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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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Preißelbeeren, Steinbeeren, die scharlachrothen Früchte des holzigen Krauts Vaccinium vitis idaea, auf trockenem Boden und in rauhem Klima wild wachsend, daher besonders häufig im Norden; die säuerlichen Beeren werden als Erfrischungsmittel genossen, auch eingemacht und als Zukost verwendet.


Premier (-ieh), frz., der Erste; der erste Minister; in Zeitungen der erste Artikel, der Leitartikel.


Prenzlau, -ow, Kreisstadt im Reg.-Bez. Potsdam, ehemals Hauptstadt der Ukermark, an der Uker und dem Unterukersee, mit 14000 E., der gothischen Marienkirche, Gymnasium, Mineralbad, verschiedenen Fabriken. Capitulation des Generals Hohenlohe d. 28. Oct. 1806.


Prerau, mähr. Stadt im Reg.-Bez. Olmütz, mit 4800 E., Tuchmanufakturen, Bergschloß.


Presburg, s. Preßburg.


Presbyodochium, griech., Verpflegungsanstalt für alte Personen.


Presbyopie, griech., Weitsichtigkeit.


Presbyter, griech., Aeltester, wurde in den ersten christlichen Jahrhunderten manchmal der Bischof genannt, zumal gelegentlich selbst Apostel sich mit diesem Namen bezeichnet hatten; im eigentlichen Sinne aber waren P. die Gehilfen des Bischofs, zu letzterm im ähnlichen Verhältnisse stehend, wie einst die 70 Jünger zu den 12 Aposteln, die Priester. Die älteste Kirche kannte auch P. inen, welche gleich den Diakonissinen (s. d.) Kranke pflegten u. die weibliche Jugend unterrichteten, weiters aber jeder kirchlichen Bedeutung entbehrten (I. Kor. 14,34). P. at, das Priesterthum (sacerdotium) im engern Sinne; P. atsweihe, die Priesterweihe im engern u. liturgischen Sinne, durch welche einem bisherigen Diakon das Recht ertheilt wird, das hl. Meßopfer zu feiern u. Sünden zu vergeben. P.ium, hieß in ältester Zeit die Gesammtheit der an einer bischöfl. Kirche angestellten P. u. Diakonen, welche den ständigen Senat des Bischofs bildete u. in allen Angelegenheiten von Bedeutung zu Rathe gezogen wurde z. B. bei Fragen über Disciplin, Bußwesen, Aufnahme fremder Kleriker u. s. f. - Vergl. Archipresbyter, Ordinarius. - P. ialsystem, diejenige Art der protest. Kirchenverfassung, deren erster Grundsatz heißt, daß nicht der Bischof (s. Episcopalsystem), sondern die Kirchengemeinde d. h. das souveräne Volk die Quelle der geistlichen Gewalt und somit dem Volke mindestens ein bedeutender Antheil an der Beaufsichtigung und Verwaltung der Kirchengemeinde zuzugestehen sei. Das P.ialsystem wurde grundsätzlich zuerst von Calvin anerkannt, in Schottland 1561 durch Knox und die "Congregation der Heiligen" praktisch, in neuerer Zeit durch Aufstellung von sogen. P. ien in den preuß. Rheinlanden, im Nassauischen, Bayern u. s. f. ein Mittelding zwischen Episcopal- und P.ialsystem geschaffen. Die P.ien bestehen aus dem Prediger, dessen etwaigen Gehilfen und einigen Gemeindebürgern; daß aber erstere und überhaupt theologisch gebildete Personen Mitglieder sein müssen, erscheint keineswegs als durchaus nothwendig.


Presbyterianer (also genannt von ihrer auf mißverstandene Bibelstellen sich stützenden Meinung, daß die Würde der Bischöfe ursprünglich in nichts von der der Presbyter verschieden und das Amt der letztern das höchste gewesen sei), die Anhänger der Presbyterialverfassung, s. Presbyter. Historisch traten die P. unter den Calvinisten Großbritanniens auf, und zwar gleich im Anfange der Regierung der Königin Elisabeth (1558 bis 1603) als Gegner der Conformisten u. als Dissenters im engern Sinne; s. Elisabeth, Conformisten, Dissenters. Die P. nannten sich am liebsten Puritaner d. h. solche, welche das Christenthum von allen menschlichen Zuthaten reinigen, auf die einfachste Form zurückführen u. vor allem entsinnlichen, nämlich durch möglichste Beseitigung aller Ceremonien vergeistigen wollten. 1572 gründete der Prediger Field zu Wandsworth bei London die erste von der Hochkirche getrennte presbyterianische Gemeinde. Schon 1573 wurde den P.n alles Predigen u. Schreiben untersagt, die Verfolgungen dauerten unter Jakob I. und Karl I. fort u. trugen außerordentlich viel bei, die Massen zu fanatisiren und den revolutionären Zündstoff zu hellen Flammen anzufachen. 1638


Preißelbeeren, Steinbeeren, die scharlachrothen Früchte des holzigen Krauts Vaccinium vitis idaea, auf trockenem Boden und in rauhem Klima wild wachsend, daher besonders häufig im Norden; die säuerlichen Beeren werden als Erfrischungsmittel genossen, auch eingemacht und als Zukost verwendet.


Premier (–ieh), frz., der Erste; der erste Minister; in Zeitungen der erste Artikel, der Leitartikel.


Prenzlau, –ow, Kreisstadt im Reg.-Bez. Potsdam, ehemals Hauptstadt der Ukermark, an der Uker und dem Unterukersee, mit 14000 E., der gothischen Marienkirche, Gymnasium, Mineralbad, verschiedenen Fabriken. Capitulation des Generals Hohenlohe d. 28. Oct. 1806.


Prerau, mähr. Stadt im Reg.-Bez. Olmütz, mit 4800 E., Tuchmanufakturen, Bergschloß.


Presburg, s. Preßburg.


Presbyodochium, griech., Verpflegungsanstalt für alte Personen.


Presbyopie, griech., Weitsichtigkeit.


Presbyter, griech., Aeltester, wurde in den ersten christlichen Jahrhunderten manchmal der Bischof genannt, zumal gelegentlich selbst Apostel sich mit diesem Namen bezeichnet hatten; im eigentlichen Sinne aber waren P. die Gehilfen des Bischofs, zu letzterm im ähnlichen Verhältnisse stehend, wie einst die 70 Jünger zu den 12 Aposteln, die Priester. Die älteste Kirche kannte auch P. inen, welche gleich den Diakonissinen (s. d.) Kranke pflegten u. die weibliche Jugend unterrichteten, weiters aber jeder kirchlichen Bedeutung entbehrten (I. Kor. 14,34). P. at, das Priesterthum (sacerdotium) im engern Sinne; P. atsweihe, die Priesterweihe im engern u. liturgischen Sinne, durch welche einem bisherigen Diakon das Recht ertheilt wird, das hl. Meßopfer zu feiern u. Sünden zu vergeben. P.ium, hieß in ältester Zeit die Gesammtheit der an einer bischöfl. Kirche angestellten P. u. Diakonen, welche den ständigen Senat des Bischofs bildete u. in allen Angelegenheiten von Bedeutung zu Rathe gezogen wurde z. B. bei Fragen über Disciplin, Bußwesen, Aufnahme fremder Kleriker u. s. f. – Vergl. Archipresbyter, Ordinarius. – P. ialsystem, diejenige Art der protest. Kirchenverfassung, deren erster Grundsatz heißt, daß nicht der Bischof (s. Episcopalsystem), sondern die Kirchengemeinde d. h. das souveräne Volk die Quelle der geistlichen Gewalt und somit dem Volke mindestens ein bedeutender Antheil an der Beaufsichtigung und Verwaltung der Kirchengemeinde zuzugestehen sei. Das P.ialsystem wurde grundsätzlich zuerst von Calvin anerkannt, in Schottland 1561 durch Knox und die „Congregation der Heiligen“ praktisch, in neuerer Zeit durch Aufstellung von sogen. P. ien in den preuß. Rheinlanden, im Nassauischen, Bayern u. s. f. ein Mittelding zwischen Episcopal- und P.ialsystem geschaffen. Die P.ien bestehen aus dem Prediger, dessen etwaigen Gehilfen und einigen Gemeindebürgern; daß aber erstere und überhaupt theologisch gebildete Personen Mitglieder sein müssen, erscheint keineswegs als durchaus nothwendig.


Presbyterianer (also genannt von ihrer auf mißverstandene Bibelstellen sich stützenden Meinung, daß die Würde der Bischöfe ursprünglich in nichts von der der Presbyter verschieden und das Amt der letztern das höchste gewesen sei), die Anhänger der Presbyterialverfassung, s. Presbyter. Historisch traten die P. unter den Calvinisten Großbritanniens auf, und zwar gleich im Anfange der Regierung der Königin Elisabeth (1558 bis 1603) als Gegner der Conformisten u. als Dissenters im engern Sinne; s. Elisabeth, Conformisten, Dissenters. Die P. nannten sich am liebsten Puritaner d. h. solche, welche das Christenthum von allen menschlichen Zuthaten reinigen, auf die einfachste Form zurückführen u. vor allem entsinnlichen, nämlich durch möglichste Beseitigung aller Ceremonien vergeistigen wollten. 1572 gründete der Prediger Field zu Wandsworth bei London die erste von der Hochkirche getrennte presbyterianische Gemeinde. Schon 1573 wurde den P.n alles Predigen u. Schreiben untersagt, die Verfolgungen dauerten unter Jakob I. und Karl I. fort u. trugen außerordentlich viel bei, die Massen zu fanatisiren und den revolutionären Zündstoff zu hellen Flammen anzufachen. 1638

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[606/0607] Preißelbeeren, Steinbeeren, die scharlachrothen Früchte des holzigen Krauts Vaccinium vitis idaea, auf trockenem Boden und in rauhem Klima wild wachsend, daher besonders häufig im Norden; die säuerlichen Beeren werden als Erfrischungsmittel genossen, auch eingemacht und als Zukost verwendet. Premier (–ieh), frz., der Erste; der erste Minister; in Zeitungen der erste Artikel, der Leitartikel. Prenzlau, –ow, Kreisstadt im Reg.-Bez. Potsdam, ehemals Hauptstadt der Ukermark, an der Uker und dem Unterukersee, mit 14000 E., der gothischen Marienkirche, Gymnasium, Mineralbad, verschiedenen Fabriken. Capitulation des Generals Hohenlohe d. 28. Oct. 1806. Prerau, mähr. Stadt im Reg.-Bez. Olmütz, mit 4800 E., Tuchmanufakturen, Bergschloß. Presburg, s. Preßburg. Presbyodochium, griech., Verpflegungsanstalt für alte Personen. Presbyopie, griech., Weitsichtigkeit. Presbyter, griech., Aeltester, wurde in den ersten christlichen Jahrhunderten manchmal der Bischof genannt, zumal gelegentlich selbst Apostel sich mit diesem Namen bezeichnet hatten; im eigentlichen Sinne aber waren P. die Gehilfen des Bischofs, zu letzterm im ähnlichen Verhältnisse stehend, wie einst die 70 Jünger zu den 12 Aposteln, die Priester. Die älteste Kirche kannte auch P. inen, welche gleich den Diakonissinen (s. d.) Kranke pflegten u. die weibliche Jugend unterrichteten, weiters aber jeder kirchlichen Bedeutung entbehrten (I. Kor. 14,34). P. at, das Priesterthum (sacerdotium) im engern Sinne; P. atsweihe, die Priesterweihe im engern u. liturgischen Sinne, durch welche einem bisherigen Diakon das Recht ertheilt wird, das hl. Meßopfer zu feiern u. Sünden zu vergeben. P.ium, hieß in ältester Zeit die Gesammtheit der an einer bischöfl. Kirche angestellten P. u. Diakonen, welche den ständigen Senat des Bischofs bildete u. in allen Angelegenheiten von Bedeutung zu Rathe gezogen wurde z. B. bei Fragen über Disciplin, Bußwesen, Aufnahme fremder Kleriker u. s. f. – Vergl. Archipresbyter, Ordinarius. – P. ialsystem, diejenige Art der protest. Kirchenverfassung, deren erster Grundsatz heißt, daß nicht der Bischof (s. Episcopalsystem), sondern die Kirchengemeinde d. h. das souveräne Volk die Quelle der geistlichen Gewalt und somit dem Volke mindestens ein bedeutender Antheil an der Beaufsichtigung und Verwaltung der Kirchengemeinde zuzugestehen sei. Das P.ialsystem wurde grundsätzlich zuerst von Calvin anerkannt, in Schottland 1561 durch Knox und die „Congregation der Heiligen“ praktisch, in neuerer Zeit durch Aufstellung von sogen. P. ien in den preuß. Rheinlanden, im Nassauischen, Bayern u. s. f. ein Mittelding zwischen Episcopal- und P.ialsystem geschaffen. Die P.ien bestehen aus dem Prediger, dessen etwaigen Gehilfen und einigen Gemeindebürgern; daß aber erstere und überhaupt theologisch gebildete Personen Mitglieder sein müssen, erscheint keineswegs als durchaus nothwendig. Presbyterianer (also genannt von ihrer auf mißverstandene Bibelstellen sich stützenden Meinung, daß die Würde der Bischöfe ursprünglich in nichts von der der Presbyter verschieden und das Amt der letztern das höchste gewesen sei), die Anhänger der Presbyterialverfassung, s. Presbyter. Historisch traten die P. unter den Calvinisten Großbritanniens auf, und zwar gleich im Anfange der Regierung der Königin Elisabeth (1558 bis 1603) als Gegner der Conformisten u. als Dissenters im engern Sinne; s. Elisabeth, Conformisten, Dissenters. Die P. nannten sich am liebsten Puritaner d. h. solche, welche das Christenthum von allen menschlichen Zuthaten reinigen, auf die einfachste Form zurückführen u. vor allem entsinnlichen, nämlich durch möglichste Beseitigung aller Ceremonien vergeistigen wollten. 1572 gründete der Prediger Field zu Wandsworth bei London die erste von der Hochkirche getrennte presbyterianische Gemeinde. Schon 1573 wurde den P.n alles Predigen u. Schreiben untersagt, die Verfolgungen dauerten unter Jakob I. und Karl I. fort u. trugen außerordentlich viel bei, die Massen zu fanatisiren und den revolutionären Zündstoff zu hellen Flammen anzufachen. 1638

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 606. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/607>, abgerufen am 23.11.2024.