Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

Bild:
<< vorherige Seite

Vienne, ehemals der Provinz Poitou, ist Bischofssitz, hat 31500 E., eine Akademie, mehre Colleges, botanischen Garten, öffentliche Bibliothek, Fabriken, Garten- und Weinbau.


Poitiers, Diana de, geb. um 1500, wurde als 47 jährige Wittwe Geliebte des franz. Königs Heinrich II., hat keine geschichtliche Bedeutung; sie st. 1566.


Poitou (Poatu), ehemalige Provinz in Frankreich, zwischen Bretagne, Anjou, Touraine, Marche, Angoumois, Saintonge und dem atlant. Ocean, war in Ober- und Nieder-P. getheilt und hatte Poitiers zur Hauptstadt.


Pojak, russ. Maß = 765/8 Pariser Kubikzoll.


Pokutien, alter Name eines Theils von dem westl. Galizien, zwischen Dniestr, Pruth und den Karpathen, an die Bukowina stoßend.


Pol, Pole, nennt man in der Mathematik die Endpunkte des Durchmessers einer Kugel, welcher auf der Ebene eines der Kugelkreise senkrecht steht; in der Geographie und Astronomie die 2 Punkte der Erdoberfläche und der Himmelskugel, welche bei der Umdrehung der Erde und der scheinbaren des Himmels in Ruhe bleiben, somit die Endpunkte der Erd- u. Himmelsaxe (Erd-P.e u. Welt-P.e). Man unterscheidet den Nord- u. Süd-P., jeder von allen Punkten des Aequators 90° entfernt, daher auch P.e des Aequators genannt, zum Unterschied von den P.en der Ekliptik, die eben so weit von allen Punkten der Ekliptik abstehen. In der Physik heißen P. die beiden Endpunkte eines Magnets, ebenfalls Nord- und Süd-P. (s. Magnetismus); ferner die beiden Enden der offenen Volta'schen Säule, positiver und negativer P.


Pola, Stadt in der österr. Markgrafschaft Istrien am adriat. Meere, mit herrlichem Hafen, der zum Hauptkriegshafen der österr. Monarchie bestimmt ist, zählt 1600 E. P. ist das röm. Pietas Julia, von dem noch merkwürdige und zahlreiche Ueberreste vorhanden sind; auch im Mittelalter war P. bedeutend, bis es durch Pisa, Genua u. zuletzt durch Venedig zu Grunde gerichtet wurde.


Polaccra, Polacre, 3mastiges Lastschiff ohne Stengen, das auch gerudert werden kann.


Polarisation des Lichts. Es gibt Körper, welche jeden einzelnen weißen Lichtstrahl gleichsam in 4 Strahlen zu spalten im Stande sind, wovon immer je 2 unter rechten Winkeln abstehende Strahlen gleiche und 2 unter einem gestreckten Winkel = 180° divergirende Strahlen entgegengesetzte Eigenschaften zeigen. Von der Aehnlichkeit dieser Verhältnisse mit der Polarität des Magnets hat Malus diese eigenthümliche Theilung des Lichtstrahls P. genannt. Das polare Verhältniß der einzelnen getheilten d. h. polarisirten Strahlen besteht darin, daß der eine polarische Strahl unter Umständen vollständig zurückgeworfen, der andere dagegen vollständig durchgelassen wird u. umgekehrt. Veranlassung zur Entdeckung der P. gab die Entdeckung der doppelten Strahlenbrechung im isländischen Kalkspath, Doppelspath genannt, durch Bartholinus im 17. Jahrh. Die Gesetze dieses Phänomens hat Huyghens beinahe vollständig entdeckt, Zusätze gaben hauptsächlich Malus, Wollaston, Biot u. Fresnel. Der Doppelspath, welcher die doppelte Strahlenbrechung am vollständigsten zeigt, läßt vermöge dieser Eigenschaft jeden Gegenstand, dessen Lichtstrahlen durch ihn fallen, doppelt erscheinen. Später entdeckte man, daß noch eine sehr große Anzahl von festen und flüssigen Körpern diese Eigenschaft besitzt. Das eine der beiden Bilder entwirft sich nach den Gesetzen der gewöhnlichen Brechung mit constantem Brechungsexponenten, das andere, nach den Gesetzen der ungewöhnlichen Brechung, mit von dem Einfallswinkel abhängigem, veränderlichem Brechungsindex. Untersucht man den Doppelspath, so zeigt sich folgendes: Fällt ein Lichtstrahl senkrecht auf den Krystall (dessen Kerngestalt ein Rhomboeder ist), so geht ein Theil unverändert durch, der andere erleidet die ungewöhnliche Brechung. Fällt ein Strahl schief, so wird er in 2 Bündel gebrochen. Schleift man einen Doppelspathkrystall so, daß Flächen entstehen, die entweder mit dem Hauptschnitt des Krystalls parallel sind oder auf diesem u. damit auf der Achse senkrecht stehen,

Vienne, ehemals der Provinz Poitou, ist Bischofssitz, hat 31500 E., eine Akademie, mehre Colléges, botanischen Garten, öffentliche Bibliothek, Fabriken, Garten- und Weinbau.


Poitiers, Diana de, geb. um 1500, wurde als 47 jährige Wittwe Geliebte des franz. Königs Heinrich II., hat keine geschichtliche Bedeutung; sie st. 1566.


Poitou (Poatu), ehemalige Provinz in Frankreich, zwischen Bretagne, Anjou, Touraine, Marche, Angoumois, Saintonge und dem atlant. Ocean, war in Ober- und Nieder-P. getheilt und hatte Poitiers zur Hauptstadt.


Pojak, russ. Maß = 765/8 Pariser Kubikzoll.


Pokutien, alter Name eines Theils von dem westl. Galizien, zwischen Dniestr, Pruth und den Karpathen, an die Bukowina stoßend.


Pol, Pole, nennt man in der Mathematik die Endpunkte des Durchmessers einer Kugel, welcher auf der Ebene eines der Kugelkreise senkrecht steht; in der Geographie und Astronomie die 2 Punkte der Erdoberfläche und der Himmelskugel, welche bei der Umdrehung der Erde und der scheinbaren des Himmels in Ruhe bleiben, somit die Endpunkte der Erd- u. Himmelsaxe (Erd-P.e u. Welt-P.e). Man unterscheidet den Nord- u. Süd-P., jeder von allen Punkten des Aequators 90° entfernt, daher auch P.e des Aequators genannt, zum Unterschied von den P.en der Ekliptik, die eben so weit von allen Punkten der Ekliptik abstehen. In der Physik heißen P. die beiden Endpunkte eines Magnets, ebenfalls Nord- und Süd-P. (s. Magnetismus); ferner die beiden Enden der offenen Voltaʼschen Säule, positiver und negativer P.


Pola, Stadt in der österr. Markgrafschaft Istrien am adriat. Meere, mit herrlichem Hafen, der zum Hauptkriegshafen der österr. Monarchie bestimmt ist, zählt 1600 E. P. ist das röm. Pietas Julia, von dem noch merkwürdige und zahlreiche Ueberreste vorhanden sind; auch im Mittelalter war P. bedeutend, bis es durch Pisa, Genua u. zuletzt durch Venedig zu Grunde gerichtet wurde.


Polaccra, Polacre, 3mastiges Lastschiff ohne Stengen, das auch gerudert werden kann.


Polarisation des Lichts. Es gibt Körper, welche jeden einzelnen weißen Lichtstrahl gleichsam in 4 Strahlen zu spalten im Stande sind, wovon immer je 2 unter rechten Winkeln abstehende Strahlen gleiche und 2 unter einem gestreckten Winkel = 180° divergirende Strahlen entgegengesetzte Eigenschaften zeigen. Von der Aehnlichkeit dieser Verhältnisse mit der Polarität des Magnets hat Malus diese eigenthümliche Theilung des Lichtstrahls P. genannt. Das polare Verhältniß der einzelnen getheilten d. h. polarisirten Strahlen besteht darin, daß der eine polarische Strahl unter Umständen vollständig zurückgeworfen, der andere dagegen vollständig durchgelassen wird u. umgekehrt. Veranlassung zur Entdeckung der P. gab die Entdeckung der doppelten Strahlenbrechung im isländischen Kalkspath, Doppelspath genannt, durch Bartholinus im 17. Jahrh. Die Gesetze dieses Phänomens hat Huyghens beinahe vollständig entdeckt, Zusätze gaben hauptsächlich Malus, Wollaston, Biot u. Fresnel. Der Doppelspath, welcher die doppelte Strahlenbrechung am vollständigsten zeigt, läßt vermöge dieser Eigenschaft jeden Gegenstand, dessen Lichtstrahlen durch ihn fallen, doppelt erscheinen. Später entdeckte man, daß noch eine sehr große Anzahl von festen und flüssigen Körpern diese Eigenschaft besitzt. Das eine der beiden Bilder entwirft sich nach den Gesetzen der gewöhnlichen Brechung mit constantem Brechungsexponenten, das andere, nach den Gesetzen der ungewöhnlichen Brechung, mit von dem Einfallswinkel abhängigem, veränderlichem Brechungsindex. Untersucht man den Doppelspath, so zeigt sich folgendes: Fällt ein Lichtstrahl senkrecht auf den Krystall (dessen Kerngestalt ein Rhomboëder ist), so geht ein Theil unverändert durch, der andere erleidet die ungewöhnliche Brechung. Fällt ein Strahl schief, so wird er in 2 Bündel gebrochen. Schleift man einen Doppelspathkrystall so, daß Flächen entstehen, die entweder mit dem Hauptschnitt des Krystalls parallel sind oder auf diesem u. damit auf der Achse senkrecht stehen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0570" n="569"/>
Vienne, ehemals der Provinz Poitou, ist Bischofssitz, hat 31500 E., eine Akademie, mehre Colléges, botanischen Garten, öffentliche Bibliothek, Fabriken, Garten- und Weinbau.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Poitiers</hi>, Diana de, geb. um 1500, wurde als 47 jährige Wittwe Geliebte des franz. Königs Heinrich II., hat keine geschichtliche Bedeutung; sie st. 1566.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Poitou</hi> (Poatu), ehemalige Provinz in Frankreich, zwischen Bretagne, Anjou, Touraine, Marche, Angoumois, Saintonge und dem atlant. Ocean, war in Ober- und <hi rendition="#g">Nieder</hi>-P. getheilt und hatte <hi rendition="#g">Poitiers</hi> zur Hauptstadt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Pojak</hi>, russ. Maß = 76<hi rendition="#sup">5</hi>/<hi rendition="#sub">8</hi> Pariser Kubikzoll.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Pokutien</hi>, alter Name eines Theils von dem westl. Galizien, zwischen Dniestr, Pruth und den Karpathen, an die Bukowina stoßend.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Pol</hi>, <hi rendition="#g">Pole</hi>, nennt man in der Mathematik die Endpunkte des Durchmessers einer Kugel, welcher auf der Ebene eines der Kugelkreise senkrecht steht; in der Geographie und Astronomie die 2 Punkte der Erdoberfläche und der Himmelskugel, welche bei der Umdrehung der Erde und der scheinbaren des Himmels in Ruhe bleiben, somit die Endpunkte der Erd- u. Himmelsaxe (Erd-P.e u. Welt-P.e). Man unterscheidet den <hi rendition="#g">Nord-</hi> u. <hi rendition="#g">Süd-P.</hi>, jeder von allen Punkten des Aequators 90° entfernt, daher auch P.e <hi rendition="#g">des Aequators</hi> genannt, zum Unterschied von den P.en der Ekliptik, die eben so weit von allen Punkten der Ekliptik abstehen. In der Physik heißen P. die beiden Endpunkte eines Magnets, ebenfalls Nord- und Süd-P. (s. Magnetismus); ferner die beiden Enden der offenen Volta&#x02BC;schen Säule, positiver und negativer P.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Pola</hi>, Stadt in der österr. Markgrafschaft Istrien am adriat. Meere, mit herrlichem Hafen, der zum Hauptkriegshafen der österr. Monarchie bestimmt ist, zählt 1600 E. P. ist das röm. <hi rendition="#i">Pietas Julia</hi>, von dem noch merkwürdige und zahlreiche Ueberreste vorhanden sind; auch im Mittelalter war P. bedeutend, bis es durch Pisa, Genua u. zuletzt durch Venedig zu Grunde gerichtet wurde.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Polaccra</hi>, <hi rendition="#g">Polacre</hi>, 3mastiges Lastschiff ohne Stengen, das auch gerudert werden kann.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Polarisation des Lichts</hi>. Es gibt Körper, welche jeden einzelnen weißen Lichtstrahl gleichsam in 4 Strahlen zu spalten im Stande sind, wovon immer je 2 unter rechten Winkeln abstehende Strahlen <hi rendition="#g">gleiche</hi> und 2 unter einem gestreckten Winkel = 180° divergirende Strahlen <hi rendition="#g">entgegengesetzte</hi> Eigenschaften zeigen. Von der Aehnlichkeit dieser Verhältnisse mit der Polarität des Magnets hat Malus diese eigenthümliche Theilung des Lichtstrahls P. genannt. Das polare Verhältniß der einzelnen getheilten d. h. polarisirten Strahlen besteht darin, daß der eine polarische Strahl unter Umständen vollständig zurückgeworfen, der andere dagegen vollständig durchgelassen wird u. umgekehrt. Veranlassung zur Entdeckung der P. gab die Entdeckung der doppelten Strahlenbrechung im isländischen Kalkspath, Doppelspath genannt, durch Bartholinus im 17. Jahrh. Die Gesetze dieses Phänomens hat Huyghens beinahe vollständig entdeckt, Zusätze gaben hauptsächlich Malus, Wollaston, Biot u. Fresnel. Der Doppelspath, welcher die doppelte Strahlenbrechung am vollständigsten zeigt, läßt vermöge dieser Eigenschaft jeden Gegenstand, dessen Lichtstrahlen durch ihn fallen, doppelt erscheinen. Später entdeckte man, daß noch eine sehr große Anzahl von festen und flüssigen Körpern diese Eigenschaft besitzt. Das eine der beiden Bilder entwirft sich nach den Gesetzen der gewöhnlichen Brechung mit constantem Brechungsexponenten, das andere, nach den Gesetzen der ungewöhnlichen Brechung, mit von dem Einfallswinkel abhängigem, veränderlichem Brechungsindex. Untersucht man den Doppelspath, so zeigt sich folgendes: Fällt ein Lichtstrahl senkrecht auf den Krystall (dessen Kerngestalt ein Rhomboëder ist), so geht ein Theil unverändert durch, der andere erleidet die ungewöhnliche Brechung. Fällt ein Strahl schief, so wird er in 2 Bündel gebrochen. Schleift man einen Doppelspathkrystall so, daß Flächen entstehen, die entweder mit dem Hauptschnitt des Krystalls parallel sind oder auf diesem u. damit auf der Achse senkrecht stehen,
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[569/0570] Vienne, ehemals der Provinz Poitou, ist Bischofssitz, hat 31500 E., eine Akademie, mehre Colléges, botanischen Garten, öffentliche Bibliothek, Fabriken, Garten- und Weinbau. Poitiers, Diana de, geb. um 1500, wurde als 47 jährige Wittwe Geliebte des franz. Königs Heinrich II., hat keine geschichtliche Bedeutung; sie st. 1566. Poitou (Poatu), ehemalige Provinz in Frankreich, zwischen Bretagne, Anjou, Touraine, Marche, Angoumois, Saintonge und dem atlant. Ocean, war in Ober- und Nieder-P. getheilt und hatte Poitiers zur Hauptstadt. Pojak, russ. Maß = 765/8 Pariser Kubikzoll. Pokutien, alter Name eines Theils von dem westl. Galizien, zwischen Dniestr, Pruth und den Karpathen, an die Bukowina stoßend. Pol, Pole, nennt man in der Mathematik die Endpunkte des Durchmessers einer Kugel, welcher auf der Ebene eines der Kugelkreise senkrecht steht; in der Geographie und Astronomie die 2 Punkte der Erdoberfläche und der Himmelskugel, welche bei der Umdrehung der Erde und der scheinbaren des Himmels in Ruhe bleiben, somit die Endpunkte der Erd- u. Himmelsaxe (Erd-P.e u. Welt-P.e). Man unterscheidet den Nord- u. Süd-P., jeder von allen Punkten des Aequators 90° entfernt, daher auch P.e des Aequators genannt, zum Unterschied von den P.en der Ekliptik, die eben so weit von allen Punkten der Ekliptik abstehen. In der Physik heißen P. die beiden Endpunkte eines Magnets, ebenfalls Nord- und Süd-P. (s. Magnetismus); ferner die beiden Enden der offenen Voltaʼschen Säule, positiver und negativer P. Pola, Stadt in der österr. Markgrafschaft Istrien am adriat. Meere, mit herrlichem Hafen, der zum Hauptkriegshafen der österr. Monarchie bestimmt ist, zählt 1600 E. P. ist das röm. Pietas Julia, von dem noch merkwürdige und zahlreiche Ueberreste vorhanden sind; auch im Mittelalter war P. bedeutend, bis es durch Pisa, Genua u. zuletzt durch Venedig zu Grunde gerichtet wurde. Polaccra, Polacre, 3mastiges Lastschiff ohne Stengen, das auch gerudert werden kann. Polarisation des Lichts. Es gibt Körper, welche jeden einzelnen weißen Lichtstrahl gleichsam in 4 Strahlen zu spalten im Stande sind, wovon immer je 2 unter rechten Winkeln abstehende Strahlen gleiche und 2 unter einem gestreckten Winkel = 180° divergirende Strahlen entgegengesetzte Eigenschaften zeigen. Von der Aehnlichkeit dieser Verhältnisse mit der Polarität des Magnets hat Malus diese eigenthümliche Theilung des Lichtstrahls P. genannt. Das polare Verhältniß der einzelnen getheilten d. h. polarisirten Strahlen besteht darin, daß der eine polarische Strahl unter Umständen vollständig zurückgeworfen, der andere dagegen vollständig durchgelassen wird u. umgekehrt. Veranlassung zur Entdeckung der P. gab die Entdeckung der doppelten Strahlenbrechung im isländischen Kalkspath, Doppelspath genannt, durch Bartholinus im 17. Jahrh. Die Gesetze dieses Phänomens hat Huyghens beinahe vollständig entdeckt, Zusätze gaben hauptsächlich Malus, Wollaston, Biot u. Fresnel. Der Doppelspath, welcher die doppelte Strahlenbrechung am vollständigsten zeigt, läßt vermöge dieser Eigenschaft jeden Gegenstand, dessen Lichtstrahlen durch ihn fallen, doppelt erscheinen. Später entdeckte man, daß noch eine sehr große Anzahl von festen und flüssigen Körpern diese Eigenschaft besitzt. Das eine der beiden Bilder entwirft sich nach den Gesetzen der gewöhnlichen Brechung mit constantem Brechungsexponenten, das andere, nach den Gesetzen der ungewöhnlichen Brechung, mit von dem Einfallswinkel abhängigem, veränderlichem Brechungsindex. Untersucht man den Doppelspath, so zeigt sich folgendes: Fällt ein Lichtstrahl senkrecht auf den Krystall (dessen Kerngestalt ein Rhomboëder ist), so geht ein Theil unverändert durch, der andere erleidet die ungewöhnliche Brechung. Fällt ein Strahl schief, so wird er in 2 Bündel gebrochen. Schleift man einen Doppelspathkrystall so, daß Flächen entstehen, die entweder mit dem Hauptschnitt des Krystalls parallel sind oder auf diesem u. damit auf der Achse senkrecht stehen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-08-19T11:47:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-08-19T11:47:18Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/570
Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 569. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/570>, abgerufen am 24.08.2024.