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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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unerschöpfliche Quelle der Weisheit u. Tugend voll der deutlichsten Weissagungen über die Geburt, Thaten und Verherrlichung des Gottessohnes. - Psalliren, P.en singen od. lesen; P. odie, P.engesang; Psalter, lat. psalterium, eine Sammlung von P. en; psalterium Marianum, heißt zuweilen der Rosenkranz, weil dabei 150 Ave Maria die 150 P.en ersetzen.


Psammetich I., König von Aegypten 664-610 v. Chr., s. Bd. I. S. 48. - P. II., bei Herodot Psammis, König von 601-595 v. Chr., machte einen Feldzug gegen die Aethiopen. - P. III., bei Herodot Psammenit, Sohn des Amasis, regierte nur 6 Monate, unterlag 525 v. Chr. dem Kambyses.


Psammos, griech., Sand; Harngries; Psammismus, das Abgehen von Harngries.


Psapharosis, Psaphyrosis, griech., das Mürbewerden der Knochen.


Psara, Ipsara, s. d.


Pselaphetik, griech.-dtsch., die Kunst etwas durch Betastung zu erkennen; Pselaphie, Betastung.


Pseudo-, Pseud-, aus dem Griech., bedeutet in Zusammensetzungen: falsch, unächt, unterschoben.


Pseudonym, unter falschem Namen; P.us, wer einen falschen Namen führt.


Pseudoskop, optische Vorrichtung, durch welche ein Gegenstand anders geformt erscheint, als er ist.


Psiloma, griech., kahle Stelle; Psilosis, das Kahlwerden.


Psittich, Sittich, vom lat. psittacus, Papagei.


Pskow, s. Pleskow.


Psoa, griech., die Lenden- und Nierengegend; P.s, ein Lendenmuskel.


Psora, griech., Krätze; Psoromiasma, das Krätzegift.


Psorospermien, Schmarotzerwürmer der Fische.


Psyche, griech., Seele; psychisch, geistig, seelenhaft, die Seele betreffend; Psychiater, Irrenarzt; Psychiatrie, die Heilung von Geisteskrankheiten.


Psyche, in der griech. Mythologie Königstochter, die Geliebte des Amor, der sie nächtlicher Weile besuchte; sie sollte den Geliebten nicht kennen; nachdem sie aber von Argwohn und Neugierde getrieben das Verbot übertrat, entwich Amor und nur nach harten Prüfungen und Drangsalen wurde P. wieder mit ihm vereinigt. Die Allegorie des Mythus beweist dessen späten Ursprung in einer Zeit, wo der einfache Volksglauben den Dichtern schon fremd war.


Psychologie, griech., Seelenkunde, Seelenlehre, eine bereits von Platon und Aristoteles (de anima) begründete, von den Kirchenvätern u. Scholastikern wegen ihrer hohen Bedeutung für die Metaphysik keineswegs vernachläßigte Wissenschaft, die aber erst in neuerer Zeit in Folge des gewaltigen Anstoßes, den Theophrastus Paracelsus und die Fortschritte der Naturwissenschaften, der religiöse Unglaube und der damit zusammenhängende Aufschwung der Philosophie gaben, eifrig behandelt wurde. Vor und nach Kant unterschied man die empirische P. oder Erfahrungsseelenlehre als die Lehre vom Erkenntniß-, Gefühls- und Willensvermögen von der rationalen P. od. Vernunftseelenlehre, welche vom Wesen der Seele oder vielmehr vom Bewußtsein, von der Freiheit und Unsterblichkeit derselben handelte. Jene sollte zusammenfassen, was über die Seele durch Erfahrung u. Beobachtung zu erkennen ist und wurde der philosophischen Propädeutik zugewiesen; die rationale P. stützte sich auf dasjenige, was durch bloße Vernunft (a priori) in Ansehung der Seele zu erkennen ist u. bildete dem 1. Theil der Metaphysik im engeren Sinne. Mag Kant die Seele auch dermaßen anatomisch zertheilt haben, daß das Individuelle ganz zurücktritt und nicht mehr als Princip erscheint, gleichviel, er hat den Grund zur Anthropologie gelegt, in welcher seit ihm vielfach die P. und mitunter die ganze Philosophie selbst aufgegangen ist. Mit der Anthropologie haben sich Philosophen aus allen Schulen, speciell aber mit der P. beschäftigt Christian Weiß, Fischer (Naturlehre der Seele 1834), vor allen Herbart, Beneke und Fries, die Schellingianer Eschenmaier, Troxler u. Schubert, die Hegelianer Erdmann und Rosenkranz, Vorländer und Carus, endlich

unerschöpfliche Quelle der Weisheit u. Tugend voll der deutlichsten Weissagungen über die Geburt, Thaten und Verherrlichung des Gottessohnes. – Psalliren, P.en singen od. lesen; P. odie, P.engesang; Psalter, lat. psalterium, eine Sammlung von P. en; psalterium Marianum, heißt zuweilen der Rosenkranz, weil dabei 150 Ave Maria die 150 P.en ersetzen.


Psammetich I., König von Aegypten 664–610 v. Chr., s. Bd. I. S. 48. – P. II., bei Herodot Psammis, König von 601–595 v. Chr., machte einen Feldzug gegen die Aethiopen. – P. III., bei Herodot Psammenit, Sohn des Amasis, regierte nur 6 Monate, unterlag 525 v. Chr. dem Kambyses.


Psammos, griech., Sand; Harngries; Psammismus, das Abgehen von Harngries.


Psapharosis, Psaphyrosis, griech., das Mürbewerden der Knochen.


Psara, Ipsara, s. d.


Pselaphetik, griech.-dtsch., die Kunst etwas durch Betastung zu erkennen; Pselaphie, Betastung.


Pseudo-, Pseud-, aus dem Griech., bedeutet in Zusammensetzungen: falsch, unächt, unterschoben.


Pseudonym, unter falschem Namen; P.us, wer einen falschen Namen führt.


Pseudoskop, optische Vorrichtung, durch welche ein Gegenstand anders geformt erscheint, als er ist.


Psiloma, griech., kahle Stelle; Psilosis, das Kahlwerden.


Psittich, Sittich, vom lat. psittacus, Papagei.


Pskow, s. Pleskow.


Psoa, griech., die Lenden- und Nierengegend; P.s, ein Lendenmuskel.


Psora, griech., Krätze; Psoromiasma, das Krätzegift.


Psorospermien, Schmarotzerwürmer der Fische.


Psyche, griech., Seele; psychisch, geistig, seelenhaft, die Seele betreffend; Psychiater, Irrenarzt; Psychiatrie, die Heilung von Geisteskrankheiten.


Psyche, in der griech. Mythologie Königstochter, die Geliebte des Amor, der sie nächtlicher Weile besuchte; sie sollte den Geliebten nicht kennen; nachdem sie aber von Argwohn und Neugierde getrieben das Verbot übertrat, entwich Amor und nur nach harten Prüfungen und Drangsalen wurde P. wieder mit ihm vereinigt. Die Allegorie des Mythus beweist dessen späten Ursprung in einer Zeit, wo der einfache Volksglauben den Dichtern schon fremd war.


Psychologie, griech., Seelenkunde, Seelenlehre, eine bereits von Platon und Aristoteles (de anima) begründete, von den Kirchenvätern u. Scholastikern wegen ihrer hohen Bedeutung für die Metaphysik keineswegs vernachläßigte Wissenschaft, die aber erst in neuerer Zeit in Folge des gewaltigen Anstoßes, den Theophrastus Paracelsus und die Fortschritte der Naturwissenschaften, der religiöse Unglaube und der damit zusammenhängende Aufschwung der Philosophie gaben, eifrig behandelt wurde. Vor und nach Kant unterschied man die empirische P. oder Erfahrungsseelenlehre als die Lehre vom Erkenntniß-, Gefühls- und Willensvermögen von der rationalen P. od. Vernunftseelenlehre, welche vom Wesen der Seele oder vielmehr vom Bewußtsein, von der Freiheit und Unsterblichkeit derselben handelte. Jene sollte zusammenfassen, was über die Seele durch Erfahrung u. Beobachtung zu erkennen ist und wurde der philosophischen Propädeutik zugewiesen; die rationale P. stützte sich auf dasjenige, was durch bloße Vernunft (a priori) in Ansehung der Seele zu erkennen ist u. bildete dem 1. Theil der Metaphysik im engeren Sinne. Mag Kant die Seele auch dermaßen anatomisch zertheilt haben, daß das Individuelle ganz zurücktritt und nicht mehr als Princip erscheint, gleichviel, er hat den Grund zur Anthropologie gelegt, in welcher seit ihm vielfach die P. und mitunter die ganze Philosophie selbst aufgegangen ist. Mit der Anthropologie haben sich Philosophen aus allen Schulen, speciell aber mit der P. beschäftigt Christian Weiß, Fischer (Naturlehre der Seele 1834), vor allen Herbart, Beneke und Fries, die Schellingianer Eschenmaier, Troxler u. Schubert, die Hegelianer Erdmann und Rosenkranz, Vorländer und Carus, endlich

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[630/0631] unerschöpfliche Quelle der Weisheit u. Tugend voll der deutlichsten Weissagungen über die Geburt, Thaten und Verherrlichung des Gottessohnes. – Psalliren, P.en singen od. lesen; P. odie, P.engesang; Psalter, lat. psalterium, eine Sammlung von P. en; psalterium Marianum, heißt zuweilen der Rosenkranz, weil dabei 150 Ave Maria die 150 P.en ersetzen. Psammetich I., König von Aegypten 664–610 v. Chr., s. Bd. I. S. 48. – P. II., bei Herodot Psammis, König von 601–595 v. Chr., machte einen Feldzug gegen die Aethiopen. – P. III., bei Herodot Psammenit, Sohn des Amasis, regierte nur 6 Monate, unterlag 525 v. Chr. dem Kambyses. Psammos, griech., Sand; Harngries; Psammismus, das Abgehen von Harngries. Psapharosis, Psaphyrosis, griech., das Mürbewerden der Knochen. Psara, Ipsara, s. d. Pselaphetik, griech.-dtsch., die Kunst etwas durch Betastung zu erkennen; Pselaphie, Betastung. Pseudo-, Pseud-, aus dem Griech., bedeutet in Zusammensetzungen: falsch, unächt, unterschoben. Pseudonym, unter falschem Namen; P.us, wer einen falschen Namen führt. Pseudoskop, optische Vorrichtung, durch welche ein Gegenstand anders geformt erscheint, als er ist. Psiloma, griech., kahle Stelle; Psilosis, das Kahlwerden. Psittich, Sittich, vom lat. psittacus, Papagei. Pskow, s. Pleskow. Psoa, griech., die Lenden- und Nierengegend; P.s, ein Lendenmuskel. Psora, griech., Krätze; Psoromiasma, das Krätzegift. Psorospermien, Schmarotzerwürmer der Fische. Psyche, griech., Seele; psychisch, geistig, seelenhaft, die Seele betreffend; Psychiater, Irrenarzt; Psychiatrie, die Heilung von Geisteskrankheiten. Psyche, in der griech. Mythologie Königstochter, die Geliebte des Amor, der sie nächtlicher Weile besuchte; sie sollte den Geliebten nicht kennen; nachdem sie aber von Argwohn und Neugierde getrieben das Verbot übertrat, entwich Amor und nur nach harten Prüfungen und Drangsalen wurde P. wieder mit ihm vereinigt. Die Allegorie des Mythus beweist dessen späten Ursprung in einer Zeit, wo der einfache Volksglauben den Dichtern schon fremd war. Psychologie, griech., Seelenkunde, Seelenlehre, eine bereits von Platon und Aristoteles (de anima) begründete, von den Kirchenvätern u. Scholastikern wegen ihrer hohen Bedeutung für die Metaphysik keineswegs vernachläßigte Wissenschaft, die aber erst in neuerer Zeit in Folge des gewaltigen Anstoßes, den Theophrastus Paracelsus und die Fortschritte der Naturwissenschaften, der religiöse Unglaube und der damit zusammenhängende Aufschwung der Philosophie gaben, eifrig behandelt wurde. Vor und nach Kant unterschied man die empirische P. oder Erfahrungsseelenlehre als die Lehre vom Erkenntniß-, Gefühls- und Willensvermögen von der rationalen P. od. Vernunftseelenlehre, welche vom Wesen der Seele oder vielmehr vom Bewußtsein, von der Freiheit und Unsterblichkeit derselben handelte. Jene sollte zusammenfassen, was über die Seele durch Erfahrung u. Beobachtung zu erkennen ist und wurde der philosophischen Propädeutik zugewiesen; die rationale P. stützte sich auf dasjenige, was durch bloße Vernunft (a priori) in Ansehung der Seele zu erkennen ist u. bildete dem 1. Theil der Metaphysik im engeren Sinne. Mag Kant die Seele auch dermaßen anatomisch zertheilt haben, daß das Individuelle ganz zurücktritt und nicht mehr als Princip erscheint, gleichviel, er hat den Grund zur Anthropologie gelegt, in welcher seit ihm vielfach die P. und mitunter die ganze Philosophie selbst aufgegangen ist. Mit der Anthropologie haben sich Philosophen aus allen Schulen, speciell aber mit der P. beschäftigt Christian Weiß, Fischer (Naturlehre der Seele 1834), vor allen Herbart, Beneke und Fries, die Schellingianer Eschenmaier, Troxler u. Schubert, die Hegelianer Erdmann und Rosenkranz, Vorländer und Carus, endlich

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 630. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/631>, abgerufen am 23.11.2024.