[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.4. Daß wir durch vnser Rewe / nicht vmb des Glaubens willen an Christum Vergebung der Sünde erlangen. 5. Daß die Gewalt der Schlüssel verleihe Vergebung der Sünde / nicht für Gott / sondern für der Kirchen / oder den Leuten. 6. Daß durch die Gewalt der Schlüssel nicht allein die Sünde vergeben werden / sondern dieselbige Gewalt sey darumb eingesetzt / daß sie die ewigen Pein verwandelt in zeitliche / vnd daß sie den Gewissen etliche Gnugthuung aufflege / vnd Gottesdienst vnd Satisfactiones auffrichte / dazu die Gewissen für Gott verpflichte vnd verbinde. 7. Daß das erzehlen / vnd eigentlich rechnen aller Sünde / von Gott geboten sey. 8. Daß Satisfactiones, welche doch von Menschen auffgesetzet / noth seyn zu bezahlen die Pein / oder auch die Schuld / denn wiewol man in der Schul / die Satisfactiones allein für die Pein abrechnet / so verstehet doch menniglich / daß man dadurch vergebung der Schuld verdiene. 9. Daß wir aus empfahung des Sacraments der Bus / ex opere operato, wenn das Hertz gleich nicht dabey ist / ohn den Glauben an Christum / Gnade erlangen. 10. Daß aus dem Gewalt der Schlüssel / durch den Ablas / die Seelen aus dem Fegfewr erlöset werden. 11. Daß in Reseruat Fellen / nicht die Straff der Canonum, sondern die Schuld der Sünden für Gott / durch den Bapst müge reseruiert werden / in denen / die sich warlich zu Gott bekehren. Daß wir nu den Gewissen hülffen / aus den vnzehlichen Stricken / vnd verworren Netzen der Sophisten / so sagen wir / die Bus oder Bekehrung habe zwey stücke / Contritionem vnd Fidem. So nun jemands wil das dritte stücke dazu setzen / Nemlich / die Früchte der Bus vnd Bekehrung / welche sind gute Werck / so folgen sollen vnd müssen / mit dem wil ich nicht gros fechten. Wenn wir aber de Contritione, das ist / von rechter Rewe reden / schneiden wir ab die vnzehlichen / vnnützen Fragen / Da sie Fragen fürgeben / Wenn wir aus der Liebe Gottes / Item / wenn wir aus Furcht der straffe / Rewe haben? Denn es sind allein blosse wort / vnd vergeblich Geschwetz der jenigen / die nicht erfahren / wie einem erschrockenen Gewissen zu sinne sey. Wir sagen / Daß Contritio oder rechte Rew das sey / wenn das Gewissen erschreckt wird / vnd seine Sünde / vnd den grossen Zorn Gottes vber die Sünde anhebt zu fülen / vnd ist jhm leid / daß es gesündiget hat / Vnd dieselbige Contritio gehet also zu / wenn vnser Sünd durch Gottes Wort gestrafft wird / Denn in diesen zweyen Stücken stehet die Summa des Euangelij / Erstlich sagt es / Bessert euch / vnd 4. Daß wir durch vnser Rewe / nicht vmb des Glaubens willen an Christum Vergebung der Sünde erlangen. 5. Daß die Gewalt der Schlüssel verleihe Vergebung der Sünde / nicht für Gott / sondern für der Kirchen / oder den Leuten. 6. Daß durch die Gewalt der Schlüssel nicht allein die Sünde vergeben werden / sondern dieselbige Gewalt sey darumb eingesetzt / daß sie die ewigen Pein verwandelt in zeitliche / vnd daß sie den Gewissen etliche Gnugthuung aufflege / vnd Gottesdienst vnd Satisfactiones auffrichte / dazu die Gewissen für Gott verpflichte vnd verbinde. 7. Daß das erzehlen / vnd eigentlich rechnen aller Sünde / von Gott geboten sey. 8. Daß Satisfactiones, welche doch von Menschen auffgesetzet / noth seyn zu bezahlen die Pein / oder auch die Schuld / denn wiewol man in der Schul / die Satisfactiones allein für die Pein abrechnet / so verstehet doch menniglich / daß man dadurch vergebung der Schuld verdiene. 9. Daß wir aus empfahung des Sacraments der Bus / ex opere operato, wenn das Hertz gleich nicht dabey ist / ohn den Glauben an Christum / Gnade erlangen. 10. Daß aus dem Gewalt der Schlüssel / durch den Ablas / die Seelen aus dem Fegfewr erlöset werden. 11. Daß in Reseruat Fellen / nicht die Straff der Canonum, sondern die Schuld der Sünden für Gott / durch den Bapst müge reseruiert werden / in denen / die sich warlich zu Gott bekehren. Daß wir nu den Gewissen hülffen / aus den vnzehlichen Stricken / vnd verworren Netzen der Sophisten / so sagen wir / die Bus oder Bekehrung habe zwey stücke / Contritionem vnd Fidem. So nun jemands wil das dritte stücke dazu setzen / Nemlich / die Früchte der Bus vnd Bekehrung / welche sind gute Werck / so folgen sollen vnd müssen / mit dem wil ich nicht gros fechten. Wenn wir aber de Contritione, das ist / von rechter Rewe reden / schneiden wir ab die vnzehlichen / vnnützen Fragen / Da sie Fragen fürgeben / Wenn wir aus der Liebe Gottes / Item / wenn wir aus Furcht der straffe / Rewe haben? Denn es sind allein blosse wort / vnd vergeblich Geschwetz der jenigen / die nicht erfahren / wie einem erschrockenen Gewissen zu sinne sey. Wir sagen / Daß Contritio oder rechte Rew das sey / wenn das Gewissen erschreckt wird / vnd seine Sünde / vnd den grossen Zorn Gottes vber die Sünde anhebt zu fülen / vnd ist jhm leid / daß es gesündiget hat / Vnd dieselbige Contritio gehet also zu / weñ vnser Sünd durch Gottes Wort gestrafft wird / Denn in diesen zweyen Stücken stehet die Summa des Euangelij / Erstlich sagt es / Bessert euch / vnd <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0470"/> <l>4. Daß wir durch vnser Rewe / nicht vmb des Glaubens willen an Christum Vergebung der Sünde erlangen.</l> <l>5. Daß die Gewalt der Schlüssel verleihe Vergebung der Sünde / nicht für Gott / sondern für der Kirchen / oder den Leuten.</l> <l>6. Daß durch die Gewalt der Schlüssel nicht allein die Sünde vergeben werden / sondern dieselbige Gewalt sey darumb eingesetzt / daß sie die ewigen Pein verwandelt in zeitliche / vnd daß sie den Gewissen etliche Gnugthuung aufflege / vnd Gottesdienst vnd <hi rendition="#i">Satisfactiones</hi> auffrichte / dazu die Gewissen für Gott verpflichte vnd verbinde.</l> <l>7. Daß das erzehlen / vnd eigentlich rechnen aller Sünde / von Gott geboten sey.</l> <l>8. Daß <hi rendition="#i">Satisfactiones,</hi> welche doch von Menschen auffgesetzet / noth seyn zu bezahlen die Pein / oder auch die Schuld / denn wiewol man in der Schul / die <hi rendition="#i">Satisfactiones</hi> allein für die Pein abrechnet / so verstehet doch menniglich / daß man dadurch vergebung der Schuld verdiene.</l> <l>9. Daß wir aus empfahung des Sacraments der Bus / <hi rendition="#i">ex opere operato,</hi> wenn das Hertz gleich nicht dabey ist / ohn den Glauben an Christum / Gnade erlangen.</l> <l>10. Daß aus dem Gewalt der Schlüssel / durch den Ablas / die Seelen aus dem Fegfewr erlöset werden.</l> <l>11. Daß in Reseruat Fellen / nicht die Straff der <hi rendition="#i">Canonum,</hi> sondern die Schuld der Sünden für Gott / durch den Bapst müge reseruiert werden / in denen / die sich warlich zu Gott bekehren.</l> <p>Daß wir nu den Gewissen hülffen / aus den vnzehlichen Stricken / vnd verworren Netzen der Sophisten / so sagen wir / die Bus oder Bekehrung habe zwey stücke / <hi rendition="#i">Contritionem</hi> vnd <hi rendition="#i">Fidem.</hi> So nun jemands wil das dritte stücke dazu setzen / Nemlich / die Früchte der Bus vnd Bekehrung / welche sind gute Werck / so folgen sollen vnd müssen / mit dem wil ich nicht gros fechten. Wenn wir aber <hi rendition="#i">de Contritione,</hi> das ist / von rechter Rewe reden / schneiden wir ab die vnzehlichen / vnnützen Fragen / Da sie Fragen fürgeben / Wenn wir aus der Liebe Gottes / Item / wenn wir aus Furcht der straffe / Rewe haben? Denn es sind allein blosse wort / vnd vergeblich Geschwetz der jenigen / die nicht erfahren / wie einem erschrockenen Gewissen zu sinne sey.</p> <p>Wir sagen / Daß <hi rendition="#i">Contritio</hi> oder rechte Rew das sey / wenn das Gewissen erschreckt wird / vnd seine Sünde / vnd den grossen Zorn Gottes vber die Sünde anhebt zu fülen / vnd ist jhm leid / daß es gesündiget hat / Vnd dieselbige <hi rendition="#i">Contritio</hi> gehet also zu / weñ vnser Sünd durch Gottes Wort gestrafft wird / Denn in diesen zweyen Stücken stehet die Summa des Euangelij / Erstlich sagt es / Bessert euch / vnd </p> </div> </body> </text> </TEI> [0470]
4. Daß wir durch vnser Rewe / nicht vmb des Glaubens willen an Christum Vergebung der Sünde erlangen. 5. Daß die Gewalt der Schlüssel verleihe Vergebung der Sünde / nicht für Gott / sondern für der Kirchen / oder den Leuten. 6. Daß durch die Gewalt der Schlüssel nicht allein die Sünde vergeben werden / sondern dieselbige Gewalt sey darumb eingesetzt / daß sie die ewigen Pein verwandelt in zeitliche / vnd daß sie den Gewissen etliche Gnugthuung aufflege / vnd Gottesdienst vnd Satisfactiones auffrichte / dazu die Gewissen für Gott verpflichte vnd verbinde. 7. Daß das erzehlen / vnd eigentlich rechnen aller Sünde / von Gott geboten sey. 8. Daß Satisfactiones, welche doch von Menschen auffgesetzet / noth seyn zu bezahlen die Pein / oder auch die Schuld / denn wiewol man in der Schul / die Satisfactiones allein für die Pein abrechnet / so verstehet doch menniglich / daß man dadurch vergebung der Schuld verdiene. 9. Daß wir aus empfahung des Sacraments der Bus / ex opere operato, wenn das Hertz gleich nicht dabey ist / ohn den Glauben an Christum / Gnade erlangen. 10. Daß aus dem Gewalt der Schlüssel / durch den Ablas / die Seelen aus dem Fegfewr erlöset werden. 11. Daß in Reseruat Fellen / nicht die Straff der Canonum, sondern die Schuld der Sünden für Gott / durch den Bapst müge reseruiert werden / in denen / die sich warlich zu Gott bekehren. Daß wir nu den Gewissen hülffen / aus den vnzehlichen Stricken / vnd verworren Netzen der Sophisten / so sagen wir / die Bus oder Bekehrung habe zwey stücke / Contritionem vnd Fidem. So nun jemands wil das dritte stücke dazu setzen / Nemlich / die Früchte der Bus vnd Bekehrung / welche sind gute Werck / so folgen sollen vnd müssen / mit dem wil ich nicht gros fechten. Wenn wir aber de Contritione, das ist / von rechter Rewe reden / schneiden wir ab die vnzehlichen / vnnützen Fragen / Da sie Fragen fürgeben / Wenn wir aus der Liebe Gottes / Item / wenn wir aus Furcht der straffe / Rewe haben? Denn es sind allein blosse wort / vnd vergeblich Geschwetz der jenigen / die nicht erfahren / wie einem erschrockenen Gewissen zu sinne sey.
Wir sagen / Daß Contritio oder rechte Rew das sey / wenn das Gewissen erschreckt wird / vnd seine Sünde / vnd den grossen Zorn Gottes vber die Sünde anhebt zu fülen / vnd ist jhm leid / daß es gesündiget hat / Vnd dieselbige Contritio gehet also zu / weñ vnser Sünd durch Gottes Wort gestrafft wird / Denn in diesen zweyen Stücken stehet die Summa des Euangelij / Erstlich sagt es / Bessert euch / vnd
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss. Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |