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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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das ganze Volk geltenden O.n gehörte. Die mit den blutigen O.n fast immer verbundenen unblutigen, Symbole der fortwährenden Bethätigung des Gnadenverhältnisses mit Gott, bestanden in Mehl, Oel, Weihrauch u. Wein. - O.brode, bei den Hebräern, Römern u. Griechen runde, fingerdicke, mit Einschnitten versehene u. dadurch leicht brechbare Mehlkuchen, sind bei den Christen seit dem 12. Jahrh. durch die Hostien ersetzt. - O.gang, einst Darbringung von Brod, Wein u. Wasser für das hl. Meßopfer durch die Gläubigen, welche noch andere freiwillige Gaben damit verbanden, jetzt Umzug um den Altar, wobei Geld für die Kirche oder für die Armen geopfert wird, namentlich bei Seelenmessen üblich. - O.kasten, O.stöcke, die bekannten verschlossenen Behälter in der Kirche, in welche die Gläubigen Geld-O. hineinwerfen, damit dasselbe zu kirchlichen u. wohlthätigen Zwecken verwendet werde. - S. Messe.


Ophicleide (griech.-deutsch), neueres Blasinstrument von Messing, die Contraposaune vertretend, besteht aus 2 neben einander liegenden weiten Röhren, deren eine in einen weiten Schallbecher, die andere in eine engere Röhre ausläuft, an welcher das Mundstück steckt. Der Umfang ist vom Contra-h bis zweigestrichenen g, im ganzen Umfang aber 1 Octave tiefer; der Ton stark, voll und sanft, nicht schmetternd.


Ophiologie, griech.-deutsch, Schlangenkunde.


Ophir, im A. T. genannte Gegend, aus welcher z. B. Salomos Schiffe Gold, Gewürze, Affen, Pfauen etc. zurückbrachten, nach der neuesten Annahme Cambay auf der Küste Malabar.


Ophiten, griech.-deutsch, Schlangenverehrer, die Anhänger einer den Valentinianern verwandten gnostischen Secte, der auch die Kainiten (s. Kain) und Sethianer beigezählt werden. In ihrer phantastischen Theorie über Schöpfung, Sündenfall u. Erlösung spielten außer dem entarteten Geist Jaldabaoth (Judengott) und dem himmlischen Christus, der sich mit Jesus vereinigte, der von Jaldabaoth geschaffene u. durchaus böse Schlangengeist (Gott des Heidenthums) die Hauptrolle. Nur Einzelne dieser vom 2.-6. Jahrh. n. Chr. sich fortschleppenden Secte verehrten die Schlangen u. trugen den Namen O. mit Recht.


Ophthalmiatrik, griech.-deutsch, Augenheilkunde; Ophthalmie, Augenleiden; Ophthalmiten, wie Augen aussehende Steine; Ophthalmologie, Lehre von den Augen; Ophthalmotherapie, die Behandlung der Augenkrankheiten.


Opiate, Opiummischungen, s. Opium.


Opitz, Martin, später von Boberfeld, das Haupt der ersten schlesischen Dichterschule und "der Gekrönte" der fruchtbringenden Gesellschaft, geb. 1597 zu Bunzlau in Schlesien, gest. 1639 zu Danzig an der Pest, nachdem er nach einem wechselreichen Leben 1636 Secretär und Historiograph des Königs von Polen geworden war. Am meisten Verdienst erwarb O. durch sein Buch "Von der deutschen Poeterei" (1624, 10. Aufl. 1668); er brachte dadurch eine regelrechte Metrik in die deutsche Dichtkunst und zeigte, daß diese die Längen und Kürzen der Silbenmessung der alten Sprachen durch den Wechsel von Hebung und Senkung ersetzen müsse; übrigens ersetzte er selber die veralteten Reimpaare durch den ermüdenden Alexandriner keineswegs genügend. Von eigentlichem Dichtergenius ist wenig an O. zu entdecken; moralische Wirksamkeit war ihm die Hauptsache beim Dichter, allein dadurch hob er die Würde der Poesie; Gelahrtheit schien ihm unerläßlich, dabei drang er aber auch auf Benützung der Alten; er dichtete in einer mehr als verzierten Sprache und liebte neben den Lehrgedichten besonders das Gelegenheitsgedicht, allein seine Lieder waren verhältnißmäßig formell trefflich, mitunter sogar artigen Inhaltes; daß er endlich die Franzosen, Holländer, Italiener durch Nachahmung und Uebersetzung bekannter machte, gereicht ihm um so weniger zum Vorwurf, weil er keineswegs ohne patriotisches Gefühl war. Sein bestes Gedicht sind die "Trostgründe bei den Widerwärtigkeiten des Kriegs" (1621, erschienen 1633). Außerdem andere Lehrgedichte, Schäfereien, geistliche Lieder, Uebersetzung der Psalmen,

das ganze Volk geltenden O.n gehörte. Die mit den blutigen O.n fast immer verbundenen unblutigen, Symbole der fortwährenden Bethätigung des Gnadenverhältnisses mit Gott, bestanden in Mehl, Oel, Weihrauch u. Wein. – O.brode, bei den Hebräern, Römern u. Griechen runde, fingerdicke, mit Einschnitten versehene u. dadurch leicht brechbare Mehlkuchen, sind bei den Christen seit dem 12. Jahrh. durch die Hostien ersetzt. – O.gang, einst Darbringung von Brod, Wein u. Wasser für das hl. Meßopfer durch die Gläubigen, welche noch andere freiwillige Gaben damit verbanden, jetzt Umzug um den Altar, wobei Geld für die Kirche oder für die Armen geopfert wird, namentlich bei Seelenmessen üblich. – O.kasten, O.stöcke, die bekannten verschlossenen Behälter in der Kirche, in welche die Gläubigen Geld-O. hineinwerfen, damit dasselbe zu kirchlichen u. wohlthätigen Zwecken verwendet werde. – S. Messe.


Ophicleïde (griech.-deutsch), neueres Blasinstrument von Messing, die Contraposaune vertretend, besteht aus 2 neben einander liegenden weiten Röhren, deren eine in einen weiten Schallbecher, die andere in eine engere Röhre ausläuft, an welcher das Mundstück steckt. Der Umfang ist vom Contra-h bis zweigestrichenen g, im ganzen Umfang aber 1 Octave tiefer; der Ton stark, voll und sanft, nicht schmetternd.


Ophiologie, griech.-deutsch, Schlangenkunde.


Ophir, im A. T. genannte Gegend, aus welcher z. B. Salomos Schiffe Gold, Gewürze, Affen, Pfauen etc. zurückbrachten, nach der neuesten Annahme Cambay auf der Küste Malabar.


Ophiten, griech.-deutsch, Schlangenverehrer, die Anhänger einer den Valentinianern verwandten gnostischen Secte, der auch die Kainiten (s. Kain) und Sethianer beigezählt werden. In ihrer phantastischen Theorie über Schöpfung, Sündenfall u. Erlösung spielten außer dem entarteten Geist Jaldabaoth (Judengott) und dem himmlischen Christus, der sich mit Jesus vereinigte, der von Jaldabaoth geschaffene u. durchaus böse Schlangengeist (Gott des Heidenthums) die Hauptrolle. Nur Einzelne dieser vom 2.–6. Jahrh. n. Chr. sich fortschleppenden Secte verehrten die Schlangen u. trugen den Namen O. mit Recht.


Ophthalmiatrik, griech.-deutsch, Augenheilkunde; Ophthalmie, Augenleiden; Ophthalmiten, wie Augen aussehende Steine; Ophthalmologie, Lehre von den Augen; Ophthalmotherapie, die Behandlung der Augenkrankheiten.


Opiate, Opiummischungen, s. Opium.


Opitz, Martin, später von Boberfeld, das Haupt der ersten schlesischen Dichterschule und „der Gekrönte“ der fruchtbringenden Gesellschaft, geb. 1597 zu Bunzlau in Schlesien, gest. 1639 zu Danzig an der Pest, nachdem er nach einem wechselreichen Leben 1636 Secretär und Historiograph des Königs von Polen geworden war. Am meisten Verdienst erwarb O. durch sein Buch „Von der deutschen Poeterei“ (1624, 10. Aufl. 1668); er brachte dadurch eine regelrechte Metrik in die deutsche Dichtkunst und zeigte, daß diese die Längen und Kürzen der Silbenmessung der alten Sprachen durch den Wechsel von Hebung und Senkung ersetzen müsse; übrigens ersetzte er selber die veralteten Reimpaare durch den ermüdenden Alexandriner keineswegs genügend. Von eigentlichem Dichtergenius ist wenig an O. zu entdecken; moralische Wirksamkeit war ihm die Hauptsache beim Dichter, allein dadurch hob er die Würde der Poesie; Gelahrtheit schien ihm unerläßlich, dabei drang er aber auch auf Benützung der Alten; er dichtete in einer mehr als verzierten Sprache und liebte neben den Lehrgedichten besonders das Gelegenheitsgedicht, allein seine Lieder waren verhältnißmäßig formell trefflich, mitunter sogar artigen Inhaltes; daß er endlich die Franzosen, Holländer, Italiener durch Nachahmung und Uebersetzung bekannter machte, gereicht ihm um so weniger zum Vorwurf, weil er keineswegs ohne patriotisches Gefühl war. Sein bestes Gedicht sind die „Trostgründe bei den Widerwärtigkeiten des Kriegs“ (1621, erschienen 1633). Außerdem andere Lehrgedichte, Schäfereien, geistliche Lieder, Uebersetzung der Psalmen,

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[404/0405] das ganze Volk geltenden O.n gehörte. Die mit den blutigen O.n fast immer verbundenen unblutigen, Symbole der fortwährenden Bethätigung des Gnadenverhältnisses mit Gott, bestanden in Mehl, Oel, Weihrauch u. Wein. – O.brode, bei den Hebräern, Römern u. Griechen runde, fingerdicke, mit Einschnitten versehene u. dadurch leicht brechbare Mehlkuchen, sind bei den Christen seit dem 12. Jahrh. durch die Hostien ersetzt. – O.gang, einst Darbringung von Brod, Wein u. Wasser für das hl. Meßopfer durch die Gläubigen, welche noch andere freiwillige Gaben damit verbanden, jetzt Umzug um den Altar, wobei Geld für die Kirche oder für die Armen geopfert wird, namentlich bei Seelenmessen üblich. – O.kasten, O.stöcke, die bekannten verschlossenen Behälter in der Kirche, in welche die Gläubigen Geld-O. hineinwerfen, damit dasselbe zu kirchlichen u. wohlthätigen Zwecken verwendet werde. – S. Messe. Ophicleïde (griech.-deutsch), neueres Blasinstrument von Messing, die Contraposaune vertretend, besteht aus 2 neben einander liegenden weiten Röhren, deren eine in einen weiten Schallbecher, die andere in eine engere Röhre ausläuft, an welcher das Mundstück steckt. Der Umfang ist vom Contra-h bis zweigestrichenen g, im ganzen Umfang aber 1 Octave tiefer; der Ton stark, voll und sanft, nicht schmetternd. Ophiologie, griech.-deutsch, Schlangenkunde. Ophir, im A. T. genannte Gegend, aus welcher z. B. Salomos Schiffe Gold, Gewürze, Affen, Pfauen etc. zurückbrachten, nach der neuesten Annahme Cambay auf der Küste Malabar. Ophiten, griech.-deutsch, Schlangenverehrer, die Anhänger einer den Valentinianern verwandten gnostischen Secte, der auch die Kainiten (s. Kain) und Sethianer beigezählt werden. In ihrer phantastischen Theorie über Schöpfung, Sündenfall u. Erlösung spielten außer dem entarteten Geist Jaldabaoth (Judengott) und dem himmlischen Christus, der sich mit Jesus vereinigte, der von Jaldabaoth geschaffene u. durchaus böse Schlangengeist (Gott des Heidenthums) die Hauptrolle. Nur Einzelne dieser vom 2.–6. Jahrh. n. Chr. sich fortschleppenden Secte verehrten die Schlangen u. trugen den Namen O. mit Recht. Ophthalmiatrik, griech.-deutsch, Augenheilkunde; Ophthalmie, Augenleiden; Ophthalmiten, wie Augen aussehende Steine; Ophthalmologie, Lehre von den Augen; Ophthalmotherapie, die Behandlung der Augenkrankheiten. Opiate, Opiummischungen, s. Opium. Opitz, Martin, später von Boberfeld, das Haupt der ersten schlesischen Dichterschule und „der Gekrönte“ der fruchtbringenden Gesellschaft, geb. 1597 zu Bunzlau in Schlesien, gest. 1639 zu Danzig an der Pest, nachdem er nach einem wechselreichen Leben 1636 Secretär und Historiograph des Königs von Polen geworden war. Am meisten Verdienst erwarb O. durch sein Buch „Von der deutschen Poeterei“ (1624, 10. Aufl. 1668); er brachte dadurch eine regelrechte Metrik in die deutsche Dichtkunst und zeigte, daß diese die Längen und Kürzen der Silbenmessung der alten Sprachen durch den Wechsel von Hebung und Senkung ersetzen müsse; übrigens ersetzte er selber die veralteten Reimpaare durch den ermüdenden Alexandriner keineswegs genügend. Von eigentlichem Dichtergenius ist wenig an O. zu entdecken; moralische Wirksamkeit war ihm die Hauptsache beim Dichter, allein dadurch hob er die Würde der Poesie; Gelahrtheit schien ihm unerläßlich, dabei drang er aber auch auf Benützung der Alten; er dichtete in einer mehr als verzierten Sprache und liebte neben den Lehrgedichten besonders das Gelegenheitsgedicht, allein seine Lieder waren verhältnißmäßig formell trefflich, mitunter sogar artigen Inhaltes; daß er endlich die Franzosen, Holländer, Italiener durch Nachahmung und Uebersetzung bekannter machte, gereicht ihm um so weniger zum Vorwurf, weil er keineswegs ohne patriotisches Gefühl war. Sein bestes Gedicht sind die „Trostgründe bei den Widerwärtigkeiten des Kriegs“ (1621, erschienen 1633). Außerdem andere Lehrgedichte, Schäfereien, geistliche Lieder, Uebersetzung der Psalmen,

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/405>, abgerufen am 22.11.2024.