Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

Bild:
<< vorherige Seite


Orbicular, lat.-deutsch, kreisrund.


Orbigny, (Orbinji) Alcide d', geb. um 1801, franz. Reisender u. Naturforscher (Prachtwerk über seine südamerikan. Reise, Straßburg 1835-49; franz. Paläontologie etc.); sein Bruder Charles hat ein Universallexikon der Naturgeschichte herausgeg. in 13 Bdn., Paris 1839-49.


Orbilius Pupillus, röm. Grammatiker, der Lehrer des Horaz, strenger Pedant, sprichwörtlich für einen Lehrer, der den Stock gern anwendet.


Orbis, lat., Kreis, Kugel, Erdball; o. pictus, die gemalte Welt, Unterrichtsbuch mit Bildern, s. Comenius.


Orbita, lat., Radgeleise, Planetenbahn; die Augenhöhle.


Orbität, lat.-deutsch, Verwaisung; auch Kinderlosigkeit.


Orcagna (-canja) Andrea, eigentlich Andrea di Cione, florent. Maler und Architekt, Schüler des Giov. Pisana, geb. 1329, gest. 1389; zu Pisa die berühmten Fresken "Triumph des Todes und Weltgericht" im Campo Santo.


Orchesiographie, griech.-dtsch., Tanzbeschreibung; Orchestik, Tanzkunst.


Orchester (orchestra), bei den Alten der Raum zwischen der Bühne und den Zuschauern, auf dem sich bei den Griechen die Musiker und der Chor, bei den Römern die Sitze für die Senatoren befanden; jetzt der in Theatern und Concertsälen für das Musikpersonal bestimmte, gewöhnlich erhöhte Raum; sodann die Gesellschaft dieser Musiker selber. - O., mechanisches O., 1802 in Petersburg von dem Uhrmacher Strasser erfundenes Spieluhrwerk.


Orchestrino, von Poulleau erfundenes klavierartiges Tasteninstrument mit Darmsaiten, welche durch einen darüber befindlichen und durch ein Schwungrad geleiteten Bogen beim Niederdrücken der Tasten gestrichen werden.


Orchestrion, vom Abt Vogler erfundene tragbare Orgel mit 4 Tastaturen und Pedal; ein mit einem Orgelwerke verbundenes Fortepiano, von Kunz in Prag erfunden.


Orchideae, Gewächse aus der Klasse der Monokotyledonen, mit zusammengewachsenen Otaminen, Pistill u. Antheren, knolligen Wurzeln, stammumfassenden Blättern, an der Spitze des Stammes stehenden Lippenblüten; der Fruchtknoten bildet vielsamige Kapseln. Bei uns blühen verschiedene Arten, besonders auf Waldwiesen, sind unter dem Namen Knabenkraut od. Ragwurz bekannt. Ausgezeichnet schöne, große, meistens sehr wohlriechende Arten sind in den tropischen Gegenden heimisch, zum Theil als Schmarotzer auf der Rinde von Bäumen (Epidendreae). Gegenwärtig sind die O. die Lieblinge der vornehmen Blumisten und werden in eigenen Gewächshäusern, den Orchideenhäusern, gezogen.


Orchis, griech., Hode; Orchidokele, Hodenbruch; Orchidoncus, Hodengeschwulst; Orchitis, Hodenentzündung.


Orchomenos, uralte Stadt in Böotien, Hauptstadt der Minyer, Nebenbuhlerin Thebens, von diesem 371 v. Chr. zerstört. 87 v. Chr. Sieg des Sulla über das Heer des Mithridates.


Orcus, griech., die Unterwelt.


Ordalien (Urtheile), Gottesurtheile, im Mittelalter bei german. Völkern ein gerichtliches Verfahren, wo je nach dem Bestehen oder Nichtbestehen einer Gefahr die Unschuld od. Schuld eines Angeklagten als erwiesen angesehen wurde. Das Verfahren ist heidnischen Ursprungs u. erhielt sich trotz der Gegenwirkung des Papstes bis in das 15. Jahrh., als Hexenprobe sogar bis in das 17. Für Männer war der gerichtliche Zweikampf gewöhnlich, für Weiber die Feuerprobe (Weggehen über glühende Pflugscharen, Durchgehen zwischen 2 brennenden Holzstößen, Eintauchen der Hand in siedendes Oel etc.), die Wasserprobe besonders bei vermeintlichen Hexen, die sinken mußten, wenn sie unschuldig waren etc.


Orden, franz. ordres, engl. orders (vom lat. ordo, Ordnung, Reihe, Klasse, Stand), Vereine, deren Mitglieder durch bestimmte Regeln miteinander verbunden sind. Näher sind die O. entweder a) geistliche, deren Mitglieder sich durch ein feierliches Gelübde verbunden haben, nach einer bestimmten Regel zu leben u. ihr Leben der Verwirklichung religiöskirchlicher Zwecke zu widmen, s. Anachoreten, Kloster, die Artikel über die einzelnen


Orbicular, lat.-deutsch, kreisrund.


Orbigny, (Orbinji) Alcide dʼ, geb. um 1801, franz. Reisender u. Naturforscher (Prachtwerk über seine südamerikan. Reise, Straßburg 1835–49; franz. Paläontologie etc.); sein Bruder Charles hat ein Universallexikon der Naturgeschichte herausgeg. in 13 Bdn., Paris 1839–49.


Orbilius Pupillus, röm. Grammatiker, der Lehrer des Horaz, strenger Pedant, sprichwörtlich für einen Lehrer, der den Stock gern anwendet.


Orbis, lat., Kreis, Kugel, Erdball; o. pictus, die gemalte Welt, Unterrichtsbuch mit Bildern, s. Comenius.


Orbita, lat., Radgeleise, Planetenbahn; die Augenhöhle.


Orbität, lat.-deutsch, Verwaisung; auch Kinderlosigkeit.


Orcagna (–canja) Andrea, eigentlich Andrea di Cione, florent. Maler und Architekt, Schüler des Giov. Pisana, geb. 1329, gest. 1389; zu Pisa die berühmten Fresken „Triumph des Todes und Weltgericht“ im Campo Santo.


Orchesiographie, griech.-dtsch., Tanzbeschreibung; Orchestik, Tanzkunst.


Orchester (orchestra), bei den Alten der Raum zwischen der Bühne und den Zuschauern, auf dem sich bei den Griechen die Musiker und der Chor, bei den Römern die Sitze für die Senatoren befanden; jetzt der in Theatern und Concertsälen für das Musikpersonal bestimmte, gewöhnlich erhöhte Raum; sodann die Gesellschaft dieser Musiker selber. – O., mechanisches O., 1802 in Petersburg von dem Uhrmacher Strasser erfundenes Spieluhrwerk.


Orchestrino, von Poulleau erfundenes klavierartiges Tasteninstrument mit Darmsaiten, welche durch einen darüber befindlichen und durch ein Schwungrad geleiteten Bogen beim Niederdrücken der Tasten gestrichen werden.


Orchestrion, vom Abt Vogler erfundene tragbare Orgel mit 4 Tastaturen und Pedal; ein mit einem Orgelwerke verbundenes Fortepiano, von Kunz in Prag erfunden.


Orchideae, Gewächse aus der Klasse der Monokotyledonen, mit zusammengewachsenen Otaminen, Pistill u. Antheren, knolligen Wurzeln, stammumfassenden Blättern, an der Spitze des Stammes stehenden Lippenblüten; der Fruchtknoten bildet vielsamige Kapseln. Bei uns blühen verschiedene Arten, besonders auf Waldwiesen, sind unter dem Namen Knabenkraut od. Ragwurz bekannt. Ausgezeichnet schöne, große, meistens sehr wohlriechende Arten sind in den tropischen Gegenden heimisch, zum Theil als Schmarotzer auf der Rinde von Bäumen (Epidendreae). Gegenwärtig sind die O. die Lieblinge der vornehmen Blumisten und werden in eigenen Gewächshäusern, den Orchideenhäusern, gezogen.


Orchis, griech., Hode; Orchidokele, Hodenbruch; Orchidoncus, Hodengeschwulst; Orchitis, Hodenentzündung.


Orchomenos, uralte Stadt in Böotien, Hauptstadt der Minyer, Nebenbuhlerin Thebens, von diesem 371 v. Chr. zerstört. 87 v. Chr. Sieg des Sulla über das Heer des Mithridates.


Orcus, griech., die Unterwelt.


Ordalien (Urtheile), Gottesurtheile, im Mittelalter bei german. Völkern ein gerichtliches Verfahren, wo je nach dem Bestehen oder Nichtbestehen einer Gefahr die Unschuld od. Schuld eines Angeklagten als erwiesen angesehen wurde. Das Verfahren ist heidnischen Ursprungs u. erhielt sich trotz der Gegenwirkung des Papstes bis in das 15. Jahrh., als Hexenprobe sogar bis in das 17. Für Männer war der gerichtliche Zweikampf gewöhnlich, für Weiber die Feuerprobe (Weggehen über glühende Pflugscharen, Durchgehen zwischen 2 brennenden Holzstößen, Eintauchen der Hand in siedendes Oel etc.), die Wasserprobe besonders bei vermeintlichen Hexen, die sinken mußten, wenn sie unschuldig waren etc.


Orden, franz. ordres, engl. orders (vom lat. ordo, Ordnung, Reihe, Klasse, Stand), Vereine, deren Mitglieder durch bestimmte Regeln miteinander verbunden sind. Näher sind die O. entweder a) geistliche, deren Mitglieder sich durch ein feierliches Gelübde verbunden haben, nach einer bestimmten Regel zu leben u. ihr Leben der Verwirklichung religiöskirchlicher Zwecke zu widmen, s. Anachoreten, Kloster, die Artikel über die einzelnen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p>
            <pb facs="#f0410" n="409"/>
          </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Orbicular</hi>, lat.-deutsch, kreisrund.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Orbigny</hi>, (Orbinji) Alcide d&#x02BC;, geb. um 1801, franz. Reisender u. Naturforscher (Prachtwerk über seine südamerikan. Reise, Straßburg 1835&#x2013;49; franz. Paläontologie etc.); sein Bruder <hi rendition="#g">Charles</hi> hat ein Universallexikon der Naturgeschichte herausgeg. in 13 Bdn., Paris 1839&#x2013;49.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Orbilius Pupillus</hi>, röm. Grammatiker, der Lehrer des Horaz, strenger Pedant, sprichwörtlich für einen Lehrer, der den Stock gern anwendet.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Orbis</hi>, lat., Kreis, Kugel, Erdball; <hi rendition="#i">o. pictus</hi>, die gemalte Welt, Unterrichtsbuch mit Bildern, s. Comenius.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Orbita</hi>, lat., Radgeleise, Planetenbahn; die Augenhöhle.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Orbität</hi>, lat.-deutsch, Verwaisung; auch Kinderlosigkeit.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Orcagna</hi> (&#x2013;canja) Andrea, eigentlich Andrea di Cione, florent. Maler und Architekt, Schüler des Giov. Pisana, geb. 1329, gest. 1389; zu Pisa die berühmten Fresken &#x201E;Triumph des Todes und Weltgericht&#x201C; im Campo Santo.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Orchesiographie</hi>, griech.-dtsch., Tanzbeschreibung; <hi rendition="#g">Orchestik</hi>, Tanzkunst.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Orchester</hi><hi rendition="#i">(orchestra)</hi>, bei den Alten der Raum zwischen der Bühne und den Zuschauern, auf dem sich bei den Griechen die Musiker und der Chor, bei den Römern die Sitze für die Senatoren befanden; jetzt der in Theatern und Concertsälen für das Musikpersonal bestimmte, gewöhnlich erhöhte Raum; sodann die Gesellschaft dieser Musiker selber. &#x2013; O., mechanisches O., 1802 in Petersburg von dem Uhrmacher Strasser erfundenes Spieluhrwerk.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Orchestrino</hi>, von Poulleau erfundenes klavierartiges Tasteninstrument mit Darmsaiten, welche durch einen darüber befindlichen und durch ein Schwungrad geleiteten Bogen beim Niederdrücken der Tasten gestrichen werden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Orchestrion</hi>, vom Abt Vogler erfundene tragbare Orgel mit 4 Tastaturen und Pedal; ein mit einem Orgelwerke verbundenes Fortepiano, von Kunz in Prag erfunden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Orchideae</hi>, Gewächse aus der Klasse der Monokotyledonen, mit zusammengewachsenen Otaminen, Pistill u. Antheren, knolligen Wurzeln, stammumfassenden Blättern, an der Spitze des Stammes stehenden Lippenblüten; der Fruchtknoten bildet vielsamige Kapseln. Bei uns blühen verschiedene Arten, besonders auf Waldwiesen, sind unter dem Namen Knabenkraut od. Ragwurz bekannt. Ausgezeichnet schöne, große, meistens sehr wohlriechende Arten sind in den tropischen Gegenden heimisch, zum Theil als Schmarotzer auf der Rinde von Bäumen <hi rendition="#i">(Epidendreae)</hi>. Gegenwärtig sind die O. die Lieblinge der vornehmen Blumisten und werden in eigenen Gewächshäusern, den Orchideenhäusern, gezogen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Orchis</hi>, griech., Hode; <hi rendition="#g">Orchidokele</hi>, Hodenbruch; <hi rendition="#g">Orchidoncus</hi>, Hodengeschwulst; <hi rendition="#g">Orchitis</hi>, Hodenentzündung.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Orchomenos</hi>, uralte Stadt in Böotien, Hauptstadt der Minyer, Nebenbuhlerin Thebens, von diesem 371 v. Chr. zerstört. 87 v. Chr. Sieg des Sulla über das Heer des Mithridates.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Orcus</hi>, griech., die Unterwelt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Ordalien</hi> (Urtheile), <hi rendition="#g">Gottesurtheile</hi>, im Mittelalter bei german. Völkern ein gerichtliches Verfahren, wo je nach dem Bestehen oder Nichtbestehen einer Gefahr die Unschuld od. Schuld eines Angeklagten als erwiesen angesehen wurde. Das Verfahren ist heidnischen Ursprungs u. erhielt sich trotz der Gegenwirkung des Papstes bis in das 15. Jahrh., als Hexenprobe sogar bis in das 17. Für Männer war der gerichtliche <hi rendition="#g">Zweikampf</hi> gewöhnlich, für Weiber die <hi rendition="#g">Feuerprobe</hi> (Weggehen über glühende Pflugscharen, Durchgehen zwischen 2 brennenden Holzstößen, Eintauchen der Hand in siedendes Oel etc.), die <hi rendition="#g">Wasserprobe</hi> besonders bei vermeintlichen Hexen, die sinken mußten, wenn sie unschuldig waren etc.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Orden</hi>, franz. <hi rendition="#i">ordres</hi>, engl. <hi rendition="#i">orders</hi> (vom lat. <hi rendition="#i">ordo</hi>, Ordnung, Reihe, Klasse, Stand), Vereine, deren Mitglieder durch bestimmte Regeln miteinander verbunden sind. Näher sind die O. entweder a) <hi rendition="#g">geistliche</hi>, deren Mitglieder sich durch ein feierliches Gelübde verbunden haben, nach einer bestimmten Regel zu leben u. ihr Leben der Verwirklichung religiöskirchlicher Zwecke zu widmen, s. Anachoreten, Kloster, die Artikel über die einzelnen
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[409/0410] Orbicular, lat.-deutsch, kreisrund. Orbigny, (Orbinji) Alcide dʼ, geb. um 1801, franz. Reisender u. Naturforscher (Prachtwerk über seine südamerikan. Reise, Straßburg 1835–49; franz. Paläontologie etc.); sein Bruder Charles hat ein Universallexikon der Naturgeschichte herausgeg. in 13 Bdn., Paris 1839–49. Orbilius Pupillus, röm. Grammatiker, der Lehrer des Horaz, strenger Pedant, sprichwörtlich für einen Lehrer, der den Stock gern anwendet. Orbis, lat., Kreis, Kugel, Erdball; o. pictus, die gemalte Welt, Unterrichtsbuch mit Bildern, s. Comenius. Orbita, lat., Radgeleise, Planetenbahn; die Augenhöhle. Orbität, lat.-deutsch, Verwaisung; auch Kinderlosigkeit. Orcagna (–canja) Andrea, eigentlich Andrea di Cione, florent. Maler und Architekt, Schüler des Giov. Pisana, geb. 1329, gest. 1389; zu Pisa die berühmten Fresken „Triumph des Todes und Weltgericht“ im Campo Santo. Orchesiographie, griech.-dtsch., Tanzbeschreibung; Orchestik, Tanzkunst. Orchester (orchestra), bei den Alten der Raum zwischen der Bühne und den Zuschauern, auf dem sich bei den Griechen die Musiker und der Chor, bei den Römern die Sitze für die Senatoren befanden; jetzt der in Theatern und Concertsälen für das Musikpersonal bestimmte, gewöhnlich erhöhte Raum; sodann die Gesellschaft dieser Musiker selber. – O., mechanisches O., 1802 in Petersburg von dem Uhrmacher Strasser erfundenes Spieluhrwerk. Orchestrino, von Poulleau erfundenes klavierartiges Tasteninstrument mit Darmsaiten, welche durch einen darüber befindlichen und durch ein Schwungrad geleiteten Bogen beim Niederdrücken der Tasten gestrichen werden. Orchestrion, vom Abt Vogler erfundene tragbare Orgel mit 4 Tastaturen und Pedal; ein mit einem Orgelwerke verbundenes Fortepiano, von Kunz in Prag erfunden. Orchideae, Gewächse aus der Klasse der Monokotyledonen, mit zusammengewachsenen Otaminen, Pistill u. Antheren, knolligen Wurzeln, stammumfassenden Blättern, an der Spitze des Stammes stehenden Lippenblüten; der Fruchtknoten bildet vielsamige Kapseln. Bei uns blühen verschiedene Arten, besonders auf Waldwiesen, sind unter dem Namen Knabenkraut od. Ragwurz bekannt. Ausgezeichnet schöne, große, meistens sehr wohlriechende Arten sind in den tropischen Gegenden heimisch, zum Theil als Schmarotzer auf der Rinde von Bäumen (Epidendreae). Gegenwärtig sind die O. die Lieblinge der vornehmen Blumisten und werden in eigenen Gewächshäusern, den Orchideenhäusern, gezogen. Orchis, griech., Hode; Orchidokele, Hodenbruch; Orchidoncus, Hodengeschwulst; Orchitis, Hodenentzündung. Orchomenos, uralte Stadt in Böotien, Hauptstadt der Minyer, Nebenbuhlerin Thebens, von diesem 371 v. Chr. zerstört. 87 v. Chr. Sieg des Sulla über das Heer des Mithridates. Orcus, griech., die Unterwelt. Ordalien (Urtheile), Gottesurtheile, im Mittelalter bei german. Völkern ein gerichtliches Verfahren, wo je nach dem Bestehen oder Nichtbestehen einer Gefahr die Unschuld od. Schuld eines Angeklagten als erwiesen angesehen wurde. Das Verfahren ist heidnischen Ursprungs u. erhielt sich trotz der Gegenwirkung des Papstes bis in das 15. Jahrh., als Hexenprobe sogar bis in das 17. Für Männer war der gerichtliche Zweikampf gewöhnlich, für Weiber die Feuerprobe (Weggehen über glühende Pflugscharen, Durchgehen zwischen 2 brennenden Holzstößen, Eintauchen der Hand in siedendes Oel etc.), die Wasserprobe besonders bei vermeintlichen Hexen, die sinken mußten, wenn sie unschuldig waren etc. Orden, franz. ordres, engl. orders (vom lat. ordo, Ordnung, Reihe, Klasse, Stand), Vereine, deren Mitglieder durch bestimmte Regeln miteinander verbunden sind. Näher sind die O. entweder a) geistliche, deren Mitglieder sich durch ein feierliches Gelübde verbunden haben, nach einer bestimmten Regel zu leben u. ihr Leben der Verwirklichung religiöskirchlicher Zwecke zu widmen, s. Anachoreten, Kloster, die Artikel über die einzelnen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-08-19T11:47:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-08-19T11:47:18Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/410
Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/410>, abgerufen am 17.06.2024.