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[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

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ein Schuster zu Alexandria, vnd ward jhm gesagt / dem Handwercks Man were er in Heiligkeit gleich / Bald den andern Tag macht sich Antonius auff / zoch gen Alexandria, sprach denselbigen Schuster an / vnd fragt mit fleis / was er für ein heiligen Wandel / Leben vnd Wesen führet / Da antwort jhm der Schuster / Ich thu nichts besonders / denn Morgens spreche ich mein Gebet für die gantze Stadt / vnd arbeit darnach mein Handwerck / warte meines Hauses / etc. Da verstund Antonius bald / was Gott durch die Offenbarung gemeint hette / Denn man wird nicht durch dis oder jenes Leben für Gott gerecht / sondern allein durch den Glauben an Christum.

Die Wiedersacher aber / wiewol sie sich jetzund auch schemen / der Möncherey Volkommenheit zu nennen / so halten sie es doch im grund dafür / denn sie verkeuffen jhre Werck vnd Verdienste / vnd geben für / sie halten nicht allein die Gebot / sondern die Consilia vnd Rehte / vnd wehnen / sie behalten Verdienst noch vbrig. Heist das nun nicht mit der that Volkommenheit vnd Heiligkeit rhümen / wenn sie gleich mit Worten ein wenig die Sache messigen? Auch ist klar gesetzt in der Confutation / daß die Mönche neher vnd genawer nach dem Euangelio leben denn andere Weltlichen. Wo nu jhr meynung ist / daß man dadurch dem Euangelio neher lebet / wenn man nicht eigens hat / ausserhalb der Ehe lebet / ein sonderlich Kleidung / oder Kappen tregt / also fastet / also betet / so ist ja jhr meynung / daß jr Möncherey Christliche Volkommenheit sey / dieweil sie dem Euangelio neher seyn sol / denn gemein Leben.

Item / in der Confutation stehet geschrieben / Daß die Mönche das Ewige Leben reichlicher erlangen / denn andere / vnd ziehen an die Schrifft / Wer Haus vnd Hoff verlest / etc. Da rhümen sie auch ein Volkommenheit / welche sol an der Möncherey seyn / aber der Spruch redet nichts von der Möncherey. Denn Christus wil da nicht / daß Vater / Mutter / Weib / Kind / Haus vnd Hoff verlassen / ein solch Werck sey / damit man Vergebung der Sünde / vnd das ewige Leben verdiene / Sondern auff die weise Vater vnd Mutter verlassen / gefelt Gott gar nichts / vnd ist in die Helle vermaledeyet. Denn wenn jemands darumb Eltern / Haus / Hoff verlest / daß er dadurch wil Vergebung der Sünde / vnd das ewige Leben verdienen / da lestert er Christum.

Es ist aber zweyerley verlassen / Eins geschihet aus Beruff / vnd Gottes Gebot / das verlassen / welchs one Beruff vnd Gottes Gebot geschihet / das lest jhm der HErr Christus gar nicht gefallen. Denn die Werck / so wir selbs erwelen / nennet der HErr Christus vnnütze /

ein Schuster zu Alexandria, vnd ward jhm gesagt / dem Handwercks Man were er in Heiligkeit gleich / Bald den andern Tag macht sich Antonius auff / zoch gen Alexandria, sprach denselbigen Schuster an / vnd fragt mit fleis / was er für ein heiligen Wandel / Leben vnd Wesen führet / Da antwort jhm der Schuster / Ich thu nichts besonders / denn Morgens spreche ich mein Gebet für die gantze Stadt / vnd arbeit darnach mein Handwerck / warte meines Hauses / etc. Da verstund Antonius bald / was Gott durch die Offenbarung gemeint hette / Deñ man wird nicht durch dis oder jenes Leben für Gott gerecht / sondern allein durch den Glauben an Christum.

Die Wiedersacher aber / wiewol sie sich jetzund auch schemen / der Möncherey Volkom̃enheit zu nennen / so halten sie es doch im grund dafür / denn sie verkeuffen jhre Werck vnd Verdienste / vnd geben für / sie halten nicht allein die Gebot / sondern die Consilia vnd Rehte / vnd wehnen / sie behalten Verdienst noch vbrig. Heist das nun nicht mit der that Volkommenheit vnd Heiligkeit rhümen / wenn sie gleich mit Worten ein wenig die Sache messigen? Auch ist klar gesetzt in der Confutation / daß die Mönche neher vnd genawer nach dem Euangelio leben deñ andere Weltlichen. Wo nu jhr meynung ist / daß man dadurch dem Euangelio neher lebet / weñ man nicht eigens hat / ausserhalb der Ehe lebet / ein sonderlich Kleidung / oder Kappen tregt / also fastet / also betet / so ist ja jhr meynung / daß jr Möncherey Christliche Volkommenheit sey / dieweil sie dem Euangelio neher seyn sol / denn gemein Leben.

Item / in der Confutation stehet geschrieben / Daß die Mönche das Ewige Leben reichlicher erlangen / denn andere / vnd ziehen an die Schrifft / Wer Haus vnd Hoff verlest / etc. Da rhümen sie auch ein Volkom̃enheit / welche sol an der Möncherey seyn / aber der Spruch redet nichts von der Möncherey. Denn Christus wil da nicht / daß Vater / Mutter / Weib / Kind / Haus vnd Hoff verlassen / ein solch Werck sey / damit man Vergebung der Sünde / vnd das ewige Leben verdiene / Sondern auff die weise Vater vnd Mutter verlassen / gefelt Gott gar nichts / vnd ist in die Helle vermaledeyet. Denn wenn jemands darumb Eltern / Haus / Hoff verlest / daß er dadurch wil Vergebung der Sünde / vnd das ewige Leben verdienen / da lestert er Christum.

Es ist aber zweyerley verlassen / Eins geschihet aus Beruff / vnd Gottes Gebot / das verlassen / welchs one Beruff vnd Gottes Gebot geschihet / das lest jhm der HErr Christus gar nicht gefallen. Denn die Werck / so wir selbs erwelen / nennet der HErr Christus vnnütze /

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[282/0591] ein Schuster zu Alexandria, vnd ward jhm gesagt / dem Handwercks Man were er in Heiligkeit gleich / Bald den andern Tag macht sich Antonius auff / zoch gen Alexandria, sprach denselbigen Schuster an / vnd fragt mit fleis / was er für ein heiligen Wandel / Leben vnd Wesen führet / Da antwort jhm der Schuster / Ich thu nichts besonders / denn Morgens spreche ich mein Gebet für die gantze Stadt / vnd arbeit darnach mein Handwerck / warte meines Hauses / etc. Da verstund Antonius bald / was Gott durch die Offenbarung gemeint hette / Deñ man wird nicht durch dis oder jenes Leben für Gott gerecht / sondern allein durch den Glauben an Christum. Die Wiedersacher aber / wiewol sie sich jetzund auch schemen / der Möncherey Volkom̃enheit zu nennen / so halten sie es doch im grund dafür / denn sie verkeuffen jhre Werck vnd Verdienste / vnd geben für / sie halten nicht allein die Gebot / sondern die Consilia vnd Rehte / vnd wehnen / sie behalten Verdienst noch vbrig. Heist das nun nicht mit der that Volkommenheit vnd Heiligkeit rhümen / wenn sie gleich mit Worten ein wenig die Sache messigen? Auch ist klar gesetzt in der Confutation / daß die Mönche neher vnd genawer nach dem Euangelio leben deñ andere Weltlichen. Wo nu jhr meynung ist / daß man dadurch dem Euangelio neher lebet / weñ man nicht eigens hat / ausserhalb der Ehe lebet / ein sonderlich Kleidung / oder Kappen tregt / also fastet / also betet / so ist ja jhr meynung / daß jr Möncherey Christliche Volkommenheit sey / dieweil sie dem Euangelio neher seyn sol / denn gemein Leben. Item / in der Confutation stehet geschrieben / Daß die Mönche das Ewige Leben reichlicher erlangen / denn andere / vnd ziehen an die Schrifft / Wer Haus vnd Hoff verlest / etc. Da rhümen sie auch ein Volkom̃enheit / welche sol an der Möncherey seyn / aber der Spruch redet nichts von der Möncherey. Denn Christus wil da nicht / daß Vater / Mutter / Weib / Kind / Haus vnd Hoff verlassen / ein solch Werck sey / damit man Vergebung der Sünde / vnd das ewige Leben verdiene / Sondern auff die weise Vater vnd Mutter verlassen / gefelt Gott gar nichts / vnd ist in die Helle vermaledeyet. Denn wenn jemands darumb Eltern / Haus / Hoff verlest / daß er dadurch wil Vergebung der Sünde / vnd das ewige Leben verdienen / da lestert er Christum. Es ist aber zweyerley verlassen / Eins geschihet aus Beruff / vnd Gottes Gebot / das verlassen / welchs one Beruff vnd Gottes Gebot geschihet / das lest jhm der HErr Christus gar nicht gefallen. Denn die Werck / so wir selbs erwelen / nennet der HErr Christus vnnütze /

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Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/591>, abgerufen am 22.11.2024.