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[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

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vergebliche Gottesdienst. Mansiehet aber daraus noch klerer / daß Christus nicht meynet ein solches fliehen von Weib vnd Kind / Er sagt: Wer da verlest Weib / Kind / Haus / Hoff / etc. Nu wissen wir / daß Gott verboten hat / Weib / Kind nicht zu verlassen. Es ist aber ein ander verlassen / wenn wir aus Gottes Gebot verlassen Eltern / Weib / Kind / etc. vnd wenn wir es selb fürnehmen. Denn wenn Tyrannen mich wolten zwingen / das Euangelium zu verleugnen / oder verjagen / da haben wir Gottes Befehl / daß wir sollen ehe vnrechts leiden / als daß wir nicht allein von Weib vnd Kindern / Haus vnd Hoff vertrieben werden / sondern auch / daß man vns vnser Leib vnd Leben nimpt. Von dem verlassen redet Christus / darumb setzt er auch dazu / Vmb des Euangelions willen / vnd zeigt gnug an / daß er von denen rede / die vmb des Euangelions willen leiden / nicht Weib vnd Kind aus eigenem fürnehmen verlassen. Denn wir sind auch schüldig vnser eigen Leben zu lassen vmb des Euangelions willen. Da were es nu närrisch / vnd gantz wiedersinns verstanden / wenn ich mich selbs tödten wolt / ohne Gottes Befehl. Also ist es auch närrisch / das für Heiligkeit vnd Gottesdienst halten / daß ich aus eigenem fürnehmen verliesse Weib vnd Kind / ohne Gottes Befehl.

Derhalb wird der Spruch Christi vbel auff die Möncherey gedeut. Es möcht sich aber das auff die Mönchen reimen / daß sie hundertfeltiges in diesem Leben empfahen. Denn viel werden Mönche vmb des Bauchs willen / vnd daß sie Müssigang / vnd feiste Küchen haben / da sie als Bettler dennoch in reiche Klöster kommen. Wie aber die gantze Möncherey vol Heucheley ist vnd Betrugs / also ziehen sie auch die Schrifft felschlich an / thun also zweyerley schreckliche Sünde / Für eins / daß sie die Welt mit Abgötterey betriegen / Zum andern / daß sie Gottes Nahmen vnd Wort felschlich anziehen / jhre Abgötterey zu schmücken.

Auch so wird ein Spruch angezogen: So du wilt volkommen seyn / so gehe / verkauff alles was du hast / vnd gibs den Armen / vnd folge Mir nach. Der Spruch hat vielen zu schaffen gemacht / daß sie haben wollen wehnen / das sey die höheste Heiligkeit vnd volkommenheit / nicht eigens haben / nicht Haus / Hoff / Güter haben. Es mügen aber die Cynici, als Diogenes, der kein Haus haben wolt / Sondern lage in einem Faß / solche Heydnische Heiligkeit rhümen / Christliche Heiligkeit stehet viel auff höhern Sachen / denn auff solcher Heucheley. Denn Güter haben / Haus vnd Hoff / sind Weltlicher Regiment Ordnunge / welche durch Gott bestetiget sind / als im Siebenden Gebot / Du solt nicht stelen / etc. Darumb Güter / Haus vnd Hoff ver-

vergebliche Gottesdienst. Mansiehet aber daraus noch klerer / daß Christus nicht meynet ein solches fliehen von Weib vnd Kind / Er sagt: Wer da verlest Weib / Kind / Haus / Hoff / etc. Nu wissen wir / daß Gott verboten hat / Weib / Kind nicht zu verlassen. Es ist aber ein ander verlassen / wenn wir aus Gottes Gebot verlassen Eltern / Weib / Kind / etc. vnd wenn wir es selb fürnehmen. Denn wenn Tyrannen mich wolten zwingen / das Euangelium zu verleugnen / oder verjagen / da haben wir Gottes Befehl / daß wir sollen ehe vnrechts leiden / als daß wir nicht allein von Weib vnd Kindern / Haus vnd Hoff vertrieben werden / sondern auch / daß man vns vnser Leib vnd Leben nimpt. Von dem verlassen redet Christus / darumb setzt er auch dazu / Vmb des Euangelions willen / vnd zeigt gnug an / daß er von denen rede / die vmb des Euangelions willen leiden / nicht Weib vnd Kind aus eigenem fürnehmen verlassen. Denn wir sind auch schüldig vnser eigen Leben zu lassen vmb des Euangelions willen. Da were es nu närrisch / vnd gantz wiedersinns verstanden / wenn ich mich selbs tödten wolt / ohne Gottes Befehl. Also ist es auch närrisch / das für Heiligkeit vnd Gottesdienst halten / daß ich aus eigenem fürnehmen verliesse Weib vnd Kind / ohne Gottes Befehl.

Derhalb wird der Spruch Christi vbel auff die Möncherey gedeut. Es möcht sich aber das auff die Mönchen reimen / daß sie hundertfeltiges in diesem Leben empfahen. Denn viel werden Mönche vmb des Bauchs willen / vnd daß sie Müssigang / vnd feiste Küchen haben / da sie als Bettler dennoch in reiche Klöster kommen. Wie aber die gantze Möncherey vol Heucheley ist vnd Betrugs / also ziehen sie auch die Schrifft felschlich an / thun also zweyerley schreckliche Sünde / Für eins / daß sie die Welt mit Abgötterey betriegen / Zum andern / daß sie Gottes Nahmen vnd Wort felschlich anziehen / jhre Abgötterey zu schmücken.

Auch so wird ein Spruch angezogen: So du wilt volkom̃en seyn / so gehe / verkauff alles was du hast / vnd gibs den Armen / vnd folge Mir nach. Der Spruch hat vielen zu schaffen gemacht / daß sie haben wollen wehnen / das sey die höheste Heiligkeit vnd volkom̃enheit / nicht eigens haben / nicht Haus / Hoff / Güter haben. Es mügen aber die Cynici, als Diogenes, der kein Haus haben wolt / Sondern lage in einem Faß / solche Heydnische Heiligkeit rhümen / Christliche Heiligkeit stehet viel auff höhern Sachen / denn auff solcher Heucheley. Denn Güter haben / Haus vnd Hoff / sind Weltlicher Regiment Ordnunge / welche durch Gott bestetiget sind / als im Siebenden Gebot / Du solt nicht stelen / etc. Darumb Güter / Haus vnd Hoff ver-

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[0592] vergebliche Gottesdienst. Mansiehet aber daraus noch klerer / daß Christus nicht meynet ein solches fliehen von Weib vnd Kind / Er sagt: Wer da verlest Weib / Kind / Haus / Hoff / etc. Nu wissen wir / daß Gott verboten hat / Weib / Kind nicht zu verlassen. Es ist aber ein ander verlassen / wenn wir aus Gottes Gebot verlassen Eltern / Weib / Kind / etc. vnd wenn wir es selb fürnehmen. Denn wenn Tyrannen mich wolten zwingen / das Euangelium zu verleugnen / oder verjagen / da haben wir Gottes Befehl / daß wir sollen ehe vnrechts leiden / als daß wir nicht allein von Weib vnd Kindern / Haus vnd Hoff vertrieben werden / sondern auch / daß man vns vnser Leib vnd Leben nimpt. Von dem verlassen redet Christus / darumb setzt er auch dazu / Vmb des Euangelions willen / vnd zeigt gnug an / daß er von denen rede / die vmb des Euangelions willen leiden / nicht Weib vnd Kind aus eigenem fürnehmen verlassen. Denn wir sind auch schüldig vnser eigen Leben zu lassen vmb des Euangelions willen. Da were es nu närrisch / vnd gantz wiedersinns verstanden / wenn ich mich selbs tödten wolt / ohne Gottes Befehl. Also ist es auch närrisch / das für Heiligkeit vnd Gottesdienst halten / daß ich aus eigenem fürnehmen verliesse Weib vnd Kind / ohne Gottes Befehl. Derhalb wird der Spruch Christi vbel auff die Möncherey gedeut. Es möcht sich aber das auff die Mönchen reimen / daß sie hundertfeltiges in diesem Leben empfahen. Denn viel werden Mönche vmb des Bauchs willen / vnd daß sie Müssigang / vnd feiste Küchen haben / da sie als Bettler dennoch in reiche Klöster kommen. Wie aber die gantze Möncherey vol Heucheley ist vnd Betrugs / also ziehen sie auch die Schrifft felschlich an / thun also zweyerley schreckliche Sünde / Für eins / daß sie die Welt mit Abgötterey betriegen / Zum andern / daß sie Gottes Nahmen vnd Wort felschlich anziehen / jhre Abgötterey zu schmücken. Auch so wird ein Spruch angezogen: So du wilt volkom̃en seyn / so gehe / verkauff alles was du hast / vnd gibs den Armen / vnd folge Mir nach. Der Spruch hat vielen zu schaffen gemacht / daß sie haben wollen wehnen / das sey die höheste Heiligkeit vnd volkom̃enheit / nicht eigens haben / nicht Haus / Hoff / Güter haben. Es mügen aber die Cynici, als Diogenes, der kein Haus haben wolt / Sondern lage in einem Faß / solche Heydnische Heiligkeit rhümen / Christliche Heiligkeit stehet viel auff höhern Sachen / denn auff solcher Heucheley. Denn Güter haben / Haus vnd Hoff / sind Weltlicher Regiment Ordnunge / welche durch Gott bestetiget sind / als im Siebenden Gebot / Du solt nicht stelen / etc. Darumb Güter / Haus vnd Hoff ver-

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Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/592>, abgerufen am 22.11.2024.