Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

Bild:
<< vorherige Seite

Schweidnitz bei Grüneberg in Schlesien, wurde 1811 Priester, 1823 Professor der Kirchengeschichte zu Bonn, 1830 zu Breslau, wo er gleichzeitig die Stelle eines Domcapitulars und 1840 die des Bisthumsverwesers erhielt, in welcher Eigenschaft er 1843 den I. Ronge suspendirte. R., jetzt Domdekan und infulirter Prälat des Domstiftes, wirkt noch in Breslau. Unter seinen Schriften ist außer einer Uebersetzung u. Erläuterung von Chrysostomus Schrift über das Priesterthum vielfach ausgezeichnet sein "Handbuch der Kirchengeschichte" (Elberfeld und Bonn 1826-35, 3. Aufl. 1854. 3 B.).


Ritter, Aug. Heinr., Philosoph, geb. 1791 zu Zerbst, machte als Student der Theologie und Philosophie den Befreiungskrieg mit, lehrte 1817-33 Philosophie zu Berlin, kam alsdann nach Kiel und folgte 1837 einem Rufe nach Göttingen. R. ging vom Standpunkte Schleiermachers aus, schwur aber niemals auf die Worte eines Meisters, sondern suchte aus allen Systemen das Beste herauszufinden u. beschäftigte sich deßhalb vorzugsweise mit der Geschichte der Philosophie. Sein anerkanntes Hauptwerk ist die "Geschichte der Philosophie", Hamb. 1829-53, 12 Bde., welche zwar den Anforderungen einer Geschichte der Philosophie vom christlichen Standpunkte aus keineswegs genügt, sich aber vor allen ähnlichen Werken auszeichnet durch fleißige Quellenstudien, Berücksichtigung der Patristik, Scholastik und Mystik, ferner durch eine schöne und möglichst verständliche Darstellung u. namentlich durch den Mangel an Vorliebe für irgend eines der vielen philosophischen Systeme.


Ritter, Henry, Genremaler, geb. 1816 zu Montreal in Canada, bildete sich in Hamburg und Düsseldorf u. erwarb sich durch seine meisterhaften und höchst charakteristischen Darstellungen, hauptsächlich Scenen aus dem Fischer- u. Seemannsleben, ausgebreiteten Ruf, st. aber schon 1853.


Rittergut, Grundeigenthum, dessen Besitzer im Lehensstaate zum Kriegsdienst zu Pferde verpflichtet war, wofür er von Steuerlasten befreit und mit gewissen Vorrechten versehen wurde. Seitdem der Ritterdienst aufhörte, sind in den meisten Staaten die Vorrechte wesentlich beschränkt oder gänzlich beseitigt worden.


Ritterorden, s. Orden (weltliche) und Ritterthum.


Ritterpferde, hießen im Mittelalter die Reisigen (Berittenen), die ein größerer Vasall zur Heeresfolge stellen mußte; später trat dafür eine R. genannte Geldhilfe ein.


Ritterpoesie, heißt die höfische oder Kunstdichtung des Mittelalters im Gegensatz zur Volksdichtung, weil sie unter dem Schutze der Höfe vorherrschend von adeligen Dichtern geübt wurde, ein Spiegel des Ritterthums u. deßhalb von Kampflust, Gottes- u. Frauenliebe durchweht war. Sie verachtete die Volksdichtung u. erscheint dafür in allen Ländern hinsichtlich ihres Charakters und Stoffes so ziemlich über denselben Leisten geschlagen. Die deutsche R. blühte auf 1150 bis 1185, feierte ihr goldenes Zeitalter 1185-1210 u. sank von 1240-1330 sehr rasch, da sie durchaus bei ihren alten Stoffen bleiben wollte und nichts neues mehr daraus zu schaffen vermochte. Füglich läßt sich die R. unterscheiden 1) als Heldendichtung, welche sich mit antiken Stoffen (Alexander d. Gr., Aeneas), der Karlssage (Rolandslied, Flore und Blanscheflur), Gral- u. Artussage (Parcival, Titurel, Lohengrin, Tristan und Isolt, Wigalois, Lanzelot u. s. w.) u. nicht minder mit Legenden (Christus, Maria, die Heiligen), Erzählungen (der arme Heinrich, der gute Gerhard etc.), Chroniken (Rudolf von Ems, Ottokar von Horneck), Schwänken (Salomon und Morolf, Amis), der Thiersage u. Fabel (Heinrich der Glichesäre) befaßte. Ferner steht die R. auf ihrem Höhepunkte durch den 2) Minnegesang (s. Minne, Minnegesang) u. ist wohl am schwächsten 3) als Lehrdichtung (Freidank, Thomassin von Zerkläre, Hugo von Trimberg, König Tirols Lehren, der Windsbecke und die Windsbeckin).


Ritterschaft, Reichs-R., s. Reichsadel. - R., bezeichnet noch gegenwärtig in einzelnen deutschen Staaten (z. B.

Schweidnitz bei Grüneberg in Schlesien, wurde 1811 Priester, 1823 Professor der Kirchengeschichte zu Bonn, 1830 zu Breslau, wo er gleichzeitig die Stelle eines Domcapitulars und 1840 die des Bisthumsverwesers erhielt, in welcher Eigenschaft er 1843 den I. Ronge suspendirte. R., jetzt Domdekan und infulirter Prälat des Domstiftes, wirkt noch in Breslau. Unter seinen Schriften ist außer einer Uebersetzung u. Erläuterung von Chrysostomus Schrift über das Priesterthum vielfach ausgezeichnet sein „Handbuch der Kirchengeschichte“ (Elberfeld und Bonn 1826–35, 3. Aufl. 1854. 3 B.).


Ritter, Aug. Heinr., Philosoph, geb. 1791 zu Zerbst, machte als Student der Theologie und Philosophie den Befreiungskrieg mit, lehrte 1817–33 Philosophie zu Berlin, kam alsdann nach Kiel und folgte 1837 einem Rufe nach Göttingen. R. ging vom Standpunkte Schleiermachers aus, schwur aber niemals auf die Worte eines Meisters, sondern suchte aus allen Systemen das Beste herauszufinden u. beschäftigte sich deßhalb vorzugsweise mit der Geschichte der Philosophie. Sein anerkanntes Hauptwerk ist die „Geschichte der Philosophie“, Hamb. 1829–53, 12 Bde., welche zwar den Anforderungen einer Geschichte der Philosophie vom christlichen Standpunkte aus keineswegs genügt, sich aber vor allen ähnlichen Werken auszeichnet durch fleißige Quellenstudien, Berücksichtigung der Patristik, Scholastik und Mystik, ferner durch eine schöne und möglichst verständliche Darstellung u. namentlich durch den Mangel an Vorliebe für irgend eines der vielen philosophischen Systeme.


Ritter, Henry, Genremaler, geb. 1816 zu Montreal in Canada, bildete sich in Hamburg und Düsseldorf u. erwarb sich durch seine meisterhaften und höchst charakteristischen Darstellungen, hauptsächlich Scenen aus dem Fischer- u. Seemannsleben, ausgebreiteten Ruf, st. aber schon 1853.


Rittergut, Grundeigenthum, dessen Besitzer im Lehensstaate zum Kriegsdienst zu Pferde verpflichtet war, wofür er von Steuerlasten befreit und mit gewissen Vorrechten versehen wurde. Seitdem der Ritterdienst aufhörte, sind in den meisten Staaten die Vorrechte wesentlich beschränkt oder gänzlich beseitigt worden.


Ritterorden, s. Orden (weltliche) und Ritterthum.


Ritterpferde, hießen im Mittelalter die Reisigen (Berittenen), die ein größerer Vasall zur Heeresfolge stellen mußte; später trat dafür eine R. genannte Geldhilfe ein.


Ritterpoesie, heißt die höfische oder Kunstdichtung des Mittelalters im Gegensatz zur Volksdichtung, weil sie unter dem Schutze der Höfe vorherrschend von adeligen Dichtern geübt wurde, ein Spiegel des Ritterthums u. deßhalb von Kampflust, Gottes- u. Frauenliebe durchweht war. Sie verachtete die Volksdichtung u. erscheint dafür in allen Ländern hinsichtlich ihres Charakters und Stoffes so ziemlich über denselben Leisten geschlagen. Die deutsche R. blühte auf 1150 bis 1185, feierte ihr goldenes Zeitalter 1185–1210 u. sank von 1240–1330 sehr rasch, da sie durchaus bei ihren alten Stoffen bleiben wollte und nichts neues mehr daraus zu schaffen vermochte. Füglich läßt sich die R. unterscheiden 1) als Heldendichtung, welche sich mit antiken Stoffen (Alexander d. Gr., Aeneas), der Karlssage (Rolandslied, Flore und Blanscheflur), Gral- u. Artussage (Parcival, Titurel, Lohengrin, Tristan und Isolt, Wigalois, Lanzelot u. s. w.) u. nicht minder mit Legenden (Christus, Maria, die Heiligen), Erzählungen (der arme Heinrich, der gute Gerhard etc.), Chroniken (Rudolf von Ems, Ottokar von Horneck), Schwänken (Salomon und Morolf, Amis), der Thiersage u. Fabel (Heinrich der Glichesäre) befaßte. Ferner steht die R. auf ihrem Höhepunkte durch den 2) Minnegesang (s. Minne, Minnegesang) u. ist wohl am schwächsten 3) als Lehrdichtung (Freidank, Thomassin von Zerkläre, Hugo von Trimberg, König Tirols Lehren, der Windsbecke und die Windsbeckin).


Ritterschaft, Reichs-R., s. Reichsadel. – R., bezeichnet noch gegenwärtig in einzelnen deutschen Staaten (z. B.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0736" n="735"/>
Schweidnitz bei Grüneberg in Schlesien, wurde 1811 Priester, 1823 Professor der Kirchengeschichte zu Bonn, 1830 zu Breslau, wo er gleichzeitig die Stelle eines Domcapitulars und 1840 die des Bisthumsverwesers erhielt, in welcher Eigenschaft er 1843 den I. Ronge suspendirte. R., jetzt Domdekan und infulirter Prälat des Domstiftes, wirkt noch in Breslau. Unter seinen Schriften ist außer einer Uebersetzung u. Erläuterung von Chrysostomus Schrift über das Priesterthum vielfach ausgezeichnet sein &#x201E;Handbuch der Kirchengeschichte&#x201C; (Elberfeld und Bonn 1826&#x2013;35, 3. Aufl. 1854. 3 B.).</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Ritter</hi>, Aug. Heinr., Philosoph, geb. 1791 zu Zerbst, machte als Student der Theologie und Philosophie den Befreiungskrieg mit, lehrte 1817&#x2013;33 Philosophie zu Berlin, kam alsdann nach Kiel und folgte 1837 einem Rufe nach Göttingen. R. ging vom Standpunkte Schleiermachers aus, schwur aber niemals auf die Worte eines Meisters, sondern suchte aus allen Systemen das Beste herauszufinden u. beschäftigte sich deßhalb vorzugsweise mit der Geschichte der Philosophie. Sein anerkanntes Hauptwerk ist die &#x201E;Geschichte der Philosophie&#x201C;, Hamb. 1829&#x2013;53, 12 Bde., welche zwar den Anforderungen einer Geschichte der Philosophie vom christlichen Standpunkte aus keineswegs genügt, sich aber vor allen ähnlichen Werken auszeichnet durch fleißige Quellenstudien, Berücksichtigung der Patristik, Scholastik und Mystik, ferner durch eine schöne und möglichst verständliche Darstellung u. namentlich durch den Mangel an Vorliebe für irgend eines der vielen philosophischen Systeme.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Ritter</hi>, Henry, Genremaler, geb. 1816 zu Montreal in Canada, bildete sich in Hamburg und Düsseldorf u. erwarb sich durch seine meisterhaften und höchst charakteristischen Darstellungen, hauptsächlich Scenen aus dem Fischer- u. Seemannsleben, ausgebreiteten Ruf, st. aber schon 1853.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Rittergut</hi>, Grundeigenthum, dessen Besitzer im Lehensstaate zum Kriegsdienst zu Pferde verpflichtet war, wofür er von Steuerlasten befreit und mit gewissen Vorrechten versehen wurde. Seitdem der Ritterdienst aufhörte, sind in den meisten Staaten die Vorrechte wesentlich beschränkt oder gänzlich beseitigt worden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Ritterorden</hi>, s. Orden (weltliche) und Ritterthum.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Ritterpferde</hi>, hießen im Mittelalter die Reisigen (Berittenen), die ein größerer Vasall zur Heeresfolge stellen mußte; später trat dafür eine R. genannte Geldhilfe ein.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Ritterpoesie</hi>, heißt die höfische oder Kunstdichtung des Mittelalters im Gegensatz zur Volksdichtung, weil sie unter dem Schutze der Höfe vorherrschend von adeligen Dichtern geübt wurde, ein Spiegel des Ritterthums u. deßhalb von Kampflust, Gottes- u. Frauenliebe durchweht war. Sie verachtete die Volksdichtung u. erscheint dafür in allen Ländern hinsichtlich ihres Charakters und Stoffes so ziemlich über denselben Leisten geschlagen. Die <hi rendition="#g">deutsche</hi> R. blühte auf 1150 bis 1185, feierte ihr goldenes Zeitalter 1185&#x2013;1210 u. sank von 1240&#x2013;1330 sehr rasch, da sie durchaus bei ihren alten Stoffen bleiben wollte und nichts neues mehr daraus zu schaffen vermochte. Füglich läßt sich die R. unterscheiden 1) als <hi rendition="#g">Heldendichtung</hi>, welche sich mit antiken Stoffen (Alexander d. Gr., Aeneas), der Karlssage (Rolandslied, Flore und Blanscheflur), Gral- u. Artussage (Parcival, Titurel, Lohengrin, Tristan und Isolt, Wigalois, Lanzelot u. s. w.) u. nicht minder mit Legenden (Christus, Maria, die Heiligen), Erzählungen (der arme Heinrich, der gute Gerhard etc.), Chroniken (Rudolf von Ems, Ottokar von Horneck), Schwänken (Salomon und Morolf, Amis), der Thiersage u. Fabel (Heinrich der Glichesäre) befaßte. Ferner steht die R. auf ihrem Höhepunkte durch den 2) <hi rendition="#g">Minnegesang</hi> (s. Minne, Minnegesang) u. ist wohl am schwächsten 3) als <hi rendition="#g">Lehrdichtung</hi> (Freidank, Thomassin von Zerkläre, Hugo von Trimberg, König Tirols Lehren, der Windsbecke und die Windsbeckin).</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Ritterschaft</hi>, <hi rendition="#g">Reichs</hi>-R., s. Reichsadel. &#x2013; R., bezeichnet noch gegenwärtig in einzelnen deutschen Staaten (z. B.
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[735/0736] Schweidnitz bei Grüneberg in Schlesien, wurde 1811 Priester, 1823 Professor der Kirchengeschichte zu Bonn, 1830 zu Breslau, wo er gleichzeitig die Stelle eines Domcapitulars und 1840 die des Bisthumsverwesers erhielt, in welcher Eigenschaft er 1843 den I. Ronge suspendirte. R., jetzt Domdekan und infulirter Prälat des Domstiftes, wirkt noch in Breslau. Unter seinen Schriften ist außer einer Uebersetzung u. Erläuterung von Chrysostomus Schrift über das Priesterthum vielfach ausgezeichnet sein „Handbuch der Kirchengeschichte“ (Elberfeld und Bonn 1826–35, 3. Aufl. 1854. 3 B.). Ritter, Aug. Heinr., Philosoph, geb. 1791 zu Zerbst, machte als Student der Theologie und Philosophie den Befreiungskrieg mit, lehrte 1817–33 Philosophie zu Berlin, kam alsdann nach Kiel und folgte 1837 einem Rufe nach Göttingen. R. ging vom Standpunkte Schleiermachers aus, schwur aber niemals auf die Worte eines Meisters, sondern suchte aus allen Systemen das Beste herauszufinden u. beschäftigte sich deßhalb vorzugsweise mit der Geschichte der Philosophie. Sein anerkanntes Hauptwerk ist die „Geschichte der Philosophie“, Hamb. 1829–53, 12 Bde., welche zwar den Anforderungen einer Geschichte der Philosophie vom christlichen Standpunkte aus keineswegs genügt, sich aber vor allen ähnlichen Werken auszeichnet durch fleißige Quellenstudien, Berücksichtigung der Patristik, Scholastik und Mystik, ferner durch eine schöne und möglichst verständliche Darstellung u. namentlich durch den Mangel an Vorliebe für irgend eines der vielen philosophischen Systeme. Ritter, Henry, Genremaler, geb. 1816 zu Montreal in Canada, bildete sich in Hamburg und Düsseldorf u. erwarb sich durch seine meisterhaften und höchst charakteristischen Darstellungen, hauptsächlich Scenen aus dem Fischer- u. Seemannsleben, ausgebreiteten Ruf, st. aber schon 1853. Rittergut, Grundeigenthum, dessen Besitzer im Lehensstaate zum Kriegsdienst zu Pferde verpflichtet war, wofür er von Steuerlasten befreit und mit gewissen Vorrechten versehen wurde. Seitdem der Ritterdienst aufhörte, sind in den meisten Staaten die Vorrechte wesentlich beschränkt oder gänzlich beseitigt worden. Ritterorden, s. Orden (weltliche) und Ritterthum. Ritterpferde, hießen im Mittelalter die Reisigen (Berittenen), die ein größerer Vasall zur Heeresfolge stellen mußte; später trat dafür eine R. genannte Geldhilfe ein. Ritterpoesie, heißt die höfische oder Kunstdichtung des Mittelalters im Gegensatz zur Volksdichtung, weil sie unter dem Schutze der Höfe vorherrschend von adeligen Dichtern geübt wurde, ein Spiegel des Ritterthums u. deßhalb von Kampflust, Gottes- u. Frauenliebe durchweht war. Sie verachtete die Volksdichtung u. erscheint dafür in allen Ländern hinsichtlich ihres Charakters und Stoffes so ziemlich über denselben Leisten geschlagen. Die deutsche R. blühte auf 1150 bis 1185, feierte ihr goldenes Zeitalter 1185–1210 u. sank von 1240–1330 sehr rasch, da sie durchaus bei ihren alten Stoffen bleiben wollte und nichts neues mehr daraus zu schaffen vermochte. Füglich läßt sich die R. unterscheiden 1) als Heldendichtung, welche sich mit antiken Stoffen (Alexander d. Gr., Aeneas), der Karlssage (Rolandslied, Flore und Blanscheflur), Gral- u. Artussage (Parcival, Titurel, Lohengrin, Tristan und Isolt, Wigalois, Lanzelot u. s. w.) u. nicht minder mit Legenden (Christus, Maria, die Heiligen), Erzählungen (der arme Heinrich, der gute Gerhard etc.), Chroniken (Rudolf von Ems, Ottokar von Horneck), Schwänken (Salomon und Morolf, Amis), der Thiersage u. Fabel (Heinrich der Glichesäre) befaßte. Ferner steht die R. auf ihrem Höhepunkte durch den 2) Minnegesang (s. Minne, Minnegesang) u. ist wohl am schwächsten 3) als Lehrdichtung (Freidank, Thomassin von Zerkläre, Hugo von Trimberg, König Tirols Lehren, der Windsbecke und die Windsbeckin). Ritterschaft, Reichs-R., s. Reichsadel. – R., bezeichnet noch gegenwärtig in einzelnen deutschen Staaten (z. B.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-08-19T11:47:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-08-19T11:47:18Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/736
Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 735. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/736>, abgerufen am 23.11.2024.