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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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Cap'sche Büffel und der Bisam-O.e (s. d.).


Ochsenbein, Ulrich, geb. 1811 zu Nidau im Kanton Bern. Advokat und Milizoffizier, kam seit 1831 allmälig empor, verewigte sich als Obercommandant des Freischaarenzugs (1845) gegen Luzern, benutzte die darüber entstandene Aufregung der Berner zum Sturze seines früheren Gönners Neuhaus, wurde 1847 Präsident der Regierung, führte im Sonderbundskriege eine bernische Division gegen Luzern, wurde 1848 Bundesrath, 1854 nicht wieder gewählt, 1855 Brigadegeneral in der für Frankreich anzuwerbenden Schweizerlegion, obwohl gerade er selbst bei der Berathung der neuen Bundesverfassung gegen den Söldnerdienst der Schweizer wie kein anderer gedonnert hatte.


Ochsenfrosch (Rana pipiens), Froschart in Nordamerika, ausgestreckt gegen 18'' lang, oben grün, unten gelblich, mit schwarzen Flecken; seine Stimme soll der des Ochsen ähnlich sein.


Ochsenfurt, bayer. Stadt in Unterfranken, am Main, mit 2400 E., Weinbau.


Ochsenhausen, Flecken in Württemberg, östl. von Biberach, mit königl. Schlosse, Ackerbauschule, ehemalige Benedictinerabtei, gestiftet 1100, gefürstet 1746; säcularisirt 1803 kam sie theils an den Grafen Schäsberg, theils an den Fürsten Metternich, der seinen Antheil 1825 verkaufte.


Ochsenkopf, s. Fichtelgebirge.


Ochsenzunge, s. Anchusa.


Ockenheim, Johannes, eigentlich Ockeghem, geb. um 1425 im Hennegau, gest. um 1512, Verbreiter des Contrapunkts.


Ocker , Nebenfluß der Aller, entspringt bei dem Hüttenorte O. am braunschweig. Harze, ist fischreich und floßbar, mündet unweit Celle.


Ocker, Ocher, im Allgemeinen eine Verbindung des Sauerstoffs mit Metallen, wenn sie eine formlose, erdige und zerreibliche Masse bildet. Es sind dies hauptsächlich die in der Natur vorkommende: Molybdän-, Wolfrain-, Antimon-, Uran-, Chrom-, Wismuth-, Kobalt- u. Eisen-O., welch letzterer besonders als gelbe, rothe und rothbraune Farbe gebraucht wird.


O'Connell, Daniel, geb. 6. August 1775 zu Cahir oder Caherciveen in der irischen Grafschaft Kerry, von altirischem Adel, Sohn eines Pächters, studierte in Löwen, St. Ouen und Douay, zuletzt an der Rechtsschule des Middle Temple zu London, wurde 1798 Advokat u. erwarb sich als solcher bald einen ausgezeichneten Ruf, bei seinen Landsleuten aber allgemeine Liebe, indem er als Vertheidiger unterdrückter u. verfolgter Iren, als Ankläger mächtiger, grundbesitzender Aristokraten auftrat, die sich damals gegen die Iren alles erlaubten. 1809 wurde er Haupt der kath. Association und dadurch den Orangemen tödtlich verhaßt; ein solcher, der Alderman d'Esterre, forderte ihn auf Pistolen, wurde aber von O. erschossen, der seitdem keine Ausforderung mehr annahm, weil er seinen Muth hinlänglich bewiesen hatte und grundsätzlich gegen das Duell war. Von Shiel und der Geistlichkeit unterstützt, gab er dem kath. Vereine eine wunderbare Organisation; er hielt Volksversammlungen in allen Theilen des Landes, oft in prot. Städten, die von einer unerhörten Menge besucht wurden, ohne daß eine Unordnung vorfiel, vermochte die heißblütigen Iren, daß sie sich jeder Gewaltthätigkeit gegen ihre Unterdrücker enthielten und imponirte dadurch dem größten Theile der Protestanten in Irland, England u. Schottland dergestalt, daß sich die öffentliche Stimme in allen 3 Königreichen für die Emancipation der Katholiken aussprach. O. ließ sich 1828 von der Grafschaft Clare in das Unterhaus wählen, wohin ihm der Eintritt als Katholiken gesetzlich versagt war. Das Toryministerium Wellington-Peel wollte keinen Bürgerkrieg wagen, der auf die Zurückweisung O.s unfehlbar erfolgt wäre, u. setzte 1829 die Emancipation der Katholiken im Parlamente durch. So wurde O. eine doppelte Macht; das irische Volk gehorchte ihm unbedingt, mit den irischen Mitgliedern des Unterhauses (wenigstens 40, die sog. irische Brigade) konnte er aber bei Parteifragen im Unterhause selbst den Ausschlag geben. Dem Wighministerium wurde er unentbehrlich

Capʼsche Büffel und der Bisam-O.e (s. d.).


Ochsenbein, Ulrich, geb. 1811 zu Nidau im Kanton Bern. Advokat und Milizoffizier, kam seit 1831 allmälig empor, verewigte sich als Obercommandant des Freischaarenzugs (1845) gegen Luzern, benutzte die darüber entstandene Aufregung der Berner zum Sturze seines früheren Gönners Neuhaus, wurde 1847 Präsident der Regierung, führte im Sonderbundskriege eine bernische Division gegen Luzern, wurde 1848 Bundesrath, 1854 nicht wieder gewählt, 1855 Brigadegeneral in der für Frankreich anzuwerbenden Schweizerlegion, obwohl gerade er selbst bei der Berathung der neuen Bundesverfassung gegen den Söldnerdienst der Schweizer wie kein anderer gedonnert hatte.


Ochsenfrosch (Rana pipiens), Froschart in Nordamerika, ausgestreckt gegen 18'' lang, oben grün, unten gelblich, mit schwarzen Flecken; seine Stimme soll der des Ochsen ähnlich sein.


Ochsenfurt, bayer. Stadt in Unterfranken, am Main, mit 2400 E., Weinbau.


Ochsenhausen, Flecken in Württemberg, östl. von Biberach, mit königl. Schlosse, Ackerbauschule, ehemalige Benedictinerabtei, gestiftet 1100, gefürstet 1746; säcularisirt 1803 kam sie theils an den Grafen Schäsberg, theils an den Fürsten Metternich, der seinen Antheil 1825 verkaufte.


Ochsenkopf, s. Fichtelgebirge.


Ochsenzunge, s. Anchusa.


Ockenheim, Johannes, eigentlich Ockeghem, geb. um 1425 im Hennegau, gest. um 1512, Verbreiter des Contrapunkts.


Ocker , Nebenfluß der Aller, entspringt bei dem Hüttenorte O. am braunschweig. Harze, ist fischreich und floßbar, mündet unweit Celle.


Ocker, Ocher, im Allgemeinen eine Verbindung des Sauerstoffs mit Metallen, wenn sie eine formlose, erdige und zerreibliche Masse bildet. Es sind dies hauptsächlich die in der Natur vorkommende: Molybdän-, Wolfrain-, Antimon-, Uran-, Chrom-, Wismuth-, Kobalt- u. Eisen-O., welch letzterer besonders als gelbe, rothe und rothbraune Farbe gebraucht wird.


O'Connell, Daniel, geb. 6. August 1775 zu Cahir oder Caherciveen in der irischen Grafschaft Kerry, von altirischem Adel, Sohn eines Pächters, studierte in Löwen, St. Ouen und Douay, zuletzt an der Rechtsschule des Middle Temple zu London, wurde 1798 Advokat u. erwarb sich als solcher bald einen ausgezeichneten Ruf, bei seinen Landsleuten aber allgemeine Liebe, indem er als Vertheidiger unterdrückter u. verfolgter Iren, als Ankläger mächtiger, grundbesitzender Aristokraten auftrat, die sich damals gegen die Iren alles erlaubten. 1809 wurde er Haupt der kath. Association und dadurch den Orangemen tödtlich verhaßt; ein solcher, der Alderman dʼEsterre, forderte ihn auf Pistolen, wurde aber von O. erschossen, der seitdem keine Ausforderung mehr annahm, weil er seinen Muth hinlänglich bewiesen hatte und grundsätzlich gegen das Duell war. Von Shiel und der Geistlichkeit unterstützt, gab er dem kath. Vereine eine wunderbare Organisation; er hielt Volksversammlungen in allen Theilen des Landes, oft in prot. Städten, die von einer unerhörten Menge besucht wurden, ohne daß eine Unordnung vorfiel, vermochte die heißblütigen Iren, daß sie sich jeder Gewaltthätigkeit gegen ihre Unterdrücker enthielten und imponirte dadurch dem größten Theile der Protestanten in Irland, England u. Schottland dergestalt, daß sich die öffentliche Stimme in allen 3 Königreichen für die Emancipation der Katholiken aussprach. O. ließ sich 1828 von der Grafschaft Clare in das Unterhaus wählen, wohin ihm der Eintritt als Katholiken gesetzlich versagt war. Das Toryministerium Wellington-Peel wollte keinen Bürgerkrieg wagen, der auf die Zurückweisung O.s unfehlbar erfolgt wäre, u. setzte 1829 die Emancipation der Katholiken im Parlamente durch. So wurde O. eine doppelte Macht; das irische Volk gehorchte ihm unbedingt, mit den irischen Mitgliedern des Unterhauses (wenigstens 40, die sog. irische Brigade) konnte er aber bei Parteifragen im Unterhause selbst den Ausschlag geben. Dem Wighministerium wurde er unentbehrlich

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[374/0375] Capʼsche Büffel und der Bisam-O.e (s. d.). Ochsenbein, Ulrich, geb. 1811 zu Nidau im Kanton Bern. Advokat und Milizoffizier, kam seit 1831 allmälig empor, verewigte sich als Obercommandant des Freischaarenzugs (1845) gegen Luzern, benutzte die darüber entstandene Aufregung der Berner zum Sturze seines früheren Gönners Neuhaus, wurde 1847 Präsident der Regierung, führte im Sonderbundskriege eine bernische Division gegen Luzern, wurde 1848 Bundesrath, 1854 nicht wieder gewählt, 1855 Brigadegeneral in der für Frankreich anzuwerbenden Schweizerlegion, obwohl gerade er selbst bei der Berathung der neuen Bundesverfassung gegen den Söldnerdienst der Schweizer wie kein anderer gedonnert hatte. Ochsenfrosch (Rana pipiens), Froschart in Nordamerika, ausgestreckt gegen 18'' lang, oben grün, unten gelblich, mit schwarzen Flecken; seine Stimme soll der des Ochsen ähnlich sein. Ochsenfurt, bayer. Stadt in Unterfranken, am Main, mit 2400 E., Weinbau. Ochsenhausen, Flecken in Württemberg, östl. von Biberach, mit königl. Schlosse, Ackerbauschule, ehemalige Benedictinerabtei, gestiftet 1100, gefürstet 1746; säcularisirt 1803 kam sie theils an den Grafen Schäsberg, theils an den Fürsten Metternich, der seinen Antheil 1825 verkaufte. Ochsenkopf, s. Fichtelgebirge. Ochsenzunge, s. Anchusa. Ockenheim, Johannes, eigentlich Ockeghem, geb. um 1425 im Hennegau, gest. um 1512, Verbreiter des Contrapunkts. Ocker , Nebenfluß der Aller, entspringt bei dem Hüttenorte O. am braunschweig. Harze, ist fischreich und floßbar, mündet unweit Celle. Ocker, Ocher, im Allgemeinen eine Verbindung des Sauerstoffs mit Metallen, wenn sie eine formlose, erdige und zerreibliche Masse bildet. Es sind dies hauptsächlich die in der Natur vorkommende: Molybdän-, Wolfrain-, Antimon-, Uran-, Chrom-, Wismuth-, Kobalt- u. Eisen-O., welch letzterer besonders als gelbe, rothe und rothbraune Farbe gebraucht wird. O'Connell, Daniel, geb. 6. August 1775 zu Cahir oder Caherciveen in der irischen Grafschaft Kerry, von altirischem Adel, Sohn eines Pächters, studierte in Löwen, St. Ouen und Douay, zuletzt an der Rechtsschule des Middle Temple zu London, wurde 1798 Advokat u. erwarb sich als solcher bald einen ausgezeichneten Ruf, bei seinen Landsleuten aber allgemeine Liebe, indem er als Vertheidiger unterdrückter u. verfolgter Iren, als Ankläger mächtiger, grundbesitzender Aristokraten auftrat, die sich damals gegen die Iren alles erlaubten. 1809 wurde er Haupt der kath. Association und dadurch den Orangemen tödtlich verhaßt; ein solcher, der Alderman dʼEsterre, forderte ihn auf Pistolen, wurde aber von O. erschossen, der seitdem keine Ausforderung mehr annahm, weil er seinen Muth hinlänglich bewiesen hatte und grundsätzlich gegen das Duell war. Von Shiel und der Geistlichkeit unterstützt, gab er dem kath. Vereine eine wunderbare Organisation; er hielt Volksversammlungen in allen Theilen des Landes, oft in prot. Städten, die von einer unerhörten Menge besucht wurden, ohne daß eine Unordnung vorfiel, vermochte die heißblütigen Iren, daß sie sich jeder Gewaltthätigkeit gegen ihre Unterdrücker enthielten und imponirte dadurch dem größten Theile der Protestanten in Irland, England u. Schottland dergestalt, daß sich die öffentliche Stimme in allen 3 Königreichen für die Emancipation der Katholiken aussprach. O. ließ sich 1828 von der Grafschaft Clare in das Unterhaus wählen, wohin ihm der Eintritt als Katholiken gesetzlich versagt war. Das Toryministerium Wellington-Peel wollte keinen Bürgerkrieg wagen, der auf die Zurückweisung O.s unfehlbar erfolgt wäre, u. setzte 1829 die Emancipation der Katholiken im Parlamente durch. So wurde O. eine doppelte Macht; das irische Volk gehorchte ihm unbedingt, mit den irischen Mitgliedern des Unterhauses (wenigstens 40, die sog. irische Brigade) konnte er aber bei Parteifragen im Unterhause selbst den Ausschlag geben. Dem Wighministerium wurde er unentbehrlich

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/375>, abgerufen am 25.11.2024.