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[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

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Brauch vnd Nutz sol stehen. Darumb schleust sichs nun selbs / weil hie verboten ist / den heiligen Nahmen zur Lügen oder Vntugend zu führen / daß wiederumb geboten ist / jhn zur Warheit / vnd allem guten zu gebrauchen / Als nemlich / so man recht schweret / wo es noth ist / vnd gefoddert wird. Also auch / wenn man recht lehret / Item / wenn man den Namen anruffet in nöthen / lobet vnd dancket im guten / etc. Welchs alles zu hauff gefasset vnd geboten ist in dem Spruch / Psal. 50. Ruffe mich an zur zeit der Noth / So wil ich dich erretten / So soltu mich preisen. Denn das heisset alles jhn zur Warheit angezogen / vnd seliglich gebrauchet / vnd wird also sein Nahme geheiliget / wie das Vater vnser betet.

Christus verbeut zu schweren.

ALso hastu die Summa des gantzen Gebots erkleret. Vnd aus diesem Verstand hat mann die Frage leichtlich auffgelöset / damit sich viel Lehrer bekümmert haben / warumb im Euangelio verboten ist zu schweren / so doch Christus / Sanct Paulus / vnd andere Heiligen offt geschworen haben. Vnd ist kürtzlich Zum guten sol man schwe ren / aber nicht zum bösen.diese meinung: Schweren sol man nit zum bösen / das ist / zur Lügen / vnd wo es nicht noth noch nütz ist / aber zum guten vnd des Nehesten Besserung / sol man schweren. Denn es ist ein recht gut Werck / dadurch Gott gepreiset / die Warheit vnd Recht bestetigt / die Lügen zu rück geschlagen / die Leute zu Frieden bracht / Gehorsam geleistet / vnd Hader vertragen wird / Denn Gott kömpt selbs da ins Mittel / vnd scheidet Recht vnd Vnrecht / böse vnd gut von einander / schweret ein Theil falsch / so hat es sein Vrtheil / daß der straffe nicht wird entlauffen / vnd ob es ein weile lang anstehet / sol jhnen doch nichts gelingen / Daß alles / so sie damit gewinnen / sich vnter den Henden verschleisse / vnd nimmer frölich genossen werde / wie ich an vielen erfahren habe / die jhr Eheliche Gelübde verschworen haben / daß sie darnach keine gute Stunde / oder gesunden Tag gehabt haben / vnd also beyde an Leib / Seele vnd Gut / dazu jemmerlich verdorben sind.

Jugend sol mit ernst vermahnet werden / Gottes Namen recht zu führen.

Derhalben sage vnd vermahne ich / wie vor / daß man die Kinder bey zeit angewehne / mit warnen vnd schrecken / wehren vnnd straffen / daß sie sich schewen für Lügen / vnd sonderlich Gottes Nahmen dazu zuführen / Denn wo man sie so lesset hingehen / wird nichts guts daraus / wie jetzt für Augen / daß die Welt böse ist / denn sie je gewesen / vnnd kein Regiment / Gehorsam / Trewe / noch Glaube / Sondern eytel verwegene vnbendige Leute / an den kein lehren noch straffen hilfft / welchs alles Gottes Zorn vnd Straffe ist / vber solche muthwillige Verachtung dieses Gebots.

Brauch vnd Nutz sol stehen. Darumb schleust sichs nun selbs / weil hie verboten ist / den heiligen Nahmen zur Lügen oder Vntugend zu führen / daß wiederumb geboten ist / jhn zur Warheit / vnd allem guten zu gebrauchen / Als nemlich / so man recht schweret / wo es noth ist / vnd gefoddert wird. Also auch / wenn man recht lehret / Item / wenn man den Namen anruffet in nöthen / lobet vnd dancket im guten / etc. Welchs alles zu hauff gefasset vnd geboten ist in dem Spruch / Psal. 50. Ruffe mich an zur zeit der Noth / So wil ich dich erretten / So soltu mich preisen. Denn das heisset alles jhn zur Warheit angezogen / vnd seliglich gebrauchet / vnd wird also sein Nahme geheiliget / wie das Vater vnser betet.

Christus verbeut zu schweren.

ALso hastu die Summa des gantzen Gebots erkleret. Vnd aus diesem Verstand hat mann die Frage leichtlich auffgelöset / damit sich viel Lehrer bekümmert haben / warumb im Euangelio verboten ist zu schweren / so doch Christus / Sanct Paulus / vnd andere Heiligen offt geschworen haben. Vnd ist kürtzlich Zum guten sol man schwe ren / aber nicht zum bösen.diese meinung: Schweren sol man nit zum bösen / das ist / zur Lügen / vnd wo es nicht noth noch nütz ist / aber zum guten vnd des Nehesten Besserung / sol man schweren. Denn es ist ein recht gut Werck / dadurch Gott gepreiset / die Warheit vnd Recht bestetigt / die Lügen zu rück geschlagen / die Leute zu Frieden bracht / Gehorsam geleistet / vnd Hader vertragen wird / Denn Gott kömpt selbs da ins Mittel / vnd scheidet Recht vnd Vnrecht / böse vnd gut von einander / schweret ein Theil falsch / so hat es sein Vrtheil / daß der straffe nicht wird entlauffen / vnd ob es ein weile lang anstehet / sol jhnen doch nichts gelingen / Daß alles / so sie damit gewinnen / sich vnter den Henden verschleisse / vnd nim̃er frölich genossen werde / wie ich an vielen erfahren habe / die jhr Eheliche Gelübde verschworen haben / daß sie darnach keine gute Stunde / oder gesunden Tag gehabt haben / vnd also beyde an Leib / Seele vnd Gut / dazu jemmerlich verdorben sind.

Jugend sol mit ernst vermahnet werden / Gottes Namen recht zu führen.

Derhalben sage vnd vermahne ich / wie vor / daß man die Kinder bey zeit angewehne / mit warnen vnd schrecken / wehren vnnd straffen / daß sie sich schewen für Lügen / vnd sonderlich Gottes Nahmen dazu zuführen / Denn wo man sie so lesset hingehen / wird nichts guts daraus / wie jetzt für Augen / daß die Welt böse ist / denn sie je gewesen / vnnd kein Regiment / Gehorsam / Trewe / noch Glaube / Sondern eytel verwegene vnbendige Leute / an den kein lehren noch straffen hilfft / welchs alles Gottes Zorn vnd Straffe ist / vber solche muthwillige Verachtung dieses Gebots.

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Brauch vnd Nutz sol stehen. Darumb schleust sichs nun                      selbs / weil hie verboten ist / den heiligen Nahmen zur Lügen oder Vntugend zu                      führen / daß wiederumb geboten ist / jhn zur Warheit / vnd allem guten zu                      gebrauchen / Als nemlich / so man recht schweret / wo es noth ist / vnd                      gefoddert wird. Also auch / wenn man recht lehret / Item / wenn man den Namen                      anruffet in nöthen / lobet vnd dancket im guten / etc. Welchs alles zu hauff                      gefasset vnd geboten ist in dem Spruch / Psal. 50. Ruffe mich an zur zeit der                      Noth / So wil ich dich erretten / So soltu mich preisen. Denn das heisset alles                      jhn zur Warheit angezogen / vnd seliglich gebrauchet / vnd wird also sein Nahme                      geheiliget / wie das Vater vnser betet.</p>
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[0196] Brauch vnd Nutz sol stehen. Darumb schleust sichs nun selbs / weil hie verboten ist / den heiligen Nahmen zur Lügen oder Vntugend zu führen / daß wiederumb geboten ist / jhn zur Warheit / vnd allem guten zu gebrauchen / Als nemlich / so man recht schweret / wo es noth ist / vnd gefoddert wird. Also auch / wenn man recht lehret / Item / wenn man den Namen anruffet in nöthen / lobet vnd dancket im guten / etc. Welchs alles zu hauff gefasset vnd geboten ist in dem Spruch / Psal. 50. Ruffe mich an zur zeit der Noth / So wil ich dich erretten / So soltu mich preisen. Denn das heisset alles jhn zur Warheit angezogen / vnd seliglich gebrauchet / vnd wird also sein Nahme geheiliget / wie das Vater vnser betet. ALso hastu die Summa des gantzen Gebots erkleret. Vnd aus diesem Verstand hat mann die Frage leichtlich auffgelöset / damit sich viel Lehrer bekümmert haben / warumb im Euangelio verboten ist zu schweren / so doch Christus / Sanct Paulus / vnd andere Heiligen offt geschworen haben. Vnd ist kürtzlich diese meinung: Schweren sol man nit zum bösen / das ist / zur Lügen / vnd wo es nicht noth noch nütz ist / aber zum guten vnd des Nehesten Besserung / sol man schweren. Denn es ist ein recht gut Werck / dadurch Gott gepreiset / die Warheit vnd Recht bestetigt / die Lügen zu rück geschlagen / die Leute zu Frieden bracht / Gehorsam geleistet / vnd Hader vertragen wird / Denn Gott kömpt selbs da ins Mittel / vnd scheidet Recht vnd Vnrecht / böse vnd gut von einander / schweret ein Theil falsch / so hat es sein Vrtheil / daß der straffe nicht wird entlauffen / vnd ob es ein weile lang anstehet / sol jhnen doch nichts gelingen / Daß alles / so sie damit gewinnen / sich vnter den Henden verschleisse / vnd nim̃er frölich genossen werde / wie ich an vielen erfahren habe / die jhr Eheliche Gelübde verschworen haben / daß sie darnach keine gute Stunde / oder gesunden Tag gehabt haben / vnd also beyde an Leib / Seele vnd Gut / dazu jemmerlich verdorben sind. Zum guten sol man schwe ren / aber nicht zum bösen. Derhalben sage vnd vermahne ich / wie vor / daß man die Kinder bey zeit angewehne / mit warnen vnd schrecken / wehren vnnd straffen / daß sie sich schewen für Lügen / vnd sonderlich Gottes Nahmen dazu zuführen / Denn wo man sie so lesset hingehen / wird nichts guts daraus / wie jetzt für Augen / daß die Welt böse ist / denn sie je gewesen / vnnd kein Regiment / Gehorsam / Trewe / noch Glaube / Sondern eytel verwegene vnbendige Leute / an den kein lehren noch straffen hilfft / welchs alles Gottes Zorn vnd Straffe ist / vber solche muthwillige Verachtung dieses Gebots.

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Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/196>, abgerufen am 20.05.2024.