[N. N.]: Wahrhaftige Erklärung des hohen trostreichen Artikels von der Person, Amt, und Majestät unseres lieben Herrn und Heilandes Jesu Christi, Gottes und Marien Sohn. Zerbst, 1586.son / vnd nicht von der angenommenen Natur reden. Ja (wie obgemelt) erklerts die Schrifft selbst von der Gottheit / Marci am 2. Jesus erkennet bald / inn seinem Geist / das sie also gedachten bey sich selbst. Item / Johan. 1. als Nathanael vernimpt / das jhn der HERR erkandt / vnd gesehen / ehe er zu jhm kommen war / so schleusset er nicht hieraus (wie die Vbiquisten) das die menschliche Natur CHRISTI bey jhm vnter dem Feigenbaum gegenwertig gewesen / vnd mit jhren menschlichen Augen jhn gesehen hab / Sondern er argumentiret ab omniscientia, tanquam a proprietate soli Deo competente, ad diutam naturam, vnd erkennet also den Messiam von GOtt gesandt / vnd spricht: Rabbi / du bist Gottes Sohn / du bist der König von Israel. Welches eben das Bekentnis Petri ist / Matth. 16. Du bist Christus / des lebendigen Gottes Sohn. Item / Marthae / Johan. 11. Du bist Christus / der Sohn Gottes / der inn die Welt kommen ist. Dieweil denn auch D. Kirchner von den Agnöeten abermalVon den Agnöeten. so viel Bletter erfüllet / welche man nochmals dem verstendigen Leser mit dem 32. Anhaltischen Argument zu conferiren vnd dijudiciren befohlen sein lesset / So hett jhm gleichwol nicht vbel angestanden / das Zeugnis Nazianzeni zu consideriren / dabey die Anhaltischen endlich zu beruhen sich erkleret. Aber die Sach redets an jhr selbst / das dem Gegentheil mit Nazianzeni decision / aduersus Arianos serm. 2. de Filio, nicht will gedienet sein. Denn sie sonst mit stillschweigen nicht so würden vberhin streichen. Die wort aber lauten also: Eccui ig tur dubium esse potest, quin horam quidem, vt DEVS, cognitam habeat: ignoret autem, vt homo? Nam apparens natura discernenda est ab inuisibili. Quapropterignorantiam humanitati, non diuinitati adscribendam esse, pie, & religiose sentimus. Das ist: Wer will denn zweiffeln / das jhme die Stundt / so fern er Gott ist / bekandt / so fern er aber Mensch ist / vnbekandt / sey? Denn man mus die sichtbare Natur von der vnsichtbaren son / vnd nicht von der angenommenen Natur reden. Ja (wie obgemelt) erklerts die Schrifft selbst von der Gottheit / Marci am 2. Jesus erkennet bald / inn seinem Geist / das sie also gedachten bey sich selbst. Item / Johan. 1. als Nathanael vernimpt / das jhn der HERR erkandt / vnd gesehen / ehe er zu jhm kommen war / so schleusset er nicht hieraus (wie die Vbiquisten) das die menschliche Natur CHRISTI bey jhm vnter dem Feigenbaum gegenwertig gewesen / vnd mit jhren menschlichen Augen jhn gesehen hab / Sondern er argumentiret ab omniscientia, tanquam à proprietate soli Deo competente, ad diutam naturam, vnd erkennet also den Messiam von GOtt gesandt / vnd spricht: Rabbi / du bist Gottes Sohn / du bist der König von Israel. Welches eben das Bekentnis Petri ist / Matth. 16. Du bist Christus / des lebendigen Gottes Sohn. Item / Marthae / Johan. 11. Du bist Christus / der Sohn Gottes / der inn die Welt kommen ist. Dieweil denn auch D. Kirchner von den Agnöeten abermalVon den Agnöeten. so viel Bletter erfüllet / welche man nochmals dem verstendigen Leser mit dem 32. Anhaltischen Argument zu conferiren vnd dijudiciren befohlen sein lesset / So hett jhm gleichwol nicht vbel angestanden / das Zeugnis Nazianzeni zu consideriren / dabey die Anhaltischen endlich zu beruhen sich erkleret. Aber die Sach redets an jhr selbst / das dem Gegentheil mit Nazianzeni decision / aduersus Arianos serm. 2. de Filio, nicht will gedienet sein. Denn sie sonst mit stillschweigen nicht so würden vberhin streichen. Die wort aber lauten also: Eccui ig tur dubium esse potest, quin horam quidem, vt DEVS, cognitam habeat: ignoret autem, vt homo? Nam apparens natura discernenda est ab inuisibili. Quapropterignorantiam humanitati, non diuinitati adscribendam esse, piè, & religiosè sentimus. Das ist: Wer will denn zweiffeln / das jhme die Stundt / so fern er Gott ist / bekandt / so fern er aber Mensch ist / vnbekandt / sey? 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son / vnd nicht von der angenommenen Natur reden. Ja (wie obgemelt) erklerts die Schrifft selbst von der Gottheit / Marci am 2. Jesus erkennet bald / inn seinem Geist / das sie also gedachten bey sich selbst. Item / Johan. 1. als Nathanael vernimpt / das jhn der HERR erkandt / vnd gesehen / ehe er zu jhm kommen war / so schleusset er nicht hieraus (wie die Vbiquisten) das die menschliche Natur CHRISTI bey jhm vnter dem Feigenbaum gegenwertig gewesen / vnd mit jhren menschlichen Augen jhn gesehen hab / Sondern er argumentiret ab omniscientia, tanquam à proprietate soli Deo competente, ad diutam naturam, vnd erkennet also den Messiam von GOtt gesandt / vnd spricht: Rabbi / du bist Gottes Sohn / du bist der König von Israel. Welches eben das Bekentnis Petri ist / Matth. 16. Du bist Christus / des lebendigen Gottes Sohn. Item / Marthae / Johan. 11. Du bist Christus / der Sohn Gottes / der inn die Welt kommen ist.
Dieweil denn auch D. Kirchner von den Agnöeten abermal so viel Bletter erfüllet / welche man nochmals dem verstendigen Leser mit dem 32. Anhaltischen Argument zu conferiren vnd dijudiciren befohlen sein lesset / So hett jhm gleichwol nicht vbel angestanden / das Zeugnis Nazianzeni zu consideriren / dabey die Anhaltischen endlich zu beruhen sich erkleret. Aber die Sach redets an jhr selbst / das dem Gegentheil mit Nazianzeni decision / aduersus Arianos serm. 2. de Filio, nicht will gedienet sein. Denn sie sonst mit stillschweigen nicht so würden vberhin streichen. Die wort aber lauten also: Eccui ig tur dubium esse potest, quin horam quidem, vt DEVS, cognitam habeat: ignoret autem, vt homo? Nam apparens natura discernenda est ab inuisibili. Quapropterignorantiam humanitati, non diuinitati adscribendam esse, piè, & religiosè sentimus. Das ist: Wer will denn zweiffeln / das jhme die Stundt / so fern er Gott ist / bekandt / so fern er aber Mensch ist / vnbekandt / sey? Denn man mus die sichtbare Natur von der vnsichtbaren
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Zitationshilfe: | [N. N.]: Wahrhaftige Erklärung des hohen trostreichen Artikels von der Person, Amt, und Majestät unseres lieben Herrn und Heilandes Jesu Christi, Gottes und Marien Sohn. Zerbst, 1586, S. 591. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_erklaerung_1586/593>, abgerufen am 16.07.2024. |