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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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von Arabien und andern umliegenden Ländern" Kopenh. 1774-78, 3 Bde., herausgegeben von Olshausen 1837; naturhistorische Arbeiten von P. Forskal.


Niebuhr, Barthold Georg, Sohn des Vorigen, geb. 1776 zu Kopenhagen, trat 1806 aus dem dän. in den preuß. Staatsdienst, wurde mehrmals als Diplomat verwendet, gehörte zu den Männern, welche die Erhebung von 1813 vorbereiteten, war von 1816-23 preuß. Ministerresident in Rom, lebte von 1824 bis 31 in Bonn als Professor. Durch seine "Röm. Geschichte" 3 Bde., 1811 bis 32, 2. Aufl. 1827-42, setzte er die Entwicklung des großartigsten Volkes in ein neues Licht. und wenn seine Kritik theilweise eine einseitige und unbegründete, sich selbst widersprechende genannt werden muß, so bleibt es doch unbestritten, daß er für die historische Forschung Epoche gemacht hat. Von hohem Interesse sind N.s "Kleine historische und philologische Schriften" (2 Bde., Bonn 1828-43), und "Nachgelassene Schriften" (Hamburg 1842).


Niederalpen (Basses Alpes), Depart. im südl. Frankreich, 125 #M. groß, mit 152000 E.; ist von den cottischen Alpen erfüllt. rauh. wenig fruchtbar, arm. hat etwas Bergbau auf Kupfer, Eisen u. Steinkohlen. Hauptst.: Digne.


Niederbayern, bayer. Kreis, der östl. Theil des Landes zu beiden Seiten der Donau. 1941/3 #M. groß, mit 550000 E.; Hauptstadt: Passau.


Niederdeutsch, s. Plattdeutsch.


Niederlande, Holland im gemeinen Leben, Königreich, ist von der Nordsee, Hannover, Rheinpreußen, Frankreich u. Belgien begränzt u. umfaßt mit Luxemburg (s. d.) 640 etc. #M., auf welchen in 138 Städten, 43 Marktflecken und 3300 Dörfern 3204000 Menschen leben, von denen 1832000 Protest., 1164000 Katholiken, 5000 Jansenisten, 58000 Juden sind. Das Land ist eine Tiefebene, die sich nur südl. zu Hügeln und in Luxemburg zu Bergen und Hochflächen erhebt, daher auch, diesen Theil ausgenommen, ohne Stein u. Metall. Schelde, Rhein, Maas und Ems mit zahlreichen Nebenflüssen durchströmen das Land, welches von einem Netze großer und kleiner Kanäle, wie kein anderer Flecken Erde, durchwoben wird. Die Nordsee bildet unter anderen Meerbusen den Dollart, die Zuydersee, durch den Einbruch von Sturmfluthen, den Biesbosch, durch einen Deichbruch der Maas entstanden. Das Land liegt zum Theil tiefer als das Meer und ist durch Dünen und Deiche geschützt, so daß das Quell- u. Regenwasser bei der Vollebbe durch Abzugskanäle oder selbst durch Wasserhebungsmaschinen fortgeschafft werden muß. Solche künstlich entwässerte Strecken heißen Polder u. haben trefflichen Acker- oder Wiesboden. Die niederdeutsche Haide erstreckt sich auch in die N., deßgleichen mangelt es nicht an Mooren u. Morästen. Das Klima ist unbeständig, trübe und feucht, für Fremde schwer anzugewöhnen. Die N. erzeugen Getreide für den Bedarf, die Wiesen u. Weiden nähren ausgezeichnetes Rindvieh, Friesland liefert schwere und ausdauernde Pferde, die Schafzucht beschränkt sich fast auf die Insel Texel. Wassergeflügel gibt es im Ueberfluß, deßgleichen Fische, Austern u. andere Muschelthiere, aus deren Gehäuse Kalk gebrannt wird. Die E. sind norddeutschen Stammes. Holländer, Friesen, Flamländer, Niederdeutsche, kräftig, ausdauernd, ernst, beharrlich u. verständig. Die Industrie liefert hauptsächlich die Bedürfnisse zur Ausrüstung der Seeschiffe, dann seines Leinen, Leder, Papier, Seife, Thonpfeifen. Farbwaaren; von großer Bedeutung sind die Tabaksfabriken und Zuckerraffinerien; daß die Holländer treffliche Ackerleute, Viehzüchter, Gemüse- und Blumengärtner sind, ist weltbekannt. Der Seehandel ist sehr beträchtlich und erstreckt sich über die ganze Erde; die Handelsmarine betrug 1853 bereits 2037 größere Schiffe; der Verkehr im Innern ist durch Kanäle, aus Backsteinen gemauerte Landstraßen und ein Eisenbahnnetz wie nirgends sonst erleichtert. Die während der französ. Kriege von 1794-1814 verlorenen Colonien sind durch die Erwerbungen im ind. Archipel mehr als ersetzt; das Colonialreich umfaßt: Java, die Gebiete auf Celebes, Borneo u. Sumatra, auf Timor u. Neuguinea, die Molukken; in Afrika mehre Factoreien auf der Goldküste; in

von Arabien und andern umliegenden Ländern“ Kopenh. 1774–78, 3 Bde., herausgegeben von Olshausen 1837; naturhistorische Arbeiten von P. Forskal.


Niebuhr, Barthold Georg, Sohn des Vorigen, geb. 1776 zu Kopenhagen, trat 1806 aus dem dän. in den preuß. Staatsdienst, wurde mehrmals als Diplomat verwendet, gehörte zu den Männern, welche die Erhebung von 1813 vorbereiteten, war von 1816–23 preuß. Ministerresident in Rom, lebte von 1824 bis 31 in Bonn als Professor. Durch seine „Röm. Geschichte“ 3 Bde., 1811 bis 32, 2. Aufl. 1827–42, setzte er die Entwicklung des großartigsten Volkes in ein neues Licht. und wenn seine Kritik theilweise eine einseitige und unbegründete, sich selbst widersprechende genannt werden muß, so bleibt es doch unbestritten, daß er für die historische Forschung Epoche gemacht hat. Von hohem Interesse sind N.s „Kleine historische und philologische Schriften“ (2 Bde., Bonn 1828–43), und „Nachgelassene Schriften“ (Hamburg 1842).


Niederalpen (Basses Alpes), Depart. im südl. Frankreich, 125 □M. groß, mit 152000 E.; ist von den cottischen Alpen erfüllt. rauh. wenig fruchtbar, arm. hat etwas Bergbau auf Kupfer, Eisen u. Steinkohlen. Hauptst.: Digne.


Niederbayern, bayer. Kreis, der östl. Theil des Landes zu beiden Seiten der Donau. 1941/3 □M. groß, mit 550000 E.; Hauptstadt: Passau.


Niederdeutsch, s. Plattdeutsch.


Niederlande, Holland im gemeinen Leben, Königreich, ist von der Nordsee, Hannover, Rheinpreußen, Frankreich u. Belgien begränzt u. umfaßt mit Luxemburg (s. d.) 640 etc. □M., auf welchen in 138 Städten, 43 Marktflecken und 3300 Dörfern 3204000 Menschen leben, von denen 1832000 Protest., 1164000 Katholiken, 5000 Jansenisten, 58000 Juden sind. Das Land ist eine Tiefebene, die sich nur südl. zu Hügeln und in Luxemburg zu Bergen und Hochflächen erhebt, daher auch, diesen Theil ausgenommen, ohne Stein u. Metall. Schelde, Rhein, Maas und Ems mit zahlreichen Nebenflüssen durchströmen das Land, welches von einem Netze großer und kleiner Kanäle, wie kein anderer Flecken Erde, durchwoben wird. Die Nordsee bildet unter anderen Meerbusen den Dollart, die Zuydersee, durch den Einbruch von Sturmfluthen, den Biesbosch, durch einen Deichbruch der Maas entstanden. Das Land liegt zum Theil tiefer als das Meer und ist durch Dünen und Deiche geschützt, so daß das Quell- u. Regenwasser bei der Vollebbe durch Abzugskanäle oder selbst durch Wasserhebungsmaschinen fortgeschafft werden muß. Solche künstlich entwässerte Strecken heißen Polder u. haben trefflichen Acker- oder Wiesboden. Die niederdeutsche Haide erstreckt sich auch in die N., deßgleichen mangelt es nicht an Mooren u. Morästen. Das Klima ist unbeständig, trübe und feucht, für Fremde schwer anzugewöhnen. Die N. erzeugen Getreide für den Bedarf, die Wiesen u. Weiden nähren ausgezeichnetes Rindvieh, Friesland liefert schwere und ausdauernde Pferde, die Schafzucht beschränkt sich fast auf die Insel Texel. Wassergeflügel gibt es im Ueberfluß, deßgleichen Fische, Austern u. andere Muschelthiere, aus deren Gehäuse Kalk gebrannt wird. Die E. sind norddeutschen Stammes. Holländer, Friesen, Flamländer, Niederdeutsche, kräftig, ausdauernd, ernst, beharrlich u. verständig. Die Industrie liefert hauptsächlich die Bedürfnisse zur Ausrüstung der Seeschiffe, dann seines Leinen, Leder, Papier, Seife, Thonpfeifen. Farbwaaren; von großer Bedeutung sind die Tabaksfabriken und Zuckerraffinerien; daß die Holländer treffliche Ackerleute, Viehzüchter, Gemüse- und Blumengärtner sind, ist weltbekannt. Der Seehandel ist sehr beträchtlich und erstreckt sich über die ganze Erde; die Handelsmarine betrug 1853 bereits 2037 größere Schiffe; der Verkehr im Innern ist durch Kanäle, aus Backsteinen gemauerte Landstraßen und ein Eisenbahnnetz wie nirgends sonst erleichtert. Die während der französ. Kriege von 1794–1814 verlorenen Colonien sind durch die Erwerbungen im ind. Archipel mehr als ersetzt; das Colonialreich umfaßt: Java, die Gebiete auf Celebes, Borneo u. Sumatra, auf Timor u. Neuguinea, die Molukken; in Afrika mehre Factoreien auf der Goldküste; in

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[335/0336] von Arabien und andern umliegenden Ländern“ Kopenh. 1774–78, 3 Bde., herausgegeben von Olshausen 1837; naturhistorische Arbeiten von P. Forskal. Niebuhr, Barthold Georg, Sohn des Vorigen, geb. 1776 zu Kopenhagen, trat 1806 aus dem dän. in den preuß. Staatsdienst, wurde mehrmals als Diplomat verwendet, gehörte zu den Männern, welche die Erhebung von 1813 vorbereiteten, war von 1816–23 preuß. Ministerresident in Rom, lebte von 1824 bis 31 in Bonn als Professor. Durch seine „Röm. Geschichte“ 3 Bde., 1811 bis 32, 2. Aufl. 1827–42, setzte er die Entwicklung des großartigsten Volkes in ein neues Licht. und wenn seine Kritik theilweise eine einseitige und unbegründete, sich selbst widersprechende genannt werden muß, so bleibt es doch unbestritten, daß er für die historische Forschung Epoche gemacht hat. Von hohem Interesse sind N.s „Kleine historische und philologische Schriften“ (2 Bde., Bonn 1828–43), und „Nachgelassene Schriften“ (Hamburg 1842). Niederalpen (Basses Alpes), Depart. im südl. Frankreich, 125 □M. groß, mit 152000 E.; ist von den cottischen Alpen erfüllt. rauh. wenig fruchtbar, arm. hat etwas Bergbau auf Kupfer, Eisen u. Steinkohlen. Hauptst.: Digne. Niederbayern, bayer. Kreis, der östl. Theil des Landes zu beiden Seiten der Donau. 1941/3 □M. groß, mit 550000 E.; Hauptstadt: Passau. Niederdeutsch, s. Plattdeutsch. Niederlande, Holland im gemeinen Leben, Königreich, ist von der Nordsee, Hannover, Rheinpreußen, Frankreich u. Belgien begränzt u. umfaßt mit Luxemburg (s. d.) 640 etc. □M., auf welchen in 138 Städten, 43 Marktflecken und 3300 Dörfern 3204000 Menschen leben, von denen 1832000 Protest., 1164000 Katholiken, 5000 Jansenisten, 58000 Juden sind. Das Land ist eine Tiefebene, die sich nur südl. zu Hügeln und in Luxemburg zu Bergen und Hochflächen erhebt, daher auch, diesen Theil ausgenommen, ohne Stein u. Metall. Schelde, Rhein, Maas und Ems mit zahlreichen Nebenflüssen durchströmen das Land, welches von einem Netze großer und kleiner Kanäle, wie kein anderer Flecken Erde, durchwoben wird. Die Nordsee bildet unter anderen Meerbusen den Dollart, die Zuydersee, durch den Einbruch von Sturmfluthen, den Biesbosch, durch einen Deichbruch der Maas entstanden. Das Land liegt zum Theil tiefer als das Meer und ist durch Dünen und Deiche geschützt, so daß das Quell- u. Regenwasser bei der Vollebbe durch Abzugskanäle oder selbst durch Wasserhebungsmaschinen fortgeschafft werden muß. Solche künstlich entwässerte Strecken heißen Polder u. haben trefflichen Acker- oder Wiesboden. Die niederdeutsche Haide erstreckt sich auch in die N., deßgleichen mangelt es nicht an Mooren u. Morästen. Das Klima ist unbeständig, trübe und feucht, für Fremde schwer anzugewöhnen. Die N. erzeugen Getreide für den Bedarf, die Wiesen u. Weiden nähren ausgezeichnetes Rindvieh, Friesland liefert schwere und ausdauernde Pferde, die Schafzucht beschränkt sich fast auf die Insel Texel. Wassergeflügel gibt es im Ueberfluß, deßgleichen Fische, Austern u. andere Muschelthiere, aus deren Gehäuse Kalk gebrannt wird. Die E. sind norddeutschen Stammes. Holländer, Friesen, Flamländer, Niederdeutsche, kräftig, ausdauernd, ernst, beharrlich u. verständig. Die Industrie liefert hauptsächlich die Bedürfnisse zur Ausrüstung der Seeschiffe, dann seines Leinen, Leder, Papier, Seife, Thonpfeifen. Farbwaaren; von großer Bedeutung sind die Tabaksfabriken und Zuckerraffinerien; daß die Holländer treffliche Ackerleute, Viehzüchter, Gemüse- und Blumengärtner sind, ist weltbekannt. Der Seehandel ist sehr beträchtlich und erstreckt sich über die ganze Erde; die Handelsmarine betrug 1853 bereits 2037 größere Schiffe; der Verkehr im Innern ist durch Kanäle, aus Backsteinen gemauerte Landstraßen und ein Eisenbahnnetz wie nirgends sonst erleichtert. Die während der französ. Kriege von 1794–1814 verlorenen Colonien sind durch die Erwerbungen im ind. Archipel mehr als ersetzt; das Colonialreich umfaßt: Java, die Gebiete auf Celebes, Borneo u. Sumatra, auf Timor u. Neuguinea, die Molukken; in Afrika mehre Factoreien auf der Goldküste; in

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/336>, abgerufen am 25.11.2024.