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[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

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vnd mangel ist die Menschliche Natur in Adam so erbermlich / wie jetzt gesaget / vom Teuffel zerrüttet vnd verderbet worden / Denn mit solchem mangel vnd verderbung wird die Natur nach dem Fall auff alle Menschen / so von Vater vnd Mutter natürlicher weise empfangen vnd geboren werden / fortgepflantzet / an vnd auffgeerbet / wie es denn nach dem Fall mit der Menschlichen Natur in Mutterleibe nit diese meynung hat / als würde sie numehr anfenglich von Gott gut / rein / vollkommen erschaffen / darnach aber keme der Teuffel vnd gösse ein andere gifftige Substantz hinein / dadurch sie verderbet würde / Sondern bald in demselben Augenblick der empfengnis ist der Same / daraus die Natur formieret vnd bereitet wird / zuuor schon durch die Erbsünde vergifftet vnd verderbet / Daß also / was aus Fleisch geboren wird / Fleisch ist. So ist auch die Erbsünde an jhr selbst weder in noch ausser der Menschlichen Natur etwas Substantiale / oder ein selbstendig wesen / wie sie auch die Substantz oder Natur des Menschen selbst nicht seyn kan / Denn ja der Teuffel keiner Creatur Schöpffer ist / sondern eine jede Substantz oder Natur / so ferne sie eine Substantz oder Natur ist sie von GOTT / als Augustinus wieder die Manicheer dasselbige gewaltig aus der Schrifft erhalten hat.

Ob denn nun wol die gantze Substantz vnd Natur des Menschen / sampt allen jhren krefften / durch die Erbsünde / wie oben vermeldet / zu grunde verderbet ist / So ist doch gleichwol nicht ein ding / die Menschliche Substantz vnd Natur / darinn die Sünde wonet / vnd die Erbsünde selbst / die in der Menschlichen Natur wonet / sondern man muß notwendig ein vnterschied setzen vnd halten zwischen dem wesen oder Natur des Menschen / darinn die Sünde wonet / vnd zwischen der Erbsünde / so im Fleisch wonet / auff daß das jenige / was Gottes Geschöpff vnd Werck an dem Menschen ist / vnterschieden werde von der Sünde / welche ein Werck des Teuffels ist.

Dieser Vnterschied aber sol nicht dahin gezogen vnd verstanden werden / als ob die Natur für Gott an jr selbst in Geistlichen sachen noch heilig / gut vnnd vnuerderbet were / Allein aber die Sünde / so darinnen wonet / bös were / Oder daß Gott allein die Sünde in der Natur wonend / durch sein Gesetz beschüldige vnd verdamme / nicht aber die Natur selbst / so durch die Sünde verderbet ist / Denn wir haben oben vermeldet / daß der gantze Mensche von wegen der Sünde beschüldiget vnd verdampt werde / nicht aber darumb vnd daher / weil seine Substantz ein Werck vnd Geschöpff Gottes ist / sondern darumb vnd daher / weil seine Substantz / wesen vnd Natur durch

vnd mangel ist die Menschliche Natur in Adam so erbermlich / wie jetzt gesaget / vom Teuffel zerrüttet vnd verderbet worden / Denn mit solchem mangel vnd verderbung wird die Natur nach dem Fall auff alle Menschen / so von Vater vnd Mutter natürlicher weise empfangen vnd geboren werden / fortgepflantzet / an vnd auffgeerbet / wie es denn nach dem Fall mit der Menschlichen Natur in Mutterleibe nit diese meynung hat / als würde sie numehr anfenglich von Gott gut / rein / vollkommen erschaffen / darnach aber keme der Teuffel vnd gösse ein andere gifftige Substantz hinein / dadurch sie verderbet würde / Sondern bald in demselben Augenblick der empfengnis ist der Same / daraus die Natur formieret vnd bereitet wird / zuuor schon durch die Erbsünde vergifftet vnd verderbet / Daß also / was aus Fleisch geboren wird / Fleisch ist. So ist auch die Erbsünde an jhr selbst weder in noch ausser der Menschlichen Natur etwas Substantiale / oder ein selbstendig wesen / wie sie auch die Substantz oder Natur des Menschen selbst nicht seyn kan / Denn ja der Teuffel keiner Creatur Schöpffer ist / sondern eine jede Substantz oder Natur / so ferne sie eine Substantz oder Natur ist sie von GOTT / als Augustinus wieder die Manicheer dasselbige gewaltig aus der Schrifft erhalten hat.

Ob denn nun wol die gantze Substantz vnd Natur des Menschen / sampt allen jhren krefften / durch die Erbsünde / wie oben vermeldet / zu grunde verderbet ist / So ist doch gleichwol nicht ein ding / die Menschliche Substantz vnd Natur / darinn die Sünde wonet / vnd die Erbsünde selbst / die in der Menschlichen Natur wonet / sondern man muß notwendig ein vnterschied setzen vnd halten zwischen dem wesen oder Natur des Menschen / darinn die Sünde wonet / vnd zwischen der Erbsünde / so im Fleisch wonet / auff daß das jenige / was Gottes Geschöpff vnd Werck an dem Menschen ist / vnterschieden werde von der Sünde / welche ein Werck des Teuffels ist.

Dieser Vnterschied aber sol nicht dahin gezogen vnd verstanden werden / als ob die Natur für Gott an jr selbst in Geistlichen sachen noch heilig / gut vnnd vnuerderbet were / Allein aber die Sünde / so darinnen wonet / bös were / Oder daß Gott allein die Sünde in der Natur wonend / durch sein Gesetz beschüldige vnd verdamme / nicht aber die Natur selbst / so durch die Sünde verderbet ist / Denn wir haben oben vermeldet / daß der gantze Mensche von wegen der Sünde beschüldiget vnd verdampt werde / nicht aber darumb vnd daher / weil seine Substantz ein Werck vnd Geschöpff Gottes ist / sondern darumb vnd daher / weil seine Substantz / wesen vnd Natur durch

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[71/0739] vnd mangel ist die Menschliche Natur in Adam so erbermlich / wie jetzt gesaget / vom Teuffel zerrüttet vnd verderbet worden / Denn mit solchem mangel vnd verderbung wird die Natur nach dem Fall auff alle Menschen / so von Vater vnd Mutter natürlicher weise empfangen vnd geboren werden / fortgepflantzet / an vnd auffgeerbet / wie es denn nach dem Fall mit der Menschlichen Natur in Mutterleibe nit diese meynung hat / als würde sie numehr anfenglich von Gott gut / rein / vollkommen erschaffen / darnach aber keme der Teuffel vnd gösse ein andere gifftige Substantz hinein / dadurch sie verderbet würde / Sondern bald in demselben Augenblick der empfengnis ist der Same / daraus die Natur formieret vnd bereitet wird / zuuor schon durch die Erbsünde vergifftet vnd verderbet / Daß also / was aus Fleisch geboren wird / Fleisch ist. So ist auch die Erbsünde an jhr selbst weder in noch ausser der Menschlichen Natur etwas Substantiale / oder ein selbstendig wesen / wie sie auch die Substantz oder Natur des Menschen selbst nicht seyn kan / Denn ja der Teuffel keiner Creatur Schöpffer ist / sondern eine jede Substantz oder Natur / so ferne sie eine Substantz oder Natur ist sie von GOTT / als Augustinus wieder die Manicheer dasselbige gewaltig aus der Schrifft erhalten hat. Ob denn nun wol die gantze Substantz vnd Natur des Menschen / sampt allen jhren krefften / durch die Erbsünde / wie oben vermeldet / zu grunde verderbet ist / So ist doch gleichwol nicht ein ding / die Menschliche Substantz vnd Natur / darinn die Sünde wonet / vnd die Erbsünde selbst / die in der Menschlichen Natur wonet / sondern man muß notwendig ein vnterschied setzen vnd halten zwischen dem wesen oder Natur des Menschen / darinn die Sünde wonet / vnd zwischen der Erbsünde / so im Fleisch wonet / auff daß das jenige / was Gottes Geschöpff vnd Werck an dem Menschen ist / vnterschieden werde von der Sünde / welche ein Werck des Teuffels ist. Dieser Vnterschied aber sol nicht dahin gezogen vnd verstanden werden / als ob die Natur für Gott an jr selbst in Geistlichen sachen noch heilig / gut vnnd vnuerderbet were / Allein aber die Sünde / so darinnen wonet / bös were / Oder daß Gott allein die Sünde in der Natur wonend / durch sein Gesetz beschüldige vnd verdamme / nicht aber die Natur selbst / so durch die Sünde verderbet ist / Denn wir haben oben vermeldet / daß der gantze Mensche von wegen der Sünde beschüldiget vnd verdampt werde / nicht aber darumb vnd daher / weil seine Substantz ein Werck vnd Geschöpff Gottes ist / sondern darumb vnd daher / weil seine Substantz / wesen vnd Natur durch

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Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/739>, abgerufen am 27.11.2024.