Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

Bild:
<< vorherige Seite

Artickel des Glaubens / von beyden Naturen in Christo / von der Himel fahrt Christi / von seinem sitzen zur Rechten Gottes / also vnd daher kömpt es / daß in diesem Sacramentsstreit auch von bemelten Artickeln des Glaubens gedisputiert wird / nicht daß wir den Grund fürnemlich auff diese Artickel setzen / sondern daß wir daraus erweisen mögen / daß das jenige / so Christus in den Worten seines Testaments saget vnd verheist / Nemlich / daß Er vns seinen wesentlichen gegenwertigen Leib vnd Blut im Abendmal reiche / also / daß wir mit vnserm Munde / mit Brod vnd Wein warhafftig denselben empfangen / Das sage ich / daß dasselbe durch solche bemelte Artickel nicht vmbgestossen / sondern viel mehr zur Warheit bestetigt werde / Denn weil die gantze Fülle der Gottheit in Christo leibhafftig wohnet / vnd weil durch seine Himmelfahrt seine angenommene Menschliche Natur erhöhet ist zur Rechten der Majestet vnd Krafft Gottes / Derhalben was Er in den Worten seines Testamentes saget / das weis vnd vermag er auch zu thun / ob schon solchs wieder vnd vber alle Natur ist / vnd wir nicht verstehen können / wie es geschehen möge.

Weil denn die Wort der Einsetzung Wort sind des Testaments des Sohns GOttes / sollen die Pastores in grosser Furcht Gottes dauon dencken vnd reden. Denn es verkündigt auch Paulusdenen / so den Leib Christi / der im Abendmahl gereichet vnd empfangen wird / nicht recht vnterscheiden / daß sie sich schüldig machen des gestrengen Gerichtes GOttes. Sol derwegen niemand hiemit schertzen / oder an den Worten der Einsetzung sich vergreiffen / dieselbige seines gefallens auff diese oder jene Meynung zu drehen / zu ziehen oder zu dehnen / Denn den Worten des Testaments Christi sol man keinen andern vnd frembden Verstand auffdringen / sondern man sol sie in einfeltigem Verstande / wie sie lauten / vnd jre Eigenschafft mitbringet / annehmen vnd behalten / Daß nemlich in der Handlung des Abendmahls Christi / so hienieden auff Erden nach seiner Einsetzung gehalten wird / gegenwertig sey / dargereicht vnd empfangen werde / nicht allein Brod vnd Wein / sondern daß auch zugleich sein wahrer vnd wesentlicher Leib / vnd sein wahres wesentliches Blut zu gegen sey / gereicht vnd empfangen werde / Vnd solches nicht allein wie es der Glaube betrachtet vnd fasset / noch allein nach der Krafft vnd Wirckung / sondern warhafftig vnd wesentlich / doch vnsichtlicher weise. Denn Christus saget von dem / das in der niessung des Abendmahls Christi gegenwertig ist / dargereicht vnd empfangen wird / Das ist mein Leib / der für euch gegeben wird / Das ist mein Blut / das für euch vergossen wird. Solderwegen die gegenlehre gentzlich verworf-

Artickel des Glaubens / von beyden Naturen in Christo / von der Himel fahrt Christi / von seinem sitzen zur Rechten Gottes / also vnd daher kömpt es / daß in diesem Sacramentsstreit auch von bemelten Artickeln des Glaubens gedisputiert wird / nicht daß wir den Grund fürnemlich auff diese Artickel setzen / sondern daß wir daraus erweisen mögen / daß das jenige / so Christus in den Worten seines Testaments saget vnd verheist / Nemlich / daß Er vns seinen wesentlichen gegenwertigen Leib vnd Blut im Abendmal reiche / also / daß wir mit vnserm Munde / mit Brod vnd Wein warhafftig denselben empfangen / Das sage ich / daß dasselbe durch solche bemelte Artickel nicht vmbgestossen / sondern viel mehr zur Warheit bestetigt werde / Denn weil die gantze Fülle der Gottheit in Christo leibhafftig wohnet / vnd weil durch seine Himmelfahrt seine angenom̃ene Menschliche Natur erhöhet ist zur Rechten der Majestet vnd Krafft Gottes / Derhalben was Er in den Worten seines Testamentes saget / das weis vnd vermag er auch zu thun / ob schon solchs wieder vnd vber alle Natur ist / vnd wir nicht verstehen können / wie es geschehen möge.

Weil denn die Wort der Einsetzung Wort sind des Testaments des Sohns GOttes / sollen die Pastores in grosser Furcht Gottes dauon dencken vnd reden. Denn es verkündigt auch Paulusdenen / so den Leib Christi / der im Abendmahl gereichet vnd empfangen wird / nicht recht vnterscheiden / daß sie sich schüldig machen des gestrengen Gerichtes GOttes. Sol derwegen niemand hiemit schertzen / oder an den Worten der Einsetzung sich vergreiffen / dieselbige seines gefallens auff diese oder jene Meynung zu drehen / zu ziehen oder zu dehnen / Denn den Worten des Testaments Christi sol man keinen andern vnd frembden Verstand auffdringen / sondern man sol sie in einfeltigem Verstande / wie sie lauten / vnd jre Eigenschafft mitbringet / annehmen vnd behalten / Daß nemlich in der Handlung des Abendmahls Christi / so hienieden auff Erden nach seiner Einsetzung gehalten wird / gegenwertig sey / dargereicht vnd empfangen werde / nicht allein Brod vnd Wein / sondern daß auch zugleich sein wahrer vnd wesentlicher Leib / vnd sein wahres wesentliches Blut zu gegen sey / gereicht vnd empfangen werde / Vnd solches nicht allein wie es der Glaube betrachtet vnd fasset / noch allein nach der Krafft vnd Wirckung / sondern warhafftig vnd wesentlich / doch vnsichtlicher weise. Denn Christus saget von dem / das in der niessung des Abendmahls Christi gegenwertig ist / dargereicht vnd empfangen wird / Das ist mein Leib / der für euch gegeben wird / Das ist mein Blut / das für euch vergossen wird. Solderwegen die gegenlehre gentzlich verworf-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0786" n="118"/>
Artickel des Glaubens / von beyden Naturen in Christo / von der Himel fahrt                      Christi / von seinem sitzen zur Rechten Gottes / also vnd daher kömpt es / daß                      in diesem Sacramentsstreit auch von bemelten Artickeln des Glaubens gedisputiert                      wird / nicht daß wir den Grund fürnemlich auff diese Artickel setzen / sondern                      daß wir daraus erweisen mögen / daß das jenige / so Christus in den Worten                      seines Testaments saget vnd verheist / Nemlich / daß Er vns seinen wesentlichen                      gegenwertigen Leib vnd Blut im Abendmal reiche / also / daß wir mit vnserm Munde                      / mit Brod vnd Wein warhafftig denselben empfangen / Das sage ich / daß dasselbe                      durch solche bemelte Artickel nicht vmbgestossen / sondern viel mehr zur Warheit                      bestetigt werde / Denn weil die gantze Fülle der Gottheit in Christo leibhafftig                      wohnet / vnd weil durch seine Himmelfahrt seine angenom&#x0303;ene                      Menschliche Natur erhöhet ist zur Rechten der Majestet vnd Krafft Gottes /                      Derhalben was Er in den Worten seines Testamentes saget / das weis vnd vermag er                      auch zu thun / ob schon solchs wieder vnd vber alle Natur ist / vnd wir nicht                      verstehen können / wie es geschehen möge.</p>
        <p>Weil denn die Wort der Einsetzung Wort sind des Testaments des Sohns GOttes /                      sollen die <hi rendition="#i">Pastores</hi> in grosser Furcht Gottes dauon                      dencken vnd reden. Denn es verkündigt auch Paulusdenen / so den Leib Christi /                      der im Abendmahl gereichet vnd empfangen wird / nicht recht vnterscheiden / daß                      sie sich schüldig machen des gestrengen Gerichtes GOttes. Sol derwegen niemand                      hiemit schertzen / oder an den Worten der Einsetzung sich vergreiffen /                      dieselbige seines gefallens auff diese oder jene Meynung zu drehen / zu ziehen                      oder zu dehnen / Denn den Worten des Testaments Christi sol man keinen andern                      vnd frembden Verstand auffdringen / sondern man sol sie in einfeltigem Verstande                      / wie sie lauten / vnd jre Eigenschafft mitbringet / annehmen vnd behalten / Daß                      nemlich in der Handlung des Abendmahls Christi / so hienieden auff Erden nach                      seiner Einsetzung gehalten wird / gegenwertig sey / dargereicht vnd empfangen                      werde / nicht allein Brod vnd Wein / sondern daß auch zugleich sein wahrer vnd                      wesentlicher Leib / vnd sein wahres wesentliches Blut zu gegen sey / gereicht                      vnd empfangen werde / Vnd solches nicht allein wie es der Glaube betrachtet vnd                      fasset / noch allein nach der Krafft vnd Wirckung / sondern warhafftig vnd                      wesentlich / doch vnsichtlicher weise. Denn Christus saget von dem / das in der                      niessung des Abendmahls Christi gegenwertig ist / dargereicht vnd empfangen wird                      / Das ist mein Leib / der für euch gegeben wird / Das ist mein Blut / das für                      euch vergossen wird. Solderwegen die gegenlehre gentzlich verworf-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[118/0786] Artickel des Glaubens / von beyden Naturen in Christo / von der Himel fahrt Christi / von seinem sitzen zur Rechten Gottes / also vnd daher kömpt es / daß in diesem Sacramentsstreit auch von bemelten Artickeln des Glaubens gedisputiert wird / nicht daß wir den Grund fürnemlich auff diese Artickel setzen / sondern daß wir daraus erweisen mögen / daß das jenige / so Christus in den Worten seines Testaments saget vnd verheist / Nemlich / daß Er vns seinen wesentlichen gegenwertigen Leib vnd Blut im Abendmal reiche / also / daß wir mit vnserm Munde / mit Brod vnd Wein warhafftig denselben empfangen / Das sage ich / daß dasselbe durch solche bemelte Artickel nicht vmbgestossen / sondern viel mehr zur Warheit bestetigt werde / Denn weil die gantze Fülle der Gottheit in Christo leibhafftig wohnet / vnd weil durch seine Himmelfahrt seine angenom̃ene Menschliche Natur erhöhet ist zur Rechten der Majestet vnd Krafft Gottes / Derhalben was Er in den Worten seines Testamentes saget / das weis vnd vermag er auch zu thun / ob schon solchs wieder vnd vber alle Natur ist / vnd wir nicht verstehen können / wie es geschehen möge. Weil denn die Wort der Einsetzung Wort sind des Testaments des Sohns GOttes / sollen die Pastores in grosser Furcht Gottes dauon dencken vnd reden. Denn es verkündigt auch Paulusdenen / so den Leib Christi / der im Abendmahl gereichet vnd empfangen wird / nicht recht vnterscheiden / daß sie sich schüldig machen des gestrengen Gerichtes GOttes. Sol derwegen niemand hiemit schertzen / oder an den Worten der Einsetzung sich vergreiffen / dieselbige seines gefallens auff diese oder jene Meynung zu drehen / zu ziehen oder zu dehnen / Denn den Worten des Testaments Christi sol man keinen andern vnd frembden Verstand auffdringen / sondern man sol sie in einfeltigem Verstande / wie sie lauten / vnd jre Eigenschafft mitbringet / annehmen vnd behalten / Daß nemlich in der Handlung des Abendmahls Christi / so hienieden auff Erden nach seiner Einsetzung gehalten wird / gegenwertig sey / dargereicht vnd empfangen werde / nicht allein Brod vnd Wein / sondern daß auch zugleich sein wahrer vnd wesentlicher Leib / vnd sein wahres wesentliches Blut zu gegen sey / gereicht vnd empfangen werde / Vnd solches nicht allein wie es der Glaube betrachtet vnd fasset / noch allein nach der Krafft vnd Wirckung / sondern warhafftig vnd wesentlich / doch vnsichtlicher weise. Denn Christus saget von dem / das in der niessung des Abendmahls Christi gegenwertig ist / dargereicht vnd empfangen wird / Das ist mein Leib / der für euch gegeben wird / Das ist mein Blut / das für euch vergossen wird. Solderwegen die gegenlehre gentzlich verworf-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/786
Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/786>, abgerufen am 24.11.2024.