[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.werden / da so viel trefflicher vrsachen seyn / so viel vnzehlich beschwerung der Gewissen / darumb es billich geendert werde. Wir sehen / daß dis die letzten zeiten seyn / vnd wie ein alter Mensch schwecher ist / denn ein junger / so ist auch die gantze Welt / vnd gantz Natur in jhrem letzten Alter / vnd im abnehmen. Der Sünde vnd Laster wird nicht weniger / sondern täglich mehr. Derhalben solt man wieder die Vnzucht vnd Laster desto ehe der hülff brauchen / die Gott geben hat / als des Ehestands. Wir sehen in dem 1. Buch Mosi / daß solche Laster der Hurerey auch hatten vberhand genommen für der Sündfluth. Item / zu Sodoma / zu Sibari / zu Rom / vnd andern Städten ist grewlich Vnzucht eingerissen / ehe sie verstöret wurden. In diesen Exempeln ist abgemahlet / wie es zu den letzten Zeiten gehen werde / kurtz für der Welt ende. Derhalben so es auch die Erfahrung gibt / daß jetzund in diesen letzten zeiten / Vnzucht / stercker denn je leider eingerissen / solten trewe Bischoffe vnd Obrigkeit / viel mehr Gesetz vnd Gebot machen / die Ehe zu gebieten / denn zu verbieten / auch mit worten / Wercken vnd Exempeln die Leute zu dem Ehestande vermahnen / das were der Obrigkeit Ampt / Denn dieselbige sollen fleis haben / daß Ehre vnd Zucht erhalten wird. Nu hat Gott die Welt also verblendt / daß man Ehebruch vnd Hurerey gar nahe ohn Straff duldet / dagegen strafft man vmb des Ehestands willen. Ist das nicht schrecklich zu hören? Dabey solten die Prediger beyderley vnterrichten / Die jenigen / so die Gabe der Keuscheit haben / vermahnen / daß sie dieselbigen nicht verachteten / sondern zu Gottes Ehre braucheten / Die andern / welchen der Ehelich Stand von nöthen ist / dazu auch vermahnen. Der Bapst dispensiert sonst täglich in vielen nöthigen Gesetzen / daran gemeinem nutz viel gelegen / da er billich solt fest seyn / allein in diesem Gesetz vom Celibat erzeiget er sich als hart / als Stein vnd Eisen / so man doch weis / daß nichts denn ein Menschen Gesetz ist. Sie haben viel frommer / redlicher / Gottfürchtiger Leute / welche niemands kein leid gethan / wütrisch vnd Tyrannisch erwürget / allein vmb des Ehestands willen / daß sie aus notturfft jhrer Gewissen sind Ehelich worden / Derhalben zu besorgen / daß des Habels Blut so starck gen Himmel schreiet / daß sie es nimmer werden verwinden / Sondern wie Cain zittern müssen / vnd dieselbige Cainische Mörderey des vnschüldigen Bluts zeiget an / daß diese Lehre vom Celibat / Teuffels Lehre sey / Denn der HERR Christus nennet den Teuffel einen Mörder / welcher solch Tyrannisch Gesetz mit eytel Blut vnd Morden auch gerne wolt verthedingen. werden / da so viel trefflicher vrsachen seyn / so viel vnzehlich beschwerung der Gewissen / darumb es billich geendert werde. Wir sehen / daß dis die letztẽ zeiten seyn / vnd wie ein alter Mensch schwecher ist / denn ein junger / so ist auch die gantze Welt / vnd gantz Natur in jhrem letzten Alter / vnd im abnehmen. Der Sünde vnd Laster wird nicht weniger / sondern täglich mehr. Derhalben solt man wieder die Vnzucht vnd Laster desto ehe der hülff brauchen / die Gott geben hat / als des Ehestands. Wir sehen in dem 1. Buch Mosi / daß solche Laster der Hurerey auch hatten vberhand genom̃en für der Sündfluth. Item / zu Sodoma / zu Sibari / zu Rom / vnd andern Städten ist grewlich Vnzucht eingerissen / ehe sie verstöret wurden. In diesen Exempeln ist abgemahlet / wie es zu den letzten Zeiten gehen werde / kurtz für der Welt ende. Derhalben so es auch die Erfahrung gibt / daß jetzund in diesen letzten zeiten / Vnzucht / stercker denn je leider eingerissen / solten trewe Bischoffe vnd Obrigkeit / viel mehr Gesetz vnd Gebot machen / die Ehe zu gebieten / denn zu verbieten / auch mit worten / Wercken vnd Exempeln die Leute zu dem Ehestande vermahnen / das were der Obrigkeit Ampt / Denn dieselbige sollen fleis haben / daß Ehre vnd Zucht erhalten wird. Nu hat Gott die Welt also verblendt / daß man Ehebruch vnd Hurerey gar nahe ohn Straff duldet / dagegen strafft man vmb des Ehestands willen. Ist das nicht schrecklich zu hören? Dabey solten die Prediger beyderley vnterrichten / Die jenigen / so die Gabe der Keuscheit haben / vermahnen / daß sie dieselbigen nicht verachteten / sondern zu Gottes Ehre braucheten / Die andern / welchen der Ehelich Stand von nöthen ist / dazu auch vermahnen. Der Bapst dispensiert sonst täglich in vielen nöthigen Gesetzen / daran gemeinem nutz viel gelegen / da er billich solt fest seyn / allein in diesem Gesetz vom Celibat erzeiget er sich als hart / als Stein vnd Eisen / so man doch weis / daß nichts denn ein Menschen Gesetz ist. Sie haben viel from̃er / redlicher / Gottfürchtiger Leute / welche niemands kein leid gethan / wütrisch vnd Tyrannisch erwürget / allein vmb des Ehestands willen / daß sie aus notturfft jhrer Gewissen sind Ehelich worden / Derhalben zu besorgen / daß des Habels Blut so starck gen Himmel schreiet / daß sie es nimmer werden verwinden / Sondern wie Cain zittern müssen / vnd dieselbige Cainische Mörderey des vnschüldigen Bluts zeiget an / daß diese Lehre vom Celibat / Teuffels Lehre sey / Denn der HERR Christus nennet den Teuffel einen Mörder / welcher solch Tyrannisch Gesetz mit eytel Blut vnd Morden auch gerne wolt verthedingen. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0554"/> werden / da so viel trefflicher vrsachen seyn / so viel vnzehlich beschwerung der Gewissen / darumb es billich geendert werde.</p> <p>Wir sehen / daß dis die letztẽ zeiten seyn / vnd wie ein alter Mensch schwecher ist / denn ein junger / so ist auch die gantze Welt / vnd gantz Natur in jhrem letzten Alter / vnd im abnehmen. Der Sünde vnd Laster wird nicht weniger / sondern täglich mehr. Derhalben solt man wieder die Vnzucht vnd Laster desto ehe der hülff brauchen / die Gott geben hat / als des Ehestands. Wir sehen in dem 1. Buch Mosi / daß solche Laster der Hurerey auch hatten vberhand genom̃en für der Sündfluth. Item / zu Sodoma / zu Sibari / zu Rom / vnd andern Städten ist grewlich Vnzucht eingerissen / ehe sie verstöret wurden. In diesen Exempeln ist abgemahlet / wie es zu den letzten Zeiten gehen werde / kurtz für der Welt ende. Derhalben so es auch die Erfahrung gibt / daß jetzund in diesen letzten zeiten / Vnzucht / stercker denn je leider eingerissen / solten trewe Bischoffe vnd Obrigkeit / viel mehr Gesetz vnd Gebot machen / die Ehe zu gebieten / denn zu verbieten / auch mit worten / Wercken vnd Exempeln die Leute zu dem Ehestande vermahnen / das were der Obrigkeit Ampt / Denn dieselbige sollen fleis haben / daß Ehre vnd Zucht erhalten wird.</p> <p>Nu hat Gott die Welt also verblendt / daß man Ehebruch vnd Hurerey gar nahe ohn Straff duldet / dagegen strafft man vmb des Ehestands willen. Ist das nicht schrecklich zu hören? 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Sie haben viel from̃er / redlicher / Gottfürchtiger Leute / welche niemands kein leid gethan / wütrisch vnd Tyrannisch erwürget / allein vmb des Ehestands willen / daß sie aus notturfft jhrer Gewissen sind Ehelich worden / Derhalben zu besorgen / daß des Habels Blut so starck gen Himmel schreiet / daß sie es nimmer werden verwinden / Sondern wie Cain zittern müssen / vnd dieselbige Cainische Mörderey des vnschüldigen Bluts zeiget an / daß diese Lehre vom Celibat / Teuffels Lehre sey / Denn der HERR Christus nennet den Teuffel einen Mörder / welcher solch Tyrannisch Gesetz mit eytel Blut vnd Morden auch gerne wolt verthedingen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [0554]
werden / da so viel trefflicher vrsachen seyn / so viel vnzehlich beschwerung der Gewissen / darumb es billich geendert werde.
Wir sehen / daß dis die letztẽ zeiten seyn / vnd wie ein alter Mensch schwecher ist / denn ein junger / so ist auch die gantze Welt / vnd gantz Natur in jhrem letzten Alter / vnd im abnehmen. Der Sünde vnd Laster wird nicht weniger / sondern täglich mehr. Derhalben solt man wieder die Vnzucht vnd Laster desto ehe der hülff brauchen / die Gott geben hat / als des Ehestands. Wir sehen in dem 1. Buch Mosi / daß solche Laster der Hurerey auch hatten vberhand genom̃en für der Sündfluth. Item / zu Sodoma / zu Sibari / zu Rom / vnd andern Städten ist grewlich Vnzucht eingerissen / ehe sie verstöret wurden. In diesen Exempeln ist abgemahlet / wie es zu den letzten Zeiten gehen werde / kurtz für der Welt ende. Derhalben so es auch die Erfahrung gibt / daß jetzund in diesen letzten zeiten / Vnzucht / stercker denn je leider eingerissen / solten trewe Bischoffe vnd Obrigkeit / viel mehr Gesetz vnd Gebot machen / die Ehe zu gebieten / denn zu verbieten / auch mit worten / Wercken vnd Exempeln die Leute zu dem Ehestande vermahnen / das were der Obrigkeit Ampt / Denn dieselbige sollen fleis haben / daß Ehre vnd Zucht erhalten wird.
Nu hat Gott die Welt also verblendt / daß man Ehebruch vnd Hurerey gar nahe ohn Straff duldet / dagegen strafft man vmb des Ehestands willen. Ist das nicht schrecklich zu hören? Dabey solten die Prediger beyderley vnterrichten / Die jenigen / so die Gabe der Keuscheit haben / vermahnen / daß sie dieselbigen nicht verachteten / sondern zu Gottes Ehre braucheten / Die andern / welchen der Ehelich Stand von nöthen ist / dazu auch vermahnen.
Der Bapst dispensiert sonst täglich in vielen nöthigen Gesetzen / daran gemeinem nutz viel gelegen / da er billich solt fest seyn / allein in diesem Gesetz vom Celibat erzeiget er sich als hart / als Stein vnd Eisen / so man doch weis / daß nichts denn ein Menschen Gesetz ist. Sie haben viel from̃er / redlicher / Gottfürchtiger Leute / welche niemands kein leid gethan / wütrisch vnd Tyrannisch erwürget / allein vmb des Ehestands willen / daß sie aus notturfft jhrer Gewissen sind Ehelich worden / Derhalben zu besorgen / daß des Habels Blut so starck gen Himmel schreiet / daß sie es nimmer werden verwinden / Sondern wie Cain zittern müssen / vnd dieselbige Cainische Mörderey des vnschüldigen Bluts zeiget an / daß diese Lehre vom Celibat / Teuffels Lehre sey / Denn der HERR Christus nennet den Teuffel einen Mörder / welcher solch Tyrannisch Gesetz mit eytel Blut vnd Morden auch gerne wolt verthedingen.
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