[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.men vnser Lehr dazu / wieder jhr eigen Gewissen / allein den vngelehrten einzubilden / als sey vnser Lehre vor alters von den Kirchen verdammet / vnd also menniglich wieder vns zu bewegen. Mit solchen griffen gehen sie vmb / vnd darumb haben sie vns die Confutation nicht wollen zustellen / sie haben besorget / man möchte jhr öffentliche Lügen verantworten / welchs jhnen ein ewige Schande bey allen Nachkommen seyn wird. Was aber Iouiniani Lehre belanget / haben wir hie oben gesaget / was wir von Keuscheit / was wir vom Ehestande halten. Denn wir sagen nicht / daß der Ehestand gleich sey der Jungfrawschafft / wiewol weder Jungfrawschafft noch Ehestand gerecht macht für Gott. Mit solchen schwachen / losen Gründen schützen vnd verthedingen sie des Bapsts Gesetz vom Celibat / das so zu grossen Lastern vnd Vnzucht hat vrsach geben. Die Fürsten vnd Bischoffe / so diesen Lehrern gleuben / werden wol sehen / ob solche Gründe den Stich halten / wenn es zu der Todsstunde kömpt / daß man für GOtt solle Rechenschafft geben / warumb sie frommer Leute Ehe zurissen haben / warumb sie diese gestöckt vnd geblöckt haben / warumb sie so viel Priester erwürget / vnd vnschüldig Blut vber alles klagen / heulen vnd weinen / so vieler Witwen vnd Waisen / vergossen haben / Denn das dürffen sie jhnen nicht in Sinn nehmen / die Zehern vnd Threnen der armen Witwen / das Blut der Vnschüldigen / ist im Himmel vnuergessen / es wird zu seiner stund als starck / als des heiligen / vnschüldigen Habels Blut / vber sie in hohen Himmel schreien / vnd für Gott dem rechten Richter ruffen. Wenn nu GOtt solche Tyranney richten wird / werden sie erfahren / daß jhr Argument Strohe vnd Hew sind / vnd Gott ein verzehrend Fewer / für dem nichts bleiben kan / ausser Göttlichs Worts / 1. Petr. 1. Vnsere Fürsten vnd Herrn / es gehe wie es wolle / haben sich des zu trösten / daß sie mit gutem Gewissen gehandelt haben. Denn ich wil gleich setzen / daß der Priester Ehe etwa anzufechten sey / als nicht ist / doch ist das stracks wieder GOttes Wort vnd Willen / daß die Widersacher die vollzogene Ehe also zureissen / arme vnschüldige Leute ins Elend jagen vnd erwürgen. Es haben vnsere Fürsten vnd Herrn ja nicht Lust an Newerung vnd zwispalt / dennoch sind sie schüldig / daß sie das Göttlich Wort vnd Warheit in so gerechter vnd gewisser Sachen mehr lassen gelten / denn alle andere Sachen / Da verleihe Gott Gnade zu / AMEN. men vnser Lehr dazu / wieder jhr eigen Gewissen / allein den vngelehrten einzubilden / als sey vnser Lehre vor alters von den Kirchen verdammet / vnd also menniglich wieder vns zu bewegen. Mit solchen griffen gehen sie vmb / vnd darumb haben sie vns die Confutation nicht wollen zustellen / sie haben besorget / man möchte jhr öffentliche Lügen verantworten / welchs jhnen ein ewige Schande bey allen Nachkommen seyn wird. Was aber Iouiniani Lehre belanget / haben wir hie oben gesaget / was wir von Keuscheit / was wir vom Ehestande halten. Denn wir sagen nicht / daß der Ehestand gleich sey der Jungfrawschafft / wiewol weder Jungfrawschafft noch Ehestand gerecht macht für Gott. Mit solchen schwachen / losen Gründen schützen vnd verthedingen sie des Bapsts Gesetz vom Celibat / das so zu grossen Lastern vnd Vnzucht hat vrsach geben. Die Fürsten vnd Bischoffe / so diesen Lehrern gleuben / werden wol sehen / ob solche Gründe den Stich halten / wenn es zu der Todsstunde kömpt / daß man für GOtt solle Rechenschafft geben / warumb sie from̃er Leute Ehe zurissen haben / warumb sie diese gestöckt vnd geblöckt haben / warumb sie so viel Priester erwürget / vnd vnschüldig Blut vber alles klagen / heulen vnd weinen / so vieler Witwen vnd Waisen / vergossen haben / Denn das dürffen sie jhnen nicht in Sinn nehmen / die Zehern vnd Threnen der armen Witwen / das Blut der Vnschüldigen / ist im Himmel vnuergessen / es wird zu seiner stund als starck / als des heiligen / vnschüldigen Habels Blut / vber sie in hohen Him̃el schreien / vnd für Gott dem rechten Richter ruffen. Wenn nu GOtt solche Tyranney richten wird / werden sie erfahren / daß jhr Argument Strohe vnd Hew sind / vnd Gott ein verzehrend Fewer / für dem nichts bleiben kan / ausser Göttlichs Worts / 1. Petr. 1. Vnsere Fürsten vnd Herrn / es gehe wie es wolle / haben sich des zu trösten / daß sie mit gutem Gewissen gehandelt haben. Denn ich wil gleich setzen / daß der Priester Ehe etwa anzufechten sey / als nicht ist / doch ist das stracks wieder GOttes Wort vnd Willen / daß die Widersacher die vollzogene Ehe also zureissen / arme vnschüldige Leute ins Elend jagen vnd erwürgen. Es haben vnsere Fürsten vnd Herrn ja nicht Lust an Newerung vnd zwispalt / dennoch sind sie schüldig / daß sie das Göttlich Wort vnd Warheit in so gerechter vnd gewisser Sachen mehr lassen gelten / denn alle andere Sachen / Da verleihe Gott Gnade zu / AMEN. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0557" n="265"/> men vnser Lehr dazu / wieder jhr eigen Gewissen / allein den vngelehrten einzubilden / als sey vnser Lehre vor alters von den Kirchen verdammet / vnd also menniglich wieder vns zu bewegen. Mit solchen griffen gehen sie vmb / vnd darumb haben sie vns die Confutation nicht wollen zustellen / sie haben besorget / man möchte jhr öffentliche Lügen verantworten / welchs jhnen ein ewige Schande bey allen Nachkommen seyn wird. Was aber <hi rendition="#i">Iouiniani</hi> Lehre belanget / haben wir hie oben gesaget / was wir von Keuscheit / was wir vom Ehestande halten. Denn wir sagen nicht / daß der Ehestand gleich sey der Jungfrawschafft / wiewol weder Jungfrawschafft noch Ehestand gerecht macht für Gott.</p> <p>Mit solchen schwachen / losen Gründen schützen vnd verthedingen sie des Bapsts Gesetz vom Celibat / das so zu grossen Lastern vnd Vnzucht hat vrsach geben. Die Fürsten vnd Bischoffe / so diesen Lehrern gleuben / werden wol sehen / ob solche Gründe den Stich halten / wenn es zu der Todsstunde kömpt / daß man für GOtt solle Rechenschafft geben / warumb sie from̃er Leute Ehe zurissen haben / warumb sie diese gestöckt vnd geblöckt haben / warumb sie so viel Priester erwürget / vnd vnschüldig Blut vber alles klagen / heulen vnd weinen / so vieler Witwen vnd Waisen / vergossen haben / Denn das dürffen sie jhnen nicht in Sinn nehmen / die Zehern vnd Threnen der armen Witwen / das Blut der Vnschüldigen / ist im Himmel vnuergessen / es wird zu seiner stund als starck / als des heiligen / vnschüldigen Habels Blut / vber sie in hohen Him̃el schreien / vnd für Gott dem rechten Richter ruffen. Wenn nu GOtt solche Tyranney richten wird / werden sie erfahren / daß jhr Argument Strohe vnd Hew sind / vnd Gott ein verzehrend Fewer / für dem nichts bleiben kan / ausser Göttlichs Worts / 1. Petr. 1.</p> <p>Vnsere Fürsten vnd Herrn / es gehe wie es wolle / haben sich des zu trösten / daß sie mit gutem Gewissen gehandelt haben. Denn ich wil gleich setzen / daß der Priester Ehe etwa anzufechten sey / als nicht ist / doch ist das stracks wieder GOttes Wort vnd Willen / daß die Widersacher die vollzogene Ehe also zureissen / arme vnschüldige Leute ins Elend jagen vnd erwürgen. Es haben vnsere Fürsten vnd Herrn ja nicht Lust an Newerung vnd zwispalt / dennoch sind sie schüldig / daß sie das Göttlich Wort vnd Warheit in so gerechter vnd gewisser Sachen mehr lassen gelten / denn alle andere Sachen / Da verleihe Gott Gnade zu / AMEN.</p> </div> </body> </text> </TEI> [265/0557]
men vnser Lehr dazu / wieder jhr eigen Gewissen / allein den vngelehrten einzubilden / als sey vnser Lehre vor alters von den Kirchen verdammet / vnd also menniglich wieder vns zu bewegen. Mit solchen griffen gehen sie vmb / vnd darumb haben sie vns die Confutation nicht wollen zustellen / sie haben besorget / man möchte jhr öffentliche Lügen verantworten / welchs jhnen ein ewige Schande bey allen Nachkommen seyn wird. Was aber Iouiniani Lehre belanget / haben wir hie oben gesaget / was wir von Keuscheit / was wir vom Ehestande halten. Denn wir sagen nicht / daß der Ehestand gleich sey der Jungfrawschafft / wiewol weder Jungfrawschafft noch Ehestand gerecht macht für Gott.
Mit solchen schwachen / losen Gründen schützen vnd verthedingen sie des Bapsts Gesetz vom Celibat / das so zu grossen Lastern vnd Vnzucht hat vrsach geben. Die Fürsten vnd Bischoffe / so diesen Lehrern gleuben / werden wol sehen / ob solche Gründe den Stich halten / wenn es zu der Todsstunde kömpt / daß man für GOtt solle Rechenschafft geben / warumb sie from̃er Leute Ehe zurissen haben / warumb sie diese gestöckt vnd geblöckt haben / warumb sie so viel Priester erwürget / vnd vnschüldig Blut vber alles klagen / heulen vnd weinen / so vieler Witwen vnd Waisen / vergossen haben / Denn das dürffen sie jhnen nicht in Sinn nehmen / die Zehern vnd Threnen der armen Witwen / das Blut der Vnschüldigen / ist im Himmel vnuergessen / es wird zu seiner stund als starck / als des heiligen / vnschüldigen Habels Blut / vber sie in hohen Him̃el schreien / vnd für Gott dem rechten Richter ruffen. Wenn nu GOtt solche Tyranney richten wird / werden sie erfahren / daß jhr Argument Strohe vnd Hew sind / vnd Gott ein verzehrend Fewer / für dem nichts bleiben kan / ausser Göttlichs Worts / 1. Petr. 1.
Vnsere Fürsten vnd Herrn / es gehe wie es wolle / haben sich des zu trösten / daß sie mit gutem Gewissen gehandelt haben. Denn ich wil gleich setzen / daß der Priester Ehe etwa anzufechten sey / als nicht ist / doch ist das stracks wieder GOttes Wort vnd Willen / daß die Widersacher die vollzogene Ehe also zureissen / arme vnschüldige Leute ins Elend jagen vnd erwürgen. Es haben vnsere Fürsten vnd Herrn ja nicht Lust an Newerung vnd zwispalt / dennoch sind sie schüldig / daß sie das Göttlich Wort vnd Warheit in so gerechter vnd gewisser Sachen mehr lassen gelten / denn alle andere Sachen / Da verleihe Gott Gnade zu / AMEN.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss. Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |