[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.Erstlich aber ists darumb gantz fehrlich / Denn so man ander Mittler suchet denn Christum / so setzt man vertrawen auff dieselbigen / vnd wird also Christus / vnd das Erkentniß Christi gantz vnterdruckt / wie wir leider die Erfahrung haben. Denn es mag seyn / daß erst etliche guter meynung der Heiligen gedacht haben in jhrem Gebet. Bald hernach ist gefolget das anruffen der Heiligen / bald nach dem anruffen seyn einzeln eingerissen die wünderliche Heydnische grewel vnd Mißbreuche / etc. Als daß mans dafür gehalten / daß die Bilder ein eigen heimliche Krafft hetten / wie die Zeuberer vnd Magi dafür halten / daß / wenn man etlicher Stern Zeichen zu gewisser zeit / in Gold oder ander Metal grebet oder bildet / die solten ein sonderliche heimliche Krafft haben vnd Wirckung. Vnserer etliche haben etwan in einem Kloster ein Marien Bild gesehen von Holtz geschnitzt / welchs also inwendig mit Schnürlein kund gezogen werden / daß es von aussen schiene / als reget sichs von jhm selbs / als winckets mit dem Heupt den Anbetern die es erhöret / vnd als wendet es das Angesicht weg von Anbetern / die nicht viel opfferten / die es nicht erhöret. Vnd ob solcher Grewel / solch Abgötterey / Wallfarten / vnd betrug mit den Bildern vnzehlich vnd vnseglich nicht weren gewesen / so sind doch noch grewlicher vnd heßlicher gewesen / die viel Fabeln vnd Lügen der Legenden von Heiligen / welche man öffentlich geprediget / Als von S. Barbara haben sie gepredigt / daß sie an jhrem Tode Gott gebeten hat für jhr Marter / den Lohn zu geben / wer sie anrieff / daß der nicht könte ohn Sacrament sterben. S. Christophorum, welcher auff Teutsch heist ein Christtreger / hat etwan ein weiser Man den Kindern in solcher grossen lenge malen lassen / vnd hat wollen anzeigen / daß ein grössere stercke / denn Menschenstercke ist / in den jenigen seyn müsse / die Christum sollen tragen / die das Euangelium predigen vnd bekennen sollen. Denn sie müssen durch das grosse Meer bey Nacht waten / etc. Das ist / allerley grosse Anfechtung vnd Fahr außstehen. Da sind darnach die tollen vngelehrten heilosen Münche zugefahren / vnd haben das Volck also gelehret / den Christophorum anruffen / als sey etwan ein solch grosser Riese leiblich vorhanden gewesen / der Christum durchs Meer getragen hat. So nun Gott der Allmechtige durch seine Heiligen / als sonderliche Leute viel grosses dinges gewircket / in beyden Regimenten in der Kirchen vnd in Weltlichen Hendeln. So sind viel grosse Exempel an der Heiligen Leben / welche Fürsten vnd Herrn / rechten Pfarr- Erstlich aber ists darumb gantz fehrlich / Denn so man ander Mittler suchet denn Christum / so setzt man vertrawen auff dieselbigen / vnd wird also Christus / vnd das Erkentniß Christi gantz vnterdruckt / wie wir leider die Erfahrung haben. Denn es mag seyn / daß erst etliche guter meynung der Heiligen gedacht haben in jhrem Gebet. Bald hernach ist gefolget das anruffen der Heiligen / bald nach dem anruffen seyn einzeln eingerissen die wünderliche Heydnische grewel vnd Mißbreuche / etc. Als daß mans dafür gehalten / daß die Bilder ein eigen heimliche Krafft hetten / wie die Zeuberer vnd Magi dafür halten / daß / wenn man etlicher Stern Zeichen zu gewisser zeit / in Gold oder ander Metal grebet oder bildet / die solten ein sonderliche heimliche Krafft haben vnd Wirckung. Vnserer etliche haben etwan in einem Kloster ein Marien Bild gesehen von Holtz geschnitzt / welchs also inwendig mit Schnürlein kund gezogen werden / daß es von aussen schiene / als reget sichs von jhm selbs / als winckets mit dem Heupt den Anbetern die es erhöret / vnd als wendet es das Angesicht weg von Anbetern / die nicht viel opfferten / die es nicht erhöret. Vnd ob solcher Grewel / solch Abgötterey / Wallfarten / vnd betrug mit den Bildern vnzehlich vnd vnseglich nicht weren gewesen / so sind doch noch grewlicher vnd heßlicher gewesen / die viel Fabeln vnd Lügen der Legenden von Heiligen / welche man öffentlich geprediget / Als von S. Barbara haben sie gepredigt / daß sie an jhrem Tode Gott gebeten hat für jhr Marter / den Lohn zu geben / wer sie anrieff / daß der nicht könte ohn Sacrament sterben. S. Christophorum, welcher auff Teutsch heist ein Christtreger / hat etwan ein weiser Man den Kindern in solcher grossen lenge malen lassen / vnd hat wollen anzeigen / daß ein grössere stercke / denn Menschenstercke ist / in den jenigen seyn müsse / die Christum sollen tragen / die das Euangelium predigen vnd bekennen sollen. Denn sie müssen durch das grosse Meer bey Nacht waten / etc. Das ist / allerley grosse Anfechtung vnd Fahr außstehen. Da sind darnach die tollen vngelehrten heilosen Münche zugefahren / vnd haben das Volck also gelehret / den Christophorum anruffen / als sey etwan ein solch grosser Riese leiblich vorhanden gewesen / der Christum durchs Meer getragen hat. So nun Gott der Allmechtige durch seine Heiligen / als sonderliche Leute viel grosses dinges gewircket / in beyden Regimenten in der Kirchen vnd in Weltlichen Hendeln. So sind viel grosse Exempel an der Heiligen Leben / welche Fürsten vnd Herrn / rechten Pfarr- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0535" n="254"/> <p>Erstlich aber ists darumb gantz fehrlich / Denn so man ander Mittler suchet denn Christum / so setzt man vertrawen auff dieselbigen / vnd wird also Christus / vnd das Erkentniß Christi gantz vnterdruckt / wie wir leider die Erfahrung haben. Denn es mag seyn / daß erst etliche guter meynung der Heiligen gedacht haben in jhrem Gebet. Bald hernach ist gefolget das anruffen der Heiligen / bald nach dem anruffen seyn einzeln eingerissen die wünderliche Heydnische grewel vnd Mißbreuche / etc. Als daß mans dafür gehalten / daß die Bilder ein eigen heimliche Krafft hetten / wie die Zeuberer vnd <hi rendition="#i">Magi</hi> dafür halten / daß / wenn man etlicher Stern Zeichen zu gewisser zeit / in Gold oder ander Metal grebet oder bildet / die solten ein sonderliche heimliche Krafft haben vnd Wirckung.</p> <p>Vnserer etliche haben etwan in einem Kloster ein Marien Bild gesehen von Holtz geschnitzt / welchs also inwendig mit Schnürlein kund gezogen werden / daß es von aussen schiene / als reget sichs von jhm selbs / als winckets mit dem Heupt den Anbetern die es erhöret / vnd als wendet es das Angesicht weg von Anbetern / die nicht viel opfferten / die es nicht erhöret.</p> <p>Vnd ob solcher Grewel / solch Abgötterey / Wallfarten / vnd betrug mit den Bildern vnzehlich vnd vnseglich nicht weren gewesen / so sind doch noch grewlicher vnd heßlicher gewesen / die viel Fabeln vnd Lügen der Legenden von Heiligen / welche man öffentlich geprediget / Als von <hi rendition="#i">S. 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Erstlich aber ists darumb gantz fehrlich / Denn so man ander Mittler suchet denn Christum / so setzt man vertrawen auff dieselbigen / vnd wird also Christus / vnd das Erkentniß Christi gantz vnterdruckt / wie wir leider die Erfahrung haben. Denn es mag seyn / daß erst etliche guter meynung der Heiligen gedacht haben in jhrem Gebet. Bald hernach ist gefolget das anruffen der Heiligen / bald nach dem anruffen seyn einzeln eingerissen die wünderliche Heydnische grewel vnd Mißbreuche / etc. Als daß mans dafür gehalten / daß die Bilder ein eigen heimliche Krafft hetten / wie die Zeuberer vnd Magi dafür halten / daß / wenn man etlicher Stern Zeichen zu gewisser zeit / in Gold oder ander Metal grebet oder bildet / die solten ein sonderliche heimliche Krafft haben vnd Wirckung.
Vnserer etliche haben etwan in einem Kloster ein Marien Bild gesehen von Holtz geschnitzt / welchs also inwendig mit Schnürlein kund gezogen werden / daß es von aussen schiene / als reget sichs von jhm selbs / als winckets mit dem Heupt den Anbetern die es erhöret / vnd als wendet es das Angesicht weg von Anbetern / die nicht viel opfferten / die es nicht erhöret.
Vnd ob solcher Grewel / solch Abgötterey / Wallfarten / vnd betrug mit den Bildern vnzehlich vnd vnseglich nicht weren gewesen / so sind doch noch grewlicher vnd heßlicher gewesen / die viel Fabeln vnd Lügen der Legenden von Heiligen / welche man öffentlich geprediget / Als von S. Barbara haben sie gepredigt / daß sie an jhrem Tode Gott gebeten hat für jhr Marter / den Lohn zu geben / wer sie anrieff / daß der nicht könte ohn Sacrament sterben.
S. Christophorum, welcher auff Teutsch heist ein Christtreger / hat etwan ein weiser Man den Kindern in solcher grossen lenge malen lassen / vnd hat wollen anzeigen / daß ein grössere stercke / denn Menschenstercke ist / in den jenigen seyn müsse / die Christum sollen tragen / die das Euangelium predigen vnd bekennen sollen. Denn sie müssen durch das grosse Meer bey Nacht waten / etc. Das ist / allerley grosse Anfechtung vnd Fahr außstehen. Da sind darnach die tollen vngelehrten heilosen Münche zugefahren / vnd haben das Volck also gelehret / den Christophorum anruffen / als sey etwan ein solch grosser Riese leiblich vorhanden gewesen / der Christum durchs Meer getragen hat.
So nun Gott der Allmechtige durch seine Heiligen / als sonderliche Leute viel grosses dinges gewircket / in beyden Regimenten in der Kirchen vnd in Weltlichen Hendeln. So sind viel grosse Exempel an der Heiligen Leben / welche Fürsten vnd Herrn / rechten Pfarr-
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Zitationshilfe: | [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/535>, abgerufen am 16.07.2024. |