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Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 458, Czernowitz, 12.07.1905.

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Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 12. Juli 1905.

[Spaltenumbruch]

ein Reformprogramm aufzuoktroieren, hat er nicht
mehr; er kann einzig noch vorbeugen, daß die
Straße von Peterhof nach Petersburg für ihn nicht
zu der furchtbaren Bedeutung sich erhebt, die der
Weg von Versailles nach Paris für den sechzehnten
Ludwig hatte.




Ein Interview mit Gorki.


Die "Birschewija Wjedomosti" haben Gorki von
einem ihrer Mitarbeiter über aktuelle Probleme befragen lassen
und geben in ihrer heutigen Abendnummer den Inhalt der
Unterredung mit dem Schriftsteller wieder. Wir entnehmen
derselben die interessanteren Stellen.

Nach der künftigen Bolksvertretung gefragt,
antwortete Gorki:

"Den Bauern und Arbeitern die Beteiligung an
der erwarteten Volksvertretung zu verweigern oder zu be-
schneiden, wäre zum mindesten töricht... Was kann das
für eine Volksvertretung sein, wenn das Volk selbst in ihr
die letzte Stelle einnehmen wird? Diejenigen begehen einen
groben Fehler, die den Bauern vom Standpunkte eines Land-
schaftshauptmannes betrachten. Das russische Volk, der russiche
Bauer und Arbeiter, steht in mehr als einer Hinsicht höher,
als die, welche eben über sein Schicksal entscheiden. Sein
politischer Horizont ist keineswegs ein enger. Vor ein paar
Tagen noch waren Bauern und Arbeiter hier bei mir und
ihre Gespräche haben mich wiederum davon überzeugt, daß
sie in Staats- und sozial-ökonomischen Fragen nicht weniger
begreifen als ein beliebiger Petersburger Beamter. Leute, die
die Bauern für unbefähigt halten, sich am öffentlichen
politischen Leben des Landes zu beteiligen -- kennen die
Bauern nicht.

Auf den Einwand, daß die technische Seite der
Wahlen, in Anbetracht der Ausbildung und mangelnden
Vorbereitung in diesen Schichten der Bevölkerung große
Schwierigkeiten machen dürfte, erwiderte Gorki: "Im Ge-
genteil.... Ich bin tief überzeugt, daß dem russischen Volke
das Wahlprinzip auf historischem Wege zu eigen ge-
worden ist. Denken Sie an die "Wetsche", (eine Art Volks-
versammlung, die in den freien Städten Nowgorod und
Pskow existierte), an die Gemeindeversammlungen in den
Dörfern ..." Die auch hier immer wieder vorgekommenen
Fahrlässigkeiten schreibt Gorki nicht der Schuld der Bauern,
sondern den verschiedenen Beamten der Administration zu,
die immer wieder einen Druck auf das Gewissen der Bauern
ausüben. "Das russische Volk wird, bei garantierter In-
tegrität der Persönlichkeit und Freiheit, in der Person seiner
Vertreter sein richtiges, entscheidendes Wort sprechen, das
allein dem Wohle Rußlands entsprechen kann."

"Wie wird es aber mit den Fremdvölkern sein?"
fragte der Interviewer.

"Auch sie müssen unbedingt unter den Volksvertretern
sein. Was für eine sonderbare Stellung hat man in Rußland
zu ihnen! Leute, die nicht ein einzigesmal einen Vertreter
eines Fremdvolkes gesehen hatten, entschieden theoretisch, auf
dem Papier, über ihre Schicksale. Ich bin auf Fabriken ge-
wesen und habe gesehen, daß der Russe, der Finne, der
Tatar, der Jude, der Pole vorzüglich mit einander aus-
kommen. Es ist nur nötig, daß sie nicht durch gewisse Be-
griffe der Vorherrschaft einer Konfession und Nationalität
getrennt werden. Und hauptsächlich darf es keine heuchlerischen
Reden von Leuten geben, die ihr Wohlergehen auf der Iso-
lierung des Volkes von der Intelligenz aufbauen. Ich ent-
sinne mich des guten, brüderlichen gegenseitigen Verhältnisses,
das auf jenen Betrieben und Fabriken herrschte, wo die
Vertreter der verschiedenen Nationalitäten in Kontakt gerieten.
Es singt z. B. da ein Jude, man stimmt gerne mit ein.
Auch nicht der Schatten vom Spott. Man spürt die Fried-
fertigkeit der Arbeit."


[Spaltenumbruch]

"Aber es gibt doch zweifelsohne einen eingefleischten
Haß zwischen dem russischen Volke und den Inden?" meinte
der Interviewer.

"Durchaus nicht, durchaus nicht," -- erwiderte Gorki.
"Der Teufel mag wissen, wer sich das ausgedacht hat. Das
echte russische Volk steht allen Nationalitäten sehr gutmütig
gegenüber. Die sollten sich schämen, die den Russen gegen
die Fremdvölker und Juden aufhetzen. Wenn die Juden ge-
prügelt werden, so prügelt sie nicht das Volk, sondern die
"Oberhausknechte" (die bekanntlich in Rußland ein Mittel-
ding zwischen Schutzleuten und Spitzeln sind). Der Anti-
semitismus ist dem russischen Volke nicht eigen. Und selbst
das Gefühl nationaler Selbstgefälligkeit ist ihm fremd."

Ganz im Gegensatz zu allen Vermutungen will Gorki
von einem baldigen Frieden nichts wissen. "Ich bin un-
bedingt für die Fortsetzung des Krieges," erklärte er kate-
gorisch. "Er hat diejenigen, die ihn hervorgerufen haben,
vieles gelehrt. Der beste Beweis dafür sind die Aenderungen,
welche eben bei uns vor sich gehen." Als der Interviewer
auf die vielen unschuldigen Opfer hinwies, fragte Gorki:
"Ja, ist ihr Leben denn hier süß? Ist denn das Land vor
dem Kriege nicht ruiniert worden? Und wenn es keinen
Krieg gegeben hätte, würde diese Bevölkerung nicht durch
gewisse Umstände auch künftig ruiniert werden? ... Der
jetzige Krieg hilft uns, vom Drucke anderer Feinde freizu-
werden, und um den schweren Preis des Krieges werden
wir jene Garantien erobern, die unserem Volke die Mög-
lichkeit geben werden, sich frei zu entwickeln und das russische
Land zu neuem Leben emporblühen zu lassen.... Ich bin
für den Krieg!"

Interessant ist Gorkis Meinung über die Stellungnahme
Tolstois zur gegenwärtigen freiheitlichen Bewegung seiner
Heimat. Bekanntlich hat sich Tolstoi kategorisch und gering-
schätzig gegen die konstitutionalistische Strömung ausgesprochen.
"Werdet selber besser, dann wird auch das Leben besser
werden. Die Regierungsform ist Nebensache." Das war so
ziemlich die Quintessenz von Tolstois Meinung.

"Dieser Mensch, sagt nun Gorki, ist der Sklave seiner
Idee geworden. Er hat sich schon längst vor dem russischen
Leben verschlossen und hat nicht mit der gehörigen Aufmerk-
samkeit der Stimme dieses Lebens gelauscht. Ich war zu-
gegen, als eine Gruppe von Bauern zu Tolstoi kam, um
sich über einige Fragen ihres Lebens zu beraten ... Anstatt
die Bauern anzuhören, ihnen eine praktische Autwort zu
geben, begann Tolstoi ihnen seine Meinungen auszusprechen,
jene Ideen zu entwickeln, zu denen nicht nur der Bauer,
sondern selbst der russische Gebildete noch nicht herangereift
ist. Man darf seinen Worten über das heutige Rußland
keinen besonderen Wert beimessen. Er steht ihm heute
sehr fern."

Ueber seinen Prozeß sprach sich Gorki dahin aus,
daß alle in die Oeffentlichkeit gedrungenen Nachrichten,
denen zufolge er niedergeschlagen werden könnte, nicht richtig
seien. Einige Zeugen sind bereits vernommen worden. In
nächster Zeit werden wahrscheinlich auch die übrigen verhört
werden. Der Prozeß wird zu Anfang des Herbstes zur Ver-
handlung gelangen.

Es braucht wohl kaum hinzugefügt zu werden, daß die
russische freiheitlich bewegte Gesellschaft, die vom Kriege
überhaupt
nichts wissen will, sich mit der Argumentation
Gorkis nicht einverstanden erklären wird, selbst wenn sie
ihre relative Richtigkeit anerkennt. Was die Gutmütigkeit
des russischen Volkes fremden Nationalitäten gegenüber an-
betrifft, so gibt sich Gorki ganz denselben Täuschungen
hin, wie es die gesamte Intelligenz tut. Nicht Gutmütigkeit
eignet dem Russen, andern Völkerschaften gegenüber, sondern
Gleichgültigkeit, die jedoch ein spöttisches Verhalten,
sagen wir beispielsweise gegenüber dem "verfluchten
Deutschen, der alles besser macht", keineswegs aus-
schließen. Alle großen russischen Schriftsteller, auch Turgenjew
und Tolstoi haben diese mitleidig-spöttische Nuance, wenn sie
auf den Deutschen zu sprechen kommen. Selbst die Intelligenz
löst diese Frage im Grunde genommen doch nur theoretisch,
für die anderen Nationalitäten günstig. Das alles hält sich




[Spaltenumbruch]

zwar aus mit seiner erloschenen Fackel; aber ihr Herren, der
Tod ist so ästhetisch doch nicht" -- ihm selbst nahte er den-
noch im Glanze der untergehenden Sonne, deren Schönheit
den sterbenden Schiller erquickte.

Der mächtige Trieb zum Leben -- die unabwendbare
Notwendigkeit des Sterbens, wie überbrückt die Natur diese
flammenden, diese harten Gegensätze? [verlorenes Material]e ist eine bewun-
derungswürdige Künstlerin! Käme ihr Walten stets rein zur
Geltung, würde sie nicht zu allermeist gewaltsam in ihrem
Wirken unterbrochen, so würde uns diese ihre Größe und
Güte noch viel eindrucksvoller zum Bewußtsein kommen. Denn
wie sterben Menschen, die an das naturgemäße Ende ihres
durch keine Krankheit abgekürzten Daseins gelangen? Sie
schlafen ein, ohne Kampf, ohne Schmerz, ohne Leid. Der
Schrift von Varigny über den Tod entnehme ich Folgendes:
"Was empfinden Sie?" fragte man den sterbenden hundert-
jährigen Fontenelle. "Gar nichts, als daß es mir schwer
wird, zu leben." Und als Brillat-Savarie einer sterbenden
dreiundneunzigjährigen Verwandten ein Glas Wasser reichte,
sagte diese: "Vielen Dank für diesen letzten Dienst. Wenn du
je so alt werden solltest wie ich, so wirst du einsehen, daß
der Tod für den Menschen ebenso sehr ein Bedürfnis ist wie
der Schlaf." Die Organe werden alt atrophisch; alle Funktionen
werden träger, müder; und damit wird der Trieb zum Leben
schwächer, erlischt völlig. Das ist das Geheimnis, warum wir
beim wirklich naturgemäßen Ablauf des Daseins sanft und
friedvoll entschlafen; es bedarf hier nicht einmal ethische Ein-
flüsse und religiöser Vorstellungen, um das Sterben aller
Schrecken zu entkleiden.

Und was so in den wenigen Fällen des im eigentlichsten
und engeren Wortsinne natürlichen Sterbens durch die Rück-
bildung der Organe, der Altersinvolution auf der geistigen
und gemütlichen Energie erzielt wird, das sehen wir in den
[Spaltenumbruch] allermeisten Fällen des natürlichen durch Krankheit herbeige-
führten vorzeitigen Sterbens auf andere Weise erreicht. Bei
vielen akut fieberhaften Krankheiten ruft die bakterielle Gift-
wirkung eine so schwere Depression des Nervensystems, bei
selbst freiem Intellekt eine so hochgradige Apathie hervor, daß
es dem Kranken tatsächlich gar keinen Eindruck macht, ob er
sterben werde oder nicht. Wer je selbst, zum Beispiele einen
schweren Typhus durchgemacht hat, wird dies bestätigen können.
Mit der gelassensten Ruhe denkt man an die Möglichkeit des
Todes; der Trieb zum Leben kann ganz erlöschen, und das
Sterben tritt physisch und psychisch klaglos ein.

Was hier das Krankheitsgift, bewirkt in anderen Fällen
die Abmagerung aller Gewebe, die allgemeine Erschöpfung,
welche die Erregbarkeit des Gehirns immer mehr herabsetzt.
Seine Funktionen erlahmen, der Kranke wird schlummersüchtig;
das geschwächte Herz führt den nervösen Zentralstellen weniger
Blut zu, und schließlich erlischt das Leben in Bewußtlosigkeit.
Vorher aber schon ist der Lebenswunsch und die Lebensenergie
geringer geworden. In analoger Weise vollzieht sich das
Sterben bei den Erkrankungsformen, die mit Atemnot einher-
gehen, und bei noch einer langen Reihe anderer Affektionen.
Die Erregbarkeit der Nervenzellen und Fasern wird wegen
verringerten Sauerstoffgehaltes immer schwächer. Damit nimmt
die Itensität aller Eindrücke, nimmt selbst vorher heftiger
Schmerz und quälende Atemnot ab. Alle Affekte werden milder,
Sorge und Angst weichen vor dem gemarterten Gemüte, ebenso
wie die Fähigkeit zu denken, aus dem schöpferischesten Geiste.
Auch das heiligste und hehrste aller menschlichen Gefühle, die
Liebe, versinkt allmählich in den traumlosen, sanften, weichen
Umfangen des Sterbens. Ein unsagbar wehmütiger Gedanke
für die Zurückbleibenden, eine unaussprechliche Wohltat für
den Scheidenden.




[Spaltenumbruch]

jedoch in Grenzen, die den Chauvinismus gänzlich aus-
schließen. Fanatische Ausbrüche des Hasses gegen ein Fremd-
volk sind immer auf Agitation und Hetzerei dunkler Elemente
zurückzuführen, denn der Russe muß immer erst aus seiner
Gleichgültigkeit aufgerüttelt werden; seine passive Aversion
den Fremdvölkern gegenüber geht nicht leicht in Aktivität
über. Wie der Deutsche über sein Bier schimpft, es aber
dennoch trinkt, so macht es auch der Russe, mag er noch so
viel höhnen und lachend schimpfen, ohne Juden, ohne Deutsche
kann er nun einmal nicht leben.




Die Vorgänge in Rußland.
Uebertritte zum Katholizismus. (Meldung der St. Petersburger
Telegraphen-Agentur).

In vier Amtsbezirken sind über 8000
Orthodoxe und Uniierte zum Katholizismus übergetreten. Die
Wolhynische-orthodoxe Pfarrgemeinde hat mangels an Mit-
gliedern zu bestehen aufgehört. Die orthodoxe Geistlichkeit
plant Maßnahmen, um weiteren Uebertritten von Uniierten
vorzubeugen.

Die Uebergabe des "Potemkin".

Heute früh erschienen zwei russische
Panzerschiffe, von denen eins die Admiralsflagge führte,
sowie vier Torpedoboote und ein Torpedobootszerstörer des
Schwarzmeer-Geschwaders in den Gewässern von Konstanza
und gaben Salutschüsse ab. Der rumänische Kreuzer "Eli-
sabeth" erwiderte den Salut und salutierte die Admirals-
flagge. Der Marinekommandant Koslinski stattete dem russi-
schen Konteradmiral einen Besuch ab; letzerer erklärte, daß
er erschienen sei, um das Panzerschiff "Potemkin" zu suchen.
Darauf erwiderte der Marinekommandant, der "Potemkin"
habe zweimal in den rumänischen Gewässern Anker ge-
worfen; er sei mit Rücksicht auf die Eigentümlichkeit der
Lage aufgefordert werden, den Hafen zu verlassen oder ab-
zurüsten. Die Mannschaft des "Potemkin" sei ans Land
gebracht worden; die rumänischen Behörden hätten von dem
Schiffe Besitz ergriffen und es einer Wache anvertraut, die
es unter den Schutz der auf dem "Potemkin" gehißten
rumänischen Flagge stellte. Der Marinekommandant fügte
hinzu, der König habe angeordnet, daß das Schiff dem
Kaiser Nikolaus zu übergeben sei. Nach dieser Mitteilung
wurden alle Maßnahmen getroffen, damit die rumänische
Wache den "Potemkin" verlassen und der russische Admiral
das Schiff übernehmen könne.

Es wird hier amtlich bekannt ge-
macht, daß eine Flottenabteilung unter dem Kommando des
Admirals Pissarewsky, zwei Panzerschiffe und einige Torpedo-
boote in Konstanza angekommen sind. Die rumänischen Be-
hörden übergaben den "Potemkin" an Pissarewsky.

Die Agence Roumaine meldet:
Die Lösung, welche die Angelegenheit des "Knjäs Potemkin"
gefunden hat, wird allgemein als eine sehr glückliche ange-
sehen und man beglückwünscht einmütig die rumänische Re-
gierung, daß sie es verstanden habe, unter Beobachtung der
Vorschriften des Völkerrechtes und ohne zu Gewaltmaßregeln
schreiten zu müssen, der überaus peinlichen Lage ein Ende
zu machen. Es wird betont, daß die Anwesenheit des "Po-
temkin" in den Gewässern des Schwarzen Meeres eine
ständige Gefahr in sich barg, insbesondere deshalb, weil er
sich an den russischen Küsten zu verproviantieren suchte.
Uebrigens vermochte er bekanntlich nahezu eine Woche das
Schwarze Meer zu durchkreuzen, ohne einem Widerstande zu
begegnen. Allem Anscheine nach wäre es schwer gewesen, ihn
mit Gewalt zu erzwingen. Die russische Flotte hat denn
auch keine diesbezüglichen Versuche gemacht, und das russische
Stationsschiff "Psesuape" dankte seine Sicherheit nur der
energischen Haltung der rumänischen Regierung, durch die sie
das russische Panzerschiff bei dessen ersten Anwesenheit in
Konstanza zu verhalten wußte, diesen fremdländischen Hafen
zu respektieren.

Der Aufruhr im Kaukasus.

Als heute mehrere Arbeiter verhaftet
werden sollten, wurde eine Bombe geworfen, wodurch ein
Polizeioffizier getötet und zwei andere verletzt wurden. In der
Stadt herrscht Erregung; sämtliche Läden sind geschlossen. Die
Zeitungen stellten ihr Erscheinen ein. Der Geschäftsverkehr ist
unterbrochen.

Die Schiffahrtsagenturen stellten den
Dienst ein. Die Läden sind geschlossen. Heute früh sind die
Personenzüge unter Bewachung von Truppen abgegangen.

Unruhen.

Etwa 400 Inden verursachten
Straßenunruhen und warfen die Fenster mehrerer Häuser ein.
Truppen stellten die Ordnung wieder her.


Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 12. Juli 1905.

[Spaltenumbruch]

ein Reformprogramm aufzuoktroieren, hat er nicht
mehr; er kann einzig noch vorbeugen, daß die
Straße von Peterhof nach Petersburg für ihn nicht
zu der furchtbaren Bedeutung ſich erhebt, die der
Weg von Verſailles nach Paris für den ſechzehnten
Ludwig hatte.




Ein Interview mit Gorki.


Die „Birſchewija Wjedomoſti“ haben Gorki von
einem ihrer Mitarbeiter über aktuelle Probleme befragen laſſen
und geben in ihrer heutigen Abendnummer den Inhalt der
Unterredung mit dem Schriftſteller wieder. Wir entnehmen
derſelben die intereſſanteren Stellen.

Nach der künftigen Bolksvertretung gefragt,
antwortete Gorki:

„Den Bauern und Arbeitern die Beteiligung an
der erwarteten Volksvertretung zu verweigern oder zu be-
ſchneiden, wäre zum mindeſten töricht... Was kann das
für eine Volksvertretung ſein, wenn das Volk ſelbſt in ihr
die letzte Stelle einnehmen wird? Diejenigen begehen einen
groben Fehler, die den Bauern vom Standpunkte eines Land-
ſchaftshauptmannes betrachten. Das ruſſiſche Volk, der ruſſiche
Bauer und Arbeiter, ſteht in mehr als einer Hinſicht höher,
als die, welche eben über ſein Schickſal entſcheiden. Sein
politiſcher Horizont iſt keineswegs ein enger. Vor ein paar
Tagen noch waren Bauern und Arbeiter hier bei mir und
ihre Geſpräche haben mich wiederum davon überzeugt, daß
ſie in Staats- und ſozial-ökonomiſchen Fragen nicht weniger
begreifen als ein beliebiger Petersburger Beamter. Leute, die
die Bauern für unbefähigt halten, ſich am öffentlichen
politiſchen Leben des Landes zu beteiligen — kennen die
Bauern nicht.

Auf den Einwand, daß die techniſche Seite der
Wahlen, in Anbetracht der Ausbildung und mangelnden
Vorbereitung in dieſen Schichten der Bevölkerung große
Schwierigkeiten machen dürfte, erwiderte Gorki: „Im Ge-
genteil.... Ich bin tief überzeugt, daß dem ruſſiſchen Volke
das Wahlprinzip auf hiſtoriſchem Wege zu eigen ge-
worden iſt. Denken Sie an die „Wetſche“, (eine Art Volks-
verſammlung, die in den freien Städten Nowgorod und
Pſkow exiſtierte), an die Gemeindeverſammlungen in den
Dörfern ...“ Die auch hier immer wieder vorgekommenen
Fahrläſſigkeiten ſchreibt Gorki nicht der Schuld der Bauern,
ſondern den verſchiedenen Beamten der Adminiſtration zu,
die immer wieder einen Druck auf das Gewiſſen der Bauern
ausüben. „Das ruſſiſche Volk wird, bei garantierter In-
tegrität der Perſönlichkeit und Freiheit, in der Perſon ſeiner
Vertreter ſein richtiges, entſcheidendes Wort ſprechen, das
allein dem Wohle Rußlands entſprechen kann.“

„Wie wird es aber mit den Fremdvölkern ſein?“
fragte der Interviewer.

„Auch ſie müſſen unbedingt unter den Volksvertretern
ſein. Was für eine ſonderbare Stellung hat man in Rußland
zu ihnen! Leute, die nicht ein einzigesmal einen Vertreter
eines Fremdvolkes geſehen hatten, entſchieden theoretiſch, auf
dem Papier, über ihre Schickſale. Ich bin auf Fabriken ge-
weſen und habe geſehen, daß der Ruſſe, der Finne, der
Tatar, der Jude, der Pole vorzüglich mit einander aus-
kommen. Es iſt nur nötig, daß ſie nicht durch gewiſſe Be-
griffe der Vorherrſchaft einer Konfeſſion und Nationalität
getrennt werden. Und hauptſächlich darf es keine heuchleriſchen
Reden von Leuten geben, die ihr Wohlergehen auf der Iſo-
lierung des Volkes von der Intelligenz aufbauen. Ich ent-
ſinne mich des guten, brüderlichen gegenſeitigen Verhältniſſes,
das auf jenen Betrieben und Fabriken herrſchte, wo die
Vertreter der verſchiedenen Nationalitäten in Kontakt gerieten.
Es ſingt z. B. da ein Jude, man ſtimmt gerne mit ein.
Auch nicht der Schatten vom Spott. Man ſpürt die Fried-
fertigkeit der Arbeit.“


[Spaltenumbruch]

„Aber es gibt doch zweifelsohne einen eingefleiſchten
Haß zwiſchen dem ruſſiſchen Volke und den Inden?“ meinte
der Interviewer.

„Durchaus nicht, durchaus nicht,“ — erwiderte Gorki.
„Der Teufel mag wiſſen, wer ſich das ausgedacht hat. Das
echte ruſſiſche Volk ſteht allen Nationalitäten ſehr gutmütig
gegenüber. Die ſollten ſich ſchämen, die den Ruſſen gegen
die Fremdvölker und Juden aufhetzen. Wenn die Juden ge-
prügelt werden, ſo prügelt ſie nicht das Volk, ſondern die
„Oberhausknechte“ (die bekanntlich in Rußland ein Mittel-
ding zwiſchen Schutzleuten und Spitzeln ſind). Der Anti-
ſemitismus iſt dem ruſſiſchen Volke nicht eigen. Und ſelbſt
das Gefühl nationaler Selbſtgefälligkeit iſt ihm fremd.“

Ganz im Gegenſatz zu allen Vermutungen will Gorki
von einem baldigen Frieden nichts wiſſen. „Ich bin un-
bedingt für die Fortſetzung des Krieges,“ erklärte er kate-
goriſch. „Er hat diejenigen, die ihn hervorgerufen haben,
vieles gelehrt. Der beſte Beweis dafür ſind die Aenderungen,
welche eben bei uns vor ſich gehen.“ Als der Interviewer
auf die vielen unſchuldigen Opfer hinwies, fragte Gorki:
„Ja, iſt ihr Leben denn hier ſüß? Iſt denn das Land vor
dem Kriege nicht ruiniert worden? Und wenn es keinen
Krieg gegeben hätte, würde dieſe Bevölkerung nicht durch
gewiſſe Umſtände auch künftig ruiniert werden? ... Der
jetzige Krieg hilft uns, vom Drucke anderer Feinde freizu-
werden, und um den ſchweren Preis des Krieges werden
wir jene Garantien erobern, die unſerem Volke die Mög-
lichkeit geben werden, ſich frei zu entwickeln und das ruſſiſche
Land zu neuem Leben emporblühen zu laſſen.... Ich bin
für den Krieg!“

Intereſſant iſt Gorkis Meinung über die Stellungnahme
Tolſtois zur gegenwärtigen freiheitlichen Bewegung ſeiner
Heimat. Bekanntlich hat ſich Tolſtoi kategoriſch und gering-
ſchätzig gegen die konſtitutionaliſtiſche Strömung ausgeſprochen.
„Werdet ſelber beſſer, dann wird auch das Leben beſſer
werden. Die Regierungsform iſt Nebenſache.“ Das war ſo
ziemlich die Quinteſſenz von Tolſtois Meinung.

„Dieſer Menſch, ſagt nun Gorki, iſt der Sklave ſeiner
Idee geworden. Er hat ſich ſchon längſt vor dem ruſſiſchen
Leben verſchloſſen und hat nicht mit der gehörigen Aufmerk-
ſamkeit der Stimme dieſes Lebens gelauſcht. Ich war zu-
gegen, als eine Gruppe von Bauern zu Tolſtoi kam, um
ſich über einige Fragen ihres Lebens zu beraten ... Anſtatt
die Bauern anzuhören, ihnen eine praktiſche Autwort zu
geben, begann Tolſtoi ihnen ſeine Meinungen auszuſprechen,
jene Ideen zu entwickeln, zu denen nicht nur der Bauer,
ſondern ſelbſt der ruſſiſche Gebildete noch nicht herangereift
iſt. Man darf ſeinen Worten über das heutige Rußland
keinen beſonderen Wert beimeſſen. Er ſteht ihm heute
ſehr fern.“

Ueber ſeinen Prozeß ſprach ſich Gorki dahin aus,
daß alle in die Oeffentlichkeit gedrungenen Nachrichten,
denen zufolge er niedergeſchlagen werden könnte, nicht richtig
ſeien. Einige Zeugen ſind bereits vernommen worden. In
nächſter Zeit werden wahrſcheinlich auch die übrigen verhört
werden. Der Prozeß wird zu Anfang des Herbſtes zur Ver-
handlung gelangen.

Es braucht wohl kaum hinzugefügt zu werden, daß die
ruſſiſche freiheitlich bewegte Geſellſchaft, die vom Kriege
überhaupt
nichts wiſſen will, ſich mit der Argumentation
Gorkis nicht einverſtanden erklären wird, ſelbſt wenn ſie
ihre relative Richtigkeit anerkennt. Was die Gutmütigkeit
des ruſſiſchen Volkes fremden Nationalitäten gegenüber an-
betrifft, ſo gibt ſich Gorki ganz denſelben Täuſchungen
hin, wie es die geſamte Intelligenz tut. Nicht Gutmütigkeit
eignet dem Ruſſen, andern Völkerſchaften gegenüber, ſondern
Gleichgültigkeit, die jedoch ein ſpöttiſches Verhalten,
ſagen wir beiſpielsweiſe gegenüber dem „verfluchten
Deutſchen, der alles beſſer macht“, keineswegs aus-
ſchließen. Alle großen ruſſiſchen Schriftſteller, auch Turgenjew
und Tolſtoi haben dieſe mitleidig-ſpöttiſche Nuance, wenn ſie
auf den Deutſchen zu ſprechen kommen. Selbſt die Intelligenz
löſt dieſe Frage im Grunde genommen doch nur theoretiſch,
für die anderen Nationalitäten günſtig. Das alles hält ſich




[Spaltenumbruch]

zwar aus mit ſeiner erloſchenen Fackel; aber ihr Herren, der
Tod iſt ſo äſthetiſch doch nicht“ — ihm ſelbſt nahte er den-
noch im Glanze der untergehenden Sonne, deren Schönheit
den ſterbenden Schiller erquickte.

Der mächtige Trieb zum Leben — die unabwendbare
Notwendigkeit des Sterbens, wie überbrückt die Natur dieſe
flammenden, dieſe harten Gegenſätze? [verlorenes Material]e iſt eine bewun-
derungswürdige Künſtlerin! Käme ihr Walten ſtets rein zur
Geltung, würde ſie nicht zu allermeiſt gewaltſam in ihrem
Wirken unterbrochen, ſo würde uns dieſe ihre Größe und
Güte noch viel eindrucksvoller zum Bewußtſein kommen. Denn
wie ſterben Menſchen, die an das naturgemäße Ende ihres
durch keine Krankheit abgekürzten Daſeins gelangen? Sie
ſchlafen ein, ohne Kampf, ohne Schmerz, ohne Leid. Der
Schrift von Varigny über den Tod entnehme ich Folgendes:
„Was empfinden Sie?“ fragte man den ſterbenden hundert-
jährigen Fontenelle. „Gar nichts, als daß es mir ſchwer
wird, zu leben.“ Und als Brillat-Savarie einer ſterbenden
dreiundneunzigjährigen Verwandten ein Glas Waſſer reichte,
ſagte dieſe: „Vielen Dank für dieſen letzten Dienſt. Wenn du
je ſo alt werden ſollteſt wie ich, ſo wirſt du einſehen, daß
der Tod für den Menſchen ebenſo ſehr ein Bedürfnis iſt wie
der Schlaf.“ Die Organe werden alt atrophiſch; alle Funktionen
werden träger, müder; und damit wird der Trieb zum Leben
ſchwächer, erliſcht völlig. Das iſt das Geheimnis, warum wir
beim wirklich naturgemäßen Ablauf des Daſeins ſanft und
friedvoll entſchlafen; es bedarf hier nicht einmal ethiſche Ein-
flüſſe und religiöſer Vorſtellungen, um das Sterben aller
Schrecken zu entkleiden.

Und was ſo in den wenigen Fällen des im eigentlichſten
und engeren Wortſinne natürlichen Sterbens durch die Rück-
bildung der Organe, der Altersinvolution auf der geiſtigen
und gemütlichen Energie erzielt wird, das ſehen wir in den
[Spaltenumbruch] allermeiſten Fällen des natürlichen durch Krankheit herbeige-
führten vorzeitigen Sterbens auf andere Weiſe erreicht. Bei
vielen akut fieberhaften Krankheiten ruft die bakterielle Gift-
wirkung eine ſo ſchwere Depreſſion des Nervenſyſtems, bei
ſelbſt freiem Intellekt eine ſo hochgradige Apathie hervor, daß
es dem Kranken tatſächlich gar keinen Eindruck macht, ob er
ſterben werde oder nicht. Wer je ſelbſt, zum Beiſpiele einen
ſchweren Typhus durchgemacht hat, wird dies beſtätigen können.
Mit der gelaſſenſten Ruhe denkt man an die Möglichkeit des
Todes; der Trieb zum Leben kann ganz erlöſchen, und das
Sterben tritt phyſiſch und pſychiſch klaglos ein.

Was hier das Krankheitsgift, bewirkt in anderen Fällen
die Abmagerung aller Gewebe, die allgemeine Erſchöpfung,
welche die Erregbarkeit des Gehirns immer mehr herabſetzt.
Seine Funktionen erlahmen, der Kranke wird ſchlummerſüchtig;
das geſchwächte Herz führt den nervöſen Zentralſtellen weniger
Blut zu, und ſchließlich erliſcht das Leben in Bewußtloſigkeit.
Vorher aber ſchon iſt der Lebenswunſch und die Lebensenergie
geringer geworden. In analoger Weiſe vollzieht ſich das
Sterben bei den Erkrankungsformen, die mit Atemnot einher-
gehen, und bei noch einer langen Reihe anderer Affektionen.
Die Erregbarkeit der Nervenzellen und Faſern wird wegen
verringerten Sauerſtoffgehaltes immer ſchwächer. Damit nimmt
die Itenſität aller Eindrücke, nimmt ſelbſt vorher heftiger
Schmerz und quälende Atemnot ab. Alle Affekte werden milder,
Sorge und Angſt weichen vor dem gemarterten Gemüte, ebenſo
wie die Fähigkeit zu denken, aus dem ſchöpferiſcheſten Geiſte.
Auch das heiligſte und hehrſte aller menſchlichen Gefühle, die
Liebe, verſinkt allmählich in den traumloſen, ſanften, weichen
Umfangen des Sterbens. Ein unſagbar wehmütiger Gedanke
für die Zurückbleibenden, eine unausſprechliche Wohltat für
den Scheidenden.




[Spaltenumbruch]

jedoch in Grenzen, die den Chauvinismus gänzlich aus-
ſchließen. Fanatiſche Ausbrüche des Haſſes gegen ein Fremd-
volk ſind immer auf Agitation und Hetzerei dunkler Elemente
zurückzuführen, denn der Ruſſe muß immer erſt aus ſeiner
Gleichgültigkeit aufgerüttelt werden; ſeine paſſive Averſion
den Fremdvölkern gegenüber geht nicht leicht in Aktivität
über. Wie der Deutſche über ſein Bier ſchimpft, es aber
dennoch trinkt, ſo macht es auch der Ruſſe, mag er noch ſo
viel höhnen und lachend ſchimpfen, ohne Juden, ohne Deutſche
kann er nun einmal nicht leben.




Die Vorgänge in Rußland.
Uebertritte zum Katholizismus. (Meldung der St. Petersburger
Telegraphen-Agentur).

In vier Amtsbezirken ſind über 8000
Orthodoxe und Uniierte zum Katholizismus übergetreten. Die
Wolhyniſche-orthodoxe Pfarrgemeinde hat mangels an Mit-
gliedern zu beſtehen aufgehört. Die orthodoxe Geiſtlichkeit
plant Maßnahmen, um weiteren Uebertritten von Uniierten
vorzubeugen.

Die Uebergabe des „Potemkin“.

Heute früh erſchienen zwei ruſſiſche
Panzerſchiffe, von denen eins die Admiralsflagge führte,
ſowie vier Torpedoboote und ein Torpedobootszerſtörer des
Schwarzmeer-Geſchwaders in den Gewäſſern von Konſtanza
und gaben Salutſchüſſe ab. Der rumäniſche Kreuzer „Eli-
ſabeth“ erwiderte den Salut und ſalutierte die Admirals-
flagge. Der Marinekommandant Koslinski ſtattete dem ruſſi-
ſchen Konteradmiral einen Beſuch ab; letzerer erklärte, daß
er erſchienen ſei, um das Panzerſchiff „Potemkin“ zu ſuchen.
Darauf erwiderte der Marinekommandant, der „Potemkin“
habe zweimal in den rumäniſchen Gewäſſern Anker ge-
worfen; er ſei mit Rückſicht auf die Eigentümlichkeit der
Lage aufgefordert werden, den Hafen zu verlaſſen oder ab-
zurüſten. Die Mannſchaft des „Potemkin“ ſei ans Land
gebracht worden; die rumäniſchen Behörden hätten von dem
Schiffe Beſitz ergriffen und es einer Wache anvertraut, die
es unter den Schutz der auf dem „Potemkin“ gehißten
rumäniſchen Flagge ſtellte. Der Marinekommandant fügte
hinzu, der König habe angeordnet, daß das Schiff dem
Kaiſer Nikolaus zu übergeben ſei. Nach dieſer Mitteilung
wurden alle Maßnahmen getroffen, damit die rumäniſche
Wache den „Potemkin“ verlaſſen und der ruſſiſche Admiral
das Schiff übernehmen könne.

Es wird hier amtlich bekannt ge-
macht, daß eine Flottenabteilung unter dem Kommando des
Admirals Piſſarewsky, zwei Panzerſchiffe und einige Torpedo-
boote in Konſtanza angekommen ſind. Die rumäniſchen Be-
hörden übergaben den „Potemkin“ an Piſſarewsky.

Die Agence Roumaine meldet:
Die Löſung, welche die Angelegenheit des „Knjäs Potemkin“
gefunden hat, wird allgemein als eine ſehr glückliche ange-
ſehen und man beglückwünſcht einmütig die rumäniſche Re-
gierung, daß ſie es verſtanden habe, unter Beobachtung der
Vorſchriften des Völkerrechtes und ohne zu Gewaltmaßregeln
ſchreiten zu müſſen, der überaus peinlichen Lage ein Ende
zu machen. Es wird betont, daß die Anweſenheit des „Po-
temkin“ in den Gewäſſern des Schwarzen Meeres eine
ſtändige Gefahr in ſich barg, insbeſondere deshalb, weil er
ſich an den ruſſiſchen Küſten zu verproviantieren ſuchte.
Uebrigens vermochte er bekanntlich nahezu eine Woche das
Schwarze Meer zu durchkreuzen, ohne einem Widerſtande zu
begegnen. Allem Anſcheine nach wäre es ſchwer geweſen, ihn
mit Gewalt zu erzwingen. Die ruſſiſche Flotte hat denn
auch keine diesbezüglichen Verſuche gemacht, und das ruſſiſche
Stationsſchiff „Pſeſuape“ dankte ſeine Sicherheit nur der
energiſchen Haltung der rumäniſchen Regierung, durch die ſie
das ruſſiſche Panzerſchiff bei deſſen erſten Anweſenheit in
Konſtanza zu verhalten wußte, dieſen fremdländiſchen Hafen
zu reſpektieren.

Der Aufruhr im Kaukaſus.

Als heute mehrere Arbeiter verhaftet
werden ſollten, wurde eine Bombe geworfen, wodurch ein
Polizeioffizier getötet und zwei andere verletzt wurden. In der
Stadt herrſcht Erregung; ſämtliche Läden ſind geſchloſſen. Die
Zeitungen ſtellten ihr Erſcheinen ein. Der Geſchäftsverkehr iſt
unterbrochen.

Die Schiffahrtsagenturen ſtellten den
Dienſt ein. Die Läden ſind geſchloſſen. Heute früh ſind die
Perſonenzüge unter Bewachung von Truppen abgegangen.

Unruhen.

Etwa 400 Inden verurſachten
Straßenunruhen und warfen die Fenſter mehrerer Häuſer ein.
Truppen ſtellten die Ordnung wieder her.


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[2/0002] Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 12. Juli 1905. ein Reformprogramm aufzuoktroieren, hat er nicht mehr; er kann einzig noch vorbeugen, daß die Straße von Peterhof nach Petersburg für ihn nicht zu der furchtbaren Bedeutung ſich erhebt, die der Weg von Verſailles nach Paris für den ſechzehnten Ludwig hatte. Ein Interview mit Gorki. Petersburg, 5. Juli. Die „Birſchewija Wjedomoſti“ haben Gorki von einem ihrer Mitarbeiter über aktuelle Probleme befragen laſſen und geben in ihrer heutigen Abendnummer den Inhalt der Unterredung mit dem Schriftſteller wieder. Wir entnehmen derſelben die intereſſanteren Stellen. Nach der künftigen Bolksvertretung gefragt, antwortete Gorki: „Den Bauern und Arbeitern die Beteiligung an der erwarteten Volksvertretung zu verweigern oder zu be- ſchneiden, wäre zum mindeſten töricht... Was kann das für eine Volksvertretung ſein, wenn das Volk ſelbſt in ihr die letzte Stelle einnehmen wird? Diejenigen begehen einen groben Fehler, die den Bauern vom Standpunkte eines Land- ſchaftshauptmannes betrachten. Das ruſſiſche Volk, der ruſſiche Bauer und Arbeiter, ſteht in mehr als einer Hinſicht höher, als die, welche eben über ſein Schickſal entſcheiden. Sein politiſcher Horizont iſt keineswegs ein enger. Vor ein paar Tagen noch waren Bauern und Arbeiter hier bei mir und ihre Geſpräche haben mich wiederum davon überzeugt, daß ſie in Staats- und ſozial-ökonomiſchen Fragen nicht weniger begreifen als ein beliebiger Petersburger Beamter. Leute, die die Bauern für unbefähigt halten, ſich am öffentlichen politiſchen Leben des Landes zu beteiligen — kennen die Bauern nicht. Auf den Einwand, daß die techniſche Seite der Wahlen, in Anbetracht der Ausbildung und mangelnden Vorbereitung in dieſen Schichten der Bevölkerung große Schwierigkeiten machen dürfte, erwiderte Gorki: „Im Ge- genteil.... Ich bin tief überzeugt, daß dem ruſſiſchen Volke das Wahlprinzip auf hiſtoriſchem Wege zu eigen ge- worden iſt. Denken Sie an die „Wetſche“, (eine Art Volks- verſammlung, die in den freien Städten Nowgorod und Pſkow exiſtierte), an die Gemeindeverſammlungen in den Dörfern ...“ Die auch hier immer wieder vorgekommenen Fahrläſſigkeiten ſchreibt Gorki nicht der Schuld der Bauern, ſondern den verſchiedenen Beamten der Adminiſtration zu, die immer wieder einen Druck auf das Gewiſſen der Bauern ausüben. „Das ruſſiſche Volk wird, bei garantierter In- tegrität der Perſönlichkeit und Freiheit, in der Perſon ſeiner Vertreter ſein richtiges, entſcheidendes Wort ſprechen, das allein dem Wohle Rußlands entſprechen kann.“ „Wie wird es aber mit den Fremdvölkern ſein?“ fragte der Interviewer. „Auch ſie müſſen unbedingt unter den Volksvertretern ſein. Was für eine ſonderbare Stellung hat man in Rußland zu ihnen! Leute, die nicht ein einzigesmal einen Vertreter eines Fremdvolkes geſehen hatten, entſchieden theoretiſch, auf dem Papier, über ihre Schickſale. Ich bin auf Fabriken ge- weſen und habe geſehen, daß der Ruſſe, der Finne, der Tatar, der Jude, der Pole vorzüglich mit einander aus- kommen. Es iſt nur nötig, daß ſie nicht durch gewiſſe Be- griffe der Vorherrſchaft einer Konfeſſion und Nationalität getrennt werden. Und hauptſächlich darf es keine heuchleriſchen Reden von Leuten geben, die ihr Wohlergehen auf der Iſo- lierung des Volkes von der Intelligenz aufbauen. Ich ent- ſinne mich des guten, brüderlichen gegenſeitigen Verhältniſſes, das auf jenen Betrieben und Fabriken herrſchte, wo die Vertreter der verſchiedenen Nationalitäten in Kontakt gerieten. Es ſingt z. B. da ein Jude, man ſtimmt gerne mit ein. Auch nicht der Schatten vom Spott. Man ſpürt die Fried- fertigkeit der Arbeit.“ „Aber es gibt doch zweifelsohne einen eingefleiſchten Haß zwiſchen dem ruſſiſchen Volke und den Inden?“ meinte der Interviewer. „Durchaus nicht, durchaus nicht,“ — erwiderte Gorki. „Der Teufel mag wiſſen, wer ſich das ausgedacht hat. Das echte ruſſiſche Volk ſteht allen Nationalitäten ſehr gutmütig gegenüber. Die ſollten ſich ſchämen, die den Ruſſen gegen die Fremdvölker und Juden aufhetzen. Wenn die Juden ge- prügelt werden, ſo prügelt ſie nicht das Volk, ſondern die „Oberhausknechte“ (die bekanntlich in Rußland ein Mittel- ding zwiſchen Schutzleuten und Spitzeln ſind). Der Anti- ſemitismus iſt dem ruſſiſchen Volke nicht eigen. Und ſelbſt das Gefühl nationaler Selbſtgefälligkeit iſt ihm fremd.“ Ganz im Gegenſatz zu allen Vermutungen will Gorki von einem baldigen Frieden nichts wiſſen. „Ich bin un- bedingt für die Fortſetzung des Krieges,“ erklärte er kate- goriſch. „Er hat diejenigen, die ihn hervorgerufen haben, vieles gelehrt. Der beſte Beweis dafür ſind die Aenderungen, welche eben bei uns vor ſich gehen.“ Als der Interviewer auf die vielen unſchuldigen Opfer hinwies, fragte Gorki: „Ja, iſt ihr Leben denn hier ſüß? Iſt denn das Land vor dem Kriege nicht ruiniert worden? Und wenn es keinen Krieg gegeben hätte, würde dieſe Bevölkerung nicht durch gewiſſe Umſtände auch künftig ruiniert werden? ... Der jetzige Krieg hilft uns, vom Drucke anderer Feinde freizu- werden, und um den ſchweren Preis des Krieges werden wir jene Garantien erobern, die unſerem Volke die Mög- lichkeit geben werden, ſich frei zu entwickeln und das ruſſiſche Land zu neuem Leben emporblühen zu laſſen.... Ich bin für den Krieg!“ Intereſſant iſt Gorkis Meinung über die Stellungnahme Tolſtois zur gegenwärtigen freiheitlichen Bewegung ſeiner Heimat. Bekanntlich hat ſich Tolſtoi kategoriſch und gering- ſchätzig gegen die konſtitutionaliſtiſche Strömung ausgeſprochen. „Werdet ſelber beſſer, dann wird auch das Leben beſſer werden. Die Regierungsform iſt Nebenſache.“ Das war ſo ziemlich die Quinteſſenz von Tolſtois Meinung. „Dieſer Menſch, ſagt nun Gorki, iſt der Sklave ſeiner Idee geworden. Er hat ſich ſchon längſt vor dem ruſſiſchen Leben verſchloſſen und hat nicht mit der gehörigen Aufmerk- ſamkeit der Stimme dieſes Lebens gelauſcht. Ich war zu- gegen, als eine Gruppe von Bauern zu Tolſtoi kam, um ſich über einige Fragen ihres Lebens zu beraten ... Anſtatt die Bauern anzuhören, ihnen eine praktiſche Autwort zu geben, begann Tolſtoi ihnen ſeine Meinungen auszuſprechen, jene Ideen zu entwickeln, zu denen nicht nur der Bauer, ſondern ſelbſt der ruſſiſche Gebildete noch nicht herangereift iſt. Man darf ſeinen Worten über das heutige Rußland keinen beſonderen Wert beimeſſen. Er ſteht ihm heute ſehr fern.“ Ueber ſeinen Prozeß ſprach ſich Gorki dahin aus, daß alle in die Oeffentlichkeit gedrungenen Nachrichten, denen zufolge er niedergeſchlagen werden könnte, nicht richtig ſeien. Einige Zeugen ſind bereits vernommen worden. In nächſter Zeit werden wahrſcheinlich auch die übrigen verhört werden. Der Prozeß wird zu Anfang des Herbſtes zur Ver- handlung gelangen. Es braucht wohl kaum hinzugefügt zu werden, daß die ruſſiſche freiheitlich bewegte Geſellſchaft, die vom Kriege überhaupt nichts wiſſen will, ſich mit der Argumentation Gorkis nicht einverſtanden erklären wird, ſelbſt wenn ſie ihre relative Richtigkeit anerkennt. Was die Gutmütigkeit des ruſſiſchen Volkes fremden Nationalitäten gegenüber an- betrifft, ſo gibt ſich Gorki ganz denſelben Täuſchungen hin, wie es die geſamte Intelligenz tut. Nicht Gutmütigkeit eignet dem Ruſſen, andern Völkerſchaften gegenüber, ſondern Gleichgültigkeit, die jedoch ein ſpöttiſches Verhalten, ſagen wir beiſpielsweiſe gegenüber dem „verfluchten Deutſchen, der alles beſſer macht“, keineswegs aus- ſchließen. Alle großen ruſſiſchen Schriftſteller, auch Turgenjew und Tolſtoi haben dieſe mitleidig-ſpöttiſche Nuance, wenn ſie auf den Deutſchen zu ſprechen kommen. Selbſt die Intelligenz löſt dieſe Frage im Grunde genommen doch nur theoretiſch, für die anderen Nationalitäten günſtig. Das alles hält ſich zwar aus mit ſeiner erloſchenen Fackel; aber ihr Herren, der Tod iſt ſo äſthetiſch doch nicht“ — ihm ſelbſt nahte er den- noch im Glanze der untergehenden Sonne, deren Schönheit den ſterbenden Schiller erquickte. Der mächtige Trieb zum Leben — die unabwendbare Notwendigkeit des Sterbens, wie überbrückt die Natur dieſe flammenden, dieſe harten Gegenſätze? _ e iſt eine bewun- derungswürdige Künſtlerin! Käme ihr Walten ſtets rein zur Geltung, würde ſie nicht zu allermeiſt gewaltſam in ihrem Wirken unterbrochen, ſo würde uns dieſe ihre Größe und Güte noch viel eindrucksvoller zum Bewußtſein kommen. Denn wie ſterben Menſchen, die an das naturgemäße Ende ihres durch keine Krankheit abgekürzten Daſeins gelangen? Sie ſchlafen ein, ohne Kampf, ohne Schmerz, ohne Leid. Der Schrift von Varigny über den Tod entnehme ich Folgendes: „Was empfinden Sie?“ fragte man den ſterbenden hundert- jährigen Fontenelle. „Gar nichts, als daß es mir ſchwer wird, zu leben.“ Und als Brillat-Savarie einer ſterbenden dreiundneunzigjährigen Verwandten ein Glas Waſſer reichte, ſagte dieſe: „Vielen Dank für dieſen letzten Dienſt. Wenn du je ſo alt werden ſollteſt wie ich, ſo wirſt du einſehen, daß der Tod für den Menſchen ebenſo ſehr ein Bedürfnis iſt wie der Schlaf.“ Die Organe werden alt atrophiſch; alle Funktionen werden träger, müder; und damit wird der Trieb zum Leben ſchwächer, erliſcht völlig. Das iſt das Geheimnis, warum wir beim wirklich naturgemäßen Ablauf des Daſeins ſanft und friedvoll entſchlafen; es bedarf hier nicht einmal ethiſche Ein- flüſſe und religiöſer Vorſtellungen, um das Sterben aller Schrecken zu entkleiden. Und was ſo in den wenigen Fällen des im eigentlichſten und engeren Wortſinne natürlichen Sterbens durch die Rück- bildung der Organe, der Altersinvolution auf der geiſtigen und gemütlichen Energie erzielt wird, das ſehen wir in den allermeiſten Fällen des natürlichen durch Krankheit herbeige- führten vorzeitigen Sterbens auf andere Weiſe erreicht. Bei vielen akut fieberhaften Krankheiten ruft die bakterielle Gift- wirkung eine ſo ſchwere Depreſſion des Nervenſyſtems, bei ſelbſt freiem Intellekt eine ſo hochgradige Apathie hervor, daß es dem Kranken tatſächlich gar keinen Eindruck macht, ob er ſterben werde oder nicht. Wer je ſelbſt, zum Beiſpiele einen ſchweren Typhus durchgemacht hat, wird dies beſtätigen können. Mit der gelaſſenſten Ruhe denkt man an die Möglichkeit des Todes; der Trieb zum Leben kann ganz erlöſchen, und das Sterben tritt phyſiſch und pſychiſch klaglos ein. Was hier das Krankheitsgift, bewirkt in anderen Fällen die Abmagerung aller Gewebe, die allgemeine Erſchöpfung, welche die Erregbarkeit des Gehirns immer mehr herabſetzt. Seine Funktionen erlahmen, der Kranke wird ſchlummerſüchtig; das geſchwächte Herz führt den nervöſen Zentralſtellen weniger Blut zu, und ſchließlich erliſcht das Leben in Bewußtloſigkeit. Vorher aber ſchon iſt der Lebenswunſch und die Lebensenergie geringer geworden. In analoger Weiſe vollzieht ſich das Sterben bei den Erkrankungsformen, die mit Atemnot einher- gehen, und bei noch einer langen Reihe anderer Affektionen. Die Erregbarkeit der Nervenzellen und Faſern wird wegen verringerten Sauerſtoffgehaltes immer ſchwächer. Damit nimmt die Itenſität aller Eindrücke, nimmt ſelbſt vorher heftiger Schmerz und quälende Atemnot ab. 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Uebertritte zum Katholizismus. Miusk, 10. Juli (Meldung der St. Petersburger Telegraphen-Agentur). In vier Amtsbezirken ſind über 8000 Orthodoxe und Uniierte zum Katholizismus übergetreten. Die Wolhyniſche-orthodoxe Pfarrgemeinde hat mangels an Mit- gliedern zu beſtehen aufgehört. Die orthodoxe Geiſtlichkeit plant Maßnahmen, um weiteren Uebertritten von Uniierten vorzubeugen. Die Uebergabe des „Potemkin“. Bukareſt, 9. Juli. Heute früh erſchienen zwei ruſſiſche Panzerſchiffe, von denen eins die Admiralsflagge führte, ſowie vier Torpedoboote und ein Torpedobootszerſtörer des Schwarzmeer-Geſchwaders in den Gewäſſern von Konſtanza und gaben Salutſchüſſe ab. Der rumäniſche Kreuzer „Eli- ſabeth“ erwiderte den Salut und ſalutierte die Admirals- flagge. Der Marinekommandant Koslinski ſtattete dem ruſſi- ſchen Konteradmiral einen Beſuch ab; letzerer erklärte, daß er erſchienen ſei, um das Panzerſchiff „Potemkin“ zu ſuchen. Darauf erwiderte der Marinekommandant, der „Potemkin“ habe zweimal in den rumäniſchen Gewäſſern Anker ge- worfen; er ſei mit Rückſicht auf die Eigentümlichkeit der Lage aufgefordert werden, den Hafen zu verlaſſen oder ab- zurüſten. Die Mannſchaft des „Potemkin“ ſei ans Land gebracht worden; die rumäniſchen Behörden hätten von dem Schiffe Beſitz ergriffen und es einer Wache anvertraut, die es unter den Schutz der auf dem „Potemkin“ gehißten rumäniſchen Flagge ſtellte. Der Marinekommandant fügte hinzu, der König habe angeordnet, daß das Schiff dem Kaiſer Nikolaus zu übergeben ſei. Nach dieſer Mitteilung wurden alle Maßnahmen getroffen, damit die rumäniſche Wache den „Potemkin“ verlaſſen und der ruſſiſche Admiral das Schiff übernehmen könne. Odeſſa, 10. Juli. Es wird hier amtlich bekannt ge- macht, daß eine Flottenabteilung unter dem Kommando des Admirals Piſſarewsky, zwei Panzerſchiffe und einige Torpedo- boote in Konſtanza angekommen ſind. Die rumäniſchen Be- hörden übergaben den „Potemkin“ an Piſſarewsky. Bukareſt, 10. Juli. Die Agence Roumaine meldet: Die Löſung, welche die Angelegenheit des „Knjäs Potemkin“ gefunden hat, wird allgemein als eine ſehr glückliche ange- ſehen und man beglückwünſcht einmütig die rumäniſche Re- gierung, daß ſie es verſtanden habe, unter Beobachtung der Vorſchriften des Völkerrechtes und ohne zu Gewaltmaßregeln ſchreiten zu müſſen, der überaus peinlichen Lage ein Ende zu machen. Es wird betont, daß die Anweſenheit des „Po- temkin“ in den Gewäſſern des Schwarzen Meeres eine ſtändige Gefahr in ſich barg, insbeſondere deshalb, weil er ſich an den ruſſiſchen Küſten zu verproviantieren ſuchte. Uebrigens vermochte er bekanntlich nahezu eine Woche das Schwarze Meer zu durchkreuzen, ohne einem Widerſtande zu begegnen. Allem Anſcheine nach wäre es ſchwer geweſen, ihn mit Gewalt zu erzwingen. 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Truppen ſtellten die Ordnung wieder her.

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Zitationshilfe: Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 458, Czernowitz, 12.07.1905, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_czernowitzer458_1905/2>, abgerufen am 23.11.2024.