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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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Alterthum durch den Mythus des Bacchus und der Ariadne berühmt, wegen seiner Fruchtbarkeit u. seines Anbaus Kleinsicilien genannt, war vor dem peloponnes. Kriege von Athen, später von Rhodus abhängig, wurde durch den Triumvir Antonius frei erklärt u. erst von Vespasian wieder römisch. Seit 1207 n. Chr. bestand hier ein latein. Herzogthum, Lehen von Venedig. das sich bis 1566 erhielt. Jetzt hat N. etwa 15000 E., darunter 2500 Katholiken, welche aus der venet. Zeit stammen. Die gleichnamige Hauptstadt N. hat 4000 E., Hafen, ist Sitz eines griech. und eines kath. Bischofs.


Nazarener, Nazaräer, auch Nazoraer, nannten die Juden ursprünglich die Anhänger Jesu Christi (Apg. 24,5), weil Nazareth Sein Heimathort war; N., die Sekte. s. Ebioniten.


Nazareth, armes Städtlein in Galiläa, nordwestl. u. 3 Stunden vom Tabor an einem Berge gelegen, von dessen Höhe aus man eine herrliche Fernsicht genießt, bekannt als Wohnsitz der heil. Jungfrau und Josephs sowie als Erziehungsort Jesu (Joh. 19,19; Matth. 26. 71). N. war zur Zeit der Kreuzzüge ein Erzbisthum, sank unter der Türkenherrschaft tief und hat sich erst in neuerer Zeit durch die Wallfahrten wieder gehoben. Heutzutage heißt N. Naszera, Nasra u. zählt unter etwa 3000 E. kath., griech. u. maronitische Christen, sowie Türken; Juden dürfen daselbst, wie in Bethlehem, nicht wohnen. In der Kirche des schönen lat. Klosters führen Marmorstufen zum Hause der hl. Jungfrau hinab, wo ihr der Engel die Botschaft brachte. - Vgl. Nazarener.


Neander, Dan. Amadeus, geb. 1775 zu Lengefeld im sächs. Erzgebirge, 1817 Superintendent in Merseburg, seit 1823 in Berlin, wo er 1853 als evangel. Bischof und Staatsrath sich pensioniren ließ. eifriger Mitarbeiter an der Union und neuen Agende in Preußen.


Neander, Joh. Aug. Wilhelm, ein ausgezeichneter und namentlich um die Kirchengeschichte sehr verdienter protest. Theologe, geb. 1789 zu Göttingen, jüdischer Abkunft, wurde ein Schüler Planks, lehrte seit 1811 in Heidelberg, seit 1813 in Berlin, wo er 1850 als Professor und Oberconsistorialrath st. Schrieb: Kaiser Julian u. sein Zeitalter (1812), der hl. Bernhard und sein Zeitalter (2. Aufl., Berl. 1848). Chrysostomus und die Kirche des Orients (1821), mehres über den Gnosticismus u. s. f.; Straußens Leben Jesu veranlaßte N.n zu seinem "Das Leben Jesu in seinem geschichtlichen Zusammenhange" (Hamb. 1837, 5. Aufl. 1853), sein Hauptwerk aber bleibt die unvollendet gebliebene "Allgemeine Geschichte der christlichen Religion u. Kirche" (Hamb. 1825-43, 10 B.), ergänzt durch die "Geschichte der Pflanzung und Leitung der Kirche durch die Apostel" (4. Aufl. Hamb. 1847, 2 B.).


Neapel , Königreich, s. Sicilien.


Neapel, ital. Napoli, an der Stelle des alten Neapolis (Neustadt), einer von Griechen aus Cumä angelegten Colonie, Haupt- u. Residenzstadt des Königreichs beider Sicilien, weltbekannt durch seine herrliche Lage am Meerbusen von N., mit 416000 E, im Ganzen eng und winklig gebaut, hat aber einzelne sehr schöne Straßen u. Plätze u. ist die lebhafteste und geräuschvollste Stadt Europas, weil das Klima den Einw. ein Treiben auf den Straßen erlaubt, wie dasselbe im Norden nimmermehr möglich wäre. N. hat einen zahlreichen u. wohlbegüterten Adel, eine wohlhabende Bürgerschaft und selbst die Lazzaroni (s. d.) darben selten. N. zählt gegen 300 Kirchen unter denen der Dom des hl. Januarius die bemerkenswertheste ist. u. 149 Klöster und Hospize. Die schönsten Gebäude: der königl. Palast am Ende der prächtigen Toledostraße, der königl. Palast Capo di Monte, der Palast des Prinzen von Salerno, des Erzbischofs, der Palast degli Studj mit dem bourbonischen Museum, welches außerordentlich reich an antiken Kunstschätzen ist (zum Theil aus der Erbschaft der Farnese, theils im Königreich selbst. namentlich in Herculanum und Pompeji gefunden) u. die königl. Bibliothek von 150000 Bdn. enthält; das Theater San Carlo, das größte in Europa, das Reclusorio oder Armenhaus. Die 6 Kastelle sind wichtiger gegen Aufstände, als gegen einen feindlichen Angriff (die bedeutendsten: St. Elmo, Nuovo, d'Uovo); in den Felsenhöhen

Alterthum durch den Mythus des Bacchus und der Ariadne berühmt, wegen seiner Fruchtbarkeit u. seines Anbaus Kleinsicilien genannt, war vor dem peloponnes. Kriege von Athen, später von Rhodus abhängig, wurde durch den Triumvir Antonius frei erklärt u. erst von Vespasian wieder römisch. Seit 1207 n. Chr. bestand hier ein latein. Herzogthum, Lehen von Venedig. das sich bis 1566 erhielt. Jetzt hat N. etwa 15000 E., darunter 2500 Katholiken, welche aus der venet. Zeit stammen. Die gleichnamige Hauptstadt N. hat 4000 E., Hafen, ist Sitz eines griech. und eines kath. Bischofs.


Nazarener, Nazaräer, auch Nazoraer, nannten die Juden ursprünglich die Anhänger Jesu Christi (Apg. 24,5), weil Nazareth Sein Heimathort war; N., die Sekte. s. Ebioniten.


Nazareth, armes Städtlein in Galiläa, nordwestl. u. 3 Stunden vom Tabor an einem Berge gelegen, von dessen Höhe aus man eine herrliche Fernsicht genießt, bekannt als Wohnsitz der heil. Jungfrau und Josephs sowie als Erziehungsort Jesu (Joh. 19,19; Matth. 26. 71). N. war zur Zeit der Kreuzzüge ein Erzbisthum, sank unter der Türkenherrschaft tief und hat sich erst in neuerer Zeit durch die Wallfahrten wieder gehoben. Heutzutage heißt N. Naszera, Nasra u. zählt unter etwa 3000 E. kath., griech. u. maronitische Christen, sowie Türken; Juden dürfen daselbst, wie in Bethlehem, nicht wohnen. In der Kirche des schönen lat. Klosters führen Marmorstufen zum Hause der hl. Jungfrau hinab, wo ihr der Engel die Botschaft brachte. – Vgl. Nazarener.


Neander, Dan. Amadeus, geb. 1775 zu Lengefeld im sächs. Erzgebirge, 1817 Superintendent in Merseburg, seit 1823 in Berlin, wo er 1853 als evangel. Bischof und Staatsrath sich pensioniren ließ. eifriger Mitarbeiter an der Union und neuen Agende in Preußen.


Neander, Joh. Aug. Wilhelm, ein ausgezeichneter und namentlich um die Kirchengeschichte sehr verdienter protest. Theologe, geb. 1789 zu Göttingen, jüdischer Abkunft, wurde ein Schüler Planks, lehrte seit 1811 in Heidelberg, seit 1813 in Berlin, wo er 1850 als Professor und Oberconsistorialrath st. Schrieb: Kaiser Julian u. sein Zeitalter (1812), der hl. Bernhard und sein Zeitalter (2. Aufl., Berl. 1848). Chrysostomus und die Kirche des Orients (1821), mehres über den Gnosticismus u. s. f.; Straußens Leben Jesu veranlaßte N.n zu seinem „Das Leben Jesu in seinem geschichtlichen Zusammenhange“ (Hamb. 1837, 5. Aufl. 1853), sein Hauptwerk aber bleibt die unvollendet gebliebene „Allgemeine Geschichte der christlichen Religion u. Kirche“ (Hamb. 1825–43, 10 B.), ergänzt durch die „Geschichte der Pflanzung und Leitung der Kirche durch die Apostel“ (4. Aufl. Hamb. 1847, 2 B.).


Neapel , Königreich, s. Sicilien.


Neapel, ital. Napoli, an der Stelle des alten Neapolis (Neustadt), einer von Griechen aus Cumä angelegten Colonie, Haupt- u. Residenzstadt des Königreichs beider Sicilien, weltbekannt durch seine herrliche Lage am Meerbusen von N., mit 416000 E, im Ganzen eng und winklig gebaut, hat aber einzelne sehr schöne Straßen u. Plätze u. ist die lebhafteste und geräuschvollste Stadt Europas, weil das Klima den Einw. ein Treiben auf den Straßen erlaubt, wie dasselbe im Norden nimmermehr möglich wäre. N. hat einen zahlreichen u. wohlbegüterten Adel, eine wohlhabende Bürgerschaft und selbst die Lazzaroni (s. d.) darben selten. N. zählt gegen 300 Kirchen unter denen der Dom des hl. Januarius die bemerkenswertheste ist. u. 149 Klöster und Hospize. Die schönsten Gebäude: der königl. Palast am Ende der prächtigen Toledostraße, der königl. Palast Capo di Monte, der Palast des Prinzen von Salerno, des Erzbischofs, der Palast degli Studj mit dem bourbonischen Museum, welches außerordentlich reich an antiken Kunstschätzen ist (zum Theil aus der Erbschaft der Farnese, theils im Königreich selbst. namentlich in Herculanum und Pompeji gefunden) u. die königl. Bibliothek von 150000 Bdn. enthält; das Theater San Carlo, das größte in Europa, das Reclusorio oder Armenhaus. Die 6 Kastelle sind wichtiger gegen Aufstände, als gegen einen feindlichen Angriff (die bedeutendsten: St. Elmo, Nuovo, dʼUovo); in den Felsenhöhen

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[306/0307] Alterthum durch den Mythus des Bacchus und der Ariadne berühmt, wegen seiner Fruchtbarkeit u. seines Anbaus Kleinsicilien genannt, war vor dem peloponnes. Kriege von Athen, später von Rhodus abhängig, wurde durch den Triumvir Antonius frei erklärt u. erst von Vespasian wieder römisch. Seit 1207 n. Chr. bestand hier ein latein. Herzogthum, Lehen von Venedig. das sich bis 1566 erhielt. Jetzt hat N. etwa 15000 E., darunter 2500 Katholiken, welche aus der venet. Zeit stammen. Die gleichnamige Hauptstadt N. hat 4000 E., Hafen, ist Sitz eines griech. und eines kath. Bischofs. Nazarener, Nazaräer, auch Nazoraer, nannten die Juden ursprünglich die Anhänger Jesu Christi (Apg. 24,5), weil Nazareth Sein Heimathort war; N., die Sekte. s. Ebioniten. Nazareth, armes Städtlein in Galiläa, nordwestl. u. 3 Stunden vom Tabor an einem Berge gelegen, von dessen Höhe aus man eine herrliche Fernsicht genießt, bekannt als Wohnsitz der heil. Jungfrau und Josephs sowie als Erziehungsort Jesu (Joh. 19,19; Matth. 26. 71). N. war zur Zeit der Kreuzzüge ein Erzbisthum, sank unter der Türkenherrschaft tief und hat sich erst in neuerer Zeit durch die Wallfahrten wieder gehoben. Heutzutage heißt N. Naszera, Nasra u. zählt unter etwa 3000 E. kath., griech. u. maronitische Christen, sowie Türken; Juden dürfen daselbst, wie in Bethlehem, nicht wohnen. In der Kirche des schönen lat. Klosters führen Marmorstufen zum Hause der hl. Jungfrau hinab, wo ihr der Engel die Botschaft brachte. – Vgl. Nazarener. Neander, Dan. Amadeus, geb. 1775 zu Lengefeld im sächs. Erzgebirge, 1817 Superintendent in Merseburg, seit 1823 in Berlin, wo er 1853 als evangel. Bischof und Staatsrath sich pensioniren ließ. eifriger Mitarbeiter an der Union und neuen Agende in Preußen. Neander, Joh. Aug. Wilhelm, ein ausgezeichneter und namentlich um die Kirchengeschichte sehr verdienter protest. Theologe, geb. 1789 zu Göttingen, jüdischer Abkunft, wurde ein Schüler Planks, lehrte seit 1811 in Heidelberg, seit 1813 in Berlin, wo er 1850 als Professor und Oberconsistorialrath st. Schrieb: Kaiser Julian u. sein Zeitalter (1812), der hl. Bernhard und sein Zeitalter (2. Aufl., Berl. 1848). Chrysostomus und die Kirche des Orients (1821), mehres über den Gnosticismus u. s. f.; Straußens Leben Jesu veranlaßte N.n zu seinem „Das Leben Jesu in seinem geschichtlichen Zusammenhange“ (Hamb. 1837, 5. Aufl. 1853), sein Hauptwerk aber bleibt die unvollendet gebliebene „Allgemeine Geschichte der christlichen Religion u. Kirche“ (Hamb. 1825–43, 10 B.), ergänzt durch die „Geschichte der Pflanzung und Leitung der Kirche durch die Apostel“ (4. Aufl. Hamb. 1847, 2 B.). Neapel , Königreich, s. Sicilien. Neapel, ital. Napoli, an der Stelle des alten Neapolis (Neustadt), einer von Griechen aus Cumä angelegten Colonie, Haupt- u. Residenzstadt des Königreichs beider Sicilien, weltbekannt durch seine herrliche Lage am Meerbusen von N., mit 416000 E, im Ganzen eng und winklig gebaut, hat aber einzelne sehr schöne Straßen u. Plätze u. ist die lebhafteste und geräuschvollste Stadt Europas, weil das Klima den Einw. ein Treiben auf den Straßen erlaubt, wie dasselbe im Norden nimmermehr möglich wäre. N. hat einen zahlreichen u. wohlbegüterten Adel, eine wohlhabende Bürgerschaft und selbst die Lazzaroni (s. d.) darben selten. N. zählt gegen 300 Kirchen unter denen der Dom des hl. Januarius die bemerkenswertheste ist. u. 149 Klöster und Hospize. Die schönsten Gebäude: der königl. Palast am Ende der prächtigen Toledostraße, der königl. Palast Capo di Monte, der Palast des Prinzen von Salerno, des Erzbischofs, der Palast degli Studj mit dem bourbonischen Museum, welches außerordentlich reich an antiken Kunstschätzen ist (zum Theil aus der Erbschaft der Farnese, theils im Königreich selbst. namentlich in Herculanum und Pompeji gefunden) u. die königl. Bibliothek von 150000 Bdn. enthält; das Theater San Carlo, das größte in Europa, das Reclusorio oder Armenhaus. Die 6 Kastelle sind wichtiger gegen Aufstände, als gegen einen feindlichen Angriff (die bedeutendsten: St. Elmo, Nuovo, dʼUovo); in den Felsenhöhen

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/307>, abgerufen am 22.11.2024.