Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

Bild:
<< vorherige Seite

die Warheit ist / Immer je erger / je lenger je böser / Ist einer fürm Jahr stoltz vnd geitzig gewesen / so ist er hewr viel geitziger vnd stöltzer / Also / daß die Vntugend von Jugend auff mit jhm wechset vnd fortfehret. Ein junges Kind hat kein sonderliche Vntugend an sich / wo es aber erwechst / so wird es vnzüchtig vnd vnkeusch / kömpt es zu seinem vollen Mans alter / so gehen die rechten Laster an / je lenger je mehr.

Darumb gehet der alte Mensch in seiner Natur vnauffgehalten / wo man nicht durch der Tauffe Krafft wehret vnd dempffet. Wiederumb / wo Christen sind worden / nimpt er täglich abe / so lang bis er gar vntergehet. Das heisset recht in die Tauffe gekrochen / vnd täglich wieder herfür kommen. Also ist das eusserliche Zeichen gestellet / Nicht allein daß es solle krefftiglich wircken / Sondern auch etwas deuten. Wo nu der Glaube gehet mit seinen Früchten / da ists nicht eine lose deutung / sondern das Werck dabey / Wo aber der Glaube nicht ist / da bleibt es ein blos vnfruchtbar Zeichen.

Vnd hie siehestu / daß die Tauffe beyde mit jhrer Krafft vnd deutunge / begreifft auch das Dritte Sacrament / welchs man genennet Busse ist das rechte Werck der Tauffe.hat die Busse / als die eigentlich nichts anders ist / denn die Tauffe / Denn was heisset Busse anders / denn den alten Menschen mit ernst angreiffen / vnd in ein newes Leben treten? Darumb wenn du in der Busse lebest / so gehestu in der Tauffe / welche solch newes Leben nicht allein deutet / sondern auch wircket / anhebet vnd treibet / denn darinn wird geben Gnade / Geist vnd Krafft / den alten Menschen zu vnterdrücken / daß der newe herfür komme / vnd starck werde.

Darumb bleibt die Tauffe jmmerdar stehen / vnd ob gleich jemand dauon fellet vnd sündigt / haben wir doch jmmer ein zugang dazu / daß man den alten Menschen wieder vnter sich werffe / aber mit Wasser darff man vns nicht mehr begiessen / denn ob man sich gleich hundert mal liesse ins Wasser sencken / so ists doch nicht mehr denn ein Tauffe: Busse ein Wiedergang zur Tauffe.Das Werck aber vnd deutung / gehet vnd bleibet. Also ist die Busse nicht anders / denn ein Wiedergang vnd zutreten zur Tauffe / daß man das wiederholet vnd treibet / so man zuuor angefangen / vnd doch dauon gelassen hat.

Das sage ich darumb / daß man nicht in die meinung komme / darinn wir lange zeit gewesen sind / vnd gewehnet haben / die Tauffe were nun hin / daß man jhr nicht mehr brauchen kündte / Nach dem wir wieder in Sünde gefallen sind / Das machet / daß mans nicht weiter ansiehet / denn nach dem Werck / so einmal geschehen ist. Vnd ist zwar daher kommen / daß S. Hieronymus geschrieben hat. Die Busse sey die ander Taffel / damit wir müssen außschwimmen vnd

die Warheit ist / Im̃er je erger / je lenger je böser / Ist einer fürm Jahr stoltz vnd geitzig gewesen / so ist er hewr viel geitziger vnd stöltzer / Also / daß die Vntugend von Jugend auff mit jhm wechset vnd fortfehret. Ein junges Kind hat kein sonderliche Vntugend an sich / wo es aber erwechst / so wird es vnzüchtig vnd vnkeusch / kömpt es zu seinem vollen Mans alter / so gehen die rechten Laster an / je lenger je mehr.

Darumb gehet der alte Mensch in seiner Natur vnauffgehalten / wo man nicht durch der Tauffe Krafft wehret vnd dempffet. Wiederumb / wo Christen sind worden / nimpt er täglich abe / so lang bis er gar vntergehet. Das heisset recht in die Tauffe gekrochen / vnd täglich wieder herfür kom̃en. Also ist das eusserliche Zeichen gestellet / Nicht allein daß es solle krefftiglich wircken / Sondern auch etwas deuten. Wo nu der Glaube gehet mit seinen Früchten / da ists nicht eine lose deutung / sondern das Werck dabey / Wo aber der Glaube nicht ist / da bleibt es ein blos vnfruchtbar Zeichen.

Vnd hie siehestu / daß die Tauffe beyde mit jhrer Krafft vnd deutunge / begreifft auch das Dritte Sacrament / welchs man genennet Busse ist das rechte Werck der Tauffe.hat die Busse / als die eigentlich nichts anders ist / denn die Tauffe / Denn was heisset Busse anders / denn den alten Menschen mit ernst angreiffen / vnd in ein newes Leben treten? Darumb wenn du in der Busse lebest / so gehestu in der Tauffe / welche solch newes Leben nicht allein deutet / sondern auch wircket / anhebet vnd treibet / denn darinn wird geben Gnade / Geist vnd Krafft / den alten Menschen zu vnterdrücken / daß der newe herfür komme / vnd starck werde.

Darumb bleibt die Tauffe jm̃erdar stehen / vnd ob gleich jemand dauon fellet vnd sündigt / haben wir doch jm̃er ein zugang dazu / daß man den alten Menschen wieder vnter sich werffe / aber mit Wasser darff man vns nicht mehr begiessen / denn ob man sich gleich hundert mal liesse ins Wasser sencken / so ists doch nicht mehr denn ein Tauffe: Busse ein Wiedergang zur Tauffe.Das Werck aber vnd deutung / gehet vnd bleibet. Also ist die Busse nicht anders / denn ein Wiedergang vnd zutreten zur Tauffe / daß man das wiederholet vnd treibet / so man zuuor angefangen / vnd doch dauon gelassen hat.

Das sage ich darumb / daß man nicht in die meinung komme / darinn wir lange zeit gewesen sind / vnd gewehnet haben / die Tauffe were nun hin / daß man jhr nicht mehr brauchen kündte / Nach dem wir wieder in Sünde gefallen sind / Das machet / daß mans nicht weiter ansiehet / denn nach dem Werck / so einmal geschehen ist. Vnd ist zwar daher kommen / daß S. Hieronymus geschrieben hat. Die Busse sey die ander Taffel / damit wir müssen außschwimmen vnd

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0298"/>
die Warheit ist / Im&#x0303;er je erger / je                      lenger je böser / Ist einer fürm Jahr stoltz vnd geitzig gewesen / so ist er                      hewr viel geitziger vnd stöltzer / Also / daß die Vntugend von Jugend auff mit                      jhm wechset vnd fortfehret. Ein junges Kind hat kein sonderliche Vntugend an                      sich / wo es aber erwechst / so wird es vnzüchtig vnd vnkeusch / kömpt es zu                      seinem vollen Mans alter / so gehen die rechten Laster an / je lenger je mehr.</p>
        <p>Darumb gehet der alte Mensch in seiner Natur vnauffgehalten / wo man nicht durch                      der Tauffe Krafft wehret vnd dempffet. Wiederumb / wo Christen sind worden /                      nimpt er täglich abe / so lang bis er gar vntergehet. Das heisset recht in die                      Tauffe gekrochen / vnd täglich wieder herfür kom&#x0303;en. Also ist das                      eusserliche Zeichen gestellet / Nicht allein daß es solle krefftiglich wircken /                      Sondern auch etwas deuten. Wo nu der Glaube gehet mit seinen Früchten / da ists                      nicht eine lose deutung / sondern das Werck dabey / Wo aber der Glaube nicht ist                      / da bleibt es ein blos vnfruchtbar Zeichen.</p>
        <p>Vnd hie siehestu / daß die Tauffe beyde mit jhrer Krafft vnd deutunge / begreifft                      auch das Dritte Sacrament / welchs man genennet <note place="left">Busse                          ist das rechte Werck der Tauffe.</note>hat die Busse / als die eigentlich                      nichts anders ist / denn die Tauffe / Denn was heisset Busse anders / denn den                      alten Menschen mit ernst angreiffen / vnd in ein newes Leben treten? Darumb wenn                      du in der Busse lebest / so gehestu in der Tauffe / welche solch newes Leben                      nicht allein deutet / sondern auch wircket / anhebet vnd treibet / denn darinn                      wird geben Gnade / Geist vnd Krafft / den alten Menschen zu vnterdrücken / daß                      der newe herfür komme / vnd starck werde.</p>
        <p>Darumb bleibt die Tauffe jm&#x0303;erdar stehen / vnd ob gleich jemand                      dauon fellet vnd sündigt / haben wir doch jm&#x0303;er ein zugang dazu /                      daß man den alten Menschen wieder vnter sich werffe / aber mit Wasser darff man                      vns nicht mehr begiessen / denn ob man sich gleich hundert mal liesse ins Wasser                      sencken / so ists doch nicht mehr denn ein Tauffe: <note place="left">Busse ein Wiedergang zur Tauffe.</note>Das Werck aber vnd deutung / gehet                      vnd bleibet. Also ist die Busse nicht anders / denn ein Wiedergang vnd zutreten                      zur Tauffe / daß man das wiederholet vnd treibet / so man zuuor angefangen / vnd                      doch dauon gelassen hat.</p>
        <p>Das sage ich darumb / daß man nicht in die meinung komme / darinn wir lange zeit                      gewesen sind / vnd gewehnet haben / die Tauffe were nun hin / daß man jhr nicht                      mehr brauchen kündte / Nach dem wir wieder in Sünde gefallen sind / Das machet /                      daß mans nicht weiter ansiehet / denn nach dem Werck / so einmal geschehen ist.                      Vnd ist zwar daher kommen / daß <hi rendition="#i">S. Hieronymus</hi> geschrieben hat. Die Busse sey die ander Taffel / damit wir müssen außschwimmen                      vnd
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0298] die Warheit ist / Im̃er je erger / je lenger je böser / Ist einer fürm Jahr stoltz vnd geitzig gewesen / so ist er hewr viel geitziger vnd stöltzer / Also / daß die Vntugend von Jugend auff mit jhm wechset vnd fortfehret. Ein junges Kind hat kein sonderliche Vntugend an sich / wo es aber erwechst / so wird es vnzüchtig vnd vnkeusch / kömpt es zu seinem vollen Mans alter / so gehen die rechten Laster an / je lenger je mehr. Darumb gehet der alte Mensch in seiner Natur vnauffgehalten / wo man nicht durch der Tauffe Krafft wehret vnd dempffet. Wiederumb / wo Christen sind worden / nimpt er täglich abe / so lang bis er gar vntergehet. Das heisset recht in die Tauffe gekrochen / vnd täglich wieder herfür kom̃en. Also ist das eusserliche Zeichen gestellet / Nicht allein daß es solle krefftiglich wircken / Sondern auch etwas deuten. Wo nu der Glaube gehet mit seinen Früchten / da ists nicht eine lose deutung / sondern das Werck dabey / Wo aber der Glaube nicht ist / da bleibt es ein blos vnfruchtbar Zeichen. Vnd hie siehestu / daß die Tauffe beyde mit jhrer Krafft vnd deutunge / begreifft auch das Dritte Sacrament / welchs man genennet hat die Busse / als die eigentlich nichts anders ist / denn die Tauffe / Denn was heisset Busse anders / denn den alten Menschen mit ernst angreiffen / vnd in ein newes Leben treten? Darumb wenn du in der Busse lebest / so gehestu in der Tauffe / welche solch newes Leben nicht allein deutet / sondern auch wircket / anhebet vnd treibet / denn darinn wird geben Gnade / Geist vnd Krafft / den alten Menschen zu vnterdrücken / daß der newe herfür komme / vnd starck werde. Busse ist das rechte Werck der Tauffe. Darumb bleibt die Tauffe jm̃erdar stehen / vnd ob gleich jemand dauon fellet vnd sündigt / haben wir doch jm̃er ein zugang dazu / daß man den alten Menschen wieder vnter sich werffe / aber mit Wasser darff man vns nicht mehr begiessen / denn ob man sich gleich hundert mal liesse ins Wasser sencken / so ists doch nicht mehr denn ein Tauffe: Das Werck aber vnd deutung / gehet vnd bleibet. Also ist die Busse nicht anders / denn ein Wiedergang vnd zutreten zur Tauffe / daß man das wiederholet vnd treibet / so man zuuor angefangen / vnd doch dauon gelassen hat. Busse ein Wiedergang zur Tauffe. Das sage ich darumb / daß man nicht in die meinung komme / darinn wir lange zeit gewesen sind / vnd gewehnet haben / die Tauffe were nun hin / daß man jhr nicht mehr brauchen kündte / Nach dem wir wieder in Sünde gefallen sind / Das machet / daß mans nicht weiter ansiehet / denn nach dem Werck / so einmal geschehen ist. Vnd ist zwar daher kommen / daß S. Hieronymus geschrieben hat. Die Busse sey die ander Taffel / damit wir müssen außschwimmen vnd

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/298
Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/298>, abgerufen am 12.06.2024.