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[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

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dahin gerahten / daß auch grosse Theologen zu Löuen / Paris / etc. von keiner andern Christlichen frömkeit / oder Gerechtigkeit gewust haben (Ob wol alle Buchstaben vnd Syllaben im Paulo anders lehren) denn von der Frömkeit / Welche die Philosophi lehret / Vnd so es vns billich frembde seyn solt / vnd wir billich sie verlachen solten / Verlachen sie vns / ja verspotten Paulum selbst.

Also gar ist der schendlich grewlich Irrthumb eingerissen. Ich hab selbs ein grossen Prediger gehört / Welcher Christi vnd das Euangelium nicht gedacht / vnd Aristotelis Ethicorum predigt. Heisst das nicht Kindisch / nerrisch vnter Christen gepredigt? Aber ist der Wiedersacher Lehre war / So ist das Ethicorum ein köstlich Predigtbuch / vnd ein fein new Bibel. Denn von eusserlichem erbarn Leben / wird nicht leicht jemands besser schreiben / denn Aristoteles.

Wir sehen / daß etlich Hochgelerten haben Bücher geschrieben / Darinne sie anzeigen / als stimmen die Wort Christi / vnd die Sprüche Socratis vnd Zenonis fein zusammen / Gleich als sey Christus kommen / Daß er gute Gesetz vnd Gebot gebe / Durch welche wir vergebung der Sünden verdienen solten / Vnd nicht viel mehr Gnade vnd Friede Gottes zuuerkündigen / vnd den heiligen Geist außzutheilen / durch sein Verdienst vnd Blut.

Darumb / so wir der Wiedersacher Lehre annemen / daß wir vergebung der Sünden verdienen mügen / auß vermügen natürlicher Vernunfft vnd vnser Werck / so sind wir schon Aristotelisch / vnd nicht Christisch / Vnd ist kein vnterscheid zwischen erbarem Heydnischen / zwischen Phariseischem vnd Christlichem leben / zwischen Philosophi vnd Euangelio.

Wiewol nu die Wiedersacher / damit sie des namen Christi nicht gar / als die Gottlosen / rohen Heyden schweigen / also vom Glauben reden / Daß sie sagen / Es sey ein Erkentnis der Historien von Christo / Vnd wiewol sie von Christo auch dennoch etwas sagen / Nemlich / daß er vns verdienet habe einen Habitum, oder wie sie es nennen / Primam gratiam, die erste Gnade / Welche sie achten für ein Neigung / Dadurch wir dennoch GOtt leichter / denn sonst lieben können / So ist es doch ein schwache / geringe / kleine / schlechte Wirckung / Die Christus also hette / oder die durch solchen Habitum geschehe.

Denn sie sagen nichts desto weniger / daß die Werck vnser Vernunfft vnd willens / ehe derselbige Habitus da ist / Vnd auch darnach / wenn derselbig Habitus da ist / eiusdem speciei, das ist / für vnd nach / einerley vnd ein ding sey.

dahin gerahten / daß auch grosse Theologen zu Löuen / Paris / etc. von keiner andern Christlichen frömkeit / oder Gerechtigkeit gewust haben (Ob wol alle Buchstaben vnd Syllaben im Paulo anders lehren) denn von der Frömkeit / Welche die Philosophi lehret / Vnd so es vns billich frembde seyn solt / vnd wir billich sie verlachen solten / Verlachen sie vns / ja verspotten Paulum selbst.

Also gar ist der schendlich grewlich Irrthumb eingerissen. Ich hab selbs ein grossen Prediger gehört / Welcher Christi vnd das Euangelium nicht gedacht / vnd Aristotelis Ethicorum predigt. Heisst das nicht Kindisch / nerrisch vnter Christen gepredigt? Aber ist der Wiedersacher Lehre war / So ist das Ethicorum ein köstlich Predigtbuch / vnd ein fein new Bibel. Denn von eusserlichem erbarn Leben / wird nicht leicht jemands besser schreiben / denn Aristoteles.

Wir sehen / daß etlich Hochgelerten haben Bücher geschrieben / Darinne sie anzeigen / als stimmen die Wort Christi / vnd die Sprüche Socratis vnd Zenonis fein zusammen / Gleich als sey Christus kom̃en / Daß er gute Gesetz vnd Gebot gebe / Durch welche wir vergebung der Sünden verdienen solten / Vnd nicht viel mehr Gnade vnd Friede Gottes zuuerkündigen / vnd den heiligen Geist außzutheilen / durch sein Verdienst vnd Blut.

Darumb / so wir der Wiedersacher Lehre annemen / daß wir vergebung der Sünden verdienen mügen / auß vermügen natürlicher Vernunfft vnd vnser Werck / so sind wir schon Aristotelisch / vnd nicht Christisch / Vnd ist kein vnterscheid zwischen erbarem Heydnischen / zwischen Phariseischem vnd Christlichem leben / zwischen Philosophi vnd Euangelio.

Wiewol nu die Wiedersacher / damit sie des namen Christi nicht gar / als die Gottlosen / rohen Heyden schweigen / also vom Glauben reden / Daß sie sagen / Es sey ein Erkentnis der Historien von Christo / Vnd wiewol sie von Christo auch dennoch etwas sagen / Nemlich / daß er vns verdienet habe einen Habitum, oder wie sie es nennen / Primam gratiam, die erste Gnade / Welche sie achten für ein Neigung / Dadurch wir dennoch GOtt leichter / denn sonst lieben können / So ist es doch ein schwache / geringe / kleine / schlechte Wirckung / Die Christus also hette / oder die durch solchen Habitum geschehe.

Denn sie sagen nichts desto weniger / daß die Werck vnser Vernunfft vnd willens / ehe derselbige Habitus da ist / Vnd auch darnach / wenn derselbig Habitus da ist / eiusdem speciei, das ist / für vnd nach / einerley vnd ein ding sey.

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[178/0383] dahin gerahten / daß auch grosse Theologen zu Löuen / Paris / etc. von keiner andern Christlichen frömkeit / oder Gerechtigkeit gewust haben (Ob wol alle Buchstaben vnd Syllaben im Paulo anders lehren) denn von der Frömkeit / Welche die Philosophi lehret / Vnd so es vns billich frembde seyn solt / vnd wir billich sie verlachen solten / Verlachen sie vns / ja verspotten Paulum selbst. Also gar ist der schendlich grewlich Irrthumb eingerissen. Ich hab selbs ein grossen Prediger gehört / Welcher Christi vnd das Euangelium nicht gedacht / vnd Aristotelis Ethicorum predigt. Heisst das nicht Kindisch / nerrisch vnter Christen gepredigt? Aber ist der Wiedersacher Lehre war / So ist das Ethicorum ein köstlich Predigtbuch / vnd ein fein new Bibel. Denn von eusserlichem erbarn Leben / wird nicht leicht jemands besser schreiben / denn Aristoteles. Wir sehen / daß etlich Hochgelerten haben Bücher geschrieben / Darinne sie anzeigen / als stimmen die Wort Christi / vnd die Sprüche Socratis vnd Zenonis fein zusammen / Gleich als sey Christus kom̃en / Daß er gute Gesetz vnd Gebot gebe / Durch welche wir vergebung der Sünden verdienen solten / Vnd nicht viel mehr Gnade vnd Friede Gottes zuuerkündigen / vnd den heiligen Geist außzutheilen / durch sein Verdienst vnd Blut. Darumb / so wir der Wiedersacher Lehre annemen / daß wir vergebung der Sünden verdienen mügen / auß vermügen natürlicher Vernunfft vnd vnser Werck / so sind wir schon Aristotelisch / vnd nicht Christisch / Vnd ist kein vnterscheid zwischen erbarem Heydnischen / zwischen Phariseischem vnd Christlichem leben / zwischen Philosophi vnd Euangelio. Wiewol nu die Wiedersacher / damit sie des namen Christi nicht gar / als die Gottlosen / rohen Heyden schweigen / also vom Glauben reden / Daß sie sagen / Es sey ein Erkentnis der Historien von Christo / Vnd wiewol sie von Christo auch dennoch etwas sagen / Nemlich / daß er vns verdienet habe einen Habitum, oder wie sie es nennen / Primam gratiam, die erste Gnade / Welche sie achten für ein Neigung / Dadurch wir dennoch GOtt leichter / denn sonst lieben können / So ist es doch ein schwache / geringe / kleine / schlechte Wirckung / Die Christus also hette / oder die durch solchen Habitum geschehe. Denn sie sagen nichts desto weniger / daß die Werck vnser Vernunfft vnd willens / ehe derselbige Habitus da ist / Vnd auch darnach / wenn derselbig Habitus da ist / eiusdem speciei, das ist / für vnd nach / einerley vnd ein ding sey.

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Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/383>, abgerufen am 22.11.2024.