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Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 421, Czernowitz, 25.05.1905.

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Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 25. Mai 1905.

[Spaltenumbruch] Prüfung der Rechnungen und zur Berichterstattung eine drei-
gliedrige Kommission gewählt werde. (Der Antrag wird ein-
stimmig angenommen). -- Die Wahl der Kommission wird
in der nächsten Sitzung erfolgen.

Zur Tagesordnung

ergreift das Wort hierauf GR. Trompeteur. Derselbe
bemängelt es, daß schon auf der Tagesordnung einmal ge-
wesene Gegenstände nicht an die erste Stelle gesetzt werden. --
Vors. entgegnet, daß er sehr darauf achte, namentlich bei
Stipendien und anderen an Fristen gebundenen Stücken. --
Stadtrat Kasprzycki meint, daß besonders das Gesuch
eines Feuerwehrmannes, der um eine Provisionserhöhung
von 6 Kreuzern pro Tag bitte, zu berücksichtigen wäre. --
Vors. (ununterbrochen läutend): Ich kann hierüber keine
Debatte zulassen, Herr Stadtrat, ich habe Ihnen nicht das
Wort erteilt! -- Stadtrat Kasprzycki: Ob Sie mir das
Wort erteilen oder nicht ... (setzt sich, erregt) Der kleine
Zwischenfall ist bald darauf vergessen.

Bei Uebergang zur Tagesordnung referiert Ge-
meinderat Wallstein über die Bestellung der Monturen
für Polizei, Feuerwehr und Amtsdiener. (Wird gemäß dem
Sektionsantrage an den bisherigen Lieferanten Herrn Markus
Mittelmann vergeben.) Ueber Grundabtretungen und
-Verpachtungen referieren die GR. Wallstein, Trom-
peteur
und Zurkan. (Im Sinne der Referentenanträge
nach kurzer Debatte angenommen.) -- GR. Dr. Wender
referiert namens der IV. Sektion über die Erlassung einer
Badeordnung für die Stadt Czernowitz. Dieselbe wird
ohne Debatte einstimmig angenommen. Die wesentlichen Be-
stimmungen der Badeordnung sind folgende: Das Zusammen-
baden von Personen beiderlei Geschlechtes in einer gemein-
samen Kabine ist verboten, ebenso das Benützen von Seife
auf den Bänken und das Rauchen im Schwitzbade, Personen
mit eiternden oder offenen Wunden, Berauschte und Geistes-
gestörte sind vom Baden ausgeschlossen. Die Badeanstalten
sind zweimal täglich zu lüften, Thermometer und Telephon
düfen nicht fehlen, ebenso eine Person, welche die erste Hilfe
bei Unfällen zu leisten imstande ist. Gebrauchte Badebesen
sind sofort zu vernichten. Rasieren und Harschneiden ist nur
in den Ankleideräumen gestattet uff.




Die Installation des Bürgermeisters.

Seine
k. u. k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Ent-
schließung vom 17. Mai 1905 die Wahl des Dr. Eduard
Reiß zum Bürgermeister der Landeshauptstadt Czerno-
witz
allergnädigst zu bestätigen und gleichzeitig huldreichst
zu gestatten geruht, daß dem Anton Freiherrn Kochanowski
von Stawczan aus Anlaß seines Rücktrittes von der
Stellung des Bürgermeisters dieser Landeshauptstadt für
seine vieljährige und ersprießliche Tätigkeit die Allerhöchste
Anerkennung bekannt gegeben werde. Der Herr k. k. Landes-
präsident hat hievon sowohl den Herrn Bürgermeister Doktor
Reiß, als auch den Ehrenbürgermeister Baron Kocha-
nowski
persönlich verständigt. Die feierliche Installation
des neugewählten Bürgermeisters findet am Mittwoch,
den 31. Mai l. J. um 12 mittags statt.

Aus dem Rathause.

Morgen findet eine öffentliche
und vertrauliche Gemeinderatssitzung statt. -- Auf der
Tagesordnung der öffentlichen Sitzung steht die Einführung
der Flammlichtbogenlampen auf dem Elisabethplatze und den
in denselben mündenden Gassen, sowie die Einführung des
elektrischen Lichtes in der Pumnul-Roschergasse u. a. -- Für
20 Bogenlampen auf dem Elisabethplatze, Gymnasial-
Senkowiczgasse etc. hat der Magistrat in seiner heute abge-
haltenen Sitzung 5700 K pro Jahr präliminiert. Da die
Installierung nicht vor Oktober d. J. erfolgen soll, wird der
Antrag gestellt, den Betrag für 1906 zu votieren. -- In
der vertraulichen Sitzung soll der Bau des Theaterdekorratinos-
magazins vergeben werden.

Bukowiner Landtag.

Der nunmehr aus den Abge-
ordneten Kalitowski, Lewicki, Langenhan, Mallek, Pihuliak,
[Spaltenumbruch] Dr. Stocki, Dr. Straucher, Tittinger, Rik. v. Wassilko,
Dr. Skedl und Dr. Weidenfeld bestehende "Freisinnige
Verband" hat sich gestern abends folgendermaßen konstituiert:
Obmann: Langenhan, I. Obmann-Stellvertreter: Nikolaj
von Wassilko, II. Obmann-Stellvertrer Dr. Straucher.
-- Die Tagesordnung für die, wie bereits gemeldet,
morgen um 5 Uhr nachm. stattfindende dritte Sitzung des
Bukowiner Landtages in der zweiten Session der zehnten
Wahlperiode ist folgende: 1. Begründung des Antrages des
Abg. Dr. Straucher und Genossen betreffend die Er-
weiterung und Ausgestaltung der Bahnhofsanlagen auf dem
Hauptbahnhofe in Czernowitz. 2. Begründung des Antrages
des Abg. Dr. Straucher und Genossen betreffend die
Ergreifung von Maßnahmen zwecks Förderung von Industrie
und Gewerbe. 3. Bericht des volkswirtschaftlichen Ausschusses
über den Antrag des Abg. Titus von Onciul und Ge-
nossen betreffend die Verländerung der Lokalbahnen. (Bericht-
erstatter Abg. Siminovici mit dem Antrage: "Der Landes-
ausschuß wird beauftragt, wegen Verländerung der Lokal-
bahnen die nötigen Verhandlungen mit den betreffenden
Aktiengesellschaften und mit der Regierung einzuleiten, speziell
von der Letzteren die Geltendmachung ihrer konzessionsmässigen
Rechte zu Gunsten des Lands Bukowina zu erwirken und
über das Resultat der Verhandlungen nach Schluß derselben
zu berichten.") 4. Bericht des volkswirtschnftlichen Ausschusses
über den Antrag des Abg. Aurel von Onciul und Genossen
betreffend die Errichtung einer Landesbrandschaden- und
Landesviehversicherungsanstalt (Berichterstatter Abg. Simio-
novici) mit dem Antrage: "Der Landesausschuß wird be-
auftragt, die beiliegenden Entwürfe von Statuten für eine
Landesviehversicherungsanstalt zu prüfen, auf Grund derselben
die nötigen Verhandlungen mit der Regierung wegen Kon-
zessionierung dieser Anstalt zu pflegen und über das Resultat
dieser Verhandlungen in der nächsten Session zu berichten."
5. Bericht des Verwaltungsausschusses über den Antrag des
Abg. Dr. Straucher und Genossen betreffend die Errichtung
eines Gewerbegerichtes in Czernowitz. (Berichterstatter Abg.
Dr. Straucher) mit dem Antrage: Das Bedürfnis für die
baldige Errichtung eines Gewerbegerichtes in Czernowitz wird
anerkannt und das k. k. Justizministerium aufgefordert, die
hiezu geeigneten Vorkehrungen zu treffen, damit das Gewerbe-
gericht in Czernowitz schon mit der Uebergabe des neuen
Justizgebäudes an die staatliche Justizverwaltung im Juli 1906
aktiviert werde. 6. Bericht des Verwaltungsausschusses über
den Antrag des Abg. Dr. Straucher und Genossen betreffend
die Vermehrung der Gerichtshöfe I. Instanz und der Bezirks-
gerichte sowie Errichtung eines Oberlandesgerichtes in Czer-
nowitz. (Berichterstatter Abg. Dr. Straucher) mit dem Antrage:
a) Die k. k. Regierung wird unter Mitteilung des vom
Antragsteller in der Landtagssitzung vom 22. d. M. vor-
gebrachten statistischen Materials neuerlich und dringend
ersucht, weitere neun neue Bezirksgerichte in der Bukowina
zu errichten und hiebei auf die im Berichte des landtäglichen
Verwaltungsausschusses Nr. 144/97 bezeichneten Ortschaften
mit dem Bedacht zu nehmen, daß gleichzeitig auch eine
Teilung des Zivil- und Straf-Bezirksgerichtes Czernowitz für
die Stadt und Umgebung durchgeführt werde: b) daß weiters
zwei neue Gerichtshöfe erster Instanz in der Bukowina er-
richtet werden und hiebei auf die im vorzitierten sowie im
Berichte des Verwaltungsausschusses Nr. 177/97 bezeichneten
Orte angemessen Bedacht genommen werde und c) daß tunlichst
bald ein eigenes Oberlandesgericht für die Bukowina mit
dem Amtssitze in Czernowitz aktiviert werde. 7. Bericht des
Verwaltungsausschusses über den Antrag des Abg. Dr. Straucher
und Genossen betreffend die Verbesserung der Lage der
k. k. Steueramtspraktikanten in der Bukowina. (Bericht-
erstatter Abg. Dr. Straucher) mit dem Antrage: Die k. k. Re-
gierung wird dringend aufgefordert, die von den k. k. Steuer-
amtspraktikanten Oesterreichs und jenen der Bukowina in
ihren Memoranden an Se. Exzellenz den Herrn k. k. Finanz-
minister, niedergelegten Wünsche und Maßnahmen schleunigst
zu verwirklichen und durchzuführen. 8. Bericht des Ver-
waltungsausschusses betreffend den Bericht des Landesaus-
schusses wegen Bewilligung einer Gnadengabe an den Ober-
[Spaltenumbruch] lehrer Kornel Wasilowicz mit dem Antrage: "Dem ent-
lassenen Oberlehrer Kornel Wassilowicz in Oprischeni wird eine
Gnadenpension in der Höhe von 780 Kronen jährlich vom 1. Mai
1905 an, bewilligt." 9. Mündliche Berichte über Petitionen.
-- Der volkswirtschaftliche Ausschuß setzte heute
vormittags die Spezialdebatte über das Landesbankstatut
fort, dieselbe wurde zuende geführt. Die Beratung der in
suspenso belassenen §§ 16 und 25 bis 28, welche die Ver-
waltung
der Landesbank und das Eskompte-
geschäft
betreffen, wird in der heute um 5 Uhr abends
beginnenden Sitzung des Ausschusses erfolgen.
-- Der neugegründete "Städteklub" (Abg. Tittinger, Doktor
Skedl, Dr. Straucher, Langenhan, Dr. Weidenfeld) hat sich
folgendermaßen konstituiert: Obmann Dr. Skedl, Obmann-
Stellv. Dr. Straucher. Die Abg. Wiedmann und
Landwehr, die zum Beitritte eingeladen wurden, lehnten
ab, mit der Motivierung, daß der Städteklub doch nichts
anderes bedeute, als die Reaktivierung des ausgelösten
deutschen Klubs. -- Die nächste Sitzung, in der die Bank-
vorlage vorgetragen werden wird, soll Montag oder Dienstag
stattfinden.

Spende.

Wir erhalten folgende Zuschrift: Herr Adalbert
Ritter von Zadurowicz hat mir aus Anlaß des Ankaufes
einer Realität in Czernowitz den Betrag von 300 Kronen
zur Verteilung an verschämte Arme ohne Unterschied der
Nationalität oder Konfession übergeben. Es gereicht mir zum
besonderen Vergnügen, dem hochverehrten Spender für die
Widmung dieses namhaften Betrages namens der Armen
den besten und wärmsten Dank auszusprechen. Der amtierende
Vizebürgermeister: Dr. Reiß.

Die "Militärgründe".

Mit Bezug auf die in der
Nummer 18 der "Czernowitzer Gemeindezeitung" enthaltene
Offertausschreibung vom 25. April 1905, Zl. 21925, betreffend
die block- oder parzellenweise Veränßerung
der sogenannten Militärverpflegsgründe,
wird
vom Magistrate in Erinnerung gebracht, daß die Frist zur
Ueberreichung der diesbezüglichen Kaufanbote am 30. Mai
1905, um 11 Uhr vormittags abläuft. Nähere Be-
dingnisse und Parzellierungsplan können im 1. Magistrats-
departement eingesehen werden. (Auch in unserem Redaktions-
bureau.)

Aerztliches.

Der von seiner langjährigen ersprießlichen
ärztlichen Tätigkeit als Besitzer und Leiter der ersten hydro-
pathischen Kaltwasserheilanstalt in Solka bekannte Kurarzt
Dr. Eduard Beilich wird vom 1. Juni d. J. ab in
Dorna-Watra (Hauptstraße, "Villa Druckmann") als Spezial-
arzt für Frauen-Nerven- und Herzkrankheiten seine Ordination
aufnehmen.

Sterbefälle.

Gestern starb hier in noch jugendlichem
Alter das Mitglied der "Armonia" und "Junimea", Herr
Adrian Forgaci, ein begabter Sänger und Musiker, nach
langem schweren Leiden. -- Im Alter von 37 Jahren starb
heute in Kuczurmare der k. k. Finanzkomissär Aurelian
Baleanu. Das Leichenbegängnis findet am 26. d. M. in
Kuczurmare statt.

Das Grab Stephan des Großen.

Die "N. F. P."
meldet: Herr Cogalniceanu, rumänischer Generalkonsul
in Czernowitz, wurde vom König Karol beauftragt, einen
bronzenen Kranz auf dem Grabe des größten rumänischen
Helden, des Fürsten Stephan des Großen, der im Kloster
Putna in der Bukowina begraben ist, niederzulegen.

Bukowiner Landsmannschaft "Buchenland"
in Wien.

Wie bekannt, lag im vorigen Monate Prinz
Konrad zu Hohenlohe an einer Operation im Sanatorium
Löw in Wien darnieder. Aus diesem Anlasse besuchte ihn
eine Deputation des Vereines, bestehend aus den Herren
M. Weiner und Dr. Rosenzweig, um den Prinzen
zum glücklichen Verlaufe im Namen des Vereines zu beglück-
wünschen. Der Zustand des Prinzen gestattete aber nicht, die
Deputation persönlich vorzulassen, und dieser Tage lief ein




[Spaltenumbruch]
Das Geheimnis des Waldsees.

Autorisierte Uebersetzung von Mathilde Mann.

(Nachdruck verboten).

5]

Da Marie indeß gestanden hat, daß ein Kind von ihr
geboren und umgebracht ist, so liegt die Möglichkeit vor,
daß noch ein anderes Kind auf dem Grunde dieser ver-
dammten Mergelgrube liegen kann, und das muß untersucht
werden. Das Mädchen beharrt bei ihrer Behauptung, und
die klugen Aerzte bei der ihren, und darum muß der See
abgelassen werden.

Der Rittmeister lachte. "Meinen Sie wirklich, Herr
Hardesvogt, daß es notwendig ist, die Mergelgrube zu ent-
leeren, um das zu konstatieren? Den Fall gesetzt, Sie fänden
ein ganzes Regiment von Kinderleichen auf dem Grunde,
was würden Sie da machen?"

Der Hardesvogt kratzte sich den Kopf: "Versuchen, ein
entsprechendes Regiment Kindesmörderinnen zu finden; bei
der Moral, die heut zu Tage herrscht, gibt es weiß Gott
genug von der Sorte."

"So --? -- ist Dänemark so unmoralisch? fragte
der Rittmeister.

Der Hardesvogt schüttelte den Kopf: "Ach, ich denke
eigentlich mehr an ein Uebermaß sogenannter Moral als an
das Gegenteil. So wie unsere Gesellschaftsordnung und die
Gesetze ein armes Mädchen behandeln, das Malheur gehabt
hat, ist es eigentlich kein Wunder, daß ihr bange wird und
sie zuklemmt. Na, ich soll ja keine Gesetze machen, mögen
das die tun, deren Sache es ist! Ich habe nur danach zu
richten. Ich muß der Sache ja auf den Grund, wenn es
mich auch ärgern würde, wenn ich die Mergelgrube ablassen
müßte. Der Kreisphysikus, dieser verknöcherte -- na ja --
[Spaltenumbruch] besteht darauf, daß, wenn das Kind sofort umgebracht ist,
es nicht dies Kind ist, und nur um ihn zu überzeugen und
ihn mir so schnell wie möglich vom Halse zu schaffen, bin
ich gezwungen, wahrscheinlich morgen schon eine Archimedes-
schraube in Bewegung zu setzen. Ich habe übrigens an den
jungen Polizeibeamten, Holst, geschrieben, der ein Protegee
von einem meiner Freunde in der Stadt ist, und der sehr
tüchtig sein soll, um unter der Hand ein wenig über ähnliche
Fälle zu erfahren. Die Leute in der Stadt haben ein so
umfangreiches Material, und die Aerzte sind nahe daran,
mir das Leben aus dem Leibe zu ärgern. Sie richten nichts
wie Unheil an, -- an Lebenden wie an Toten."

Der Rittmeister saß in den Stuhl zurückgelehnt und
blies den Rauch der Zigarre in großen Ringen in die Luft.
"Den See ablassen, hm, ja, warum nicht, aber wenn ich an
Ihrer Stelle wäre, Herr Hardesvogt, ich täte es nicht. Das
mit der Ernährung ist doch eine recht zweifelhafte Frage,
und wenn das Mädchen gestanden hat, so ist die Sache,
meiner Ansicht nach, ganz klar. Nein, ich täte es nicht.
Den Fall gesetzt, der Boden des Sees wäre -- wie ich
bereits vorhin aufwarf -- mit Leichen gedeckt, -- was
dann?"

Der Hardesvogt lachte. "Ach, das hat wohl keine
Gefahr. Die ganze Sache ist ja auch sehr einfach. Der
Ablauf ist leicht zu bewerkstelligen, da der See hoch liegt,
und es führt ein tiefer Graben an dem Walde vorbei. Wir
können morgen zusammen hingehen und uns die Sache
ansehen."

Der Rittmeister rief die Tochter, die im Wohnzimmer
am Klavier saß und der Hausdame des Hardesvogts, einer
älteren Verwandten, vorspielte.

"Ulla," sagte er, "jetzt lassen sie das Wasser aus dem
See oben im Walde ab, dann können wir nur ebenso gut
gleich nach Malmö zurückreisen."

Ulla lachte. "Man sollte meinen, Pappa wäre in den
See da oben verliebt. Während der vier Wochen, die wir
[Spaltenumbruch] hier gewesen sind, hat er ihn jeden Tag besucht. Ich bin
Ihnen wirklich dankbar, Herr Hardesvogt, daß das jetzt ein
Ende hat, denn nachgerade langweilt mich dieser See. Der
junge Detektiv scheint mir ebenso verliebt in den See zu
sein wie Pappa. Er wird sich gewiß ebenso sehr ärger, wenn
er wieder kommt und ihn leer findet!" Ulla errötete leicht
bei dem Gedanken an den jungen "Detektiv", sie wandte
den Kopf ab.

"Sie können ihn ja selber fragen, gnädiges Fräulein",
sagte der Hardesvogt mit einem kleinen Lächeln. "Er kommt
morgen dienstlich heraus. Wenn Sie den Wunsch haben, die
Bekanntschaft zu erneuern, so können Sie mir ja die Ehre
erweisen, hier mit dem Leutnant zusammen zu frühstücken."

Ulla errötete stärker, der Rittmeister brummte:

"Soll er bei dem Entleeren des Sees behilflich sein?"

"Das gerade nicht," antwortete der Hardesvogt, --
"aber ich wünsche mit ihm zu reden, nachher können wir ja
hingehen und die Arbeit in Augenschein nehmen."

Der Rittmeister erhob sich: "Wollen wir noch eine
Partie machen, Herr Hardesvogt?" Und das taten sie. Am
Abend, als der Rittmeister und seine Tochter die Viertel-
meile zurücklegten, die zwischen ihrer Wohnung und der des
Hardesvogts lag, war er schlechter Laune. Ulla fragte mit
einem Lächeln, ob Pappa viel im Spiel verloren habe.

"Nein," sagte er, "aber jetzt reise ich ab, die Idee, den
See abzulassen, ist zu verrückt."

"Das kann Dir doch ganz gleichgiltig sein, Pappa,"
wandte Ulla ein.

"Das kann es," entgegnete er scharf und schritt
schweigend dahin.

Ulla fand, daß sich Pappas Laune verschlechtert hatte
seit dem Tage, als sie die Kindesleiche da oben fanden und
den "Detektiv" trafen. Ulla errötete, sie dachte doch ziemlich
viel an den jungen Mann; aber schön war er und sehr
gewandt. Morgen sollte sie ihn wieder treffen.

(Fortsetzung folgt).


Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 25. Mai 1905.

[Spaltenumbruch] Prüfung der Rechnungen und zur Berichterſtattung eine drei-
gliedrige Kommiſſion gewählt werde. (Der Antrag wird ein-
ſtimmig angenommen). — Die Wahl der Kommiſſion wird
in der nächſten Sitzung erfolgen.

Zur Tagesordnung

ergreift das Wort hierauf GR. Trompeteur. Derſelbe
bemängelt es, daß ſchon auf der Tagesordnung einmal ge-
weſene Gegenſtände nicht an die erſte Stelle geſetzt werden. —
Vorſ. entgegnet, daß er ſehr darauf achte, namentlich bei
Stipendien und anderen an Friſten gebundenen Stücken. —
Stadtrat Kasprzycki meint, daß beſonders das Geſuch
eines Feuerwehrmannes, der um eine Proviſionserhöhung
von 6 Kreuzern pro Tag bitte, zu berückſichtigen wäre. —
Vorſ. (ununterbrochen läutend): Ich kann hierüber keine
Debatte zulaſſen, Herr Stadtrat, ich habe Ihnen nicht das
Wort erteilt! — Stadtrat Kasprzycki: Ob Sie mir das
Wort erteilen oder nicht ... (ſetzt ſich, erregt) Der kleine
Zwiſchenfall iſt bald darauf vergeſſen.

Bei Uebergang zur Tagesordnung referiert Ge-
meinderat Wallſtein über die Beſtellung der Monturen
für Polizei, Feuerwehr und Amtsdiener. (Wird gemäß dem
Sektionsantrage an den bisherigen Lieferanten Herrn Markus
Mittelmann vergeben.) Ueber Grundabtretungen und
-Verpachtungen referieren die GR. Wallſtein, Trom-
peteur
und Zurkan. (Im Sinne der Referentenanträge
nach kurzer Debatte angenommen.) — GR. Dr. Wender
referiert namens der IV. Sektion über die Erlaſſung einer
Badeordnung für die Stadt Czernowitz. Dieſelbe wird
ohne Debatte einſtimmig angenommen. Die weſentlichen Be-
ſtimmungen der Badeordnung ſind folgende: Das Zuſammen-
baden von Perſonen beiderlei Geſchlechtes in einer gemein-
ſamen Kabine iſt verboten, ebenſo das Benützen von Seife
auf den Bänken und das Rauchen im Schwitzbade, Perſonen
mit eiternden oder offenen Wunden, Berauſchte und Geiſtes-
geſtörte ſind vom Baden ausgeſchloſſen. Die Badeanſtalten
ſind zweimal täglich zu lüften, Thermometer und Telephon
düfen nicht fehlen, ebenſo eine Perſon, welche die erſte Hilfe
bei Unfällen zu leiſten imſtande iſt. Gebrauchte Badebeſen
ſind ſofort zu vernichten. Raſieren und Harſchneiden iſt nur
in den Ankleideräumen geſtattet uff.




Die Inſtallation des Bürgermeiſters.

Seine
k. u. k. Apoſtoliſche Majeſtät haben mit Allerhöchſter Ent-
ſchließung vom 17. Mai 1905 die Wahl des Dr. Eduard
Reiß zum Bürgermeiſter der Landeshauptſtadt Czerno-
witz
allergnädigſt zu beſtätigen und gleichzeitig huldreichſt
zu geſtatten geruht, daß dem Anton Freiherrn Kochanowski
von Stawczan aus Anlaß ſeines Rücktrittes von der
Stellung des Bürgermeiſters dieſer Landeshauptſtadt für
ſeine vieljährige und erſprießliche Tätigkeit die Allerhöchſte
Anerkennung bekannt gegeben werde. Der Herr k. k. Landes-
präſident hat hievon ſowohl den Herrn Bürgermeiſter Doktor
Reiß, als auch den Ehrenbürgermeiſter Baron Kocha-
nowski
perſönlich verſtändigt. Die feierliche Inſtallation
des neugewählten Bürgermeiſters findet am Mittwoch,
den 31. Mai l. J. um 12 mittags ſtatt.

Aus dem Rathauſe.

Morgen findet eine öffentliche
und vertrauliche Gemeinderatsſitzung ſtatt. — Auf der
Tagesordnung der öffentlichen Sitzung ſteht die Einführung
der Flammlichtbogenlampen auf dem Eliſabethplatze und den
in denſelben mündenden Gaſſen, ſowie die Einführung des
elektriſchen Lichtes in der Pumnul-Roſchergaſſe u. a. — Für
20 Bogenlampen auf dem Eliſabethplatze, Gymnaſial-
Senkowiczgaſſe ꝛc. hat der Magiſtrat in ſeiner heute abge-
haltenen Sitzung 5700 K pro Jahr präliminiert. Da die
Inſtallierung nicht vor Oktober d. J. erfolgen ſoll, wird der
Antrag geſtellt, den Betrag für 1906 zu votieren. — In
der vertraulichen Sitzung ſoll der Bau des Theaterdekorratinos-
magazins vergeben werden.

Bukowiner Landtag.

Der nunmehr aus den Abge-
ordneten Kalitowski, Lewicki, Langenhan, Mallek, Pihuliak,
[Spaltenumbruch] Dr. Stocki, Dr. Straucher, Tittinger, Rik. v. Waſſilko,
Dr. Skedl und Dr. Weidenfeld beſtehende „Freiſinnige
Verband“ hat ſich geſtern abends folgendermaßen konſtituiert:
Obmann: Langenhan, I. Obmann-Stellvertreter: Nikolaj
von Waſſilko, II. Obmann-Stellvertrer Dr. Straucher.
— Die Tagesordnung für die, wie bereits gemeldet,
morgen um 5 Uhr nachm. ſtattfindende dritte Sitzung des
Bukowiner Landtages in der zweiten Seſſion der zehnten
Wahlperiode iſt folgende: 1. Begründung des Antrages des
Abg. Dr. Straucher und Genoſſen betreffend die Er-
weiterung und Ausgeſtaltung der Bahnhofsanlagen auf dem
Hauptbahnhofe in Czernowitz. 2. Begründung des Antrages
des Abg. Dr. Straucher und Genoſſen betreffend die
Ergreifung von Maßnahmen zwecks Förderung von Induſtrie
und Gewerbe. 3. Bericht des volkswirtſchaftlichen Ausſchuſſes
über den Antrag des Abg. Titus von Onciul und Ge-
noſſen betreffend die Verländerung der Lokalbahnen. (Bericht-
erſtatter Abg. Siminovici mit dem Antrage: „Der Landes-
ausſchuß wird beauftragt, wegen Verländerung der Lokal-
bahnen die nötigen Verhandlungen mit den betreffenden
Aktiengeſellſchaften und mit der Regierung einzuleiten, ſpeziell
von der Letzteren die Geltendmachung ihrer konzeſſionsmäſſigen
Rechte zu Gunſten des Lands Bukowina zu erwirken und
über das Reſultat der Verhandlungen nach Schluß derſelben
zu berichten.“) 4. Bericht des volkswirtſchnftlichen Ausſchuſſes
über den Antrag des Abg. Aurel von Onciul und Genoſſen
betreffend die Errichtung einer Landesbrandſchaden- und
Landesviehverſicherungsanſtalt (Berichterſtatter Abg. Simio-
novici) mit dem Antrage: „Der Landesausſchuß wird be-
auftragt, die beiliegenden Entwürfe von Statuten für eine
Landesviehverſicherungsanſtalt zu prüfen, auf Grund derſelben
die nötigen Verhandlungen mit der Regierung wegen Kon-
zeſſionierung dieſer Anſtalt zu pflegen und über das Reſultat
dieſer Verhandlungen in der nächſten Seſſion zu berichten.“
5. Bericht des Verwaltungsausſchuſſes über den Antrag des
Abg. Dr. Straucher und Genoſſen betreffend die Errichtung
eines Gewerbegerichtes in Czernowitz. (Berichterſtatter Abg.
Dr. Straucher) mit dem Antrage: Das Bedürfnis für die
baldige Errichtung eines Gewerbegerichtes in Czernowitz wird
anerkannt und das k. k. Juſtizminiſterium aufgefordert, die
hiezu geeigneten Vorkehrungen zu treffen, damit das Gewerbe-
gericht in Czernowitz ſchon mit der Uebergabe des neuen
Juſtizgebäudes an die ſtaatliche Juſtizverwaltung im Juli 1906
aktiviert werde. 6. Bericht des Verwaltungsausſchuſſes über
den Antrag des Abg. Dr. Straucher und Genoſſen betreffend
die Vermehrung der Gerichtshöfe I. Inſtanz und der Bezirks-
gerichte ſowie Errichtung eines Oberlandesgerichtes in Czer-
nowitz. (Berichterſtatter Abg. Dr. Straucher) mit dem Antrage:
a) Die k. k. Regierung wird unter Mitteilung des vom
Antragſteller in der Landtagsſitzung vom 22. d. M. vor-
gebrachten ſtatiſtiſchen Materials neuerlich und dringend
erſucht, weitere neun neue Bezirksgerichte in der Bukowina
zu errichten und hiebei auf die im Berichte des landtäglichen
Verwaltungsausſchuſſes Nr. 144/97 bezeichneten Ortſchaften
mit dem Bedacht zu nehmen, daß gleichzeitig auch eine
Teilung des Zivil- und Straf-Bezirksgerichtes Czernowitz für
die Stadt und Umgebung durchgeführt werde: b) daß weiters
zwei neue Gerichtshöfe erſter Inſtanz in der Bukowina er-
richtet werden und hiebei auf die im vorzitierten ſowie im
Berichte des Verwaltungsausſchuſſes Nr. 177/97 bezeichneten
Orte angemeſſen Bedacht genommen werde und c) daß tunlichſt
bald ein eigenes Oberlandesgericht für die Bukowina mit
dem Amtsſitze in Czernowitz aktiviert werde. 7. Bericht des
Verwaltungsausſchuſſes über den Antrag des Abg. Dr. Straucher
und Genoſſen betreffend die Verbeſſerung der Lage der
k. k. Steueramtspraktikanten in der Bukowina. (Bericht-
erſtatter Abg. Dr. Straucher) mit dem Antrage: Die k. k. Re-
gierung wird dringend aufgefordert, die von den k. k. Steuer-
amtspraktikanten Oeſterreichs und jenen der Bukowina in
ihren Memoranden an Se. Exzellenz den Herrn k. k. Finanz-
miniſter, niedergelegten Wünſche und Maßnahmen ſchleunigſt
zu verwirklichen und durchzuführen. 8. Bericht des Ver-
waltungsausſchuſſes betreffend den Bericht des Landesaus-
ſchuſſes wegen Bewilligung einer Gnadengabe an den Ober-
[Spaltenumbruch] lehrer Kornel Waſilowicz mit dem Antrage: „Dem ent-
laſſenen Oberlehrer Kornel Waſſilowicz in Opriſcheni wird eine
Gnadenpenſion in der Höhe von 780 Kronen jährlich vom 1. Mai
1905 an, bewilligt.“ 9. Mündliche Berichte über Petitionen.
— Der volkswirtſchaftliche Ausſchuß ſetzte heute
vormittags die Spezialdebatte über das Landesbankſtatut
fort, dieſelbe wurde zuende geführt. Die Beratung der in
suspenso belaſſenen §§ 16 und 25 bis 28, welche die Ver-
waltung
der Landesbank und das Eskompte-
geſchäft
betreffen, wird in der heute um 5 Uhr abends
beginnenden Sitzung des Ausſchuſſes erfolgen.
— Der neugegründete „Städteklub“ (Abg. Tittinger, Doktor
Skedl, Dr. Straucher, Langenhan, Dr. Weidenfeld) hat ſich
folgendermaßen konſtituiert: Obmann Dr. Skedl, Obmann-
Stellv. Dr. Straucher. Die Abg. Wiedmann und
Landwehr, die zum Beitritte eingeladen wurden, lehnten
ab, mit der Motivierung, daß der Städteklub doch nichts
anderes bedeute, als die Reaktivierung des auſgelöſten
deutſchen Klubs. — Die nächſte Sitzung, in der die Bank-
vorlage vorgetragen werden wird, ſoll Montag oder Dienſtag
ſtattfinden.

Spende.

Wir erhalten folgende Zuſchrift: Herr Adalbert
Ritter von Zadurowicz hat mir aus Anlaß des Ankaufes
einer Realität in Czernowitz den Betrag von 300 Kronen
zur Verteilung an verſchämte Arme ohne Unterſchied der
Nationalität oder Konfeſſion übergeben. Es gereicht mir zum
beſonderen Vergnügen, dem hochverehrten Spender für die
Widmung dieſes namhaften Betrages namens der Armen
den beſten und wärmſten Dank auszuſprechen. Der amtierende
Vizebürgermeiſter: Dr. Reiß.

Die „Militärgründe“.

Mit Bezug auf die in der
Nummer 18 der „Czernowitzer Gemeindezeitung“ enthaltene
Offertausſchreibung vom 25. April 1905, Zl. 21925, betreffend
die block- oder parzellenweiſe Veränßerung
der ſogenannten Militärverpflegsgründe,
wird
vom Magiſtrate in Erinnerung gebracht, daß die Friſt zur
Ueberreichung der diesbezüglichen Kaufanbote am 30. Mai
1905, um 11 Uhr vormittags abläuft. Nähere Be-
dingniſſe und Parzellierungsplan können im 1. Magiſtrats-
departement eingeſehen werden. (Auch in unſerem Redaktions-
bureau.)

Aerztliches.

Der von ſeiner langjährigen erſprießlichen
ärztlichen Tätigkeit als Beſitzer und Leiter der erſten hydro-
pathiſchen Kaltwaſſerheilanſtalt in Solka bekannte Kurarzt
Dr. Eduard Beilich wird vom 1. Juni d. J. ab in
Dorna-Watra (Hauptſtraße, „Villa Druckmann“) als Spezial-
arzt für Frauen-Nerven- und Herzkrankheiten ſeine Ordination
aufnehmen.

Sterbefälle.

Geſtern ſtarb hier in noch jugendlichem
Alter das Mitglied der „Armonia“ und „Junimea“, Herr
Adrian Forgaci, ein begabter Sänger und Muſiker, nach
langem ſchweren Leiden. — Im Alter von 37 Jahren ſtarb
heute in Kuczurmare der k. k. Finanzkomiſſär Aurelian
Baleanu. Das Leichenbegängnis findet am 26. d. M. in
Kuczurmare ſtatt.

Das Grab Stephan des Großen.

Die „N. F. P.“
meldet: Herr Cogalniceanu, rumäniſcher Generalkonſul
in Czernowitz, wurde vom König Karol beauftragt, einen
bronzenen Kranz auf dem Grabe des größten rumäniſchen
Helden, des Fürſten Stephan des Großen, der im Kloſter
Putna in der Bukowina begraben iſt, niederzulegen.

Bukowiner Landsmannſchaft „Buchenland“
in Wien.

Wie bekannt, lag im vorigen Monate Prinz
Konrad zu Hohenlohe an einer Operation im Sanatorium
Löw in Wien darnieder. Aus dieſem Anlaſſe beſuchte ihn
eine Deputation des Vereines, beſtehend aus den Herren
M. Weiner und Dr. Roſenzweig, um den Prinzen
zum glücklichen Verlaufe im Namen des Vereines zu beglück-
wünſchen. Der Zuſtand des Prinzen geſtattete aber nicht, die
Deputation perſönlich vorzulaſſen, und dieſer Tage lief ein




[Spaltenumbruch]
Das Geheimnis des Waldſees.

Autoriſierte Ueberſetzung von Mathilde Mann.

(Nachdruck verboten).

5]

Da Marie indeß geſtanden hat, daß ein Kind von ihr
geboren und umgebracht iſt, ſo liegt die Möglichkeit vor,
daß noch ein anderes Kind auf dem Grunde dieſer ver-
dammten Mergelgrube liegen kann, und das muß unterſucht
werden. Das Mädchen beharrt bei ihrer Behauptung, und
die klugen Aerzte bei der ihren, und darum muß der See
abgelaſſen werden.

Der Rittmeiſter lachte. „Meinen Sie wirklich, Herr
Hardesvogt, daß es notwendig iſt, die Mergelgrube zu ent-
leeren, um das zu konſtatieren? Den Fall geſetzt, Sie fänden
ein ganzes Regiment von Kinderleichen auf dem Grunde,
was würden Sie da machen?“

Der Hardesvogt kratzte ſich den Kopf: „Verſuchen, ein
entſprechendes Regiment Kindesmörderinnen zu finden; bei
der Moral, die heut zu Tage herrſcht, gibt es weiß Gott
genug von der Sorte.“

„So —? — iſt Dänemark ſo unmoraliſch? fragte
der Rittmeiſter.

Der Hardesvogt ſchüttelte den Kopf: „Ach, ich denke
eigentlich mehr an ein Uebermaß ſogenannter Moral als an
das Gegenteil. So wie unſere Geſellſchaftsordnung und die
Geſetze ein armes Mädchen behandeln, das Malheur gehabt
hat, iſt es eigentlich kein Wunder, daß ihr bange wird und
ſie zuklemmt. Na, ich ſoll ja keine Geſetze machen, mögen
das die tun, deren Sache es iſt! Ich habe nur danach zu
richten. Ich muß der Sache ja auf den Grund, wenn es
mich auch ärgern würde, wenn ich die Mergelgrube ablaſſen
müßte. Der Kreisphyſikus, dieſer verknöcherte — na ja —
[Spaltenumbruch] beſteht darauf, daß, wenn das Kind ſofort umgebracht iſt,
es nicht dies Kind iſt, und nur um ihn zu überzeugen und
ihn mir ſo ſchnell wie möglich vom Halſe zu ſchaffen, bin
ich gezwungen, wahrſcheinlich morgen ſchon eine Archimedes-
ſchraube in Bewegung zu ſetzen. Ich habe übrigens an den
jungen Polizeibeamten, Holſt, geſchrieben, der ein Protegee
von einem meiner Freunde in der Stadt iſt, und der ſehr
tüchtig ſein ſoll, um unter der Hand ein wenig über ähnliche
Fälle zu erfahren. Die Leute in der Stadt haben ein ſo
umfangreiches Material, und die Aerzte ſind nahe daran,
mir das Leben aus dem Leibe zu ärgern. Sie richten nichts
wie Unheil an, — an Lebenden wie an Toten.“

Der Rittmeiſter ſaß in den Stuhl zurückgelehnt und
blies den Rauch der Zigarre in großen Ringen in die Luft.
„Den See ablaſſen, hm, ja, warum nicht, aber wenn ich an
Ihrer Stelle wäre, Herr Hardesvogt, ich täte es nicht. Das
mit der Ernährung iſt doch eine recht zweifelhafte Frage,
und wenn das Mädchen geſtanden hat, ſo iſt die Sache,
meiner Anſicht nach, ganz klar. Nein, ich täte es nicht.
Den Fall geſetzt, der Boden des Sees wäre — wie ich
bereits vorhin aufwarf — mit Leichen gedeckt, — was
dann?“

Der Hardesvogt lachte. „Ach, das hat wohl keine
Gefahr. Die ganze Sache iſt ja auch ſehr einfach. Der
Ablauf iſt leicht zu bewerkſtelligen, da der See hoch liegt,
und es führt ein tiefer Graben an dem Walde vorbei. Wir
können morgen zuſammen hingehen und uns die Sache
anſehen.“

Der Rittmeiſter rief die Tochter, die im Wohnzimmer
am Klavier ſaß und der Hausdame des Hardesvogts, einer
älteren Verwandten, vorſpielte.

„Ulla,“ ſagte er, „jetzt laſſen ſie das Waſſer aus dem
See oben im Walde ab, dann können wir nur ebenſo gut
gleich nach Malmö zurückreiſen.“

Ulla lachte. „Man ſollte meinen, Pappa wäre in den
See da oben verliebt. Während der vier Wochen, die wir
[Spaltenumbruch] hier geweſen ſind, hat er ihn jeden Tag beſucht. Ich bin
Ihnen wirklich dankbar, Herr Hardesvogt, daß das jetzt ein
Ende hat, denn nachgerade langweilt mich dieſer See. Der
junge Detektiv ſcheint mir ebenſo verliebt in den See zu
ſein wie Pappa. Er wird ſich gewiß ebenſo ſehr ärger, wenn
er wieder kommt und ihn leer findet!“ Ulla errötete leicht
bei dem Gedanken an den jungen „Detektiv“, ſie wandte
den Kopf ab.

„Sie können ihn ja ſelber fragen, gnädiges Fräulein“,
ſagte der Hardesvogt mit einem kleinen Lächeln. „Er kommt
morgen dienſtlich heraus. Wenn Sie den Wunſch haben, die
Bekanntſchaft zu erneuern, ſo können Sie mir ja die Ehre
erweiſen, hier mit dem Leutnant zuſammen zu frühſtücken.“

Ulla errötete ſtärker, der Rittmeiſter brummte:

„Soll er bei dem Entleeren des Sees behilflich ſein?“

„Das gerade nicht,“ antwortete der Hardesvogt, —
„aber ich wünſche mit ihm zu reden, nachher können wir ja
hingehen und die Arbeit in Augenſchein nehmen.“

Der Rittmeiſter erhob ſich: „Wollen wir noch eine
Partie machen, Herr Hardesvogt?“ Und das taten ſie. Am
Abend, als der Rittmeiſter und ſeine Tochter die Viertel-
meile zurücklegten, die zwiſchen ihrer Wohnung und der des
Hardesvogts lag, war er ſchlechter Laune. Ulla fragte mit
einem Lächeln, ob Pappa viel im Spiel verloren habe.

„Nein,“ ſagte er, „aber jetzt reiſe ich ab, die Idee, den
See abzulaſſen, iſt zu verrückt.“

„Das kann Dir doch ganz gleichgiltig ſein, Pappa,“
wandte Ulla ein.

„Das kann es,“ entgegnete er ſcharf und ſchritt
ſchweigend dahin.

Ulla fand, daß ſich Pappas Laune verſchlechtert hatte
ſeit dem Tage, als ſie die Kindesleiche da oben fanden und
den „Detektiv“ trafen. Ulla errötete, ſie dachte doch ziemlich
viel an den jungen Mann; aber ſchön war er und ſehr
gewandt. Morgen ſollte ſie ihn wieder treffen.

(Fortſetzung folgt).


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Kuczurmare &#x017F;tatt.</p>
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[4/0004] Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 25. Mai 1905. Prüfung der Rechnungen und zur Berichterſtattung eine drei- gliedrige Kommiſſion gewählt werde. (Der Antrag wird ein- ſtimmig angenommen). — Die Wahl der Kommiſſion wird in der nächſten Sitzung erfolgen. Zur Tagesordnung ergreift das Wort hierauf GR. Trompeteur. Derſelbe bemängelt es, daß ſchon auf der Tagesordnung einmal ge- weſene Gegenſtände nicht an die erſte Stelle geſetzt werden. — Vorſ. entgegnet, daß er ſehr darauf achte, namentlich bei Stipendien und anderen an Friſten gebundenen Stücken. — Stadtrat Kasprzycki meint, daß beſonders das Geſuch eines Feuerwehrmannes, der um eine Proviſionserhöhung von 6 Kreuzern pro Tag bitte, zu berückſichtigen wäre. — Vorſ. (ununterbrochen läutend): Ich kann hierüber keine Debatte zulaſſen, Herr Stadtrat, ich habe Ihnen nicht das Wort erteilt! — Stadtrat Kasprzycki: Ob Sie mir das Wort erteilen oder nicht ... (ſetzt ſich, erregt) Der kleine Zwiſchenfall iſt bald darauf vergeſſen. Bei Uebergang zur Tagesordnung referiert Ge- meinderat Wallſtein über die Beſtellung der Monturen für Polizei, Feuerwehr und Amtsdiener. (Wird gemäß dem Sektionsantrage an den bisherigen Lieferanten Herrn Markus Mittelmann vergeben.) Ueber Grundabtretungen und -Verpachtungen referieren die GR. Wallſtein, Trom- peteur und Zurkan. (Im Sinne der Referentenanträge nach kurzer Debatte angenommen.) — GR. Dr. Wender referiert namens der IV. Sektion über die Erlaſſung einer Badeordnung für die Stadt Czernowitz. Dieſelbe wird ohne Debatte einſtimmig angenommen. Die weſentlichen Be- ſtimmungen der Badeordnung ſind folgende: Das Zuſammen- baden von Perſonen beiderlei Geſchlechtes in einer gemein- ſamen Kabine iſt verboten, ebenſo das Benützen von Seife auf den Bänken und das Rauchen im Schwitzbade, Perſonen mit eiternden oder offenen Wunden, Berauſchte und Geiſtes- geſtörte ſind vom Baden ausgeſchloſſen. Die Badeanſtalten ſind zweimal täglich zu lüften, Thermometer und Telephon düfen nicht fehlen, ebenſo eine Perſon, welche die erſte Hilfe bei Unfällen zu leiſten imſtande iſt. Gebrauchte Badebeſen ſind ſofort zu vernichten. Raſieren und Harſchneiden iſt nur in den Ankleideräumen geſtattet uff. Die Inſtallation des Bürgermeiſters. Seine k. u. k. Apoſtoliſche Majeſtät haben mit Allerhöchſter Ent- ſchließung vom 17. Mai 1905 die Wahl des Dr. Eduard Reiß zum Bürgermeiſter der Landeshauptſtadt Czerno- witz allergnädigſt zu beſtätigen und gleichzeitig huldreichſt zu geſtatten geruht, daß dem Anton Freiherrn Kochanowski von Stawczan aus Anlaß ſeines Rücktrittes von der Stellung des Bürgermeiſters dieſer Landeshauptſtadt für ſeine vieljährige und erſprießliche Tätigkeit die Allerhöchſte Anerkennung bekannt gegeben werde. Der Herr k. k. Landes- präſident hat hievon ſowohl den Herrn Bürgermeiſter Doktor Reiß, als auch den Ehrenbürgermeiſter Baron Kocha- nowski perſönlich verſtändigt. Die feierliche Inſtallation des neugewählten Bürgermeiſters findet am Mittwoch, den 31. Mai l. J. um 12 mittags ſtatt. Aus dem Rathauſe. Morgen findet eine öffentliche und vertrauliche Gemeinderatsſitzung ſtatt. — Auf der Tagesordnung der öffentlichen Sitzung ſteht die Einführung der Flammlichtbogenlampen auf dem Eliſabethplatze und den in denſelben mündenden Gaſſen, ſowie die Einführung des elektriſchen Lichtes in der Pumnul-Roſchergaſſe u. a. — Für 20 Bogenlampen auf dem Eliſabethplatze, Gymnaſial- Senkowiczgaſſe ꝛc. hat der Magiſtrat in ſeiner heute abge- haltenen Sitzung 5700 K pro Jahr präliminiert. Da die Inſtallierung nicht vor Oktober d. J. erfolgen ſoll, wird der Antrag geſtellt, den Betrag für 1906 zu votieren. — In der vertraulichen Sitzung ſoll der Bau des Theaterdekorratinos- magazins vergeben werden. Bukowiner Landtag. Der nunmehr aus den Abge- ordneten Kalitowski, Lewicki, Langenhan, Mallek, Pihuliak, Dr. Stocki, Dr. Straucher, Tittinger, Rik. v. Waſſilko, Dr. Skedl und Dr. Weidenfeld beſtehende „Freiſinnige Verband“ hat ſich geſtern abends folgendermaßen konſtituiert: Obmann: Langenhan, I. Obmann-Stellvertreter: Nikolaj von Waſſilko, II. Obmann-Stellvertrer Dr. Straucher. — Die Tagesordnung für die, wie bereits gemeldet, morgen um 5 Uhr nachm. ſtattfindende dritte Sitzung des Bukowiner Landtages in der zweiten Seſſion der zehnten Wahlperiode iſt folgende: 1. Begründung des Antrages des Abg. Dr. Straucher und Genoſſen betreffend die Er- weiterung und Ausgeſtaltung der Bahnhofsanlagen auf dem Hauptbahnhofe in Czernowitz. 2. Begründung des Antrages des Abg. Dr. Straucher und Genoſſen betreffend die Ergreifung von Maßnahmen zwecks Förderung von Induſtrie und Gewerbe. 3. Bericht des volkswirtſchaftlichen Ausſchuſſes über den Antrag des Abg. Titus von Onciul und Ge- noſſen betreffend die Verländerung der Lokalbahnen. (Bericht- erſtatter Abg. Siminovici mit dem Antrage: „Der Landes- ausſchuß wird beauftragt, wegen Verländerung der Lokal- bahnen die nötigen Verhandlungen mit den betreffenden Aktiengeſellſchaften und mit der Regierung einzuleiten, ſpeziell von der Letzteren die Geltendmachung ihrer konzeſſionsmäſſigen Rechte zu Gunſten des Lands Bukowina zu erwirken und über das Reſultat der Verhandlungen nach Schluß derſelben zu berichten.“) 4. Bericht des volkswirtſchnftlichen Ausſchuſſes über den Antrag des Abg. Aurel von Onciul und Genoſſen betreffend die Errichtung einer Landesbrandſchaden- und Landesviehverſicherungsanſtalt (Berichterſtatter Abg. Simio- novici) mit dem Antrage: „Der Landesausſchuß wird be- auftragt, die beiliegenden Entwürfe von Statuten für eine Landesviehverſicherungsanſtalt zu prüfen, auf Grund derſelben die nötigen Verhandlungen mit der Regierung wegen Kon- zeſſionierung dieſer Anſtalt zu pflegen und über das Reſultat dieſer Verhandlungen in der nächſten Seſſion zu berichten.“ 5. Bericht des Verwaltungsausſchuſſes über den Antrag des Abg. Dr. Straucher und Genoſſen betreffend die Errichtung eines Gewerbegerichtes in Czernowitz. (Berichterſtatter Abg. Dr. Straucher) mit dem Antrage: Das Bedürfnis für die baldige Errichtung eines Gewerbegerichtes in Czernowitz wird anerkannt und das k. k. Juſtizminiſterium aufgefordert, die hiezu geeigneten Vorkehrungen zu treffen, damit das Gewerbe- gericht in Czernowitz ſchon mit der Uebergabe des neuen Juſtizgebäudes an die ſtaatliche Juſtizverwaltung im Juli 1906 aktiviert werde. 6. Bericht des Verwaltungsausſchuſſes über den Antrag des Abg. Dr. Straucher und Genoſſen betreffend die Vermehrung der Gerichtshöfe I. Inſtanz und der Bezirks- gerichte ſowie Errichtung eines Oberlandesgerichtes in Czer- nowitz. (Berichterſtatter Abg. Dr. Straucher) mit dem Antrage: a) Die k. k. Regierung wird unter Mitteilung des vom Antragſteller in der Landtagsſitzung vom 22. d. M. vor- gebrachten ſtatiſtiſchen Materials neuerlich und dringend erſucht, weitere neun neue Bezirksgerichte in der Bukowina zu errichten und hiebei auf die im Berichte des landtäglichen Verwaltungsausſchuſſes Nr. 144/97 bezeichneten Ortſchaften mit dem Bedacht zu nehmen, daß gleichzeitig auch eine Teilung des Zivil- und Straf-Bezirksgerichtes Czernowitz für die Stadt und Umgebung durchgeführt werde: b) daß weiters zwei neue Gerichtshöfe erſter Inſtanz in der Bukowina er- richtet werden und hiebei auf die im vorzitierten ſowie im Berichte des Verwaltungsausſchuſſes Nr. 177/97 bezeichneten Orte angemeſſen Bedacht genommen werde und c) daß tunlichſt bald ein eigenes Oberlandesgericht für die Bukowina mit dem Amtsſitze in Czernowitz aktiviert werde. 7. Bericht des Verwaltungsausſchuſſes über den Antrag des Abg. Dr. Straucher und Genoſſen betreffend die Verbeſſerung der Lage der k. k. Steueramtspraktikanten in der Bukowina. (Bericht- erſtatter Abg. Dr. Straucher) mit dem Antrage: Die k. k. Re- gierung wird dringend aufgefordert, die von den k. k. Steuer- amtspraktikanten Oeſterreichs und jenen der Bukowina in ihren Memoranden an Se. Exzellenz den Herrn k. k. Finanz- miniſter, niedergelegten Wünſche und Maßnahmen ſchleunigſt zu verwirklichen und durchzuführen. 8. Bericht des Ver- waltungsausſchuſſes betreffend den Bericht des Landesaus- ſchuſſes wegen Bewilligung einer Gnadengabe an den Ober- lehrer Kornel Waſilowicz mit dem Antrage: „Dem ent- laſſenen Oberlehrer Kornel Waſſilowicz in Opriſcheni wird eine Gnadenpenſion in der Höhe von 780 Kronen jährlich vom 1. Mai 1905 an, bewilligt.“ 9. Mündliche Berichte über Petitionen. — Der volkswirtſchaftliche Ausſchuß ſetzte heute vormittags die Spezialdebatte über das Landesbankſtatut fort, dieſelbe wurde zuende geführt. Die Beratung der in suspenso belaſſenen §§ 16 und 25 bis 28, welche die Ver- waltung der Landesbank und das Eskompte- geſchäft betreffen, wird in der heute um 5 Uhr abends beginnenden Sitzung des Ausſchuſſes erfolgen. — Der neugegründete „Städteklub“ (Abg. Tittinger, Doktor Skedl, Dr. Straucher, Langenhan, Dr. Weidenfeld) hat ſich folgendermaßen konſtituiert: Obmann Dr. Skedl, Obmann- Stellv. Dr. Straucher. Die Abg. Wiedmann und Landwehr, die zum Beitritte eingeladen wurden, lehnten ab, mit der Motivierung, daß der Städteklub doch nichts anderes bedeute, als die Reaktivierung des auſgelöſten deutſchen Klubs. — Die nächſte Sitzung, in der die Bank- vorlage vorgetragen werden wird, ſoll Montag oder Dienſtag ſtattfinden. Spende. Wir erhalten folgende Zuſchrift: Herr Adalbert Ritter von Zadurowicz hat mir aus Anlaß des Ankaufes einer Realität in Czernowitz den Betrag von 300 Kronen zur Verteilung an verſchämte Arme ohne Unterſchied der Nationalität oder Konfeſſion übergeben. Es gereicht mir zum beſonderen Vergnügen, dem hochverehrten Spender für die Widmung dieſes namhaften Betrages namens der Armen den beſten und wärmſten Dank auszuſprechen. Der amtierende Vizebürgermeiſter: Dr. Reiß. Die „Militärgründe“. Mit Bezug auf die in der Nummer 18 der „Czernowitzer Gemeindezeitung“ enthaltene Offertausſchreibung vom 25. April 1905, Zl. 21925, betreffend die block- oder parzellenweiſe Veränßerung der ſogenannten Militärverpflegsgründe, wird vom Magiſtrate in Erinnerung gebracht, daß die Friſt zur Ueberreichung der diesbezüglichen Kaufanbote am 30. Mai 1905, um 11 Uhr vormittags abläuft. Nähere Be- dingniſſe und Parzellierungsplan können im 1. Magiſtrats- departement eingeſehen werden. (Auch in unſerem Redaktions- bureau.) Aerztliches. Der von ſeiner langjährigen erſprießlichen ärztlichen Tätigkeit als Beſitzer und Leiter der erſten hydro- pathiſchen Kaltwaſſerheilanſtalt in Solka bekannte Kurarzt Dr. Eduard Beilich wird vom 1. Juni d. J. ab in Dorna-Watra (Hauptſtraße, „Villa Druckmann“) als Spezial- arzt für Frauen-Nerven- und Herzkrankheiten ſeine Ordination aufnehmen. Sterbefälle. Geſtern ſtarb hier in noch jugendlichem Alter das Mitglied der „Armonia“ und „Junimea“, Herr Adrian Forgaci, ein begabter Sänger und Muſiker, nach langem ſchweren Leiden. — Im Alter von 37 Jahren ſtarb heute in Kuczurmare der k. k. Finanzkomiſſär Aurelian Baleanu. Das Leichenbegängnis findet am 26. d. M. in Kuczurmare ſtatt. Das Grab Stephan des Großen. Die „N. F. P.“ meldet: Herr Cogalniceanu, rumäniſcher Generalkonſul in Czernowitz, wurde vom König Karol beauftragt, einen bronzenen Kranz auf dem Grabe des größten rumäniſchen Helden, des Fürſten Stephan des Großen, der im Kloſter Putna in der Bukowina begraben iſt, niederzulegen. Bukowiner Landsmannſchaft „Buchenland“ in Wien. Wie bekannt, lag im vorigen Monate Prinz Konrad zu Hohenlohe an einer Operation im Sanatorium Löw in Wien darnieder. Aus dieſem Anlaſſe beſuchte ihn eine Deputation des Vereines, beſtehend aus den Herren M. Weiner und Dr. Roſenzweig, um den Prinzen zum glücklichen Verlaufe im Namen des Vereines zu beglück- wünſchen. Der Zuſtand des Prinzen geſtattete aber nicht, die Deputation perſönlich vorzulaſſen, und dieſer Tage lief ein Das Geheimnis des Waldſees. Von Palle Roſenkrantz. Autoriſierte Ueberſetzung von Mathilde Mann. (Nachdruck verboten). 5] Da Marie indeß geſtanden hat, daß ein Kind von ihr geboren und umgebracht iſt, ſo liegt die Möglichkeit vor, daß noch ein anderes Kind auf dem Grunde dieſer ver- dammten Mergelgrube liegen kann, und das muß unterſucht werden. Das Mädchen beharrt bei ihrer Behauptung, und die klugen Aerzte bei der ihren, und darum muß der See abgelaſſen werden. Der Rittmeiſter lachte. „Meinen Sie wirklich, Herr Hardesvogt, daß es notwendig iſt, die Mergelgrube zu ent- leeren, um das zu konſtatieren? Den Fall geſetzt, Sie fänden ein ganzes Regiment von Kinderleichen auf dem Grunde, was würden Sie da machen?“ Der Hardesvogt kratzte ſich den Kopf: „Verſuchen, ein entſprechendes Regiment Kindesmörderinnen zu finden; bei der Moral, die heut zu Tage herrſcht, gibt es weiß Gott genug von der Sorte.“ „So —? — iſt Dänemark ſo unmoraliſch? fragte der Rittmeiſter. Der Hardesvogt ſchüttelte den Kopf: „Ach, ich denke eigentlich mehr an ein Uebermaß ſogenannter Moral als an das Gegenteil. So wie unſere Geſellſchaftsordnung und die Geſetze ein armes Mädchen behandeln, das Malheur gehabt hat, iſt es eigentlich kein Wunder, daß ihr bange wird und ſie zuklemmt. Na, ich ſoll ja keine Geſetze machen, mögen das die tun, deren Sache es iſt! Ich habe nur danach zu richten. Ich muß der Sache ja auf den Grund, wenn es mich auch ärgern würde, wenn ich die Mergelgrube ablaſſen müßte. Der Kreisphyſikus, dieſer verknöcherte — na ja — beſteht darauf, daß, wenn das Kind ſofort umgebracht iſt, es nicht dies Kind iſt, und nur um ihn zu überzeugen und ihn mir ſo ſchnell wie möglich vom Halſe zu ſchaffen, bin ich gezwungen, wahrſcheinlich morgen ſchon eine Archimedes- ſchraube in Bewegung zu ſetzen. Ich habe übrigens an den jungen Polizeibeamten, Holſt, geſchrieben, der ein Protegee von einem meiner Freunde in der Stadt iſt, und der ſehr tüchtig ſein ſoll, um unter der Hand ein wenig über ähnliche Fälle zu erfahren. Die Leute in der Stadt haben ein ſo umfangreiches Material, und die Aerzte ſind nahe daran, mir das Leben aus dem Leibe zu ärgern. Sie richten nichts wie Unheil an, — an Lebenden wie an Toten.“ Der Rittmeiſter ſaß in den Stuhl zurückgelehnt und blies den Rauch der Zigarre in großen Ringen in die Luft. „Den See ablaſſen, hm, ja, warum nicht, aber wenn ich an Ihrer Stelle wäre, Herr Hardesvogt, ich täte es nicht. Das mit der Ernährung iſt doch eine recht zweifelhafte Frage, und wenn das Mädchen geſtanden hat, ſo iſt die Sache, meiner Anſicht nach, ganz klar. Nein, ich täte es nicht. Den Fall geſetzt, der Boden des Sees wäre — wie ich bereits vorhin aufwarf — mit Leichen gedeckt, — was dann?“ Der Hardesvogt lachte. „Ach, das hat wohl keine Gefahr. Die ganze Sache iſt ja auch ſehr einfach. Der Ablauf iſt leicht zu bewerkſtelligen, da der See hoch liegt, und es führt ein tiefer Graben an dem Walde vorbei. Wir können morgen zuſammen hingehen und uns die Sache anſehen.“ Der Rittmeiſter rief die Tochter, die im Wohnzimmer am Klavier ſaß und der Hausdame des Hardesvogts, einer älteren Verwandten, vorſpielte. „Ulla,“ ſagte er, „jetzt laſſen ſie das Waſſer aus dem See oben im Walde ab, dann können wir nur ebenſo gut gleich nach Malmö zurückreiſen.“ Ulla lachte. „Man ſollte meinen, Pappa wäre in den See da oben verliebt. Während der vier Wochen, die wir hier geweſen ſind, hat er ihn jeden Tag beſucht. Ich bin Ihnen wirklich dankbar, Herr Hardesvogt, daß das jetzt ein Ende hat, denn nachgerade langweilt mich dieſer See. Der junge Detektiv ſcheint mir ebenſo verliebt in den See zu ſein wie Pappa. Er wird ſich gewiß ebenſo ſehr ärger, wenn er wieder kommt und ihn leer findet!“ Ulla errötete leicht bei dem Gedanken an den jungen „Detektiv“, ſie wandte den Kopf ab. „Sie können ihn ja ſelber fragen, gnädiges Fräulein“, ſagte der Hardesvogt mit einem kleinen Lächeln. „Er kommt morgen dienſtlich heraus. Wenn Sie den Wunſch haben, die Bekanntſchaft zu erneuern, ſo können Sie mir ja die Ehre erweiſen, hier mit dem Leutnant zuſammen zu frühſtücken.“ Ulla errötete ſtärker, der Rittmeiſter brummte: „Soll er bei dem Entleeren des Sees behilflich ſein?“ „Das gerade nicht,“ antwortete der Hardesvogt, — „aber ich wünſche mit ihm zu reden, nachher können wir ja hingehen und die Arbeit in Augenſchein nehmen.“ Der Rittmeiſter erhob ſich: „Wollen wir noch eine Partie machen, Herr Hardesvogt?“ Und das taten ſie. Am Abend, als der Rittmeiſter und ſeine Tochter die Viertel- meile zurücklegten, die zwiſchen ihrer Wohnung und der des Hardesvogts lag, war er ſchlechter Laune. Ulla fragte mit einem Lächeln, ob Pappa viel im Spiel verloren habe. „Nein,“ ſagte er, „aber jetzt reiſe ich ab, die Idee, den See abzulaſſen, iſt zu verrückt.“ „Das kann Dir doch ganz gleichgiltig ſein, Pappa,“ wandte Ulla ein. „Das kann es,“ entgegnete er ſcharf und ſchritt ſchweigend dahin. Ulla fand, daß ſich Pappas Laune verſchlechtert hatte ſeit dem Tage, als ſie die Kindesleiche da oben fanden und den „Detektiv“ trafen. Ulla errötete, ſie dachte doch ziemlich viel an den jungen Mann; aber ſchön war er und ſehr gewandt. Morgen ſollte ſie ihn wieder treffen. (Fortſetzung folgt).

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Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

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Zitationshilfe: Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 421, Czernowitz, 25.05.1905, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_czernowitzer421_1905/4>, abgerufen am 28.03.2024.