Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.nur der anklagen, welcher von der Glut des protestant. Glaubenshasses in jener Zeit nichts weiß oder nichts wissen will. In seinem häuslichen Leben war P. II. nicht glücklich; sein Sohn aus 1. Ehe, Don Carlos, war ein unfähiger und bösartiger Prinz, der seinem Vater nachstellte, 1568 aber eines natürlichen Todes st., nicht hingerichtet wurde; die Heirath mit Maria von England blieb kinderlos; P.s II. 3. Gemahlin, Elisabeth von Valois, gebar die Infantin Clara Eugenia, st. aber 1568 und wurde von ihrem Gemahle aufrichtig betrauert; aus seiner 4. Ehe mit der Erzherzogin Anna stammte P. III., der Thronfolger. P. II. st. den 13. Sept. 1598. Philipp III., geb. 1578, regierte von 1598-1621, ein schwacher Fürst, von seinem Vater bis zuletzt von allen Staatsgeschäften zurückgehalten, vertrieb die Moriskos und schloß 1609 mit den Niederländern den Waffenstillstand von Antwerpen. - P. IV., Sohn des Vorigen, geb. 1605, regierte 1621-65, s. Olivarez und Spanien. Philipp V., König von Spanien, 1701-46, Enkel Ludwigs XIV., geb. 1683, durch das Testament Karls II. u. den span. Erbfolgekrieg auf den span. Thron gehoben, ließ sich von seinen Gemahlinen Louise von Savoyen und Elisabeth Farnese leiten; vgl. Spanien und Alberoni. Philipp I., König von Frankreich, 1060-1108, ohne besondere Bedeutung. - P. II., August, 1180-1223, geb. 1165, stellte die öffentliche Sicherheit her, machte 1190 einen kurzen Kreuzzug, nahm den Engländern die Normandie, Anjou, Maine, Touraine u. Poitou ab, schlug 1214 bei Bovines den Kaiser Otto IV., Englands Verbündeten, griff jedoch England vergebens an; er gehört zu den Gründern der frz. Macht. Seine 2. Gemahlin, die dän. Prinzessin Ingeburg, verstieß er, mußte sich jedoch von Papst Innocenz III. gezwungen wieder mit ihr aussöhnen; er st. 14. Juli 1223. - P. III., der Kühne, regierte von 1270-85, vereinigte Toulouse u. Provence, griff aber Aragonien vergeblich an. - P. IV., der Schöne, König von 1285-1314, Sohn des Vorigen, geb. 1267, führte einen schweren Krieg um Flandern, änderte die Grundlagen der franz. Verfassung, erniedrigte den päpstlichen Stuhl, vernichtete die Tempelherren; vgl. Frankreich, Bonifaz VIII., Clemens V. - P. V., Sohn des Vorigen, folgte seinem älteren Bruder Ludwig X. 1316, indem er dessen Tochter Johanna vom Throne ausschloß, regierte bis 1322. - P. VI., König von Frankreich, 1328 bis 1350, Sohn Karls von Valois, des Bruders von Philipp IV., intervenirte glücklich in Flandern, gewann die Dauphine, verlor aber gegen die Engländer die Schlacht von Crecy (1346). Philipp der Kühne, Herzog von Burgund, 1363-1404, Sohn Königs Johann von Frankreich, erheirathete die Franche Comte, Flandern und Artois, führte auch wiederholt die Regentschaft für den französ. König Karl VI. Sein Enkel, Philipp der Gute, 1419-67, geb. 1396, erweiterte sein Gebiet, so daß er einer der reichsten u. mächtigsten Fürsten seiner Zeit war; er st. 15. Juli 1467. Vgl. Burgund. Philipp I., der Großmüthige, Landgraf von Hessen, geb. 1504, regierte unter Vormundschaft 1509-18, selbstständig 1518-67, einer der Fürsten, welche Luthers Reformation zu leiten und im eigenen Interesse auszubeuten verstanden. Beim Anfang der großen Bewegung überwand er 1523 mit Pfalz und Trier verbunden die Erhebung des Adels unter Franz von Sickingen, 1525 die der thüring'schen Bauern, führte 1526 die Reformation in Hessen ein, verbündete sich mit Frankreich, setzte durch dasselbe mit Subsidien unterstützt 1534 den vertriebenen Herzog Ulrich von Württemberg wieder ein, trat mit dem Kurfürsten von Sachsen 1535 an die Spitze des Schmalkaldischen Bundes, führte den Krieg ohne Verstand und Muth, ergab sich nach der Schlacht bei Mühlberg (1547) dem Kaiser u. blieb bis 1552 dessen Gefangener. Er st. 31. März 1567, nachdem er sein Land unter seine 4 Söhne, die ihm seine Gemahlin Christine von Sachsen geboren, getheilt hatte; zu dieser hatte er sich ein 2. Weib nur der anklagen, welcher von der Glut des protestant. Glaubenshasses in jener Zeit nichts weiß oder nichts wissen will. In seinem häuslichen Leben war P. II. nicht glücklich; sein Sohn aus 1. Ehe, Don Carlos, war ein unfähiger und bösartiger Prinz, der seinem Vater nachstellte, 1568 aber eines natürlichen Todes st., nicht hingerichtet wurde; die Heirath mit Maria von England blieb kinderlos; P.s II. 3. Gemahlin, Elisabeth von Valois, gebar die Infantin Clara Eugenia, st. aber 1568 und wurde von ihrem Gemahle aufrichtig betrauert; aus seiner 4. Ehe mit der Erzherzogin Anna stammte P. III., der Thronfolger. P. II. st. den 13. Sept. 1598. Philipp III., geb. 1578, regierte von 1598–1621, ein schwacher Fürst, von seinem Vater bis zuletzt von allen Staatsgeschäften zurückgehalten, vertrieb die Moriskos und schloß 1609 mit den Niederländern den Waffenstillstand von Antwerpen. – P. IV., Sohn des Vorigen, geb. 1605, regierte 1621–65, s. Olivarez und Spanien. Philipp V., König von Spanien, 1701–46, Enkel Ludwigs XIV., geb. 1683, durch das Testament Karls II. u. den span. Erbfolgekrieg auf den span. Thron gehoben, ließ sich von seinen Gemahlinen Louise von Savoyen und Elisabeth Farnese leiten; vgl. Spanien und Alberoni. Philipp I., König von Frankreich, 1060–1108, ohne besondere Bedeutung. – P. II., August, 1180–1223, geb. 1165, stellte die öffentliche Sicherheit her, machte 1190 einen kurzen Kreuzzug, nahm den Engländern die Normandie, Anjou, Maine, Touraine u. Poitou ab, schlug 1214 bei Bovines den Kaiser Otto IV., Englands Verbündeten, griff jedoch England vergebens an; er gehört zu den Gründern der frz. Macht. Seine 2. Gemahlin, die dän. Prinzessin Ingeburg, verstieß er, mußte sich jedoch von Papst Innocenz III. gezwungen wieder mit ihr aussöhnen; er st. 14. Juli 1223. – P. III., der Kühne, regierte von 1270–85, vereinigte Toulouse u. Provence, griff aber Aragonien vergeblich an. – P. IV., der Schöne, König von 1285–1314, Sohn des Vorigen, geb. 1267, führte einen schweren Krieg um Flandern, änderte die Grundlagen der franz. Verfassung, erniedrigte den päpstlichen Stuhl, vernichtete die Tempelherren; vgl. Frankreich, Bonifaz VIII., Clemens V. – P. V., Sohn des Vorigen, folgte seinem älteren Bruder Ludwig X. 1316, indem er dessen Tochter Johanna vom Throne ausschloß, regierte bis 1322. – P. VI., König von Frankreich, 1328 bis 1350, Sohn Karls von Valois, des Bruders von Philipp IV., intervenirte glücklich in Flandern, gewann die Dauphiné, verlor aber gegen die Engländer die Schlacht von Crécy (1346). Philipp der Kühne, Herzog von Burgund, 1363–1404, Sohn Königs Johann von Frankreich, erheirathete die Franche Comté, Flandern und Artois, führte auch wiederholt die Regentschaft für den französ. König Karl VI. Sein Enkel, Philipp der Gute, 1419–67, geb. 1396, erweiterte sein Gebiet, so daß er einer der reichsten u. mächtigsten Fürsten seiner Zeit war; er st. 15. Juli 1467. Vgl. Burgund. Philipp I., der Großmüthige, Landgraf von Hessen, geb. 1504, regierte unter Vormundschaft 1509–18, selbstständig 1518–67, einer der Fürsten, welche Luthers Reformation zu leiten und im eigenen Interesse auszubeuten verstanden. Beim Anfang der großen Bewegung überwand er 1523 mit Pfalz und Trier verbunden die Erhebung des Adels unter Franz von Sickingen, 1525 die der thüringʼschen Bauern, führte 1526 die Reformation in Hessen ein, verbündete sich mit Frankreich, setzte durch dasselbe mit Subsidien unterstützt 1534 den vertriebenen Herzog Ulrich von Württemberg wieder ein, trat mit dem Kurfürsten von Sachsen 1535 an die Spitze des Schmalkaldischen Bundes, führte den Krieg ohne Verstand und Muth, ergab sich nach der Schlacht bei Mühlberg (1547) dem Kaiser u. blieb bis 1552 dessen Gefangener. Er st. 31. März 1567, nachdem er sein Land unter seine 4 Söhne, die ihm seine Gemahlin Christine von Sachsen geboren, getheilt hatte; zu dieser hatte er sich ein 2. Weib <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0527" n="526"/> nur der anklagen, welcher von der Glut des protestant. Glaubenshasses in jener Zeit nichts weiß oder nichts wissen will. In seinem häuslichen Leben war P. 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Philipp III., geb. 1578, regierte von 1598–1621, ein schwacher Fürst, von seinem Vater bis zuletzt von allen Staatsgeschäften zurückgehalten, vertrieb die Moriskos und schloß 1609 mit den Niederländern den Waffenstillstand von Antwerpen. – P. IV., Sohn des Vorigen, geb. 1605, regierte 1621–65, s. Olivarez und Spanien.
Philipp V., König von Spanien, 1701–46, Enkel Ludwigs XIV., geb. 1683, durch das Testament Karls II. u. den span. Erbfolgekrieg auf den span. Thron gehoben, ließ sich von seinen Gemahlinen Louise von Savoyen und Elisabeth Farnese leiten; vgl. Spanien und Alberoni.
Philipp I., König von Frankreich, 1060–1108, ohne besondere Bedeutung. – P. II., August, 1180–1223, geb. 1165, stellte die öffentliche Sicherheit her, machte 1190 einen kurzen Kreuzzug, nahm den Engländern die Normandie, Anjou, Maine, Touraine u. Poitou ab, schlug 1214 bei Bovines den Kaiser Otto IV., Englands Verbündeten, griff jedoch England vergebens an; er gehört zu den Gründern der frz. Macht. Seine 2. Gemahlin, die dän. Prinzessin Ingeburg, verstieß er, mußte sich jedoch von Papst Innocenz III. gezwungen wieder mit ihr aussöhnen; er st. 14. Juli 1223. – P. III., der Kühne, regierte von 1270–85, vereinigte Toulouse u. Provence, griff aber Aragonien vergeblich an. – P. IV., der Schöne, König von 1285–1314, Sohn des Vorigen, geb. 1267, führte einen schweren Krieg um Flandern, änderte die Grundlagen der franz. Verfassung, erniedrigte den päpstlichen Stuhl, vernichtete die Tempelherren; vgl. Frankreich, Bonifaz VIII., Clemens V. – P. V., Sohn des Vorigen, folgte seinem älteren Bruder Ludwig X. 1316, indem er dessen Tochter Johanna vom Throne ausschloß, regierte bis 1322. – P. VI., König von Frankreich, 1328 bis 1350, Sohn Karls von Valois, des Bruders von Philipp IV., intervenirte glücklich in Flandern, gewann die Dauphiné, verlor aber gegen die Engländer die Schlacht von Crécy (1346).
Philipp der Kühne, Herzog von Burgund, 1363–1404, Sohn Königs Johann von Frankreich, erheirathete die Franche Comté, Flandern und Artois, führte auch wiederholt die Regentschaft für den französ. König Karl VI. Sein Enkel, Philipp der Gute, 1419–67, geb. 1396, erweiterte sein Gebiet, so daß er einer der reichsten u. mächtigsten Fürsten seiner Zeit war; er st. 15. Juli 1467. Vgl. Burgund.
Philipp I., der Großmüthige, Landgraf von Hessen, geb. 1504, regierte unter Vormundschaft 1509–18, selbstständig 1518–67, einer der Fürsten, welche Luthers Reformation zu leiten und im eigenen Interesse auszubeuten verstanden. Beim Anfang der großen Bewegung überwand er 1523 mit Pfalz und Trier verbunden die Erhebung des Adels unter Franz von Sickingen, 1525 die der thüringʼschen Bauern, führte 1526 die Reformation in Hessen ein, verbündete sich mit Frankreich, setzte durch dasselbe mit Subsidien unterstützt 1534 den vertriebenen Herzog Ulrich von Württemberg wieder ein, trat mit dem Kurfürsten von Sachsen 1535 an die Spitze des Schmalkaldischen Bundes, führte den Krieg ohne Verstand und Muth, ergab sich nach der Schlacht bei Mühlberg (1547) dem Kaiser u. blieb bis 1552 dessen Gefangener. Er st. 31. März 1567, nachdem er sein Land unter seine 4 Söhne, die ihm seine Gemahlin Christine von Sachsen geboren, getheilt hatte; zu dieser hatte er sich ein 2. Weib
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