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[N. N.]: Der reisende Engelländer. Frankfurt u. a., 1734.

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schlugen, der noch darzu selbst nebst dem Grafen Adolph von Nassau auf
dem Platze blieb, die einander in der Schlacht begegnet, und auf diese tödt-
liche Weise bezahlet hatten. Einige unglückliche Schlachten aber vor die
Niederländer, insonderheit die bey Tillemont machte die Spanier noch
hochmüthiger, daß sich auch Alba bey der Nachricht von Eroberung des
Hafens von Briel zu sagen nicht scheuete: Nada, Nada, und davor hiel-
te, es hätte dieses nichts zu sagen, welches zu dem Vers Gelegenheit gege-
ben: Crevit in immensum, quod fuit ante nihil. Endlich brach das
1579ste Jahr ein, welches den Spaniern so fatal, den Niederländern be-
glückt, und der Grund zu der jetzigen Freyheit gewesen. Denn der Printz
brachte es dahin, daß fünf Provintzen, Holl-See- und West-Frießland,
Geldern
und Utrecht einen Bund zusammen aufrichteten, welchem Grö-
ningen
und Ober-Jssel kurtz darauf beytraten, und zu ihrem Wappen
einen Löwen mit sieben zusammen gebundnen Pfeilen, und der Uberschrifft:
Concordia res parva crescunt, erwehlten.
Bingley.
Es ist merckwürdig, daß eben in gedachtem 1579sten Jahre Portu-
gall
und Spanien vereiniget wurde, und es also scheinet, als wenn, das
was diesem durch Holland auf der einen Seite abgegangen, auf der an-
dern Seite wieder ersetzet worden wär.
Tulsching,
Ehe noch dieser Bund zu Stande kam, waren die Holländer über den
Printzen wegen seiner Neigung zur Oberherrschafft dermassen mißver-
gnügt, daß einige Provintzen den Ertz-Hertzog Matthiam von Oe-
sterreich
1577, und Franciscum Herculem, Hertzog von Alencon, ei-
nen Bruder, Heinrichs des III. Königs von Franckreich 1578. zum
Stadthalter erwehlten. Weil aber an dem ersten das nahe Geblüte
mit Spanien und an dem andern, die vornehmen Gedancken, von einer
Heyrath mit der Englischen Königin Elisabeth, und einer eingebilde-
ten Souverainite über die Niederlande auszusetzen waren, so war ihr Regi-
ment von kurtzer Dauer, und der Printz hatte die gröste Hoffnung, an ih-
re Stelle zu gelangen, als er 1584. zu Delft ermordet wurde. Der Thä-
ter hieß Franciscus Guyon von Besanzon, wie er sich ausgab, da er
doch seinem rechten Nahmen nach Balthasar Gerhard hieß, und aus
der Grafschafft Burgund von Villefranche bürtig war. Er gab sich vor
einen Reformirten aus, hatte aber dabey das Absehn, den Printzen hinzu-
richten, und die von Philipp dem II. auf dessen Kopf gesetzte 30000. Tha-
ler zu verdienen. Er schoß zu dem Ende ihn mit 3. Kugeln, als er an der
Tafel
ſchlugen, der noch darzu ſelbſt nebſt dem Grafen Adolph von Naſſau auf
dem Platze blieb, die einander in der Schlacht begegnet, und auf dieſe toͤdt-
liche Weiſe bezahlet hatten. Einige ungluͤckliche Schlachten aber vor die
Niederlaͤnder, inſonderheit die bey Tillemont machte die Spanier noch
hochmuͤthiger, daß ſich auch Alba bey der Nachricht von Eroberung des
Hafens von Briel zu ſagen nicht ſcheuete: Nada, Nada, und davor hiel-
te, es haͤtte dieſes nichts zu ſagen, welches zu dem Vers Gelegenheit gege-
ben: Crevit in immenſum, quod fuit ante nihil. Endlich brach das
1579ſte Jahr ein, welches den Spaniern ſo fatal, den Niederlaͤndern be-
gluͤckt, und der Grund zu der jetzigen Freyheit geweſen. Denn der Printz
brachte es dahin, daß fuͤnf Provintzen, Holl-See- und Weſt-Frießland,
Geldern
und Utrecht einen Bund zuſammen aufrichteten, welchem Groͤ-
ningen
und Ober-Jſſel kurtz darauf beytraten, und zu ihrem Wappen
einen Loͤwen mit ſieben zuſammen gebundnen Pfeilen, und der Uberſchrifft:
Concordia res parva creſcunt, erwehlten.
Bingley.
Es iſt merckwuͤrdig, daß eben in gedachtem 1579ſten Jahre Portu-
gall
und Spanien vereiniget wurde, und es alſo ſcheinet, als wenn, das
was dieſem durch Holland auf der einen Seite abgegangen, auf der an-
dern Seite wieder erſetzet worden waͤr.
Tulſching,
Ehe noch dieſer Bund zu Stande kam, waren die Hollaͤnder uͤber den
Printzen wegen ſeiner Neigung zur Oberherrſchafft dermaſſen mißver-
gnuͤgt, daß einige Provintzen den Ertz-Hertzog Matthiam von Oe-
ſterreich
1577, und Franciſcum Herculem, Hertzog von Alencon, ei-
nen Bruder, Heinrichs des III. Koͤnigs von Franckreich 1578. zum
Stadthalter erwehlten. Weil aber an dem erſten das nahe Gebluͤte
mit Spanien und an dem andern, die vornehmen Gedancken, von einer
Heyrath mit der Engliſchen Koͤnigin Eliſabeth, und einer eingebilde-
ten Souverainité uͤber die Niederlande auszuſetzen waren, ſo war ihr Regi-
ment von kurtzer Dauer, und der Printz hatte die groͤſte Hoffnung, an ih-
re Stelle zu gelangen, als er 1584. zu Delft ermordet wurde. Der Thaͤ-
ter hieß Franciſcus Guyon von Beſanzon, wie er ſich ausgab, da er
doch ſeinem rechten Nahmen nach Balthaſar Gerhard hieß, und aus
der Grafſchafft Burgund von Villefranche buͤrtig war. Er gab ſich vor
einen Reformirten aus, hatte aber dabey das Abſehn, den Printzen hinzu-
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[24/0034] ſchlugen, der noch darzu ſelbſt nebſt dem Grafen Adolph von Naſſau auf dem Platze blieb, die einander in der Schlacht begegnet, und auf dieſe toͤdt- liche Weiſe bezahlet hatten. Einige ungluͤckliche Schlachten aber vor die Niederlaͤnder, inſonderheit die bey Tillemont machte die Spanier noch hochmuͤthiger, daß ſich auch Alba bey der Nachricht von Eroberung des Hafens von Briel zu ſagen nicht ſcheuete: Nada, Nada, und davor hiel- te, es haͤtte dieſes nichts zu ſagen, welches zu dem Vers Gelegenheit gege- ben: Crevit in immenſum, quod fuit ante nihil. Endlich brach das 1579ſte Jahr ein, welches den Spaniern ſo fatal, den Niederlaͤndern be- gluͤckt, und der Grund zu der jetzigen Freyheit geweſen. Denn der Printz brachte es dahin, daß fuͤnf Provintzen, Holl-See- und Weſt-Frießland, Geldern und Utrecht einen Bund zuſammen aufrichteten, welchem Groͤ- ningen und Ober-Jſſel kurtz darauf beytraten, und zu ihrem Wappen einen Loͤwen mit ſieben zuſammen gebundnen Pfeilen, und der Uberſchrifft: Concordia res parva creſcunt, erwehlten. Bingley. Es iſt merckwuͤrdig, daß eben in gedachtem 1579ſten Jahre Portu- gall und Spanien vereiniget wurde, und es alſo ſcheinet, als wenn, das was dieſem durch Holland auf der einen Seite abgegangen, auf der an- dern Seite wieder erſetzet worden waͤr. Tulſching, Ehe noch dieſer Bund zu Stande kam, waren die Hollaͤnder uͤber den Printzen wegen ſeiner Neigung zur Oberherrſchafft dermaſſen mißver- gnuͤgt, daß einige Provintzen den Ertz-Hertzog Matthiam von Oe- ſterreich 1577, und Franciſcum Herculem, Hertzog von Alencon, ei- nen Bruder, Heinrichs des III. Koͤnigs von Franckreich 1578. zum Stadthalter erwehlten. Weil aber an dem erſten das nahe Gebluͤte mit Spanien und an dem andern, die vornehmen Gedancken, von einer Heyrath mit der Engliſchen Koͤnigin Eliſabeth, und einer eingebilde- ten Souverainité uͤber die Niederlande auszuſetzen waren, ſo war ihr Regi- ment von kurtzer Dauer, und der Printz hatte die groͤſte Hoffnung, an ih- re Stelle zu gelangen, als er 1584. zu Delft ermordet wurde. Der Thaͤ- ter hieß Franciſcus Guyon von Beſanzon, wie er ſich ausgab, da er doch ſeinem rechten Nahmen nach Balthaſar Gerhard hieß, und aus der Grafſchafft Burgund von Villefranche buͤrtig war. Er gab ſich vor einen Reformirten aus, hatte aber dabey das Abſehn, den Printzen hinzu- richten, und die von Philipp dem II. auf deſſen Kopf geſetzte 30000. Tha- ler zu verdienen. Er ſchoß zu dem Ende ihn mit 3. Kugeln, als er an der Tafel

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Zitationshilfe: [N. N.]: Der reisende Engelländer. Frankfurt u. a., 1734, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_engellaender_1734/34>, abgerufen am 26.04.2024.