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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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Ludger, St., erster Bischof von Münster (früher Mimigardeford genannt), Gründer der Benedictinerabtei zu Werden an der Ruhr, verdient um Bekehrung der Friesen u. Sachsen, geb. um 748, gest. 809; Gedächtnißtag 26. März.


Ludmilla, St., Gemahlin des ersten christlichen Herzogs von Böhmen, Borziwoi, Förderin des Christenthums, wurde als Wittwe auf Anstiften ihrer Schwiegertochter Drahomira 927 auf ihrem Schlosse Tetin erdrosselt; Gedächtniß; tag 16. Septbr.


Ludolf, Hiob, geb. 1624 zu Erfurt, gest. 1704 zu Frankfurt a. M., gothaischer Staatsbeamter, gelehrter Orientalist, schrieb eine äthiopische Grammatik, äthiop. Lexikon, eine Grammatik u. ein Lexikon der Amharasprache, ist dadurch Begründer der äthiopischen Studien.


Ludolf'sche Zahl, die Verhältnißzahlen zur Berechnung des Kreises. s. Kreis.


Ludwig, altfränkisch Chlodewig, d. h. der Kriegs berühmte. Name von einer Menge Fürsten, namentlich:


Ludwig I., Sohn Karls d. Gr., geb. 778, seit 783 König von Aquitanien u. der span. Mark, führte einen glücklichen Krieg gegen die span. Araber, wurde durch den Tod zweier Brüder Alleinerbe des Reichs, 813 Mitregent seines Vaters, 814 dessen Nachfolger auf dem Kaiserthrone. L. ermangelte bei mancher guten Eigenschaft der Kraft und Klugheit, um das große Reich zu regieren, verstümmelte durch Privilegien die Kriegsverfassung, die sein Vater eingeführt hatte, und theilte schon 817 das Reich unter seine 3 Söhne Lothar, Pipin und Ludwig; als ihm aber seine 2. Gemahlin, die Welfin Judith, 823 einen Sohn, Karl (den Kahlen), gebar, verfügte er 829 eine neue Theilung, die Veranlassung zu Empörungen der andern Söhne gab, u. nur die Uneinigkeit derselben verhinderte es, daß der Kaiser nebst der Kaiserin u. dem nachgebornen Karl ihre Tage nicht in Klöstern schlossen. L. st. d. 20. Juni 840 auf einer Rheininsel bei Mainz, auf einem Feldzug gegen seinen Sohn Ludwig (den Deutschen) u. wurde zu Metz begraben. Das Erzbisthum Hamburg und das Kloster Korvei in Westfalen wurden von ihm gegründet.


Ludwig II., Kaiser von 855-875, Sohn des Kaisers Lothar, erhielt von seinem Vater bei der Theilung des Reichs Italien, während Karl und Lothar das jenseits der Alpen gelegene Gebiet bekamen. Er hatte gegen die Griechen u. Sarazenen zu kämpfen u. konnte es deßwegen nicht verhindern, daß bei dem kinderlosen Tode seiner Brüder seine beiden Oheime Ludwig der Deutsche und Karl der Kahle deren Länder an sich rissen. Er st. 875 ohne männliche Erben; seine Tochter Irmengard war an den König Boso von Arelate vermählt.


Ludwig III., der letzte deutsche Karolinger, Sohn Kaiser Arnulfs, geb. 893, folgte seinem Vater im Jahre 900 als deutscher König, nahm 908 den Kaisertitel an, mußte einige Großen als Vormünder regieren lassen, denen die anderen nur gehorchten so oft sie es für gut fanden od. gerade genöthigt waren, konnte weder den Bürgerkriegen noch den Verwüstungen der Ungarn und Normannen Einhalt thun und st. 911.


Ludwig IV., der Bayer, Kaiser von 1314-47, geb. 1286, besaß als Hausmacht nur einen Theil von Bayern, den andern sein Bruder Rudolf, wurde 1314 von der Mehrheit der Kurfürsten gewählt, besiegte nach 8jährigem Kriege seinen Gegenkönig Friedrich den Schönen v. Oesterreich und versöhnte sich zuletzt mit dem Hause Habsburg vollständig. Als er aber in Oberitalien die Gegner der französ. Politik unterstützte, welcher der zu Avignon residirende Papst Johann XXII. dienstbar war, kam er in den Bann und erschwerte seine Stellung sehr, als er sich zu Rom von 2 gebannten Bischöfen krönen ließ u. einen Gegenpapst, Nikolaus V., aufstellte. Als die meisten ital. Großen u. Städte sich gegen ihn erklärten, mußte er ruhmlos nach Deutschland zurückkehren. Da der Papst zu Avignon in seiner Feindseligkeit gegen L. fortfuhr, ihm nicht nur die Reichsverwaltung in Italien, sondern selbst in Deutschland absprach, erfolgte 1338 auf dem berühmten Kurtage zu Rhense die Erklärung der Kurfürsten gegen die Einmischung des Papstes in die Wahl des deutschen Königs. Diese


Ludger, St., erster Bischof von Münster (früher Mimigardeford genannt), Gründer der Benedictinerabtei zu Werden an der Ruhr, verdient um Bekehrung der Friesen u. Sachsen, geb. um 748, gest. 809; Gedächtnißtag 26. März.


Ludmilla, St., Gemahlin des ersten christlichen Herzogs von Böhmen, Borziwoi, Förderin des Christenthums, wurde als Wittwe auf Anstiften ihrer Schwiegertochter Drahomira 927 auf ihrem Schlosse Tetin erdrosselt; Gedächtniß; tag 16. Septbr.


Ludolf, Hiob, geb. 1624 zu Erfurt, gest. 1704 zu Frankfurt a. M., gothaischer Staatsbeamter, gelehrter Orientalist, schrieb eine äthiopische Grammatik, äthiop. Lexikon, eine Grammatik u. ein Lexikon der Amharasprache, ist dadurch Begründer der äthiopischen Studien.


Ludolf'sche Zahl, die Verhältnißzahlen zur Berechnung des Kreises. s. Kreis.


Ludwig, altfränkisch Chlodewig, d. h. der Kriegs berühmte. Name von einer Menge Fürsten, namentlich:


Ludwig I., Sohn Karls d. Gr., geb. 778, seit 783 König von Aquitanien u. der span. Mark, führte einen glücklichen Krieg gegen die span. Araber, wurde durch den Tod zweier Brüder Alleinerbe des Reichs, 813 Mitregent seines Vaters, 814 dessen Nachfolger auf dem Kaiserthrone. L. ermangelte bei mancher guten Eigenschaft der Kraft und Klugheit, um das große Reich zu regieren, verstümmelte durch Privilegien die Kriegsverfassung, die sein Vater eingeführt hatte, und theilte schon 817 das Reich unter seine 3 Söhne Lothar, Pipin und Ludwig; als ihm aber seine 2. Gemahlin, die Welfin Judith, 823 einen Sohn, Karl (den Kahlen), gebar, verfügte er 829 eine neue Theilung, die Veranlassung zu Empörungen der andern Söhne gab, u. nur die Uneinigkeit derselben verhinderte es, daß der Kaiser nebst der Kaiserin u. dem nachgebornen Karl ihre Tage nicht in Klöstern schlossen. L. st. d. 20. Juni 840 auf einer Rheininsel bei Mainz, auf einem Feldzug gegen seinen Sohn Ludwig (den Deutschen) u. wurde zu Metz begraben. Das Erzbisthum Hamburg und das Kloster Korvei in Westfalen wurden von ihm gegründet.


Ludwig II., Kaiser von 855–875, Sohn des Kaisers Lothar, erhielt von seinem Vater bei der Theilung des Reichs Italien, während Karl und Lothar das jenseits der Alpen gelegene Gebiet bekamen. Er hatte gegen die Griechen u. Sarazenen zu kämpfen u. konnte es deßwegen nicht verhindern, daß bei dem kinderlosen Tode seiner Brüder seine beiden Oheime Ludwig der Deutsche und Karl der Kahle deren Länder an sich rissen. Er st. 875 ohne männliche Erben; seine Tochter Irmengard war an den König Boso von Arelate vermählt.


Ludwig III., der letzte deutsche Karolinger, Sohn Kaiser Arnulfs, geb. 893, folgte seinem Vater im Jahre 900 als deutscher König, nahm 908 den Kaisertitel an, mußte einige Großen als Vormünder regieren lassen, denen die anderen nur gehorchten so oft sie es für gut fanden od. gerade genöthigt waren, konnte weder den Bürgerkriegen noch den Verwüstungen der Ungarn und Normannen Einhalt thun und st. 911.


Ludwig IV., der Bayer, Kaiser von 1314–47, geb. 1286, besaß als Hausmacht nur einen Theil von Bayern, den andern sein Bruder Rudolf, wurde 1314 von der Mehrheit der Kurfürsten gewählt, besiegte nach 8jährigem Kriege seinen Gegenkönig Friedrich den Schönen v. Oesterreich und versöhnte sich zuletzt mit dem Hause Habsburg vollständig. Als er aber in Oberitalien die Gegner der französ. Politik unterstützte, welcher der zu Avignon residirende Papst Johann XXII. dienstbar war, kam er in den Bann und erschwerte seine Stellung sehr, als er sich zu Rom von 2 gebannten Bischöfen krönen ließ u. einen Gegenpapst, Nikolaus V., aufstellte. Als die meisten ital. Großen u. Städte sich gegen ihn erklärten, mußte er ruhmlos nach Deutschland zurückkehren. Da der Papst zu Avignon in seiner Feindseligkeit gegen L. fortfuhr, ihm nicht nur die Reichsverwaltung in Italien, sondern selbst in Deutschland absprach, erfolgte 1338 auf dem berühmten Kurtage zu Rhense die Erklärung der Kurfürsten gegen die Einmischung des Papstes in die Wahl des deutschen Königs. Diese

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[36/0037] Ludger, St., erster Bischof von Münster (früher Mimigardeford genannt), Gründer der Benedictinerabtei zu Werden an der Ruhr, verdient um Bekehrung der Friesen u. Sachsen, geb. um 748, gest. 809; Gedächtnißtag 26. März. Ludmilla, St., Gemahlin des ersten christlichen Herzogs von Böhmen, Borziwoi, Förderin des Christenthums, wurde als Wittwe auf Anstiften ihrer Schwiegertochter Drahomira 927 auf ihrem Schlosse Tetin erdrosselt; Gedächtniß; tag 16. Septbr. Ludolf, Hiob, geb. 1624 zu Erfurt, gest. 1704 zu Frankfurt a. M., gothaischer Staatsbeamter, gelehrter Orientalist, schrieb eine äthiopische Grammatik, äthiop. Lexikon, eine Grammatik u. ein Lexikon der Amharasprache, ist dadurch Begründer der äthiopischen Studien. Ludolf'sche Zahl, die Verhältnißzahlen zur Berechnung des Kreises. s. Kreis. Ludwig, altfränkisch Chlodewig, d. h. der Kriegs berühmte. Name von einer Menge Fürsten, namentlich: Ludwig I., Sohn Karls d. Gr., geb. 778, seit 783 König von Aquitanien u. der span. Mark, führte einen glücklichen Krieg gegen die span. Araber, wurde durch den Tod zweier Brüder Alleinerbe des Reichs, 813 Mitregent seines Vaters, 814 dessen Nachfolger auf dem Kaiserthrone. L. ermangelte bei mancher guten Eigenschaft der Kraft und Klugheit, um das große Reich zu regieren, verstümmelte durch Privilegien die Kriegsverfassung, die sein Vater eingeführt hatte, und theilte schon 817 das Reich unter seine 3 Söhne Lothar, Pipin und Ludwig; als ihm aber seine 2. Gemahlin, die Welfin Judith, 823 einen Sohn, Karl (den Kahlen), gebar, verfügte er 829 eine neue Theilung, die Veranlassung zu Empörungen der andern Söhne gab, u. nur die Uneinigkeit derselben verhinderte es, daß der Kaiser nebst der Kaiserin u. dem nachgebornen Karl ihre Tage nicht in Klöstern schlossen. L. st. d. 20. Juni 840 auf einer Rheininsel bei Mainz, auf einem Feldzug gegen seinen Sohn Ludwig (den Deutschen) u. wurde zu Metz begraben. Das Erzbisthum Hamburg und das Kloster Korvei in Westfalen wurden von ihm gegründet. Ludwig II., Kaiser von 855–875, Sohn des Kaisers Lothar, erhielt von seinem Vater bei der Theilung des Reichs Italien, während Karl und Lothar das jenseits der Alpen gelegene Gebiet bekamen. Er hatte gegen die Griechen u. Sarazenen zu kämpfen u. konnte es deßwegen nicht verhindern, daß bei dem kinderlosen Tode seiner Brüder seine beiden Oheime Ludwig der Deutsche und Karl der Kahle deren Länder an sich rissen. Er st. 875 ohne männliche Erben; seine Tochter Irmengard war an den König Boso von Arelate vermählt. Ludwig III., der letzte deutsche Karolinger, Sohn Kaiser Arnulfs, geb. 893, folgte seinem Vater im Jahre 900 als deutscher König, nahm 908 den Kaisertitel an, mußte einige Großen als Vormünder regieren lassen, denen die anderen nur gehorchten so oft sie es für gut fanden od. gerade genöthigt waren, konnte weder den Bürgerkriegen noch den Verwüstungen der Ungarn und Normannen Einhalt thun und st. 911. Ludwig IV., der Bayer, Kaiser von 1314–47, geb. 1286, besaß als Hausmacht nur einen Theil von Bayern, den andern sein Bruder Rudolf, wurde 1314 von der Mehrheit der Kurfürsten gewählt, besiegte nach 8jährigem Kriege seinen Gegenkönig Friedrich den Schönen v. Oesterreich und versöhnte sich zuletzt mit dem Hause Habsburg vollständig. Als er aber in Oberitalien die Gegner der französ. Politik unterstützte, welcher der zu Avignon residirende Papst Johann XXII. dienstbar war, kam er in den Bann und erschwerte seine Stellung sehr, als er sich zu Rom von 2 gebannten Bischöfen krönen ließ u. einen Gegenpapst, Nikolaus V., aufstellte. Als die meisten ital. Großen u. Städte sich gegen ihn erklärten, mußte er ruhmlos nach Deutschland zurückkehren. Da der Papst zu Avignon in seiner Feindseligkeit gegen L. fortfuhr, ihm nicht nur die Reichsverwaltung in Italien, sondern selbst in Deutschland absprach, erfolgte 1338 auf dem berühmten Kurtage zu Rhense die Erklärung der Kurfürsten gegen die Einmischung des Papstes in die Wahl des deutschen Königs. Diese

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/37>, abgerufen am 05.05.2024.