Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.Andreä, Chemnitz und Selneccer gedachten durch die Formel alle Parteien zufrieden zu stellen, hatten jedoch Luthers Lehrbegriff auf seine Weise durchgeführt und erfuhren den stürmischen Widerspruch der Calvinisten bald; dennoch ward die Concordienformel zu Dresden am 25. Juni 1580 von den Reichsständen unterschrieben u. zum symbolischen Buch, zu welchem die dem Calvinismus ganz schroff entgegengetretenen u. früher höchst angesehenen sog. sächs. Visitationsartikel von 1592 einen Anhang bilden. b) Unter den zahlreichen s.n B.n der Reformirten steht der Heidelberger Katechismus oben an u. sind die hauptsächlichsten im Art. Reformirte Kirche angegeben. Unter den vielen aus dem Schooße des Protestantismus hervorgegangenen kleinern Secten haben s. S. die Arminianer, Quäker, Socinianer, Wiedertäufer, die neuesten u. seltsamsten unstreitig die Mormonen; s. hierüber die betr. Art. - Symbolzwang nannten die Protestanten die Forderung, seinen Glauben an den Inhalt der s.n B. u. den festen Entschluß, demselben gemäß zu lehren, eidlich zu bekräftigen, eine Forderung, welche in allen prot. Ländern frühzeitig als Vorbedingung für den Antritt eines Predigtamtes aufkam und oft genug rigoros aufrecht gehalten wurde; vgl. Glaubenseid. Das beharrliche Streben der rationalistischen Opposition nach Aufhebung des Symbolzwanges oder nach zeitgemäßer Umgestaltung der s.n B. erscheint schon deßhalb als ein berechtigtes, weil der Protestantismus wesentlich der Träger des Princips der subjectiven Freiheit ist u. der Ausdruck des religiösen Bewußtseins nicht nur der Form nach, wie in der kathol. Theologie, sondern auch inhaltlich durch den Entwicklungsgang der Zeitwissenschaft bedingt wird; vgl. Reformation. Symmachie, griech.-dtsch., Bundesgenossenschaft. Symmachus, Samaritaner aus dem 2. Jahrh. n. Chr., wurde Jude, dann Christ, übersetzte das A. T. in das Griech. Symmachus, Quintus Aurelius, ein edler Römer, in Gallien um 370-400 n. Chr. gebildet und in hohen Aemtern (praefectura urbana) lebend, hinterließ Bruchstücke von 9 Reden, die den panegyrischen Charakter und die Geschmacklosigkeit jener Zeit an sich tragen (herausggb. von Angelo Mai, Rom 1815 und 1823, von Niebuhr, Berlin 1826) sowie 10 Bücher Briefe, worin Plinius zwar ungeschickt genug nachgeahmt wird, die aber doch für den edlen Charakter des Verfassers sprechen und (besonders die des 10. Buches) für die Geschichte der Herrscher und Zustände dieser Zeit sowie der Lage der Christen wichtig sind. Erste Ausgabe Straßb. 1510, Ausgaben von G. Scioppius (Mainz 1608) und Pareus (1617 und oft). Symmachus, St., Papst 498-514, ein geborner Sarde, folgte Anastasius II., erhielt an Laurentius einen Gegenpapst, weil man von ihm die Bestätigung des Henotikon (s. d.) nicht erwartete. Die Doppelwahl führte zu blutigen Straßenkämpfen in Rom u. zu einem Schisma, das durch die Entscheidung des Ostgothen Theodorich und durch die sogen. Palmsynode von 501 mühsam beseitigt wurde. S. zeigte viel Energie, besonders gegen die Manichäer u. gegen den griech Kaiser Anastasius II. (491-518). Gedächtnißtag 19. Juli. Symmetrie, griech.-dtsch., Ebenmaß; symmetrisch, gleichmäßig, übereinstimmend; symmetrische Vielecke, 2 Vielecke mit derselben Grundfläche, deren Winkel von der Grundfläche gleich weit entfernt sind; symmetrische Function, solche Function, deren Größen so identisch sind, daß man ihre Ordnung vertauschen kann, ohne den Werth der Function zu verrücken. Sympathetische Curen, Heilungsmethoden durch kein medicinisches Mittel, sondern durch geheimnißvolle Einflüsse (Gebet, Besprechung, Anwendung ganz fremdartiger Gegenstände); daß sie blos bei schwachnervigen und leichtgläubigen Personen wirken sollen, kann mit Recht keineswegs behauptet werden, indessen ist ebenso gewiß, daß sie von competenter Seite d. h. von den Aerzten selten beachtet werden, daher sie noch gänzlich unaufgeklärte psychologische und physiologische Erscheinungen sind. Sympathetische Tinten, Tinten, die farblos aufgetragen durch irgend ein Andreä, Chemnitz und Selneccer gedachten durch die Formel alle Parteien zufrieden zu stellen, hatten jedoch Luthers Lehrbegriff auf seine Weise durchgeführt und erfuhren den stürmischen Widerspruch der Calvinisten bald; dennoch ward die Concordienformel zu Dresden am 25. Juni 1580 von den Reichsständen unterschrieben u. zum symbolischen Buch, zu welchem die dem Calvinismus ganz schroff entgegengetretenen u. früher höchst angesehenen sog. sächs. Visitationsartikel von 1592 einen Anhang bilden. b) Unter den zahlreichen s.n B.n der Reformirten steht der Heidelberger Katechismus oben an u. sind die hauptsächlichsten im Art. Reformirte Kirche angegeben. Unter den vielen aus dem Schooße des Protestantismus hervorgegangenen kleinern Secten haben s. S. die Arminianer, Quäker, Socinianer, Wiedertäufer, die neuesten u. seltsamsten unstreitig die Mormonen; s. hierüber die betr. Art. – Symbolzwang nannten die Protestanten die Forderung, seinen Glauben an den Inhalt der s.n B. u. den festen Entschluß, demselben gemäß zu lehren, eidlich zu bekräftigen, eine Forderung, welche in allen prot. Ländern frühzeitig als Vorbedingung für den Antritt eines Predigtamtes aufkam und oft genug rigoros aufrecht gehalten wurde; vgl. Glaubenseid. Das beharrliche Streben der rationalistischen Opposition nach Aufhebung des Symbolzwanges oder nach zeitgemäßer Umgestaltung der s.n B. erscheint schon deßhalb als ein berechtigtes, weil der Protestantismus wesentlich der Träger des Princips der subjectiven Freiheit ist u. der Ausdruck des religiösen Bewußtseins nicht nur der Form nach, wie in der kathol. Theologie, sondern auch inhaltlich durch den Entwicklungsgang der Zeitwissenschaft bedingt wird; vgl. Reformation. Symmachie, griech.-dtsch., Bundesgenossenschaft. Symmachus, Samaritaner aus dem 2. Jahrh. n. Chr., wurde Jude, dann Christ, übersetzte das A. T. in das Griech. Symmachus, Quintus Aurelius, ein edler Römer, in Gallien um 370–400 n. Chr. gebildet und in hohen Aemtern (praefectura urbana) lebend, hinterließ Bruchstücke von 9 Reden, die den panegyrischen Charakter und die Geschmacklosigkeit jener Zeit an sich tragen (herausggb. von Angelo Mai, Rom 1815 und 1823, von Niebuhr, Berlin 1826) sowie 10 Bücher Briefe, worin Plinius zwar ungeschickt genug nachgeahmt wird, die aber doch für den edlen Charakter des Verfassers sprechen und (besonders die des 10. Buches) für die Geschichte der Herrscher und Zustände dieser Zeit sowie der Lage der Christen wichtig sind. Erste Ausgabe Straßb. 1510, Ausgaben von G. Scioppius (Mainz 1608) und Pareus (1617 und oft). Symmachus, St., Papst 498–514, ein geborner Sarde, folgte Anastasius II., erhielt an Laurentius einen Gegenpapst, weil man von ihm die Bestätigung des Henotikon (s. d.) nicht erwartete. Die Doppelwahl führte zu blutigen Straßenkämpfen in Rom u. zu einem Schisma, das durch die Entscheidung des Ostgothen Theodorich und durch die sogen. Palmsynode von 501 mühsam beseitigt wurde. S. zeigte viel Energie, besonders gegen die Manichäer u. gegen den griech Kaiser Anastasius II. (491–518). Gedächtnißtag 19. Juli. Symmetrie, griech.-dtsch., Ebenmaß; symmetrisch, gleichmäßig, übereinstimmend; symmetrische Vielecke, 2 Vielecke mit derselben Grundfläche, deren Winkel von der Grundfläche gleich weit entfernt sind; symmetrische Function, solche Function, deren Größen so identisch sind, daß man ihre Ordnung vertauschen kann, ohne den Werth der Function zu verrücken. Sympathetische Curen, Heilungsmethoden durch kein medicinisches Mittel, sondern durch geheimnißvolle Einflüsse (Gebet, Besprechung, Anwendung ganz fremdartiger Gegenstände); daß sie blos bei schwachnervigen und leichtgläubigen Personen wirken sollen, kann mit Recht keineswegs behauptet werden, indessen ist ebenso gewiß, daß sie von competenter Seite d. h. von den Aerzten selten beachtet werden, daher sie noch gänzlich unaufgeklärte psychologische und physiologische Erscheinungen sind. Sympathetische Tinten, Tinten, die farblos aufgetragen durch irgend ein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0391" n="390"/> Andreä, Chemnitz und Selneccer gedachten durch die Formel alle Parteien zufrieden zu stellen, hatten jedoch Luthers Lehrbegriff auf seine Weise durchgeführt und erfuhren den stürmischen Widerspruch der Calvinisten bald; dennoch ward die Concordienformel zu Dresden am 25. Juni 1580 von den Reichsständen unterschrieben u. zum symbolischen Buch, zu welchem die dem Calvinismus ganz schroff entgegengetretenen u. früher höchst angesehenen sog. sächs. Visitationsartikel von 1592 einen Anhang bilden. b) Unter den zahlreichen s.n B.n der Reformirten steht der Heidelberger Katechismus oben an u. sind die hauptsächlichsten im Art. Reformirte Kirche angegeben. Unter den vielen aus dem Schooße des Protestantismus hervorgegangenen <hi rendition="#g">kleinern Secten</hi> haben s. S. die Arminianer, Quäker, Socinianer, Wiedertäufer, die neuesten u. seltsamsten unstreitig die Mormonen; s. hierüber die betr. Art. – <hi rendition="#g">Symbolzwang</hi> nannten die Protestanten die Forderung, seinen Glauben an den Inhalt der s.n B. u. den festen Entschluß, demselben gemäß zu lehren, eidlich zu bekräftigen, eine Forderung, welche in allen prot. Ländern frühzeitig als Vorbedingung für den Antritt eines Predigtamtes aufkam und oft genug rigoros aufrecht gehalten wurde; vgl. Glaubenseid. Das beharrliche Streben der rationalistischen Opposition nach Aufhebung des Symbolzwanges oder nach zeitgemäßer Umgestaltung der s.n B. erscheint schon deßhalb als ein berechtigtes, weil der Protestantismus wesentlich der Träger des Princips der subjectiven Freiheit ist u. der Ausdruck des religiösen Bewußtseins nicht nur der Form nach, wie in der kathol. Theologie, sondern auch inhaltlich durch den Entwicklungsgang der Zeitwissenschaft bedingt wird; vgl. Reformation.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Symmachie</hi>, griech.-dtsch., Bundesgenossenschaft.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Symmachus</hi>, Samaritaner aus dem 2. Jahrh. n. Chr., wurde Jude, dann Christ, übersetzte das A. T. in das Griech.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Symmachus</hi>, Quintus Aurelius, ein edler Römer, in Gallien um 370–400 n. 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Symmachie, griech.-dtsch., Bundesgenossenschaft.
Symmachus, Samaritaner aus dem 2. Jahrh. n. Chr., wurde Jude, dann Christ, übersetzte das A. T. in das Griech.
Symmachus, Quintus Aurelius, ein edler Römer, in Gallien um 370–400 n. Chr. gebildet und in hohen Aemtern (praefectura urbana) lebend, hinterließ Bruchstücke von 9 Reden, die den panegyrischen Charakter und die Geschmacklosigkeit jener Zeit an sich tragen (herausggb. von Angelo Mai, Rom 1815 und 1823, von Niebuhr, Berlin 1826) sowie 10 Bücher Briefe, worin Plinius zwar ungeschickt genug nachgeahmt wird, die aber doch für den edlen Charakter des Verfassers sprechen und (besonders die des 10. Buches) für die Geschichte der Herrscher und Zustände dieser Zeit sowie der Lage der Christen wichtig sind. Erste Ausgabe Straßb. 1510, Ausgaben von G. Scioppius (Mainz 1608) und Pareus (1617 und oft).
Symmachus, St., Papst 498–514, ein geborner Sarde, folgte Anastasius II., erhielt an Laurentius einen Gegenpapst, weil man von ihm die Bestätigung des Henotikon (s. d.) nicht erwartete. Die Doppelwahl führte zu blutigen Straßenkämpfen in Rom u. zu einem Schisma, das durch die Entscheidung des Ostgothen Theodorich und durch die sogen. Palmsynode von 501 mühsam beseitigt wurde. S. zeigte viel Energie, besonders gegen die Manichäer u. gegen den griech Kaiser Anastasius II. (491–518). Gedächtnißtag 19. Juli.
Symmetrie, griech.-dtsch., Ebenmaß; symmetrisch, gleichmäßig, übereinstimmend; symmetrische Vielecke, 2 Vielecke mit derselben Grundfläche, deren Winkel von der Grundfläche gleich weit entfernt sind; symmetrische Function, solche Function, deren Größen so identisch sind, daß man ihre Ordnung vertauschen kann, ohne den Werth der Function zu verrücken.
Sympathetische Curen, Heilungsmethoden durch kein medicinisches Mittel, sondern durch geheimnißvolle Einflüsse (Gebet, Besprechung, Anwendung ganz fremdartiger Gegenstände); daß sie blos bei schwachnervigen und leichtgläubigen Personen wirken sollen, kann mit Recht keineswegs behauptet werden, indessen ist ebenso gewiß, daß sie von competenter Seite d. h. von den Aerzten selten beachtet werden, daher sie noch gänzlich unaufgeklärte psychologische und physiologische Erscheinungen sind.
Sympathetische Tinten, Tinten, die farblos aufgetragen durch irgend ein
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