Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

Bild:
<< vorherige Seite

engl. Uebermuth u. die hellenische Treulosigkeit in solchem Maße, daß er 1837 den Abschied nahm; st. 1838 in der Quarantäne zu Triest. R. war einer der wenigen deutschen Staatsmänner, die es mit der constitutionellen Verfassung aufrichtig meinten. "Geschichte der Landstände in Bayern" 2. Aufl., München 1819; "Ueber den Zustand Bayerns" 3 Bde., Erl. 1826-27.


Rudimenta, lat., Anfangsgründe, Grundzüge, Vorübung; bei Organen die Andeutung der selben.


Rudis, lat., rauh, roh; rudis indigestaque moles, eine rohe ungeordnete Masse; Rudität, Rauhheit, Ungeschliffenheit, Härte.


Rudolf, deutscher Name, nach der neuesten Deutung so viel als: der berühmte Wolf (griech. Timolykos).


Rudolf I., deutscher König (führte den Kaisertitel nicht, da er sich nicht vom Papste krönen ließ) von 1273-91, Sohn des Grafen Albrecht von Habsburg (s. Habsburg), wurde am 30. Sept. 1273 gewählt und am 28. Oct. zu Aachen gekrönt. Die Kurfürsten wählten ihn 1) weil seine Hausmacht nicht so groß war, daß die Großen glaubten, ihn fürchten zu müssen; 2) weil er den Ruhm der Klugheit und Tapferkeit besaß und deßwegen im Stande schien, eine nothdürftige Ordnung im Reiche wiederherzustellen. Der Kaiser hatte damals die Selbständigkeit und den größten Theil des Einkommens aus dem Reiche längst an die Fürsten verloren und konnte sich nur durch eine bedeutende Hausmacht gewichtigen Einfluß verschaffen. R. erkannte seine Stellung sehr klar u. handelte dem gemäß (vgl. Deutschland, Geschichte). Zuerst nöthigte er König Ottokar von Böhmen (1276) zur Herausgabe von Oesterreich, Steyermark, Kärnthen und Krain, und als dieser 1278 den Frieden brach, gelang es R., obwohl er von allen Fürsten im Stiche gelassen wurde, Ottokar zu besiegen u. jene Länder für sein Haus zu behaupten, wodurch er dessen Macht gründete. Seine Bemühungen, einen Landfrieden aufzurichten, wurden von den Großen meistens unterstützt, dagegen hinderten sie ihn nach Möglichkeit, das mit den Hohenstaufen untergegangene Herzogthum Schwaben u. das Königreich Burgund wiederherzustellen, weil R.s Haus dadurch noch mächtiger geworden wäre; aus der gleichen Eifersucht gaben sie ihm seinen Sohn Albrecht nicht zum Nachfolger, als der treffliche Kaiser 30. Sept. 1291 zu Germersheim gestorben war. (Ueber R. s. Kopp, Lichnowsky, Palacky.)


Rudolf II., deutscher Kaiser von 1576 bis 1612, geb. 18. Juli 1552, Sohn Max II., von wohlwollendem aber schwachem Charakter, Beförderer der Kunst und Wissenschaft, versuchte gegen das Umsichgreifen des Protestantismus in den österreich. Ländern, welcher den Trennungsgelüsten sowie den Uebergriffen der großen Vasallen zum Vorwande diente, eine Reaction mit halben Maßregeln, wodurch er alles verwirrte und gegen sich aufbrachte. Daß er in Deutschland keine Ordnung schaffen konnte, ist begreiflich, aber er überließ auch Ungarn und Siebenbürgen ihrem Schicksale und den Türken und trieb in Prag Astronomie, Botanik, Chemie, sammelte Kunstschätze und freute sich seines Marstalls. Deßwegen erklärten seine Brüder statt seiner den Erzherzog Mathias zum Familienhaupte, u. dieser zwang ihn 1609 ihm Ungarn, Oesterreich und Mähren, 1611 auch Böhmen abzutreten, so daß R. nur 4 Herrschaften, eine Pension u. die Kaiserkrone behielt; 1609 hatten ihm die Böhmen den Majestätsbrief abgenöthigt und sich dadurch ihre religiöse und politische Unabhängigkeit beurkunden lassen. R. II. st. 20. Jan. 1612.


Rudolf von Schwaben, Gegenkaiser Heinrichs IV., Sohn des Grafen Kuno von Rheinfelden, gewann das Herzogthum Schwaben von der Regentin, der Kaiserin-Mutter Agnes, indem er ihre Tochter entführte. Als Heinrich IV. seine Stellung selbst untergrub und dadurch den Fürsten Gelegenheit gab, die Kaisermacht der wichtigsten Rechte zu berauben, ließ sich R. als ihr Werkzeug benutzen und 1077 zu Forchheim zum Gegenkönig wählen. In Süddeutschland vermochte er sich nicht zu halten, führte aber den Krieg mit Hilfe der Sachsen in Norddeutschland mit abwechselndem Glück, bis er 15. Oct. 1080

engl. Uebermuth u. die hellenische Treulosigkeit in solchem Maße, daß er 1837 den Abschied nahm; st. 1838 in der Quarantäne zu Triest. R. war einer der wenigen deutschen Staatsmänner, die es mit der constitutionellen Verfassung aufrichtig meinten. „Geschichte der Landstände in Bayern“ 2. Aufl., München 1819; „Ueber den Zustand Bayerns“ 3 Bde., Erl. 1826–27.


Rudimenta, lat., Anfangsgründe, Grundzüge, Vorübung; bei Organen die Andeutung der selben.


Rudis, lat., rauh, roh; rudis indigestaque moles, eine rohe ungeordnete Masse; Rudität, Rauhheit, Ungeschliffenheit, Härte.


Rudolf, deutscher Name, nach der neuesten Deutung so viel als: der berühmte Wolf (griech. Timolykos).


Rudolf I., deutscher König (führte den Kaisertitel nicht, da er sich nicht vom Papste krönen ließ) von 1273–91, Sohn des Grafen Albrecht von Habsburg (s. Habsburg), wurde am 30. Sept. 1273 gewählt und am 28. Oct. zu Aachen gekrönt. Die Kurfürsten wählten ihn 1) weil seine Hausmacht nicht so groß war, daß die Großen glaubten, ihn fürchten zu müssen; 2) weil er den Ruhm der Klugheit und Tapferkeit besaß und deßwegen im Stande schien, eine nothdürftige Ordnung im Reiche wiederherzustellen. Der Kaiser hatte damals die Selbständigkeit und den größten Theil des Einkommens aus dem Reiche längst an die Fürsten verloren und konnte sich nur durch eine bedeutende Hausmacht gewichtigen Einfluß verschaffen. R. erkannte seine Stellung sehr klar u. handelte dem gemäß (vgl. Deutschland, Geschichte). Zuerst nöthigte er König Ottokar von Böhmen (1276) zur Herausgabe von Oesterreich, Steyermark, Kärnthen und Krain, und als dieser 1278 den Frieden brach, gelang es R., obwohl er von allen Fürsten im Stiche gelassen wurde, Ottokar zu besiegen u. jene Länder für sein Haus zu behaupten, wodurch er dessen Macht gründete. Seine Bemühungen, einen Landfrieden aufzurichten, wurden von den Großen meistens unterstützt, dagegen hinderten sie ihn nach Möglichkeit, das mit den Hohenstaufen untergegangene Herzogthum Schwaben u. das Königreich Burgund wiederherzustellen, weil R.s Haus dadurch noch mächtiger geworden wäre; aus der gleichen Eifersucht gaben sie ihm seinen Sohn Albrecht nicht zum Nachfolger, als der treffliche Kaiser 30. Sept. 1291 zu Germersheim gestorben war. (Ueber R. s. Kopp, Lichnowsky, Palacky.)


Rudolf II., deutscher Kaiser von 1576 bis 1612, geb. 18. Juli 1552, Sohn Max II., von wohlwollendem aber schwachem Charakter, Beförderer der Kunst und Wissenschaft, versuchte gegen das Umsichgreifen des Protestantismus in den österreich. Ländern, welcher den Trennungsgelüsten sowie den Uebergriffen der großen Vasallen zum Vorwande diente, eine Reaction mit halben Maßregeln, wodurch er alles verwirrte und gegen sich aufbrachte. Daß er in Deutschland keine Ordnung schaffen konnte, ist begreiflich, aber er überließ auch Ungarn und Siebenbürgen ihrem Schicksale und den Türken und trieb in Prag Astronomie, Botanik, Chemie, sammelte Kunstschätze und freute sich seines Marstalls. Deßwegen erklärten seine Brüder statt seiner den Erzherzog Mathias zum Familienhaupte, u. dieser zwang ihn 1609 ihm Ungarn, Oesterreich und Mähren, 1611 auch Böhmen abzutreten, so daß R. nur 4 Herrschaften, eine Pension u. die Kaiserkrone behielt; 1609 hatten ihm die Böhmen den Majestätsbrief abgenöthigt und sich dadurch ihre religiöse und politische Unabhängigkeit beurkunden lassen. R. II. st. 20. Jan. 1612.


Rudolf von Schwaben, Gegenkaiser Heinrichs IV., Sohn des Grafen Kuno von Rheinfelden, gewann das Herzogthum Schwaben von der Regentin, der Kaiserin-Mutter Agnes, indem er ihre Tochter entführte. Als Heinrich IV. seine Stellung selbst untergrub und dadurch den Fürsten Gelegenheit gab, die Kaisermacht der wichtigsten Rechte zu berauben, ließ sich R. als ihr Werkzeug benutzen und 1077 zu Forchheim zum Gegenkönig wählen. In Süddeutschland vermochte er sich nicht zu halten, führte aber den Krieg mit Hilfe der Sachsen in Norddeutschland mit abwechselndem Glück, bis er 15. Oct. 1080

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0782" n="781"/>
engl. Uebermuth u. die hellenische Treulosigkeit in solchem Maße, daß er 1837 den Abschied nahm; st. 1838 in der Quarantäne zu Triest. R. war einer der wenigen deutschen Staatsmänner, die es mit der constitutionellen Verfassung aufrichtig meinten. &#x201E;Geschichte der Landstände in Bayern&#x201C; 2. Aufl., München 1819; &#x201E;Ueber den Zustand Bayerns&#x201C; 3 Bde., Erl. 1826&#x2013;27.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Rudimenta</hi>, lat., Anfangsgründe, Grundzüge, Vorübung; bei Organen die Andeutung der selben.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Rudis</hi>, lat., rauh, roh; <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">rudis indigestaque moles</hi></hi>, eine rohe ungeordnete Masse; <hi rendition="#g">Rudität</hi>, Rauhheit, Ungeschliffenheit, Härte.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Rudolf</hi>, deutscher Name, nach der neuesten Deutung so viel als: der berühmte Wolf (griech. Timolykos).</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Rudolf I.</hi>, deutscher König (führte den Kaisertitel nicht, da er sich nicht vom Papste krönen ließ) von 1273&#x2013;91, Sohn des Grafen Albrecht von Habsburg (s. Habsburg), wurde am 30. Sept. 1273 gewählt und am 28. Oct. zu Aachen gekrönt. Die Kurfürsten wählten ihn 1) weil seine Hausmacht nicht so groß war, daß die Großen glaubten, ihn fürchten zu müssen; 2) weil er den Ruhm der Klugheit und Tapferkeit besaß und deßwegen im Stande schien, eine nothdürftige Ordnung im Reiche wiederherzustellen. Der Kaiser hatte damals die Selbständigkeit und den größten Theil des Einkommens aus dem Reiche längst an die Fürsten verloren und konnte sich nur durch eine bedeutende Hausmacht gewichtigen Einfluß verschaffen. R. erkannte seine Stellung sehr klar u. handelte dem gemäß (vgl. Deutschland, Geschichte). Zuerst nöthigte er König Ottokar von Böhmen (1276) zur Herausgabe von Oesterreich, Steyermark, Kärnthen und Krain, und als dieser 1278 den Frieden brach, gelang es R., obwohl er von allen Fürsten im Stiche gelassen wurde, Ottokar zu besiegen u. jene Länder für sein Haus zu behaupten, wodurch er dessen Macht gründete. Seine Bemühungen, einen Landfrieden aufzurichten, wurden von den Großen meistens unterstützt, dagegen hinderten sie ihn nach Möglichkeit, das mit den Hohenstaufen untergegangene Herzogthum Schwaben u. das Königreich Burgund wiederherzustellen, weil R.s Haus dadurch noch mächtiger geworden wäre; aus der gleichen Eifersucht gaben sie ihm seinen Sohn Albrecht nicht zum Nachfolger, als der treffliche Kaiser 30. Sept. 1291 zu Germersheim gestorben war. (Ueber R. s. Kopp, Lichnowsky, Palacky.)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Rudolf II.</hi>, deutscher Kaiser von 1576 bis 1612, geb. 18. Juli 1552, Sohn Max II., von wohlwollendem aber schwachem Charakter, Beförderer der Kunst und Wissenschaft, versuchte gegen das Umsichgreifen des Protestantismus in den österreich. Ländern, welcher den Trennungsgelüsten sowie den Uebergriffen der großen Vasallen zum Vorwande diente, eine Reaction mit halben Maßregeln, wodurch er alles verwirrte und gegen sich aufbrachte. Daß er in Deutschland keine Ordnung schaffen konnte, ist begreiflich, aber er überließ auch Ungarn und Siebenbürgen ihrem Schicksale und den Türken und trieb in Prag Astronomie, Botanik, Chemie, sammelte Kunstschätze und freute sich seines Marstalls. Deßwegen erklärten seine Brüder statt seiner den Erzherzog Mathias zum Familienhaupte, u. dieser zwang ihn 1609 ihm Ungarn, Oesterreich und Mähren, 1611 auch Böhmen abzutreten, so daß R. nur 4 Herrschaften, eine Pension u. die Kaiserkrone behielt; 1609 hatten ihm die Böhmen den Majestätsbrief abgenöthigt und sich dadurch ihre religiöse und politische Unabhängigkeit beurkunden lassen. R. II. st. 20. Jan. 1612.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Rudolf</hi><hi rendition="#g">von Schwaben</hi>, Gegenkaiser Heinrichs IV., Sohn des Grafen Kuno von Rheinfelden, gewann das Herzogthum Schwaben von der Regentin, der Kaiserin-Mutter Agnes, indem er ihre Tochter entführte. Als Heinrich IV. seine Stellung selbst untergrub und dadurch den Fürsten Gelegenheit gab, die Kaisermacht der wichtigsten Rechte zu berauben, ließ sich R. als ihr Werkzeug benutzen und 1077 zu Forchheim zum Gegenkönig wählen. In Süddeutschland vermochte er sich nicht zu halten, führte aber den Krieg mit Hilfe der Sachsen in Norddeutschland mit abwechselndem Glück, bis er 15. Oct. 1080
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[781/0782] engl. Uebermuth u. die hellenische Treulosigkeit in solchem Maße, daß er 1837 den Abschied nahm; st. 1838 in der Quarantäne zu Triest. R. war einer der wenigen deutschen Staatsmänner, die es mit der constitutionellen Verfassung aufrichtig meinten. „Geschichte der Landstände in Bayern“ 2. Aufl., München 1819; „Ueber den Zustand Bayerns“ 3 Bde., Erl. 1826–27. Rudimenta, lat., Anfangsgründe, Grundzüge, Vorübung; bei Organen die Andeutung der selben. Rudis, lat., rauh, roh; rudis indigestaque moles, eine rohe ungeordnete Masse; Rudität, Rauhheit, Ungeschliffenheit, Härte. Rudolf, deutscher Name, nach der neuesten Deutung so viel als: der berühmte Wolf (griech. Timolykos). Rudolf I., deutscher König (führte den Kaisertitel nicht, da er sich nicht vom Papste krönen ließ) von 1273–91, Sohn des Grafen Albrecht von Habsburg (s. Habsburg), wurde am 30. Sept. 1273 gewählt und am 28. Oct. zu Aachen gekrönt. Die Kurfürsten wählten ihn 1) weil seine Hausmacht nicht so groß war, daß die Großen glaubten, ihn fürchten zu müssen; 2) weil er den Ruhm der Klugheit und Tapferkeit besaß und deßwegen im Stande schien, eine nothdürftige Ordnung im Reiche wiederherzustellen. Der Kaiser hatte damals die Selbständigkeit und den größten Theil des Einkommens aus dem Reiche längst an die Fürsten verloren und konnte sich nur durch eine bedeutende Hausmacht gewichtigen Einfluß verschaffen. R. erkannte seine Stellung sehr klar u. handelte dem gemäß (vgl. Deutschland, Geschichte). Zuerst nöthigte er König Ottokar von Böhmen (1276) zur Herausgabe von Oesterreich, Steyermark, Kärnthen und Krain, und als dieser 1278 den Frieden brach, gelang es R., obwohl er von allen Fürsten im Stiche gelassen wurde, Ottokar zu besiegen u. jene Länder für sein Haus zu behaupten, wodurch er dessen Macht gründete. Seine Bemühungen, einen Landfrieden aufzurichten, wurden von den Großen meistens unterstützt, dagegen hinderten sie ihn nach Möglichkeit, das mit den Hohenstaufen untergegangene Herzogthum Schwaben u. das Königreich Burgund wiederherzustellen, weil R.s Haus dadurch noch mächtiger geworden wäre; aus der gleichen Eifersucht gaben sie ihm seinen Sohn Albrecht nicht zum Nachfolger, als der treffliche Kaiser 30. Sept. 1291 zu Germersheim gestorben war. (Ueber R. s. Kopp, Lichnowsky, Palacky.) Rudolf II., deutscher Kaiser von 1576 bis 1612, geb. 18. Juli 1552, Sohn Max II., von wohlwollendem aber schwachem Charakter, Beförderer der Kunst und Wissenschaft, versuchte gegen das Umsichgreifen des Protestantismus in den österreich. Ländern, welcher den Trennungsgelüsten sowie den Uebergriffen der großen Vasallen zum Vorwande diente, eine Reaction mit halben Maßregeln, wodurch er alles verwirrte und gegen sich aufbrachte. Daß er in Deutschland keine Ordnung schaffen konnte, ist begreiflich, aber er überließ auch Ungarn und Siebenbürgen ihrem Schicksale und den Türken und trieb in Prag Astronomie, Botanik, Chemie, sammelte Kunstschätze und freute sich seines Marstalls. Deßwegen erklärten seine Brüder statt seiner den Erzherzog Mathias zum Familienhaupte, u. dieser zwang ihn 1609 ihm Ungarn, Oesterreich und Mähren, 1611 auch Böhmen abzutreten, so daß R. nur 4 Herrschaften, eine Pension u. die Kaiserkrone behielt; 1609 hatten ihm die Böhmen den Majestätsbrief abgenöthigt und sich dadurch ihre religiöse und politische Unabhängigkeit beurkunden lassen. R. II. st. 20. Jan. 1612. Rudolf von Schwaben, Gegenkaiser Heinrichs IV., Sohn des Grafen Kuno von Rheinfelden, gewann das Herzogthum Schwaben von der Regentin, der Kaiserin-Mutter Agnes, indem er ihre Tochter entführte. Als Heinrich IV. seine Stellung selbst untergrub und dadurch den Fürsten Gelegenheit gab, die Kaisermacht der wichtigsten Rechte zu berauben, ließ sich R. als ihr Werkzeug benutzen und 1077 zu Forchheim zum Gegenkönig wählen. In Süddeutschland vermochte er sich nicht zu halten, führte aber den Krieg mit Hilfe der Sachsen in Norddeutschland mit abwechselndem Glück, bis er 15. Oct. 1080

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-08-19T11:47:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-08-19T11:47:18Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/782
Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 781. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/782>, abgerufen am 25.08.2024.