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[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

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macht jederman zu Sündern. Zum andern / beuts an Vergebung der Sünde / das ewige Leben / Seligkeit / alles Heyl / vnd den heiligen Geist durch Christum / durch welchen wir new geborn werden.

Also fasset auch die Summa des Euangelij Christus / da Er Lucae am letzten sagt: Zu predigen in meinem Nahmen Bus vnd Vergebung der Sünde vnter allen Heyden. Vnd von dem schrecken vnd Angst des Gewissens redet die Schrifft im 37. Psalm: Denn meine Missethat sind vber mein Heupt gangen / Wie ein schweere Last sind sie mir zu schweer worden. Vnd im 6. Psalm: HERR sey mir gnedig / denn ich bin schwach / Heile mich HERR / denn meine Gebein sind erschrocken / vnd mein Seele ist sehr erschrocken / etc. Ach du HERR wie lang? Esaiae 38. Ich sprach / Nu muß ich zur Helle Pforten fahren / da ich lenger zu leben gedacht / etc. Ich dacht / Möcht ich bis Morgen leben / aber Er zerbrach mir alle meine Gebeine / wie ein Lewe. Item / Meine Augen wolten mir brechen / HERR ich leide Noth / etc. In denselbigen Engsten fület das Gewissen Gottes zorn vnd Ernst wieder die Sünde / welchs gar ein vnbekante Sache ist / solchen müssigen vnd fleischlichen Leuten / wie die Sophisten vnd jhrs gleichen / Denn da merckt erst das Gewissen / was die Sünde für ein grosser Vngehorsam gegen Gott ist / da drücket erst recht das Gewissen der schrecklich Zorn GOttes / Vnd es ist vnmüglich der Menschlichen Natur denselbigen zu tragen / wenn sie nicht durch Gottes Wort würde auffgericht.

Also sagt Paulus: Durch das Gesetz bin ich dem Gesetz gestorben / Denn das Gesetz klaget allein die Gewissen an / gebeut was man thun solle / vnd erschreckt sie. Vnd da reden die Wiedersacher nicht ein wort vom Glauben / lehren also kein wort vom Euangelio / noch von Christo / sondern eytel Gesetzlehre / vnd sagen / daß die Leute mit solchen schmertzen / Rewe vnd Leide / mit solchen Engsten / Gnade verdienen / doch wo sie aus Liebe Gottes rewe haben / oder GOtt lieben. Lieber HErr Gott / was ist doch das für ein Predigt / für die Gewissen / denen Trosts von nöthen ist? Wie können wir doch denn Gott lieben / wenn wir in so hohen / grossen engsten vnd vnseglichem Kampff stecken / wenn wir so grossen schrecklichen Gottes ernst vnd Zorn fülen? Welcher sich da stercker fület denn kein Mensch auff Erden nachsagen oder reden kan. Was lehren doch solche Prediger vnd Doctores anders / denn eytel verzweiffelung? Die in so grossen engsten einem armen Gewissen / kein Euangelium / kein Trost / allein das Gesetz predigen. Wir aber setzen das ander stücke der Bus dazu / Nemlich / den Glauben an Christum / Vnd sagen / Daß in sol-

macht jederman zu Sündern. Zum andern / beuts an Vergebung der Sünde / das ewige Leben / Seligkeit / alles Heyl / vnd den heiligen Geist durch Christum / durch welchen wir new geborn werden.

Also fasset auch die Summa des Euangelij Christus / da Er Lucae am letzten sagt: Zu predigen in meinem Nahmen Bus vnd Vergebung der Sünde vnter allen Heyden. Vnd von dem schrecken vnd Angst des Gewissens redet die Schrifft im 37. Psalm: Denn meine Missethat sind vber mein Heupt gangen / Wie ein schweere Last sind sie mir zu schweer worden. Vnd im 6. Psalm: HERR sey mir gnedig / denn ich bin schwach / Heile mich HERR / denn meine Gebein sind erschrocken / vnd mein Seele ist sehr erschrocken / etc. Ach du HERR wie lang? Esaiae 38. Ich sprach / Nu muß ich zur Helle Pforten fahren / da ich lenger zu leben gedacht / etc. Ich dacht / Möcht ich bis Morgen leben / aber Er zerbrach mir alle meine Gebeine / wie ein Lewe. Item / Meine Augen wolten mir brechen / HERR ich leide Noth / etc. In denselbigen Engsten fület das Gewissen Gottes zorn vnd Ernst wieder die Sünde / welchs gar ein vnbekante Sache ist / solchen müssigen vnd fleischlichen Leuten / wie die Sophisten vnd jhrs gleichen / Denn da merckt erst das Gewissen / was die Sünde für ein grosser Vngehorsam gegen Gott ist / da drücket erst recht das Gewissen der schrecklich Zorn GOttes / Vnd es ist vnmüglich der Menschlichen Natur denselbigen zu tragen / weñ sie nicht durch Gottes Wort würde auffgericht.

Also sagt Paulus: Durch das Gesetz bin ich dem Gesetz gestorben / Denn das Gesetz klaget allein die Gewissen an / gebeut was man thun solle / vnd erschreckt sie. Vnd da reden die Wiedersacher nicht ein wort vom Glauben / lehren also kein wort vom Euangelio / noch von Christo / sondern eytel Gesetzlehre / vnd sagen / daß die Leute mit solchen schmertzen / Rewe vnd Leide / mit solchen Engsten / Gnade verdienen / doch wo sie aus Liebe Gottes rewe haben / oder GOtt lieben. Lieber HErr Gott / was ist doch das für ein Predigt / für die Gewissen / denen Trosts von nöthen ist? Wie können wir doch denn Gott lieben / wenn wir in so hohen / grossen engsten vnd vnseglichem Kampff stecken / wenn wir so grossen schrecklichen Gottes ernst vnd Zorn fülen? Welcher sich da stercker fület denn kein Mensch auff Erden nachsagen oder reden kan. Was lehren doch solche Prediger vnd Doctores anders / denn eytel verzweiffelung? Die in so grossen engsten einem armen Gewissen / kein Euangelium / kein Trost / allein das Gesetz predigen. Wir aber setzen das ander stücke der Bus dazu / Nemlich / den Glauben an Christum / Vnd sagen / Daß in sol-

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[222/0471] macht jederman zu Sündern. Zum andern / beuts an Vergebung der Sünde / das ewige Leben / Seligkeit / alles Heyl / vnd den heiligen Geist durch Christum / durch welchen wir new geborn werden. Also fasset auch die Summa des Euangelij Christus / da Er Lucae am letzten sagt: Zu predigen in meinem Nahmen Bus vnd Vergebung der Sünde vnter allen Heyden. Vnd von dem schrecken vnd Angst des Gewissens redet die Schrifft im 37. Psalm: Denn meine Missethat sind vber mein Heupt gangen / Wie ein schweere Last sind sie mir zu schweer worden. Vnd im 6. Psalm: HERR sey mir gnedig / denn ich bin schwach / Heile mich HERR / denn meine Gebein sind erschrocken / vnd mein Seele ist sehr erschrocken / etc. Ach du HERR wie lang? Esaiae 38. Ich sprach / Nu muß ich zur Helle Pforten fahren / da ich lenger zu leben gedacht / etc. Ich dacht / Möcht ich bis Morgen leben / aber Er zerbrach mir alle meine Gebeine / wie ein Lewe. Item / Meine Augen wolten mir brechen / HERR ich leide Noth / etc. In denselbigen Engsten fület das Gewissen Gottes zorn vnd Ernst wieder die Sünde / welchs gar ein vnbekante Sache ist / solchen müssigen vnd fleischlichen Leuten / wie die Sophisten vnd jhrs gleichen / Denn da merckt erst das Gewissen / was die Sünde für ein grosser Vngehorsam gegen Gott ist / da drücket erst recht das Gewissen der schrecklich Zorn GOttes / Vnd es ist vnmüglich der Menschlichen Natur denselbigen zu tragen / weñ sie nicht durch Gottes Wort würde auffgericht. Also sagt Paulus: Durch das Gesetz bin ich dem Gesetz gestorben / Denn das Gesetz klaget allein die Gewissen an / gebeut was man thun solle / vnd erschreckt sie. Vnd da reden die Wiedersacher nicht ein wort vom Glauben / lehren also kein wort vom Euangelio / noch von Christo / sondern eytel Gesetzlehre / vnd sagen / daß die Leute mit solchen schmertzen / Rewe vnd Leide / mit solchen Engsten / Gnade verdienen / doch wo sie aus Liebe Gottes rewe haben / oder GOtt lieben. Lieber HErr Gott / was ist doch das für ein Predigt / für die Gewissen / denen Trosts von nöthen ist? Wie können wir doch denn Gott lieben / wenn wir in so hohen / grossen engsten vnd vnseglichem Kampff stecken / wenn wir so grossen schrecklichen Gottes ernst vnd Zorn fülen? Welcher sich da stercker fület denn kein Mensch auff Erden nachsagen oder reden kan. Was lehren doch solche Prediger vnd Doctores anders / denn eytel verzweiffelung? Die in so grossen engsten einem armen Gewissen / kein Euangelium / kein Trost / allein das Gesetz predigen. Wir aber setzen das ander stücke der Bus dazu / Nemlich / den Glauben an Christum / Vnd sagen / Daß in sol-

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Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/471>, abgerufen am 22.11.2024.