Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

Bild:
<< vorherige Seite

dult inwendig im Hertzen / vnd fehet hie auff Erden in vns GOttes Reich / vnd das ewige Leben an. So lange aber dis Leben wehret / lest er vns nichts desto weniger brauchen der Gesetze / der Ordnung vnd Stende / so in der Welt gehen / darnach eines jedern Beruff ist / gleich wie er vns lest brauchen der Ertzeney / Item / bawens vnd pflantzens / der Lufft / des Wassers.

Vnd das Euangelium bringet nicht new Gesetz im Weltregiment / Sondern gebeutet vnd wil haben / daß wir den Gesetzen sollen gehorsam seyn / vnd der Obrigkeit / darunter wir wohnen / es seyn Heyden oder Christen / vnd daß wir in solchem gehorsam vnser Liebe erzeigen sollen. Denn Carolostadius war in diesem Fall gar toll vnnd töricht / daß er lehret / Man solt nach dem Gesetz Mosi die Stadt vnd Landregiment bestellen.

Von diesem stücke haben die Vnsern darumb desto fleissiger geschrieben / denn die Mönche hatten viel vnd gantz schedliche jrrthumb gelehret in der Kirchen. Denn sie haben dieses ein Euangelisch leben genent / daß man nicht eigens hette / daß man nicht Straff vnd Rach vbet / daß man nicht Weib vnd Kind hette. Solche Lehre haben die reine Euangelische Lehre gantz vnterdruckt / daß man gar nicht verstanden hat / was Christlich oder das Geistlich Reich Christi sey / vnd haben Weltlich vnd Geistlich Reich in einander gekocht / daraus viel vnrahts vnd auffrhürischer schedlicher Lehre erfolget / etc. Denn das Euangelium zureisset nicht Weltlich Regiment / Haußhaltung / keuffen / verkeuffen / vnd ander Weltlich Policey / sondern bestetigt Obrigkeit vnd Regiment / vnd befihlet denselbigen gehorsam zu seyn / als Gottes Ordnung / nicht allein vmb der Straff willen / sondern auch vmb des Gewissens willen.

Iulianus Apostata, Celsus, vnd etliche andere / die haben den Christen fürgeworffen / daß jhr Euangelium / die Weltregiment vnd Politien zurisse / vnd zurüttet / dieweil es verböte / man solt sich nicht rechen / vnd dergleichen. Vnd dieselbigen Fragen haben Origeni vnd Nazianzeno, vnd etlichen andern / viel zu thun gemacht / so man doch leichtlich darauff antworten kan / wenn wir allein wissen / daß die Euangelische Lehre nicht newe Gesetz macht von Weltregimenten / Sondern prediget Vergebung der Sünde / vnd daß das Geistlich Reich vnd ewig Leben in Hertzen der Gleubigen anfehet.

Das Euangelium aber lest nicht allein bleiben dieselbigen eusserlichen Policeyen / Weltregiment / vnd Ordnung / sondern wil auch / daß wir solchen sollen gehorsam seyn / gleich wie wir in diesem zeitlichen Leben gehorsam vnd vnterworffen seyn sollen / vnd müssen / gemei-

dult inwendig im Hertzen / vnd fehet hie auff Erden in vns GOttes Reich / vnd das ewige Leben an. So lange aber dis Leben wehret / lest er vns nichts desto weniger brauchen der Gesetze / der Ordnung vnd Stende / so in der Welt gehen / darnach eines jedern Beruff ist / gleich wie er vns lest brauchen der Ertzeney / Item / bawens vñ pflantzens / der Lufft / des Wassers.

Vnd das Euangelium bringet nicht new Gesetz im Weltregiment / Sondern gebeutet vnd wil haben / daß wir den Gesetzen sollen gehorsam seyn / vnd der Obrigkeit / darunter wir wohnen / es seyn Heyden oder Christen / vnd daß wir in solchem gehorsam vnser Liebe erzeigen sollen. Denn Carolostadius war in diesem Fall gar toll vnnd töricht / daß er lehret / Man solt nach dem Gesetz Mosi die Stadt vnd Landregiment bestellen.

Von diesem stücke haben die Vnsern darumb desto fleissiger geschrieben / denn die Mönche hatten viel vnd gantz schedliche jrrthumb gelehret in der Kirchen. Denn sie haben dieses ein Euangelisch leben genent / daß man nicht eigens hette / daß man nicht Straff vnd Rach vbet / daß man nicht Weib vnd Kind hette. Solche Lehre haben die reine Euangelische Lehre gantz vnterdruckt / daß man gar nicht verstanden hat / was Christlich oder das Geistlich Reich Christi sey / vnd haben Weltlich vnd Geistlich Reich in einander gekocht / daraus viel vnrahts vnd auffrhürischer schedlicher Lehre erfolget / etc. Denn das Euangelium zureisset nicht Weltlich Regiment / Haußhaltung / keuffen / verkeuffen / vnd ander Weltlich Policey / sondern bestetigt Obrigkeit vnd Regiment / vnd befihlet denselbigen gehorsam zu seyn / als Gottes Ordnung / nicht allein vmb der Straff willen / sondern auch vmb des Gewissens willen.

Iulianus Apostata, Celsus, vnd etliche andere / die haben den Christen fürgeworffen / daß jhr Euangelium / die Weltregiment vnd Politien zurisse / vnd zurüttet / dieweil es verböte / man solt sich nicht rechen / vnd dergleichen. Vnd dieselbigen Fragen haben Origeni vnd Nazianzeno, vnd etlichen andern / viel zu thun gemacht / so man doch leichtlich darauff antworten kan / wenn wir allein wissen / daß die Euangelische Lehre nicht newe Gesetz macht von Weltregimenten / Sondern prediget Vergebung der Sünde / vnd daß das Geistlich Reich vnd ewig Leben in Hertzen der Gleubigen anfehet.

Das Euangelium aber lest nicht allein bleiben dieselbigen eusserlichen Policeyen / Weltregiment / vnd Ordnung / sondern wil auch / daß wir solchen sollen gehorsam seyn / gleich wie wir in diesem zeitlichẽ Leben gehorsam vnd vnterworffen seyn sollen / vnd müssen / gemei-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0520"/>
dult                      inwendig im Hertzen / vnd fehet hie auff Erden in vns GOttes Reich / vnd das                      ewige Leben an. So lange aber dis Leben wehret / lest er vns nichts desto                      weniger brauchen der Gesetze / der Ordnung vnd Stende / so in der Welt gehen /                      darnach eines jedern Beruff ist / gleich wie er vns lest brauchen der Ertzeney /                      Item / bawens vn&#x0303; pflantzens / der Lufft / des Wassers.</p>
        <p>Vnd das Euangelium bringet nicht new Gesetz im Weltregiment / Sondern gebeutet                      vnd wil haben / daß wir den Gesetzen sollen gehorsam seyn / vnd der Obrigkeit /                      darunter wir wohnen / es seyn Heyden oder Christen / vnd daß wir in solchem                      gehorsam vnser Liebe erzeigen sollen. Denn <hi rendition="#i">Carolostadius</hi> war in diesem Fall gar toll vnnd töricht / daß er lehret / Man solt nach dem                      Gesetz Mosi die Stadt vnd Landregiment bestellen.</p>
        <p>Von diesem stücke haben die Vnsern darumb desto fleissiger geschrieben / denn die                      Mönche hatten viel vnd gantz schedliche jrrthumb gelehret in der Kirchen. Denn                      sie haben dieses ein Euangelisch leben genent / daß man nicht eigens hette / daß                      man nicht Straff vnd Rach vbet / daß man nicht Weib vnd Kind hette. Solche Lehre                      haben die reine Euangelische Lehre gantz vnterdruckt / daß man gar nicht                      verstanden hat / was Christlich oder das Geistlich Reich Christi sey / vnd haben                      Weltlich vnd Geistlich Reich in einander gekocht / daraus viel vnrahts vnd                      auffrhürischer schedlicher Lehre erfolget / etc. Denn das Euangelium zureisset                      nicht Weltlich Regiment / Haußhaltung / keuffen / verkeuffen / vnd ander                      Weltlich Policey / sondern bestetigt Obrigkeit vnd Regiment / vnd befihlet                      denselbigen gehorsam zu seyn / als Gottes Ordnung / nicht allein vmb der Straff                      willen / sondern auch vmb des Gewissens willen.</p>
        <p><hi rendition="#i">Iulianus Apostata, Celsus,</hi> vnd etliche andere / die haben                      den Christen fürgeworffen / daß jhr Euangelium / die Weltregiment vnd Politien                      zurisse / vnd zurüttet / dieweil es verböte / man solt sich nicht rechen / vnd                      dergleichen. Vnd dieselbigen Fragen haben <hi rendition="#i">Origeni</hi> vnd <hi rendition="#i">Nazianzeno,</hi> vnd etlichen andern / viel zu thun                      gemacht / so man doch leichtlich darauff antworten kan / wenn wir allein wissen                      / daß die Euangelische Lehre nicht newe Gesetz macht von Weltregimenten /                      Sondern prediget Vergebung der Sünde / vnd daß das Geistlich Reich vnd ewig                      Leben in Hertzen der Gleubigen anfehet.</p>
        <p>Das Euangelium aber lest nicht allein bleiben dieselbigen eusserlichen Policeyen                      / Weltregiment / vnd Ordnung / sondern wil auch / daß wir solchen sollen                      gehorsam seyn / gleich wie wir in diesem zeitliche&#x0303; Leben gehorsam                      vnd vnterworffen seyn sollen / vnd müssen / gemei-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0520] dult inwendig im Hertzen / vnd fehet hie auff Erden in vns GOttes Reich / vnd das ewige Leben an. So lange aber dis Leben wehret / lest er vns nichts desto weniger brauchen der Gesetze / der Ordnung vnd Stende / so in der Welt gehen / darnach eines jedern Beruff ist / gleich wie er vns lest brauchen der Ertzeney / Item / bawens vñ pflantzens / der Lufft / des Wassers. Vnd das Euangelium bringet nicht new Gesetz im Weltregiment / Sondern gebeutet vnd wil haben / daß wir den Gesetzen sollen gehorsam seyn / vnd der Obrigkeit / darunter wir wohnen / es seyn Heyden oder Christen / vnd daß wir in solchem gehorsam vnser Liebe erzeigen sollen. Denn Carolostadius war in diesem Fall gar toll vnnd töricht / daß er lehret / Man solt nach dem Gesetz Mosi die Stadt vnd Landregiment bestellen. Von diesem stücke haben die Vnsern darumb desto fleissiger geschrieben / denn die Mönche hatten viel vnd gantz schedliche jrrthumb gelehret in der Kirchen. Denn sie haben dieses ein Euangelisch leben genent / daß man nicht eigens hette / daß man nicht Straff vnd Rach vbet / daß man nicht Weib vnd Kind hette. Solche Lehre haben die reine Euangelische Lehre gantz vnterdruckt / daß man gar nicht verstanden hat / was Christlich oder das Geistlich Reich Christi sey / vnd haben Weltlich vnd Geistlich Reich in einander gekocht / daraus viel vnrahts vnd auffrhürischer schedlicher Lehre erfolget / etc. Denn das Euangelium zureisset nicht Weltlich Regiment / Haußhaltung / keuffen / verkeuffen / vnd ander Weltlich Policey / sondern bestetigt Obrigkeit vnd Regiment / vnd befihlet denselbigen gehorsam zu seyn / als Gottes Ordnung / nicht allein vmb der Straff willen / sondern auch vmb des Gewissens willen. Iulianus Apostata, Celsus, vnd etliche andere / die haben den Christen fürgeworffen / daß jhr Euangelium / die Weltregiment vnd Politien zurisse / vnd zurüttet / dieweil es verböte / man solt sich nicht rechen / vnd dergleichen. Vnd dieselbigen Fragen haben Origeni vnd Nazianzeno, vnd etlichen andern / viel zu thun gemacht / so man doch leichtlich darauff antworten kan / wenn wir allein wissen / daß die Euangelische Lehre nicht newe Gesetz macht von Weltregimenten / Sondern prediget Vergebung der Sünde / vnd daß das Geistlich Reich vnd ewig Leben in Hertzen der Gleubigen anfehet. Das Euangelium aber lest nicht allein bleiben dieselbigen eusserlichen Policeyen / Weltregiment / vnd Ordnung / sondern wil auch / daß wir solchen sollen gehorsam seyn / gleich wie wir in diesem zeitlichẽ Leben gehorsam vnd vnterworffen seyn sollen / vnd müssen / gemei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/520
Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/520>, abgerufen am 16.07.2024.