[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.die Liebe solle für Gott gerecht machen / Denn Paulus redet da nicht von der Volkommenheit oder Heiligkeit der Personen / wie sie wehnen / sondern sagt / Die Liebe macht ein stilles wesen in der Kirchen. Vnd also legt den Spruch auch Ambrosius aus / gleich wie ein Gebew gantz ist / wenn alle Stücke zusammen hangen / etc. Es solten sich aber die Wiedersacher auch wol schemen / daß sie so trefflich hoch von der Liebe schreiben vnd predigen / vnd Liebe / Liebe in allen jhren Büchern schreiben vnd schreien / vnd gar keine Liebe erzeigen. Denn wie ein schöne Christen Liebe ist das / daß sie durch jhre vngehörte Tyranney / zutrennen vnd zureissen die Einigkeit der Kirchen / so sie nichts denn Blutbrieffe vnd tyrannisch Gebot außgehen zulassen / dem allerlöblichsten Keyser gern das ergest wolten einbilden. Sie erwürgen die Priester vnd viel andere fromme / ehrliche Leute / keiner ander Vrsache halben / denn daß sie allein / öffentliche / schendliche Mißbreuche anfechten. Sie wolten gern daß alle die tod weren / die wieder jhre Gottlose Lehre mit einem wort mucken / Das alles reimet sich gar vbel zu dem grossen rhümen von Liebe / von Charitas, &c. Denn wenn bey den Wiedersachern ein tröpfflin Liebe were / so könt man wol Frieden vnd Einigkeit in der Kirchen machen / wenn sie jhre Menschensatzungen / welche doch nichts zu Christlicher Lehre oder Leben nütze seyn / nicht also aus lauter rachgiriger Bitterkeit vnd Phariseischem Neid / wieder die erkante Warheit verfechten / sonderlich so sie jhre Satzungen selbs nicht recht halten. Aus dem Apostel Petro ziehen sie auch an den Spruch / 1. Petri am 4. da er sagt: Die Liebe decket zu die mennige der Sünde. Nun ist es gewiß / daß Petrus da auch redet von der Liebe gegen dem Nehesten / Denn er redet daselbst von dem Gebot der Liebe / da geboten ist / daß wir vns vntereinander lieben sollen. So ist es auch keinem Apostel nie in seine gedancken kommen / daß die Liebe solt den Tod vberwinden / oder die Sünde / daß die Liebe solt ein Versünung seyn ohn den Mittler Christum / daß die Liebe solt vnser Gerechtigkeit seyn ohn den Versüner Christum. Denn die Liebe / wenn wir sie schon gleich haben / so ist es nicht mehr / denn ein Gerechtigkeit des Gesetzes / sie ist je nicht Christus / durch welchen wir allein gerecht werden / wenn wir gleuben / daß vmb des Mittlers willen vns der Vater gnedig ist / daß vns sein Verdienst geschenckt wird. Darumb kurtz zuuor vermahnet Petrus / daß wir vns sollen zu Christo halten / daß wir auff Ihn / als den Eckstein erbawet werden. Denn er sagt: Wer an Ihn gleubet / der wird nicht zu schanden werden. Mit vnsern Wercken vnd Leben / werden wir warlich für GOttes Vrtheil vnd die Liebe solle für Gott gerecht machen / Denn Paulus redet da nicht von der Volkommenheit oder Heiligkeit der Personen / wie sie wehnen / sondern sagt / Die Liebe macht ein stilles wesen in der Kirchen. Vnd also legt den Spruch auch Ambrosius aus / gleich wie ein Gebew gantz ist / wenn alle Stücke zusammen hangen / etc. Es solten sich aber die Wiedersacher auch wol schemen / daß sie so trefflich hoch von der Liebe schreiben vnd predigen / vnd Liebe / Liebe in allen jhren Büchern schreiben vnd schreien / vnd gar keine Liebe erzeigen. Denn wie ein schöne Christen Liebe ist das / daß sie durch jhre vngehörte Tyranney / zutrennen vnd zureissen die Einigkeit der Kirchen / so sie nichts denn Blutbrieffe vnd tyrannisch Gebot außgehen zulassen / dem allerlöblichsten Keyser gern das ergest wolten einbilden. Sie erwürgen die Priester vnd viel andere fromme / ehrliche Leute / keiner ander Vrsache halben / denn daß sie allein / öffentliche / schendliche Mißbreuche anfechten. Sie wolten gern daß alle die tod weren / die wieder jhre Gottlose Lehre mit einem wort mucken / Das alles reimet sich gar vbel zu dem grossen rhümen von Liebe / von Charitas, &c. Denn wenn bey den Wiedersachern ein tröpfflin Liebe were / so könt man wol Frieden vnd Einigkeit in der Kirchen machen / wenn sie jhre Menschensatzungen / welche doch nichts zu Christlicher Lehre oder Leben nütze seyn / nicht also aus lauter rachgiriger Bitterkeit vnd Phariseischem Neid / wieder die erkante Warheit verfechten / sonderlich so sie jhre Satzungen selbs nicht recht halten. Aus dem Apostel Petro ziehen sie auch an den Spruch / 1. Petri am 4. da er sagt: Die Liebe decket zu die mennige der Sünde. Nun ist es gewiß / daß Petrus da auch redet von der Liebe gegen dem Nehesten / Denn er redet daselbst von dem Gebot der Liebe / da geboten ist / daß wir vns vntereinander lieben sollen. So ist es auch keinem Apostel nie in seine gedancken kom̃en / daß die Liebe solt den Tod vberwinden / oder die Sünde / daß die Liebe solt ein Versünung seyn ohn den Mittler Christum / daß die Liebe solt vnser Gerechtigkeit seyn ohn den Versüner Christum. Denn die Liebe / wenn wir sie schon gleich haben / so ist es nicht mehr / denn ein Gerechtigkeit des Gesetzes / sie ist je nicht Christus / durch welchen wir allein gerecht werden / wenn wir gleuben / daß vmb des Mittlers willen vns der Vater gnedig ist / daß vns sein Verdienst geschenckt wird. Darumb kurtz zuuor vermahnet Petrus / daß wir vns sollen zu Christo halten / daß wir auff Ihn / als den Eckstein erbawet werden. Denn er sagt: Wer an Ihn gleubet / der wird nicht zu schanden werden. Mit vnsern Wercken vnd Leben / werden wir warlich für GOttes Vrtheil vnd <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0428"/> die Liebe solle für Gott gerecht machen / Denn Paulus redet da nicht von der Volkommenheit oder Heiligkeit der Personen / wie sie wehnen / sondern sagt / Die Liebe macht ein stilles wesen in der Kirchen. 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So ist es auch keinem Apostel nie in seine gedancken kom̃en / daß die Liebe solt den Tod vberwinden / oder die Sünde / daß die Liebe solt ein Versünung seyn ohn den Mittler Christum / daß die Liebe solt vnser Gerechtigkeit seyn ohn den Versüner Christum. Denn die Liebe / wenn wir sie schon gleich haben / so ist es nicht mehr / denn ein Gerechtigkeit des Gesetzes / sie ist je nicht Christus / durch welchen wir allein gerecht werden / wenn wir gleuben / daß vmb des Mittlers willen vns der Vater gnedig ist / daß vns sein Verdienst geschenckt wird. Darumb kurtz zuuor vermahnet Petrus / daß wir vns sollen zu Christo halten / daß wir auff Ihn / als den Eckstein erbawet werden. Denn er sagt: Wer an Ihn gleubet / der wird nicht zu schanden werden. Mit vnsern Wercken vnd Leben / werden wir warlich für GOttes Vrtheil vnd </p> </div> </body> </text> </TEI> [0428]
die Liebe solle für Gott gerecht machen / Denn Paulus redet da nicht von der Volkommenheit oder Heiligkeit der Personen / wie sie wehnen / sondern sagt / Die Liebe macht ein stilles wesen in der Kirchen. Vnd also legt den Spruch auch Ambrosius aus / gleich wie ein Gebew gantz ist / wenn alle Stücke zusammen hangen / etc.
Es solten sich aber die Wiedersacher auch wol schemen / daß sie so trefflich hoch von der Liebe schreiben vnd predigen / vnd Liebe / Liebe in allen jhren Büchern schreiben vnd schreien / vnd gar keine Liebe erzeigen. Denn wie ein schöne Christen Liebe ist das / daß sie durch jhre vngehörte Tyranney / zutrennen vnd zureissen die Einigkeit der Kirchen / so sie nichts denn Blutbrieffe vnd tyrannisch Gebot außgehen zulassen / dem allerlöblichsten Keyser gern das ergest wolten einbilden. Sie erwürgen die Priester vnd viel andere fromme / ehrliche Leute / keiner ander Vrsache halben / denn daß sie allein / öffentliche / schendliche Mißbreuche anfechten. Sie wolten gern daß alle die tod weren / die wieder jhre Gottlose Lehre mit einem wort mucken / Das alles reimet sich gar vbel zu dem grossen rhümen von Liebe / von Charitas, &c. Denn wenn bey den Wiedersachern ein tröpfflin Liebe were / so könt man wol Frieden vnd Einigkeit in der Kirchen machen / wenn sie jhre Menschensatzungen / welche doch nichts zu Christlicher Lehre oder Leben nütze seyn / nicht also aus lauter rachgiriger Bitterkeit vnd Phariseischem Neid / wieder die erkante Warheit verfechten / sonderlich so sie jhre Satzungen selbs nicht recht halten.
Aus dem Apostel Petro ziehen sie auch an den Spruch / 1. Petri am 4. da er sagt: Die Liebe decket zu die mennige der Sünde. Nun ist es gewiß / daß Petrus da auch redet von der Liebe gegen dem Nehesten / Denn er redet daselbst von dem Gebot der Liebe / da geboten ist / daß wir vns vntereinander lieben sollen. So ist es auch keinem Apostel nie in seine gedancken kom̃en / daß die Liebe solt den Tod vberwinden / oder die Sünde / daß die Liebe solt ein Versünung seyn ohn den Mittler Christum / daß die Liebe solt vnser Gerechtigkeit seyn ohn den Versüner Christum. Denn die Liebe / wenn wir sie schon gleich haben / so ist es nicht mehr / denn ein Gerechtigkeit des Gesetzes / sie ist je nicht Christus / durch welchen wir allein gerecht werden / wenn wir gleuben / daß vmb des Mittlers willen vns der Vater gnedig ist / daß vns sein Verdienst geschenckt wird. Darumb kurtz zuuor vermahnet Petrus / daß wir vns sollen zu Christo halten / daß wir auff Ihn / als den Eckstein erbawet werden. Denn er sagt: Wer an Ihn gleubet / der wird nicht zu schanden werden. Mit vnsern Wercken vnd Leben / werden wir warlich für GOttes Vrtheil vnd
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Zitationshilfe: | [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/428>, abgerufen am 16.07.2024. |