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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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namentlich durch ihn zu einem Mittelpunkte der Reformation in Südostdeutschland wurde, führte seit 1531 mit seinen Collegen einen langjährigen Kanzelkrieg, in welchem er statt der allgemeinen die besondere Absolution durch einen Geistlichen als nothwendige Bedingung der Sündenvergebung verfocht u. fand sich zuletzt durch die Eigenmächtigkeit des Stadtrathes veranlaßt, seinen Posten freiwillig aufzugeben. O. wurde in Königsberg 1548 Pastor, 1549 Professor der Theologie an der neu errichteten Universität, 1551 Vicepräsident des Bisthums von Samland und starb 1552, nachdem er bis in seine letzten Tage seine Ansichten über das Ebenbild Gottes, in letzter Zeit besonders heftig gegen den Pastor Mörlin seine Meinung über die Rechtfertigungslehre von der Kanzel herabgedonnert hatte. (O. hielt ganz vernünftig die innere wirkliche Gerechtigkeit des Menschen für nothwendig zur Seligkeit.) O. entwickelte seinen Osiandrianismus in vielen derben Streitschriften, aber schon 1566 brachen über seine Anhänger, die Osiandristen, Verfolgungen herein. - O., Lukas der Aeltere, der Sohn des Vorigen, geb. 1534, gest. 1604 in Stuttgart, und Lukas der Jüngere, der Enkel des erstgenannten, geb. 1562 zu Stuttgart, gest. 1638 zu Tübingen, erwarben als Theologen und Polemiker gleichfalls einen Namen.


Osinski, Ludwig, geb. 1775 in Podlachien, lange im Staatsdienste, privatisirte seit 1831, st. 1838, polnischer Redner, Dichter und trefflicher Uebersetzer ("Gedichte" 1787; Uebersetzung des Corneille 1801-1804).


Osiris, Gott der alten Aegypter, Bruder und Gemahl der Isis (s. d.), die personificirte wohlthätige Macht der Sonne, kommt auf den Denkmälern in verschiedenen Abbildungen vor.


Oskar, Joseph Franz, geb. 4. Juli 1799 zu Paris, Sohn des damaligen republikan. Generals Bernadotte, erhielt als dieser König von Schweden (Karl XIV. Johann) geworden, den Titel eines Herzogs von Südermanland, vermählte sich 1823 mit Josephine Maximiliane Auguste Eugenie, einer Tochter des Herzogs Eugen von Leuchtenberg, bestieg den Thron 4. März 1844. Der Kronprinz ist Karl Ludwig Eugen, Herzog von Schonen, geb. 3. Mai 1826.


Osker, Osci, Opici Opsci, altitalische Völkerschaft in Mittelitalien, besonders in Campanien, wurde von Tyrrhenern und sabellischen Stämmen unterjocht, ging aber nur allmälig in dem gemeinen Volke auf und die Sprache erhielt sich bis in die letzten Zeiten der röm. Republik. Ueber die Sprachdenkmäler der O. haben Grotefend, Mommsen und Lepsius Untersuchungen angestellt.


Osmanisches Reich, Türkei, Reich der Hohen Pforte, begreift in Europa außer den mittelbar abhängigen Fürstenthümern Moldau, Walachei und Serbien die Provinzen Rumelien, Bosnien, Herzegowina, Albanien, Bulgarien, Macedonien, Thessalien, die meisten Inseln des alten Griechenlands; in Asien: Kleinasien oder Anatolien, Armenien, Kurdistan, Mesopotamien, Irak Arabi, Syrien mit Palästina, die hl. Städte in Arabien; in Afrika: Aegypten mit Nubien, Tunis, Fezzan u. Tripoli, im Ganzen eine Ländermasse von 64000 #M. mit vielleicht 35 Mill. E. (Ueber diese verschiedene Länder vgl. die einzelnen Artikel.) Die Bevölkerung besteht aus etwa: 12-13 Mill. Osmanen od. Türken, 90000 stammverwandten Turkomanen, gegen 5 Mill. Araber, Drusen und Maroniten, 150000 Juden, 240000 Armeniern, 2 Mill. Griechen, 11/2 Mill. Albanesen, 4 Mill. Wlachen, 7 Mill. bulgar. und serb. Slaven. Herrschende Religion ist der sunnitische Islam mit etwa 21 Mill. Bekennern; die Zahl der Christen beläuft sich auf beinahe 14 Mill., die mit Ausnahme von 640000 lat. Katholiken, 75000 unirten Armeniern, 25000 unirten Griechen, 20000 unirten Syrern u. Chaldäern, 140000 Maroniten, 150000 Kopten u. 40000 Nestorianern, der sogen. orthodoxen griech. Kirche angehören. Die sich in der Türkei aufhaltenden Europäer heißen Franken. Der Sultan (Padischah) aus dem Geschlechte Osmans vereinigt alle weltliche und geistliche Macht in sich und ist Herr über Leben und Eigenthum aller seiner Unterthanen. Haupt der Reichsverwaltung

namentlich durch ihn zu einem Mittelpunkte der Reformation in Südostdeutschland wurde, führte seit 1531 mit seinen Collegen einen langjährigen Kanzelkrieg, in welchem er statt der allgemeinen die besondere Absolution durch einen Geistlichen als nothwendige Bedingung der Sündenvergebung verfocht u. fand sich zuletzt durch die Eigenmächtigkeit des Stadtrathes veranlaßt, seinen Posten freiwillig aufzugeben. O. wurde in Königsberg 1548 Pastor, 1549 Professor der Theologie an der neu errichteten Universität, 1551 Vicepräsident des Bisthums von Samland und starb 1552, nachdem er bis in seine letzten Tage seine Ansichten über das Ebenbild Gottes, in letzter Zeit besonders heftig gegen den Pastor Mörlin seine Meinung über die Rechtfertigungslehre von der Kanzel herabgedonnert hatte. (O. hielt ganz vernünftig die innere wirkliche Gerechtigkeit des Menschen für nothwendig zur Seligkeit.) O. entwickelte seinen Osiandrianismus in vielen derben Streitschriften, aber schon 1566 brachen über seine Anhänger, die Osiandristen, Verfolgungen herein. – O., Lukas der Aeltere, der Sohn des Vorigen, geb. 1534, gest. 1604 in Stuttgart, und Lukas der Jüngere, der Enkel des erstgenannten, geb. 1562 zu Stuttgart, gest. 1638 zu Tübingen, erwarben als Theologen und Polemiker gleichfalls einen Namen.


Osinski, Ludwig, geb. 1775 in Podlachien, lange im Staatsdienste, privatisirte seit 1831, st. 1838, polnischer Redner, Dichter und trefflicher Uebersetzer („Gedichte“ 1787; Uebersetzung des Corneille 1801–1804).


Osiris, Gott der alten Aegypter, Bruder und Gemahl der Isis (s. d.), die personificirte wohlthätige Macht der Sonne, kommt auf den Denkmälern in verschiedenen Abbildungen vor.


Oskar, Joseph Franz, geb. 4. Juli 1799 zu Paris, Sohn des damaligen republikan. Generals Bernadotte, erhielt als dieser König von Schweden (Karl XIV. Johann) geworden, den Titel eines Herzogs von Südermanland, vermählte sich 1823 mit Josephine Maximiliane Auguste Eugenie, einer Tochter des Herzogs Eugen von Leuchtenberg, bestieg den Thron 4. März 1844. Der Kronprinz ist Karl Ludwig Eugen, Herzog von Schonen, geb. 3. Mai 1826.


Osker, Osci, Opici Opsci, altitalische Völkerschaft in Mittelitalien, besonders in Campanien, wurde von Tyrrhenern und sabellischen Stämmen unterjocht, ging aber nur allmälig in dem gemeinen Volke auf und die Sprache erhielt sich bis in die letzten Zeiten der röm. Republik. Ueber die Sprachdenkmäler der O. haben Grotefend, Mommsen und Lepsius Untersuchungen angestellt.


Osmanisches Reich, Türkei, Reich der Hohen Pforte, begreift in Europa außer den mittelbar abhängigen Fürstenthümern Moldau, Walachei und Serbien die Provinzen Rumelien, Bosnien, Herzegowina, Albanien, Bulgarien, Macedonien, Thessalien, die meisten Inseln des alten Griechenlands; in Asien: Kleinasien oder Anatolien, Armenien, Kurdistan, Mesopotamien, Irak Arabi, Syrien mit Palästina, die hl. Städte in Arabien; in Afrika: Aegypten mit Nubien, Tunis, Fezzan u. Tripoli, im Ganzen eine Ländermasse von 64000 □M. mit vielleicht 35 Mill. E. (Ueber diese verschiedene Länder vgl. die einzelnen Artikel.) Die Bevölkerung besteht aus etwa: 12–13 Mill. Osmanen od. Türken, 90000 stammverwandten Turkomanen, gegen 5 Mill. Araber, Drusen und Maroniten, 150000 Juden, 240000 Armeniern, 2 Mill. Griechen, 11/2 Mill. Albanesen, 4 Mill. Wlachen, 7 Mill. bulgar. und serb. Slaven. Herrschende Religion ist der sunnitische Islam mit etwa 21 Mill. Bekennern; die Zahl der Christen beläuft sich auf beinahe 14 Mill., die mit Ausnahme von 640000 lat. Katholiken, 75000 unirten Armeniern, 25000 unirten Griechen, 20000 unirten Syrern u. Chaldäern, 140000 Maroniten, 150000 Kopten u. 40000 Nestorianern, der sogen. orthodoxen griech. Kirche angehören. Die sich in der Türkei aufhaltenden Europäer heißen Franken. Der Sultan (Padischah) aus dem Geschlechte Osmans vereinigt alle weltliche und geistliche Macht in sich und ist Herr über Leben und Eigenthum aller seiner Unterthanen. Haupt der Reichsverwaltung

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[420/0421] namentlich durch ihn zu einem Mittelpunkte der Reformation in Südostdeutschland wurde, führte seit 1531 mit seinen Collegen einen langjährigen Kanzelkrieg, in welchem er statt der allgemeinen die besondere Absolution durch einen Geistlichen als nothwendige Bedingung der Sündenvergebung verfocht u. fand sich zuletzt durch die Eigenmächtigkeit des Stadtrathes veranlaßt, seinen Posten freiwillig aufzugeben. O. wurde in Königsberg 1548 Pastor, 1549 Professor der Theologie an der neu errichteten Universität, 1551 Vicepräsident des Bisthums von Samland und starb 1552, nachdem er bis in seine letzten Tage seine Ansichten über das Ebenbild Gottes, in letzter Zeit besonders heftig gegen den Pastor Mörlin seine Meinung über die Rechtfertigungslehre von der Kanzel herabgedonnert hatte. (O. hielt ganz vernünftig die innere wirkliche Gerechtigkeit des Menschen für nothwendig zur Seligkeit.) O. entwickelte seinen Osiandrianismus in vielen derben Streitschriften, aber schon 1566 brachen über seine Anhänger, die Osiandristen, Verfolgungen herein. – O., Lukas der Aeltere, der Sohn des Vorigen, geb. 1534, gest. 1604 in Stuttgart, und Lukas der Jüngere, der Enkel des erstgenannten, geb. 1562 zu Stuttgart, gest. 1638 zu Tübingen, erwarben als Theologen und Polemiker gleichfalls einen Namen. Osinski, Ludwig, geb. 1775 in Podlachien, lange im Staatsdienste, privatisirte seit 1831, st. 1838, polnischer Redner, Dichter und trefflicher Uebersetzer („Gedichte“ 1787; Uebersetzung des Corneille 1801–1804). Osiris, Gott der alten Aegypter, Bruder und Gemahl der Isis (s. d.), die personificirte wohlthätige Macht der Sonne, kommt auf den Denkmälern in verschiedenen Abbildungen vor. Oskar, Joseph Franz, geb. 4. Juli 1799 zu Paris, Sohn des damaligen republikan. Generals Bernadotte, erhielt als dieser König von Schweden (Karl XIV. Johann) geworden, den Titel eines Herzogs von Südermanland, vermählte sich 1823 mit Josephine Maximiliane Auguste Eugenie, einer Tochter des Herzogs Eugen von Leuchtenberg, bestieg den Thron 4. März 1844. Der Kronprinz ist Karl Ludwig Eugen, Herzog von Schonen, geb. 3. Mai 1826. Osker, Osci, Opici Opsci, altitalische Völkerschaft in Mittelitalien, besonders in Campanien, wurde von Tyrrhenern und sabellischen Stämmen unterjocht, ging aber nur allmälig in dem gemeinen Volke auf und die Sprache erhielt sich bis in die letzten Zeiten der röm. Republik. Ueber die Sprachdenkmäler der O. haben Grotefend, Mommsen und Lepsius Untersuchungen angestellt. Osmanisches Reich, Türkei, Reich der Hohen Pforte, begreift in Europa außer den mittelbar abhängigen Fürstenthümern Moldau, Walachei und Serbien die Provinzen Rumelien, Bosnien, Herzegowina, Albanien, Bulgarien, Macedonien, Thessalien, die meisten Inseln des alten Griechenlands; in Asien: Kleinasien oder Anatolien, Armenien, Kurdistan, Mesopotamien, Irak Arabi, Syrien mit Palästina, die hl. Städte in Arabien; in Afrika: Aegypten mit Nubien, Tunis, Fezzan u. Tripoli, im Ganzen eine Ländermasse von 64000 □M. mit vielleicht 35 Mill. E. (Ueber diese verschiedene Länder vgl. die einzelnen Artikel.) Die Bevölkerung besteht aus etwa: 12–13 Mill. Osmanen od. Türken, 90000 stammverwandten Turkomanen, gegen 5 Mill. Araber, Drusen und Maroniten, 150000 Juden, 240000 Armeniern, 2 Mill. Griechen, 11/2 Mill. Albanesen, 4 Mill. Wlachen, 7 Mill. bulgar. und serb. Slaven. Herrschende Religion ist der sunnitische Islam mit etwa 21 Mill. Bekennern; die Zahl der Christen beläuft sich auf beinahe 14 Mill., die mit Ausnahme von 640000 lat. Katholiken, 75000 unirten Armeniern, 25000 unirten Griechen, 20000 unirten Syrern u. Chaldäern, 140000 Maroniten, 150000 Kopten u. 40000 Nestorianern, der sogen. orthodoxen griech. Kirche angehören. Die sich in der Türkei aufhaltenden Europäer heißen Franken. Der Sultan (Padischah) aus dem Geschlechte Osmans vereinigt alle weltliche und geistliche Macht in sich und ist Herr über Leben und Eigenthum aller seiner Unterthanen. Haupt der Reichsverwaltung

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/421>, abgerufen am 22.11.2024.