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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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Hauptmächte Spanien u. Oesterreich zum Vortheile Frankreichs zu schwächen. Er liebte die Dichtkunst und die Wissenschaften, reorganisirte die Sorbonne, stiftete die Academie francaise, baute das Palais royal u. bewegte sich bis zu seinem Tode (4. Dezbr. 1642) in der angestrengtesten und mannigfaltigsten Thätigkeit. Er hinterließ "Memoires" über die Jahre 1632-35, ein "Testament politique", 2 Bde., und ein "Journal", 2 Bde. ("Vie du Cardinal de R. par Leclerc" 9. edit., Amsterdam 1753, 5 Bde.)


Richelieu, Louis Francois Armand Duplessis, Herzog von R., Urneffe des Vorigen, geb. 1696, bewies sich unter Ludwig XV. als gewandten Diplomaten, vor Portmahon, in Genua u. 1757 in Norddeutschland als brauchbaren Feldherrn, wurde deßwegen Marschall, lebte jedoch hauptsächlich für Hofränke, verführte unzählige Weiber, war als Spieler und Duellant berüchtigt, st. 1788.


Richelieu, Armand Duplessis, Herzog von, Enkel des Vorigen, geb. 1766, emigrirte beim Ausbruch der Revolution nach Rußland, wurde General, diente 1792-93 den Bourbons als Diplomat, Agent und Soldat, lehnte später Bonapartes Anträge ab, war von 1803-13 Gouverneur der Krim, hob Odessa von einem unbedeutenden Orte zur blühenden Handelsstadt und kehrte 1814 nach Frankreich zurück. Nach der Schlacht von Waterloo wurde er erster Minister, erwirkte 1818 zu Aachen die Räumung der frz. Festungen, schloß sich den Ultras an u. mußte deßwegen Decazes weichen, wurde 1820 wieder Minister, trat 1821 ab und st. 1822, wegen seines edeln Charakters auch von seinen politischen Feinden hochgeachtet.


Richemont, s. Ludwig XVII.


Richepanse (Rischpangs), Antoine, geb. 1770, Sohn eines Offiziers, wurde frühe Soldat, 1791 Unterlieutenant, 1796 Brigadegeneral, 1799 Divisionsgeneral, bewies eine an Verwegenheit gränzende Kühnheit u. dabei den Scharfblick des gebornen Feldherrn, war 1800 Moreaus rechter Arm u. entschied durch seine beispiellose Entschlossenheit die Schlacht bei Hohenlinden; 1802 als Militärgouverneur nach dem empörten Guadeloupe geschickt, beruhigte er die Insel, st. aber bald am gelben Fieber.


Richerus, Benedictiner im Kloster St. Remigius zu Rheims im 10. Jahrh., Verfasser einer von 888-998 reichenden Geschichte von Frankreich. (Beste Ausgabe in den Monumenta von Pertz.)


Richmond (Ritschmönd), Stadt in der engl. Grafschaft York, am Swale, mit 5500 E., sehenswerther Burg- und Klosterruine. Von R. führt die Familie Gordon-Lennox den Pairstitel; der gegenwärtige Herzog von R., Charles, geb. 1791, war 1830 Mitglied des Ministeriums Grey, 1846 auf Seite der Protectionisten.


Richmond, an der Themse, in der Grafschaft Surrey, Dorf mit fast 10000 E., berühmt durch seine Terrasse mit weiter Fernsicht. - R., Hauptstadt des nordamerik. Staats Virginien, am Jamesfluß, mit 30000 E., Fabriken in Glas, Papier, Eisen, Leder etc., ausgebreitetem Handel.


Richter, zum Urtheilen über Rechtsstreite Beauftragte durch Gesetz u. Amtswahl (ordentliche R.) oder durch die Parteien (Schieds-R.). Gelehrte R., welche Rechtsstudien gemacht haben. R.-collegium soviel wie Gericht, im Gegensatz zum Einzeln-R.


Richter, die Volkshäupter der Hebräer in der Zeit zwischen Josua und der Einführung des Königthums. Sie kamen fast alle durch persönliche Verdienste an die Spitze des Volkes oder eines einzelnen Stammes, indem sie im Zeiten der Noth und Unterdrückung als rettende und rächende Kriegshelden erstanden; ihre Thaten und Schicksale erzählt in 21 Kapiteln das einen Zeitraum von über 300 Jahren umfassende Buch der R., welches laut einer alten Ueberlieferung der Prophet Samuel schrieb und dessen Verfasser jedenfalls noch lebte, bevor David die Burg Sion eroberte. Vom 1.-16. Kapitel wird die Geschichte vom Tode Josues bis zur Geschichte des Hohepriesters und R.s Heli erzählt, mit welcher die Bücher der Könige beginnen. Die im Kapitel 17 bis 21 erzählten Begebenheiten vom Götzendienst der Daniten und der Bekriegung

Hauptmächte Spanien u. Oesterreich zum Vortheile Frankreichs zu schwächen. Er liebte die Dichtkunst und die Wissenschaften, reorganisirte die Sorbonne, stiftete die Académie française, baute das Palais royal u. bewegte sich bis zu seinem Tode (4. Dezbr. 1642) in der angestrengtesten und mannigfaltigsten Thätigkeit. Er hinterließ „Mémoires“ über die Jahre 1632–35, ein „Testament politique“, 2 Bde., und ein „Journal“, 2 Bde. („Vie du Cardinal de R. par Leclerc“ 9. édit., Amsterdam 1753, 5 Bde.)


Richelieu, Louis François Armand Duplessis, Herzog von R., Urneffe des Vorigen, geb. 1696, bewies sich unter Ludwig XV. als gewandten Diplomaten, vor Portmahon, in Genua u. 1757 in Norddeutschland als brauchbaren Feldherrn, wurde deßwegen Marschall, lebte jedoch hauptsächlich für Hofränke, verführte unzählige Weiber, war als Spieler und Duellant berüchtigt, st. 1788.


Richelieu, Armand Duplessis, Herzog von, Enkel des Vorigen, geb. 1766, emigrirte beim Ausbruch der Revolution nach Rußland, wurde General, diente 1792–93 den Bourbons als Diplomat, Agent und Soldat, lehnte später Bonapartes Anträge ab, war von 1803–13 Gouverneur der Krim, hob Odessa von einem unbedeutenden Orte zur blühenden Handelsstadt und kehrte 1814 nach Frankreich zurück. Nach der Schlacht von Waterloo wurde er erster Minister, erwirkte 1818 zu Aachen die Räumung der frz. Festungen, schloß sich den Ultras an u. mußte deßwegen Decazes weichen, wurde 1820 wieder Minister, trat 1821 ab und st. 1822, wegen seines edeln Charakters auch von seinen politischen Feinden hochgeachtet.


Richemont, s. Ludwig XVII.


Richepanse (Rischpangs), Antoine, geb. 1770, Sohn eines Offiziers, wurde frühe Soldat, 1791 Unterlieutenant, 1796 Brigadegeneral, 1799 Divisionsgeneral, bewies eine an Verwegenheit gränzende Kühnheit u. dabei den Scharfblick des gebornen Feldherrn, war 1800 Moreaus rechter Arm u. entschied durch seine beispiellose Entschlossenheit die Schlacht bei Hohenlinden; 1802 als Militärgouverneur nach dem empörten Guadeloupe geschickt, beruhigte er die Insel, st. aber bald am gelben Fieber.


Richerus, Benedictiner im Kloster St. Remigius zu Rheims im 10. Jahrh., Verfasser einer von 888–998 reichenden Geschichte von Frankreich. (Beste Ausgabe in den Monumenta von Pertz.)


Richmond (Ritschmönd), Stadt in der engl. Grafschaft York, am Swale, mit 5500 E., sehenswerther Burg- und Klosterruine. Von R. führt die Familie Gordon-Lennox den Pairstitel; der gegenwärtige Herzog von R., Charles, geb. 1791, war 1830 Mitglied des Ministeriums Grey, 1846 auf Seite der Protectionisten.


Richmond, an der Themse, in der Grafschaft Surrey, Dorf mit fast 10000 E., berühmt durch seine Terrasse mit weiter Fernsicht. – R., Hauptstadt des nordamerik. Staats Virginien, am Jamesfluß, mit 30000 E., Fabriken in Glas, Papier, Eisen, Leder etc., ausgebreitetem Handel.


Richter, zum Urtheilen über Rechtsstreite Beauftragte durch Gesetz u. Amtswahl (ordentliche R.) oder durch die Parteien (Schieds-R.). Gelehrte R., welche Rechtsstudien gemacht haben. R.-collegium soviel wie Gericht, im Gegensatz zum Einzeln-R.


Richter, die Volkshäupter der Hebräer in der Zeit zwischen Josua und der Einführung des Königthums. Sie kamen fast alle durch persönliche Verdienste an die Spitze des Volkes oder eines einzelnen Stammes, indem sie im Zeiten der Noth und Unterdrückung als rettende und rächende Kriegshelden erstanden; ihre Thaten und Schicksale erzählt in 21 Kapiteln das einen Zeitraum von über 300 Jahren umfassende Buch der R., welches laut einer alten Ueberlieferung der Prophet Samuel schrieb und dessen Verfasser jedenfalls noch lebte, bevor David die Burg Sion eroberte. Vom 1.–16. Kapitel wird die Geschichte vom Tode Josues bis zur Geschichte des Hohepriesters und R.s Heli erzählt, mit welcher die Bücher der Könige beginnen. Die im Kapitel 17 bis 21 erzählten Begebenheiten vom Götzendienst der Daniten und der Bekriegung

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[726/0727] Hauptmächte Spanien u. Oesterreich zum Vortheile Frankreichs zu schwächen. Er liebte die Dichtkunst und die Wissenschaften, reorganisirte die Sorbonne, stiftete die Académie française, baute das Palais royal u. bewegte sich bis zu seinem Tode (4. Dezbr. 1642) in der angestrengtesten und mannigfaltigsten Thätigkeit. Er hinterließ „Mémoires“ über die Jahre 1632–35, ein „Testament politique“, 2 Bde., und ein „Journal“, 2 Bde. („Vie du Cardinal de R. par Leclerc“ 9. édit., Amsterdam 1753, 5 Bde.) Richelieu, Louis François Armand Duplessis, Herzog von R., Urneffe des Vorigen, geb. 1696, bewies sich unter Ludwig XV. als gewandten Diplomaten, vor Portmahon, in Genua u. 1757 in Norddeutschland als brauchbaren Feldherrn, wurde deßwegen Marschall, lebte jedoch hauptsächlich für Hofränke, verführte unzählige Weiber, war als Spieler und Duellant berüchtigt, st. 1788. Richelieu, Armand Duplessis, Herzog von, Enkel des Vorigen, geb. 1766, emigrirte beim Ausbruch der Revolution nach Rußland, wurde General, diente 1792–93 den Bourbons als Diplomat, Agent und Soldat, lehnte später Bonapartes Anträge ab, war von 1803–13 Gouverneur der Krim, hob Odessa von einem unbedeutenden Orte zur blühenden Handelsstadt und kehrte 1814 nach Frankreich zurück. Nach der Schlacht von Waterloo wurde er erster Minister, erwirkte 1818 zu Aachen die Räumung der frz. Festungen, schloß sich den Ultras an u. mußte deßwegen Decazes weichen, wurde 1820 wieder Minister, trat 1821 ab und st. 1822, wegen seines edeln Charakters auch von seinen politischen Feinden hochgeachtet. Richemont, s. Ludwig XVII. Richepanse (Rischpangs), Antoine, geb. 1770, Sohn eines Offiziers, wurde frühe Soldat, 1791 Unterlieutenant, 1796 Brigadegeneral, 1799 Divisionsgeneral, bewies eine an Verwegenheit gränzende Kühnheit u. dabei den Scharfblick des gebornen Feldherrn, war 1800 Moreaus rechter Arm u. entschied durch seine beispiellose Entschlossenheit die Schlacht bei Hohenlinden; 1802 als Militärgouverneur nach dem empörten Guadeloupe geschickt, beruhigte er die Insel, st. aber bald am gelben Fieber. Richerus, Benedictiner im Kloster St. Remigius zu Rheims im 10. Jahrh., Verfasser einer von 888–998 reichenden Geschichte von Frankreich. (Beste Ausgabe in den Monumenta von Pertz.) Richmond (Ritschmönd), Stadt in der engl. Grafschaft York, am Swale, mit 5500 E., sehenswerther Burg- und Klosterruine. Von R. führt die Familie Gordon-Lennox den Pairstitel; der gegenwärtige Herzog von R., Charles, geb. 1791, war 1830 Mitglied des Ministeriums Grey, 1846 auf Seite der Protectionisten. Richmond, an der Themse, in der Grafschaft Surrey, Dorf mit fast 10000 E., berühmt durch seine Terrasse mit weiter Fernsicht. – R., Hauptstadt des nordamerik. Staats Virginien, am Jamesfluß, mit 30000 E., Fabriken in Glas, Papier, Eisen, Leder etc., ausgebreitetem Handel. Richter, zum Urtheilen über Rechtsstreite Beauftragte durch Gesetz u. Amtswahl (ordentliche R.) oder durch die Parteien (Schieds-R.). Gelehrte R., welche Rechtsstudien gemacht haben. R.-collegium soviel wie Gericht, im Gegensatz zum Einzeln-R. Richter, die Volkshäupter der Hebräer in der Zeit zwischen Josua und der Einführung des Königthums. Sie kamen fast alle durch persönliche Verdienste an die Spitze des Volkes oder eines einzelnen Stammes, indem sie im Zeiten der Noth und Unterdrückung als rettende und rächende Kriegshelden erstanden; ihre Thaten und Schicksale erzählt in 21 Kapiteln das einen Zeitraum von über 300 Jahren umfassende Buch der R., welches laut einer alten Ueberlieferung der Prophet Samuel schrieb und dessen Verfasser jedenfalls noch lebte, bevor David die Burg Sion eroberte. Vom 1.–16. Kapitel wird die Geschichte vom Tode Josues bis zur Geschichte des Hohepriesters und R.s Heli erzählt, mit welcher die Bücher der Könige beginnen. Die im Kapitel 17 bis 21 erzählten Begebenheiten vom Götzendienst der Daniten und der Bekriegung

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 726. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/727>, abgerufen am 23.11.2024.