutet
, ein Zustand, der bei dem
heutigen reichlichen Zudrang der Frauen zu allen mög-
lichen Beamtenstellungen bald unerträglich werden müßte.

Was uns heute im besonderen veranlaßt, mit einem
Aufruf zur Abwehr an das deutsche Volk heranzutreten, ist
die überaus bedrohliche Lage, die in einem kürzlich erfolg-
ten Vorstoß der Frauenrechtlerinnen ihren Ausdruck findet.
Unter dem Titel "Die Stellung der Frau in der politisch-
sozialen Neugestaltung Deutschlands" ist eine Denkschrift
des Bundes deutscher Frauenvereine an Regierung und
Parlament im Reich und in den Bundesstaaten gerichtet
worden, in der nichts Geringeres als die völlige politische
Gleichstellung der Geschlechter gefordert wird. Der Jnhalt
der Denkschrift bringt dem Kenner der Frauenbewegung
und ihrer Taktik nichts Neues. Das Kennzeichnende dieser
Kundgebung ist das eifrige Bemühen, die in harmlosen
Wortkleide erscheinenden maßlosen Forderungen mit den
Kriegserfahrungen zu begründen und die Ziele und Wün-
sche der politischen machthungrigen Frauenführerinnen als
im Staatsinteresse notwendige Forderungen der deutschen
Frauen und Mütter hinzustellen.

Die Denkschrift geht aus von der "Neuorientierung",
als deren leitenden Gesichtspunkt sie bezeichnet: "Die Her-
anziehung der Kräfte des ganzen Volkes zu freudiger Mit-
arbeit am Staat." Dem kann man nur beistimmen, aber
entscheidend ist die Beantwortung der Frage: Jn welcher
Weise soll die weibliche Teilnahme am Staatsleben sich
verwirklichen? Daß das aktive und passive kommunale
und parlamentarische Wahlrecht zu dieser Mitarbeit nicht
notwendig ist, beweist gerade die heutige Zeit zur Genüge.
Millionen von Frauen haben in und außer
dem Hause in Familie und Gemeinde ihr
Bestes geleistet, ihr Rat ist gehört und ihre
Arbeit zur Rettung des Staates verwer-
tet worden, ohne daß sich die Notwendig-
keit einer Stimmzettelabgabe erwiesen
hätte
. Es ist vielfach sogar hervorgetreten, daß die un-
politischen, nicht vom Parteidogma verführten Frauen den
nationalen Gedanken am natürlichsten und schärfsten ver-
treten, während die nach politischer Macht strebenden
Vereine der Frauenbewegung dem internationalen Zuge
folgen. Diese Art weiblicher Mitarbeit
am Staatsleben, die in einseitiger Beto-
nung pazifistischer und Menschheitskul-
turideale die Machtentfaltung und den
Aufstieg des eigenen Volkes aus Partei-
interesse unterbinden hilft, eröffnet bei
zunehmender Politisierung unserer Frau-
enwelt sehr ungünstige Aussichten für eine
kraftvolle deutsche Außenpolitik.
Und was
wird
bei dem internationalen unvölkischen Treiben der
Frauenbewegung aus der wichtigsten politischen Aufgabe
der deutschen Frauen und Mütter, der Erziehung
der Jugend zu heißer Vaterlandsliebe und
männlicher Heldentugend?!
-

Es ist auch ein gefährlicher Jrrtum zu glauben, daß
die Würde, die Stellung und der Einfluß des gesamten
Frauentums durch den Eintritt aller Frauen in den po-
litischen Kampf irgend wie gehoben werden würde. Das
Frauenstimmrecht
bezeichnet nicht den Aufstieg des
Frauengeschlechts zu Ansehen und Einfluß im öffentlichen[Spaltenumbruch]

wahrt bleibt. Auch die reumütigen Bekenntnisse mehrerer
früherer eifriger Stimmrechtlerinnen von dem traurigen
Fiasko des Frauenstimmrechts in manchen amerikanischen
Staaten, wie Colorado und Californien, sollten für die
europäischen Länder ein grelles Warnungszeichen sein,
innezuhalten auf der verhängnisvollen abschüssigen Bahn
der Feminisierung des politischen Lebens.

Die deutsche Frauenstimmrechtsbewegung, die heute
ebenfalls unter der Führung der leitenden Damen vom
Bunde deutscher Frauenvereine steht, stellt den Leitsatz auf,
daß in Deutschland das Frauenstimmrecht nicht in einem
Sprunge zu erreichen sei – wie etwa in Dänemark –
sondern auf dem Wege der allmählichen Gewöhnung und
Entwicklung. So erklärt es sich, daß die Damen vom
Bund deutscher Frauenvereine, Frl. Dr. Bäumer und Frl.
Helene Lange, sich heute zwar zur völligen politischen
Gleichberechtigung der Geschlechter bekennen, aber in
Übereinstimmung mit den Wünschen gewisser politischer
Parteien als erstes praktisches Ziel – wenigstens für
Preußen – das aktive und passive kommunale Wahlrecht
fordern. Jn den drei deutschen Stadtrepubliken aller-
dings gehen dieselben Damen im Vertrauen auf die starke
Sozialdemokratie und ihren Anhang gleich auf das volle
Staatsbürgerrecht der Frau los, unter kluger Ausnutzung
der ursprünglich zu anscheinend harmloseren Zwecken be-
gründeten Hausfrauenvereine und städtischen Frauen-
bünde.

Nach allen Erfahrungen, die man bisher mit
dem Frauenstimmrecht in anderen Ländern gemacht hat,
würde die Gewährung des kommunalen
Wahlrechts an die Frauen der erste nie
wieder rückgängig zu machende Schritt zur
völligen Politisierung des weiblichen Ge-
schlechts und zugleich zur rettungslosen
Demokratisierung Preußens und Deutsch-
lands sein
. Was das bedeutet, läßt sich nicht in weni-
gen Worten ansprechen.

Alle deutschen Frauen und Männer aber, die solche
Zustände nicht wollen, gegen die heute die australischen
Frauen vergeblich ankämpfen, alle, die deutsches
Frauentum vor der Entartung durch die
politische Hetze bewahren möchten, denen
die deutsche Familie ein unantastbares
Heiligtum ist, die mögen eintreten in un-
sere Reihen
. Meldungen richte man an die Ge-
schäftsstelle des Bundes: Berlin W. 6, Motzstr. 77, Post-
scheckkonto: Berlin RW. 7, Nr. 29 400. (Deutscher Bund
gegen die Frauenemanzipation); der Mitgliederbeitrag be-
trägt 3 M, für Ehepaare 4 M, und berechtigt zum Bezug
des Monatsblattes.

Die Gefahr des Sieges der Emanzipa-
tion ist in äußerste Nähe gerückt, wir stehen
in zwölfter Stunde!
Bei weiterer Säumigkeit im
Widerstand gegen diesen gefährlichen Teil der „Neu-
orientierung‟ kann sehr leicht der Fall eintreten, daß das
preußische und deutsche Volk eines Morgens erwacht und
das Frauenstimmrecht als fertige Tatsache vorgesetzt be-
kommt. Wir wenden uns noch besonders an die 85 Ver-
eine
, die uns bei Gelegenheit der Petition gegen die
weiblichen Vorgesetzten von Beamten ihre dankenswerte
Hilfe liehen, und weisen eindringlich darauf
hin, daß der Sieg des Frauenstimmrechts[Spaltenumbruch] auch die endgültige Unterwerfung des
Mannes unter amtlich bestellte weibliche
Vorgesetzte bedeutet
, ein Zustand, der bei dem
heutigen reichlichen Zudrang der Frauen zu allen mög-
lichen Beamtenstellungen bald unerträglich werden müßte.

Was uns heute im besonderen veranlaßt, mit einem
Aufruf zur Abwehr an das deutsche Volk heranzutreten, ist
die überaus bedrohliche Lage, die in einem kürzlich erfolg-
ten Vorstoß der Frauenrechtlerinnen ihren Ausdruck findet.
Unter dem Titel „Die Stellung der Frau in der politisch-
sozialen Neugestaltung Deutschlands‟ ist eine Denkschrift
des Bundes deutscher Frauenvereine an Regierung und
Parlament im Reich und in den Bundesstaaten gerichtet
worden, in der nichts Geringeres als die völlige politische
Gleichstellung der Geschlechter gefordert wird. Der Jnhalt
der Denkschrift bringt dem Kenner der Frauenbewegung
und ihrer Taktik nichts Neues. Das Kennzeichnende dieser
Kundgebung ist das eifrige Bemühen, die in harmlosen
Wortkleide erscheinenden maßlosen Forderungen mit den
Kriegserfahrungen zu begründen und die Ziele und Wün-
sche der politischen machthungrigen Frauenführerinnen als
im Staatsinteresse notwendige Forderungen der deutschen
Frauen und Mütter hinzustellen.

Die Denkschrift geht aus von der „Neuorientierung‟,
als deren leitenden Gesichtspunkt sie bezeichnet: „Die Her-
anziehung der Kräfte des ganzen Volkes zu freudiger Mit-
arbeit am Staat.‟ Dem kann man nur beistimmen, aber
entscheidend ist die Beantwortung der Frage: Jn welcher
Weise soll die weibliche Teilnahme am Staatsleben sich
verwirklichen? Daß das aktive und passive kommunale
und parlamentarische Wahlrecht zu dieser Mitarbeit nicht
notwendig ist, beweist gerade die heutige Zeit zur Genüge.
Millionen von Frauen haben in und außer
dem Hause in Familie und Gemeinde ihr
Bestes geleistet, ihr Rat ist gehört und ihre
Arbeit zur Rettung des Staates verwer-
tet worden, ohne daß sich die Notwendig-
keit einer Stimmzettelabgabe erwiesen
hätte
. Es ist vielfach sogar hervorgetreten, daß die un-
politischen, nicht vom Parteidogma verführten Frauen den
nationalen Gedanken am natürlichsten und schärfsten ver-
treten, während die nach politischer Macht strebenden
Vereine der Frauenbewegung dem internationalen Zuge
folgen. Diese Art weiblicher Mitarbeit
am Staatsleben, die in einseitiger Beto-
nung pazifistischer und Menschheitskul-
turideale die Machtentfaltung und den
Aufstieg des eigenen Volkes aus Partei-
interesse unterbinden hilft, eröffnet bei
zunehmender Politisierung unserer Frau-
enwelt sehr ungünstige Aussichten für eine
kraftvolle deutsche Außenpolitik.
Und was
wird
bei dem internationalen unvölkischen Treiben der
Frauenbewegung aus der wichtigsten politischen Aufgabe
der deutschen Frauen und Mütter, der Erziehung
der Jugend zu heißer Vaterlandsliebe und
männlicher Heldentugend?!

Es ist auch ein gefährlicher Jrrtum zu glauben, daß
die Würde, die Stellung und der Einfluß des gesamten
Frauentums durch den Eintritt aller Frauen in den po-
litischen Kampf irgend wie gehoben werden würde. Das
Frauenstimmrecht
bezeichnet nicht den Aufstieg des
Frauengeschlechts zu Ansehen und Einfluß im öffentlichen[Spaltenumbruch]

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Bei weiterer Säumigkeit im Widerstand gegen diesen gefährlichen Teil der „Neu- orientierung‟ kann sehr leicht der Fall eintreten, daß das preußische und deutsche Volk eines Morgens erwacht und das Frauenstimmrecht als fertige Tatsache vorgesetzt be- kommt. Wir wenden uns noch besonders an die 85 Ver- eine, die uns bei Gelegenheit der Petition gegen die weiblichen Vorgesetzten von Beamten ihre dankenswerte Hilfe liehen, und weisen eindringlich darauf hin, daß der Sieg des Frauenstimmrechts auch die endgültige Unterwerfung des Mannes unter amtlich bestellte weibliche Vorgesetzte bedeutet, ein Zustand, der bei dem heutigen reichlichen Zudrang der Frauen zu allen mög- lichen Beamtenstellungen bald unerträglich werden müßte. Was uns heute im besonderen veranlaßt, mit einem Aufruf zur Abwehr an das deutsche Volk heranzutreten, ist die überaus bedrohliche Lage, die in einem kürzlich erfolg- ten Vorstoß der Frauenrechtlerinnen ihren Ausdruck findet. Unter dem Titel „Die Stellung der Frau in der politisch- sozialen Neugestaltung Deutschlands‟ ist eine Denkschrift des Bundes deutscher Frauenvereine an Regierung und Parlament im Reich und in den Bundesstaaten gerichtet worden, in der nichts Geringeres als die völlige politische Gleichstellung der Geschlechter gefordert wird. Der Jnhalt der Denkschrift bringt dem Kenner der Frauenbewegung und ihrer Taktik nichts Neues. Das Kennzeichnende dieser Kundgebung ist das eifrige Bemühen, die in harmlosen Wortkleide erscheinenden maßlosen Forderungen mit den Kriegserfahrungen zu begründen und die Ziele und Wün- sche der politischen machthungrigen Frauenführerinnen als im Staatsinteresse notwendige Forderungen der deutschen Frauen und Mütter hinzustellen. Die Denkschrift geht aus von der „Neuorientierung‟, als deren leitenden Gesichtspunkt sie bezeichnet: „Die Her- anziehung der Kräfte des ganzen Volkes zu freudiger Mit- arbeit am Staat.‟ Dem kann man nur beistimmen, aber entscheidend ist die Beantwortung der Frage: Jn welcher Weise soll die weibliche Teilnahme am Staatsleben sich verwirklichen? Daß das aktive und passive kommunale und parlamentarische Wahlrecht zu dieser Mitarbeit nicht notwendig ist, beweist gerade die heutige Zeit zur Genüge. Millionen von Frauen haben in und außer dem Hause in Familie und Gemeinde ihr Bestes geleistet, ihr Rat ist gehört und ihre Arbeit zur Rettung des Staates verwer- tet worden, ohne daß sich die Notwendig- keit einer Stimmzettelabgabe erwiesen hätte. Es ist vielfach sogar hervorgetreten, daß die un- politischen, nicht vom Parteidogma verführten Frauen den nationalen Gedanken am natürlichsten und schärfsten ver- treten, während die nach politischer Macht strebenden Vereine der Frauenbewegung dem internationalen Zuge folgen. Diese Art weiblicher Mitarbeit am Staatsleben, die in einseitiger Beto- nung pazifistischer und Menschheitskul- turideale die Machtentfaltung und den Aufstieg des eigenen Volkes aus Partei- interesse unterbinden hilft, eröffnet bei zunehmender Politisierung unserer Frau- enwelt sehr ungünstige Aussichten für eine kraftvolle deutsche Außenpolitik. Und was wird bei dem internationalen unvölkischen Treiben der Frauenbewegung aus der wichtigsten politischen Aufgabe der deutschen Frauen und Mütter, der Erziehung der Jugend zu heißer Vaterlandsliebe und männlicher Heldentugend?! ‒ Es ist auch ein gefährlicher Jrrtum zu glauben, daß die Würde, die Stellung und der Einfluß des gesamten Frauentums durch den Eintritt aller Frauen in den po- litischen Kampf irgend wie gehoben werden würde. Das Frauenstimmrecht bezeichnet nicht den Aufstieg des Frauengeschlechts zu Ansehen und Einfluß im öffentlichen

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-01-09T16:24:08Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-01-09T16:24:08Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Deutscher Bund gegen die Frauenemanzipation: Aufruf. Anklam, 1914, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_frauenemanzipation_1914/2>, abgerufen am 24.11.2024.