Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

Bild:
<< vorherige Seite

de gefallen / denn jhr erkennet die Gerechtigkeit nicht / die für GOtt gilt / vnd trachtet ewre eigene Gerechtigkeit auffzurichten / vnd seyd der Gerechtigkeit / die für Gott gilt / nicht vnterthan / Denn wie das ende des Gesetzs Christus ist / Also ist auch der Heyland der verderbten Natur Christus. Item / Johan. 8. So euch der Sohn frey macht / so seyd jhr recht frey.

Derhalben können wir durch die Vernunfft / oder vnser gute Werck nicht frey werden von Sünden / oder Vergebung der Sünden verdienen. Item / Johan. 3. stehet geschrieben: Es sey denn / daß jemand new geborn werde aus dem Wasser vnd Geist / so kan er nicht in das Reich Gottes kommen.

So nun das dazu gehöret / daß wir durch den heiligen Geist müssen new geborn werden / so werden vns vnser gute Werck oder eigen Verdienst nicht rechtfertig machen für Gott / so können wir das Gesetz nicht halten noch erfüllen. Item / Rom. 3. Sie sind allzumal Sünder / vnd mangeln des Rhumes / den sie an GOTT haben solten / das ist / jhnen mangelt die Weißheit vnd Gerechtigkeit / die für GOtt gilt / dadurch sie GOtt recht erkennen / gros achten / vnd preisen solten. Item / Roman. 8. Fleischlich gesinnet seyn / ist ein Feindschafft wieder Gott / sintemal es dem Gesetz Gottes nicht vnterthan ist / denn es vermag es auch nicht / die aber Fleischlich gesinnet sind / mögen Gott nicht gefallen.

Das sind so gar klare / helle Sprüche der Schrifft / daß sie nicht so scharffes Verstands bedürffen / Sondern allein / daß man es lese / vnd die klaren Wort wol ansehe. Wie auch Augustinus in der Sache saget: Ist nu die Vernunfft vnd Fleischlich gesinnet seyn / ein Feindschafft wieder Gott / so kan kein Mensch ohn den heiligen Geist hertzlich GOtt lieben. Item / ist Fleischlich gesinnet seyn wieder GOtt / so seyn warlich die besten gute Werck vnrein vnd Sünde / die jmmer ein Adams Kind thun mag. Item / kan das Fleisch Gottes Gesetz nicht vnterthan seyn / so sündiget warlich auch ein Mensch / wenn er gleich edle / schöne / köstliche Gute Werck thut / die die Welt gros achtet.

Die Wiedersacher sehen allein die Gebot an / der andern Taffel Mosi / die da auch von der eusserlichen Erbarkeit redet / welche die Vernunfft besser vernimpt / vnd wöllen wehnen / mit solchen eusserlichen guten Wercken halten sie Gottes Gesetz. Sie sehen aber die ersten Taffel nicht an / welche gebeut / vnd von vns haben wil / daß wir Gott hertzlich sollen lieben / daran gar nicht wancken / noch zweiffeln sollen / daß Gott vmb der Sünde willen zürne / daß wir GOtt

de gefallen / denn jhr erkennet die Gerechtigkeit nicht / die für GOtt gilt / vnd trachtet ewre eigene Gerechtigkeit auffzurichten / vnd seyd der Gerechtigkeit / die für Gott gilt / nicht vnterthan / Denn wie das ende des Gesetzs Christus ist / Also ist auch der Heyland der verderbten Natur Christus. Item / Johan. 8. So euch der Sohn frey macht / so seyd jhr recht frey.

Derhalben können wir durch die Vernunfft / oder vnser gute Werck nicht frey werden von Sünden / oder Vergebung der Sünden verdienen. Item / Johan. 3. stehet geschrieben: Es sey denn / daß jemand new geborn werde aus dem Wasser vnd Geist / so kan er nicht in das Reich Gottes kommen.

So nun das dazu gehöret / daß wir durch den heiligen Geist müssen new geborn werden / so werden vns vnser gute Werck oder eigen Verdienst nicht rechtfertig machen für Gott / so können wir das Gesetz nicht halten noch erfüllen. Item / Rom. 3. Sie sind allzumal Sünder / vnd mangeln des Rhumes / den sie an GOTT haben solten / das ist / jhnen mangelt die Weißheit vnd Gerechtigkeit / die für GOtt gilt / dadurch sie GOtt recht erkennen / gros achten / vnd preisen solten. Item / Roman. 8. Fleischlich gesinnet seyn / ist ein Feindschafft wieder Gott / sintemal es dem Gesetz Gottes nicht vnterthan ist / denn es vermag es auch nicht / die aber Fleischlich gesinnet sind / mögen Gott nicht gefallen.

Das sind so gar klare / helle Sprüche der Schrifft / daß sie nicht so scharffes Verstands bedürffen / Sondern allein / daß man es lese / vnd die klaren Wort wol ansehe. Wie auch Augustinus in der Sache saget: Ist nu die Vernunfft vnd Fleischlich gesinnet seyn / ein Feindschafft wieder Gott / so kan kein Mensch ohn den heiligen Geist hertzlich GOtt lieben. Item / ist Fleischlich gesinnet seyn wieder GOtt / so seyn warlich die besten gute Werck vnrein vnd Sünde / die jmmer ein Adams Kind thun mag. Item / kan das Fleisch Gottes Gesetz nicht vnterthan seyn / so sündiget warlich auch ein Mensch / wenn er gleich edle / schöne / köstliche Gute Werck thut / die die Welt gros achtet.

Die Wiedersacher sehen allein die Gebot an / der andern Taffel Mosi / die da auch von der eusserlichen Erbarkeit redet / welche die Vernunfft besser vernimpt / vnd wöllen wehnen / mit solchen eusserlichen guten Wercken halten sie Gottes Gesetz. Sie sehen aber die ersten Taffel nicht an / welche gebeut / vnd von vns haben wil / daß wir Gott hertzlich sollen lieben / daran gar nicht wancken / noch zweiffeln sollen / daß Gott vmb der Sünde willen zürne / daß wir GOtt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0387" n="180"/>
de gefallen /                      denn jhr erkennet die Gerechtigkeit nicht / die für GOtt gilt / vnd trachtet                      ewre eigene Gerechtigkeit auffzurichten / vnd seyd der Gerechtigkeit / die für                      Gott gilt / nicht vnterthan / Denn wie das ende des Gesetzs Christus ist / Also                      ist auch der Heyland der verderbten Natur Christus. Item / Johan. 8. So euch der                      Sohn frey macht / so seyd jhr recht frey.</p>
        <p>Derhalben können wir durch die Vernunfft / oder vnser gute Werck nicht frey                      werden von Sünden / oder Vergebung der Sünden verdienen. Item / Johan. 3. stehet                      geschrieben: Es sey denn / daß jemand new geborn werde aus dem Wasser vnd Geist                      / so kan er nicht in das Reich Gottes kommen.</p>
        <p>So nun das dazu gehöret / daß wir durch den heiligen Geist müssen new geborn                      werden / so werden vns vnser gute Werck oder eigen Verdienst nicht rechtfertig                      machen für Gott / so können wir das Gesetz nicht halten noch erfüllen. Item /                      Rom. 3. Sie sind allzumal Sünder / vnd mangeln des Rhumes / den sie an GOTT                      haben solten / das ist / jhnen mangelt die Weißheit vnd Gerechtigkeit / die für                      GOtt gilt / dadurch sie GOtt recht erkennen / gros achten / vnd preisen solten.                      Item / Roman. 8. Fleischlich gesinnet seyn / ist ein Feindschafft wieder Gott /                      sintemal es dem Gesetz Gottes nicht vnterthan ist / denn es vermag es auch nicht                      / die aber Fleischlich gesinnet sind / mögen Gott nicht gefallen.</p>
        <p>Das sind so gar klare / helle Sprüche der Schrifft / daß sie nicht so scharffes                      Verstands bedürffen / Sondern allein / daß man es lese / vnd die klaren Wort wol                      ansehe. Wie auch <hi rendition="#i">Augustinus</hi> in der Sache saget: Ist nu                      die Vernunfft vnd Fleischlich gesinnet seyn / ein Feindschafft wieder Gott / so                      kan kein Mensch ohn den heiligen Geist hertzlich GOtt lieben. Item / ist                      Fleischlich gesinnet seyn wieder GOtt / so seyn warlich die besten gute Werck                      vnrein vnd Sünde / die jmmer ein Adams Kind thun mag. Item / kan das Fleisch                      Gottes Gesetz nicht vnterthan seyn / so sündiget warlich auch ein Mensch / wenn                      er gleich edle / schöne / köstliche Gute Werck thut / die die Welt gros achtet.</p>
        <p>Die Wiedersacher sehen allein die Gebot an / der andern Taffel Mosi / die da auch                      von der eusserlichen Erbarkeit redet / welche die Vernunfft besser vernimpt /                      vnd wöllen wehnen / mit solchen eusserlichen guten Wercken halten sie Gottes                      Gesetz. Sie sehen aber die ersten Taffel nicht an / welche gebeut / vnd von vns                      haben wil / daß wir Gott hertzlich sollen lieben / daran gar nicht wancken /                      noch zweiffeln sollen / daß Gott vmb der Sünde willen zürne / daß wir GOtt
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[180/0387] de gefallen / denn jhr erkennet die Gerechtigkeit nicht / die für GOtt gilt / vnd trachtet ewre eigene Gerechtigkeit auffzurichten / vnd seyd der Gerechtigkeit / die für Gott gilt / nicht vnterthan / Denn wie das ende des Gesetzs Christus ist / Also ist auch der Heyland der verderbten Natur Christus. Item / Johan. 8. So euch der Sohn frey macht / so seyd jhr recht frey. Derhalben können wir durch die Vernunfft / oder vnser gute Werck nicht frey werden von Sünden / oder Vergebung der Sünden verdienen. Item / Johan. 3. stehet geschrieben: Es sey denn / daß jemand new geborn werde aus dem Wasser vnd Geist / so kan er nicht in das Reich Gottes kommen. So nun das dazu gehöret / daß wir durch den heiligen Geist müssen new geborn werden / so werden vns vnser gute Werck oder eigen Verdienst nicht rechtfertig machen für Gott / so können wir das Gesetz nicht halten noch erfüllen. Item / Rom. 3. Sie sind allzumal Sünder / vnd mangeln des Rhumes / den sie an GOTT haben solten / das ist / jhnen mangelt die Weißheit vnd Gerechtigkeit / die für GOtt gilt / dadurch sie GOtt recht erkennen / gros achten / vnd preisen solten. Item / Roman. 8. Fleischlich gesinnet seyn / ist ein Feindschafft wieder Gott / sintemal es dem Gesetz Gottes nicht vnterthan ist / denn es vermag es auch nicht / die aber Fleischlich gesinnet sind / mögen Gott nicht gefallen. Das sind so gar klare / helle Sprüche der Schrifft / daß sie nicht so scharffes Verstands bedürffen / Sondern allein / daß man es lese / vnd die klaren Wort wol ansehe. Wie auch Augustinus in der Sache saget: Ist nu die Vernunfft vnd Fleischlich gesinnet seyn / ein Feindschafft wieder Gott / so kan kein Mensch ohn den heiligen Geist hertzlich GOtt lieben. Item / ist Fleischlich gesinnet seyn wieder GOtt / so seyn warlich die besten gute Werck vnrein vnd Sünde / die jmmer ein Adams Kind thun mag. Item / kan das Fleisch Gottes Gesetz nicht vnterthan seyn / so sündiget warlich auch ein Mensch / wenn er gleich edle / schöne / köstliche Gute Werck thut / die die Welt gros achtet. Die Wiedersacher sehen allein die Gebot an / der andern Taffel Mosi / die da auch von der eusserlichen Erbarkeit redet / welche die Vernunfft besser vernimpt / vnd wöllen wehnen / mit solchen eusserlichen guten Wercken halten sie Gottes Gesetz. Sie sehen aber die ersten Taffel nicht an / welche gebeut / vnd von vns haben wil / daß wir Gott hertzlich sollen lieben / daran gar nicht wancken / noch zweiffeln sollen / daß Gott vmb der Sünde willen zürne / daß wir GOtt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/387
Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/387>, abgerufen am 22.11.2024.