Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

Bild:
<< vorherige Seite

Gedancken drücken sie Christum vnter / vnd seine Wolthat. Darnach ertichten sie weiter / daß vnter denen / welche die newen Gesetze Christi halten / die Mönche Christo vnd den Aposteln am nehesten ehnlich leben vnd wandeln / durch jhren Gehorsam / Armuth vnd Keuscheit / so doch die gantze Möncherey eytel vnuerschampt / schendliche Heucheley ist. Sie sagen von Armuth / so sie doch für grossem vberflus nie haben erfahren können / wie einem recht Armen zu Hertzen ist. Sie rhümen jhren Gehorsam / so kein Volck auff Erden freyer ist / denn die Mönche / welche aus Bischoff vnd Fürsten gehorsam sich meisterlich geschlossen haben. Von jhrer heiligen / grossen / fehrlichen Keuscheit mag ich nicht sagen / ich wil es Gerson lassen sagen / der auch von den jenigen / so ernstlich sich geflissen keusch zu leben / warlich nicht viel Reinigkeit vnd Heiligkeit sagt / wiewol das mehrer theil ists Heucheley / vnd vnter tausent nicht einer / der mit ernst gedenckt rein vnd Keusch zu leben / daß wir inwendig der Hertzen Gedancken schweigen.

Sol nun das die grosse Heiligkeit seyn? Heist das Christo / vnd dem Euangelio gemes gelebt? Christus ist nicht also nach Mose kommen / newe Gesetze zu bringen / daß er vmb vnser Werck willen die Sünde vergebe / Sondern seinen Verdienst / seine eigen Wercke setzet er gegen Gottes Zorn für vns / daß wir ohne Verdienst Gnade erlangen. Wer aber ohne die Versünung Christi / seine eigen Wercke gegen Gottes Zorn setzet / vnd vmb seines eigen Verdienstes willen / Vergebung der Sünde erlangen wil / er bringe die Wercke des Gesetzes Mosi / der Zehen Gebot / der Regeln Benedicti, Augustini, oder anderer Regeln / so wirfft er hinweg die Verheissung Christi / fellet ab von Christo vnd seiner Gnade.

Hie wollen aber Keyserliche Majestet alle Fürsten vnd Stende des Reichs mercken / wie vberaus vnuerschampt die Wiedersacher sind / daß sie trötzlich dürffen sagen / Es sey alles Gottlos / was wir wieder die Möncherey haben fürbracht / so wir doch gantze gewisse vnd klare Sprüch Pauli angezogen haben / vnd je nichts klerer / gewisser in der gantzen Bibel ist / denn daß wir vergebung der Sünde erlangen / allein durch den Glauben an Christum. Vnd diese gewisse Göttliche Warheit / dürffen die Meister der Confutation / die verzweiffelten Bößwicht / vnd heilosen Buben / Gottlose Lehre heissen. Wir haben aber keinen zweiffel / wo Keyserliche Majestet / vnd die Fürsten / des verwarnet werden / sie werden ein solche öffentliche Gotteslesterung lassen aus der Confutation tilgen vnd außreissen.

Gedancken drücken sie Christum vnter / vnd seine Wolthat. Darnach ertichten sie weiter / daß vnter denen / welche die newen Gesetze Christi halten / die Mönche Christo vnd den Aposteln am nehesten ehnlich leben vnd wandeln / durch jhren Gehorsam / Armuth vnd Keuscheit / so doch die gantze Möncherey eytel vnuerschampt / schendliche Heucheley ist. Sie sagen von Armuth / so sie doch für grossem vberflus nie haben erfahren können / wie einem recht Armen zu Hertzen ist. Sie rhümen jhren Gehorsam / so kein Volck auff Erden freyer ist / denn die Mönche / welche aus Bischoff vnd Fürsten gehorsam sich meisterlich geschlossen haben. Von jhrer heiligen / grossen / fehrlichen Keuscheit mag ich nicht sagen / ich wil es Gerson lassen sagẽ / der auch von den jenigen / so ernstlich sich geflissen keusch zu leben / warlich nicht viel Reinigkeit vnd Heiligkeit sagt / wiewol das mehrer theil ists Heucheley / vnd vnter tausent nicht einer / der mit ernst gedenckt rein vnd Keusch zu leben / daß wir inwendig der Hertzen Gedancken schweigen.

Sol nun das die grosse Heiligkeit seyn? Heist das Christo / vnd dem Euangelio gemes gelebt? Christus ist nicht also nach Mose kommen / newe Gesetze zu bringen / daß er vmb vnser Werck willen die Sünde vergebe / Sondern seinen Verdienst / seine eigen Wercke setzet er gegen Gottes Zorn für vns / daß wir ohne Verdienst Gnade erlangen. Wer aber ohne die Versünung Christi / seine eigen Wercke gegen Gottes Zorn setzet / vnd vmb seines eigen Verdienstes willen / Vergebung der Sünde erlangen wil / er bringe die Wercke des Gesetzes Mosi / der Zehen Gebot / der Regeln Benedicti, Augustini, oder anderer Regeln / so wirfft er hinweg die Verheissung Christi / fellet ab von Christo vnd seiner Gnade.

Hie wollen aber Keyserliche Majestet alle Fürsten vnd Stende des Reichs mercken / wie vberaus vnuerschampt die Wiedersacher sind / daß sie trötzlich dürffen sagen / Es sey alles Gottlos / was wir wieder die Möncherey haben fürbracht / so wir doch gantze gewisse vnd klare Sprüch Pauli angezogen haben / vñ je nichts klerer / gewisser in der gantzen Bibel ist / deñ daß wir vergebung der Sünde erlangen / allein durch den Glaubẽ an Christum. Vnd diese gewisse Göttliche Warheit / dürffen die Meister der Confutation / die verzweiffelten Bößwicht / vnd heilosen Buben / Gottlose Lehre heissen. Wir habẽ aber keinen zweiffel / wo Keyserliche Majestet / vnd die Fürsten / des verwarnet werden / sie werden ein solche öffentliche Gotteslesterung lassen aus der Confutation tilgen vnd außreissen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0585" n="279"/>
Gedancken drücken sie                      Christum vnter / vnd seine Wolthat. Darnach ertichten sie weiter / daß vnter                      denen / welche die newen Gesetze Christi halten / die Mönche Christo vnd den                      Aposteln am nehesten ehnlich leben vnd wandeln / durch jhren Gehorsam / Armuth                      vnd Keuscheit / so doch die gantze Möncherey eytel vnuerschampt / schendliche                      Heucheley ist. Sie sagen von Armuth / so sie doch für grossem vberflus nie haben                      erfahren können / wie einem recht Armen zu Hertzen ist. Sie rhümen jhren                      Gehorsam / so kein Volck auff Erden freyer ist / denn die Mönche / welche aus                      Bischoff vnd Fürsten gehorsam sich meisterlich geschlossen haben. Von jhrer                      heiligen / grossen / fehrlichen Keuscheit mag ich nicht sagen / ich wil es <hi rendition="#i">Gerson</hi> lassen sage&#x0303; / der auch von den                      jenigen / so ernstlich sich geflissen keusch zu leben / warlich nicht viel                      Reinigkeit vnd Heiligkeit sagt / wiewol das mehrer theil ists Heucheley / vnd                      vnter tausent nicht einer / der mit ernst gedenckt rein vnd Keusch zu leben /                      daß wir inwendig der Hertzen Gedancken schweigen.</p>
        <p>Sol nun das die grosse Heiligkeit seyn? Heist das Christo / vnd dem Euangelio                      gemes gelebt? Christus ist nicht also nach Mose kommen / newe Gesetze zu bringen                      / daß er vmb vnser Werck willen die Sünde vergebe / Sondern seinen Verdienst /                      seine eigen Wercke setzet er gegen Gottes Zorn für vns / daß wir ohne Verdienst                      Gnade erlangen. Wer aber ohne die Versünung Christi / seine eigen Wercke gegen                      Gottes Zorn setzet / vnd vmb seines eigen Verdienstes willen / Vergebung der                      Sünde erlangen wil / er bringe die Wercke des Gesetzes Mosi / der Zehen Gebot /                      der Regeln <hi rendition="#i">Benedicti, Augustini</hi>, oder anderer Regeln /                      so wirfft er hinweg die Verheissung Christi / fellet ab von Christo vnd seiner                      Gnade.</p>
        <p>Hie wollen aber Keyserliche Majestet alle Fürsten vnd Stende des Reichs mercken /                      wie vberaus vnuerschampt die Wiedersacher sind / daß sie trötzlich dürffen sagen                      / Es sey alles Gottlos / was wir wieder die Möncherey haben fürbracht / so wir                      doch gantze gewisse vnd klare Sprüch Pauli angezogen haben / vn&#x0303;                      je nichts klerer / gewisser in der gantzen Bibel ist / den&#x0303; daß                      wir vergebung der Sünde erlangen / allein durch den Glaube&#x0303; an                      Christum. Vnd diese gewisse Göttliche Warheit / dürffen die Meister der                      Confutation / die verzweiffelten Bößwicht / vnd heilosen Buben / Gottlose Lehre                      heissen. Wir habe&#x0303; aber keinen zweiffel / wo Keyserliche Majestet                      / vnd die Fürsten / des verwarnet werden / sie werden ein solche öffentliche                      Gotteslesterung lassen aus der Confutation tilgen vnd außreissen.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[279/0585] Gedancken drücken sie Christum vnter / vnd seine Wolthat. Darnach ertichten sie weiter / daß vnter denen / welche die newen Gesetze Christi halten / die Mönche Christo vnd den Aposteln am nehesten ehnlich leben vnd wandeln / durch jhren Gehorsam / Armuth vnd Keuscheit / so doch die gantze Möncherey eytel vnuerschampt / schendliche Heucheley ist. Sie sagen von Armuth / so sie doch für grossem vberflus nie haben erfahren können / wie einem recht Armen zu Hertzen ist. Sie rhümen jhren Gehorsam / so kein Volck auff Erden freyer ist / denn die Mönche / welche aus Bischoff vnd Fürsten gehorsam sich meisterlich geschlossen haben. Von jhrer heiligen / grossen / fehrlichen Keuscheit mag ich nicht sagen / ich wil es Gerson lassen sagẽ / der auch von den jenigen / so ernstlich sich geflissen keusch zu leben / warlich nicht viel Reinigkeit vnd Heiligkeit sagt / wiewol das mehrer theil ists Heucheley / vnd vnter tausent nicht einer / der mit ernst gedenckt rein vnd Keusch zu leben / daß wir inwendig der Hertzen Gedancken schweigen. Sol nun das die grosse Heiligkeit seyn? Heist das Christo / vnd dem Euangelio gemes gelebt? Christus ist nicht also nach Mose kommen / newe Gesetze zu bringen / daß er vmb vnser Werck willen die Sünde vergebe / Sondern seinen Verdienst / seine eigen Wercke setzet er gegen Gottes Zorn für vns / daß wir ohne Verdienst Gnade erlangen. Wer aber ohne die Versünung Christi / seine eigen Wercke gegen Gottes Zorn setzet / vnd vmb seines eigen Verdienstes willen / Vergebung der Sünde erlangen wil / er bringe die Wercke des Gesetzes Mosi / der Zehen Gebot / der Regeln Benedicti, Augustini, oder anderer Regeln / so wirfft er hinweg die Verheissung Christi / fellet ab von Christo vnd seiner Gnade. Hie wollen aber Keyserliche Majestet alle Fürsten vnd Stende des Reichs mercken / wie vberaus vnuerschampt die Wiedersacher sind / daß sie trötzlich dürffen sagen / Es sey alles Gottlos / was wir wieder die Möncherey haben fürbracht / so wir doch gantze gewisse vnd klare Sprüch Pauli angezogen haben / vñ je nichts klerer / gewisser in der gantzen Bibel ist / deñ daß wir vergebung der Sünde erlangen / allein durch den Glaubẽ an Christum. Vnd diese gewisse Göttliche Warheit / dürffen die Meister der Confutation / die verzweiffelten Bößwicht / vnd heilosen Buben / Gottlose Lehre heissen. Wir habẽ aber keinen zweiffel / wo Keyserliche Majestet / vnd die Fürsten / des verwarnet werden / sie werden ein solche öffentliche Gotteslesterung lassen aus der Confutation tilgen vnd außreissen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/585
Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/585>, abgerufen am 22.11.2024.