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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

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und Regeln, Beurtheilungskunst. Die richtige K. eines Gegenstandes setzt voraus, daß man denselben nicht nur an sich und in all seinen Verhältnissen genau kennt, sondern daß man auch ein Kriterium oder einen Maßstab der Beurtheilung, d. h. das Wahre selbst innehabe, um den Gegenstand hinsichtlich seines Verhältnisses zur Wahrheit zu beleuchten. Ist in Folge dieser Voraussetzungen die K. schon eine heikle und schwierige Sache, insofern sie sich mit greif- und faßbaren Gegenständen beschäftigt, so ist sie dies noch weit mehr, sobald sie sich im Gebiete des Uebersinnlichen, der Ideen, bewegt, weil die Kriterien hier Sache des Glaubens, von der Weltanschauung od. dem Standpunkte des K.ers bedingt sind, deren objective Wahrheit sich nicht mit zwingenden Gründen vordemonstriren läßt. So wird z. B. die K. eines Katholiken über den Gang der Geschichte eines Volkes oder über die Entwicklung der Kunst seit der Reformationszeit wesentlich anders ausfallen als die eines Hegelianers. Eine eigentliche Wissenschaft der K. gibt es nicht, die K. holt ihre Grundsätze und Regeln aus der Natur des zu kritisirenden Gegenstandes und aus dem von ihr angenommenen Kriterium. Am rührigsten, aber zugleich am unsichersten, ist die sog. philosophische K., welche ihre Gegenstände am Maßstabe der Idee abmißt, am ausgebildetsten die historische K., deren Handlangerin die philologische ist, welch letztere in eine höhere (Sach-K.: Inhalt, Aechtheit, Zeit, Verfasser eines Werkes; Kunst-K.: ästhetischer Werth einer Schrift) und niedere (Schrift-K.: Prüfung der Buchstaben einer Handschrift; Wort-K.: Prüfung der Richtigkeit der einzelnen Wörter durch Vergleich von Ausgaben, Scholien, Glossen u. s. w.) eingetheilt wird und noch anders eingetheilt werden kann. - K.aster, Krittler, der über eine Sache urtheilt, die er nicht versteht oder an Nebendingen hängen bleibt u. die Hauptsache übersieht; kritisiren, beurtheilen; kritisch, prüfend; entscheidend; mißlich.


Kroatien, österreich. Königreich, mit Slavonien u. dem kroat. Küstenlande ein eigenes Kronland bildend, gränzt an Steyermark, Illyrien, die Militärgränze, das adriat. Meer, Slavonien und Ungarn, hat auf 192 #M. in 4 Comitaten: Agram, Warasdin, Kreutz u. Fiume, 608000 E., meistens Katholiken. Es ist von Ausläufern der julischen u. steyerischen Alpen durchzogen, die Eisen-, Kupfer-, Schwefel- u. Steinkohlenlager bergen, sehr fruchtbar an Getreide, Wein u. Tabak; die Industrie ist noch wenig entwickelt, die Schiffahrt wird von den Küstenorten eifrig betrieben. Die Kroaten sind ein slav. Stamm mit eigenem slavonischem Dialecte, arbeitsam, kräftig und tapfer; der höchste Beamte ist der Ban, unter ihm steht die Banalregierung; höchster Gerichtshof ist die Banaltafel zu Agram, in der Hauptstadt. - K., ein Theil des alten Illyricum, gehörte nach einander zu dem Römer-, Gothen- und Avarenreiche, wurde nach 600 n. Chr. von den slav. Kroaten (Chrowaten, Horwaten), die von der oberen Weichsel her einwanderten, besetzt, kam unter fränk., kurze Zeit unter byzantin. Herrschaft, bildete im 9. Jahrh. ein eigenes Reich, kam im 11. u. 14. Jahrh. an Ungarn u. mit demselben 1526 an das Haus Habsburg. Die Türken rissen 1592 einen Theil ab (Türk. K.), im Frieden von Carlowitz (1699) verloren sie dagegen fast alles Land diesseits der Unna. Im J. 1848 trennte sich K. von dem aufgestandenen Ungarn und wurde 1849 mit den oben angegebenen Ländern eigenes Kronland.


Krodo, angeblich ein Gott der Harzbewohner zu Karls d. Gr. Zeit, dessen Altar in Goslar gezeigt wird.


Krönung, s. Krone; in der Kriegskunst, s. Couronnement.


Krösus, der letzte König von Lydien, ein kriegerischer und hochherziger Fürst, durch seinen Reichthum sprichwörtlich, unterlag 557 v. Chr. dem Cyrus und lebte in ehrenvoller Gefangenschaft bis zu seinem Tode an dem pers. Hoflager.


Kröte (bufo), Gattung Amphibien aus der Ordnung der Lurche, Familie Frösche; unterscheidet sich von den eigentlichen Fröschen durch den plumpen, mit Warzen bedeckten Leib, wulstige Drüsen hinter den Ohren und die kürzern

und Regeln, Beurtheilungskunst. Die richtige K. eines Gegenstandes setzt voraus, daß man denselben nicht nur an sich und in all seinen Verhältnissen genau kennt, sondern daß man auch ein Kriterium oder einen Maßstab der Beurtheilung, d. h. das Wahre selbst innehabe, um den Gegenstand hinsichtlich seines Verhältnisses zur Wahrheit zu beleuchten. Ist in Folge dieser Voraussetzungen die K. schon eine heikle und schwierige Sache, insofern sie sich mit greif- und faßbaren Gegenständen beschäftigt, so ist sie dies noch weit mehr, sobald sie sich im Gebiete des Uebersinnlichen, der Ideen, bewegt, weil die Kriterien hier Sache des Glaubens, von der Weltanschauung od. dem Standpunkte des K.ers bedingt sind, deren objective Wahrheit sich nicht mit zwingenden Gründen vordemonstriren läßt. So wird z. B. die K. eines Katholiken über den Gang der Geschichte eines Volkes oder über die Entwicklung der Kunst seit der Reformationszeit wesentlich anders ausfallen als die eines Hegelianers. Eine eigentliche Wissenschaft der K. gibt es nicht, die K. holt ihre Grundsätze und Regeln aus der Natur des zu kritisirenden Gegenstandes und aus dem von ihr angenommenen Kriterium. Am rührigsten, aber zugleich am unsichersten, ist die sog. philosophische K., welche ihre Gegenstände am Maßstabe der Idee abmißt, am ausgebildetsten die historische K., deren Handlangerin die philologische ist, welch letztere in eine höhere (Sach-K.: Inhalt, Aechtheit, Zeit, Verfasser eines Werkes; Kunst-K.: ästhetischer Werth einer Schrift) und niedere (Schrift-K.: Prüfung der Buchstaben einer Handschrift; Wort-K.: Prüfung der Richtigkeit der einzelnen Wörter durch Vergleich von Ausgaben, Scholien, Glossen u. s. w.) eingetheilt wird und noch anders eingetheilt werden kann. – K.aster, Krittler, der über eine Sache urtheilt, die er nicht versteht oder an Nebendingen hängen bleibt u. die Hauptsache übersieht; kritisiren, beurtheilen; kritisch, prüfend; entscheidend; mißlich.


Kroatien, österreich. Königreich, mit Slavonien u. dem kroat. Küstenlande ein eigenes Kronland bildend, gränzt an Steyermark, Illyrien, die Militärgränze, das adriat. Meer, Slavonien und Ungarn, hat auf 192 □M. in 4 Comitaten: Agram, Warasdin, Kreutz u. Fiume, 608000 E., meistens Katholiken. Es ist von Ausläufern der julischen u. steyerischen Alpen durchzogen, die Eisen-, Kupfer-, Schwefel- u. Steinkohlenlager bergen, sehr fruchtbar an Getreide, Wein u. Tabak; die Industrie ist noch wenig entwickelt, die Schiffahrt wird von den Küstenorten eifrig betrieben. Die Kroaten sind ein slav. Stamm mit eigenem slavonischem Dialecte, arbeitsam, kräftig und tapfer; der höchste Beamte ist der Ban, unter ihm steht die Banalregierung; höchster Gerichtshof ist die Banaltafel zu Agram, in der Hauptstadt. – K., ein Theil des alten Illyricum, gehörte nach einander zu dem Römer-, Gothen- und Avarenreiche, wurde nach 600 n. Chr. von den slav. Kroaten (Chrowaten, Horwaten), die von der oberen Weichsel her einwanderten, besetzt, kam unter fränk., kurze Zeit unter byzantin. Herrschaft, bildete im 9. Jahrh. ein eigenes Reich, kam im 11. u. 14. Jahrh. an Ungarn u. mit demselben 1526 an das Haus Habsburg. Die Türken rissen 1592 einen Theil ab (Türk. K.), im Frieden von Carlowitz (1699) verloren sie dagegen fast alles Land diesseits der Unna. Im J. 1848 trennte sich K. von dem aufgestandenen Ungarn und wurde 1849 mit den oben angegebenen Ländern eigenes Kronland.


Krodo, angeblich ein Gott der Harzbewohner zu Karls d. Gr. Zeit, dessen Altar in Goslar gezeigt wird.


Krönung, s. Krone; in der Kriegskunst, s. Couronnement.


Krösus, der letzte König von Lydien, ein kriegerischer und hochherziger Fürst, durch seinen Reichthum sprichwörtlich, unterlag 557 v. Chr. dem Cyrus und lebte in ehrenvoller Gefangenschaft bis zu seinem Tode an dem pers. Hoflager.


Kröte (bufo), Gattung Amphibien aus der Ordnung der Lurche, Familie Frösche; unterscheidet sich von den eigentlichen Fröschen durch den plumpen, mit Warzen bedeckten Leib, wulstige Drüsen hinter den Ohren und die kürzern

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[664/0665] und Regeln, Beurtheilungskunst. Die richtige K. eines Gegenstandes setzt voraus, daß man denselben nicht nur an sich und in all seinen Verhältnissen genau kennt, sondern daß man auch ein Kriterium oder einen Maßstab der Beurtheilung, d. h. das Wahre selbst innehabe, um den Gegenstand hinsichtlich seines Verhältnisses zur Wahrheit zu beleuchten. Ist in Folge dieser Voraussetzungen die K. schon eine heikle und schwierige Sache, insofern sie sich mit greif- und faßbaren Gegenständen beschäftigt, so ist sie dies noch weit mehr, sobald sie sich im Gebiete des Uebersinnlichen, der Ideen, bewegt, weil die Kriterien hier Sache des Glaubens, von der Weltanschauung od. dem Standpunkte des K.ers bedingt sind, deren objective Wahrheit sich nicht mit zwingenden Gründen vordemonstriren läßt. So wird z. B. die K. eines Katholiken über den Gang der Geschichte eines Volkes oder über die Entwicklung der Kunst seit der Reformationszeit wesentlich anders ausfallen als die eines Hegelianers. Eine eigentliche Wissenschaft der K. gibt es nicht, die K. holt ihre Grundsätze und Regeln aus der Natur des zu kritisirenden Gegenstandes und aus dem von ihr angenommenen Kriterium. Am rührigsten, aber zugleich am unsichersten, ist die sog. philosophische K., welche ihre Gegenstände am Maßstabe der Idee abmißt, am ausgebildetsten die historische K., deren Handlangerin die philologische ist, welch letztere in eine höhere (Sach-K.: Inhalt, Aechtheit, Zeit, Verfasser eines Werkes; Kunst-K.: ästhetischer Werth einer Schrift) und niedere (Schrift-K.: Prüfung der Buchstaben einer Handschrift; Wort-K.: Prüfung der Richtigkeit der einzelnen Wörter durch Vergleich von Ausgaben, Scholien, Glossen u. s. w.) eingetheilt wird und noch anders eingetheilt werden kann. – K.aster, Krittler, der über eine Sache urtheilt, die er nicht versteht oder an Nebendingen hängen bleibt u. die Hauptsache übersieht; kritisiren, beurtheilen; kritisch, prüfend; entscheidend; mißlich. Kroatien, österreich. Königreich, mit Slavonien u. dem kroat. Küstenlande ein eigenes Kronland bildend, gränzt an Steyermark, Illyrien, die Militärgränze, das adriat. Meer, Slavonien und Ungarn, hat auf 192 □M. in 4 Comitaten: Agram, Warasdin, Kreutz u. Fiume, 608000 E., meistens Katholiken. Es ist von Ausläufern der julischen u. steyerischen Alpen durchzogen, die Eisen-, Kupfer-, Schwefel- u. Steinkohlenlager bergen, sehr fruchtbar an Getreide, Wein u. Tabak; die Industrie ist noch wenig entwickelt, die Schiffahrt wird von den Küstenorten eifrig betrieben. Die Kroaten sind ein slav. Stamm mit eigenem slavonischem Dialecte, arbeitsam, kräftig und tapfer; der höchste Beamte ist der Ban, unter ihm steht die Banalregierung; höchster Gerichtshof ist die Banaltafel zu Agram, in der Hauptstadt. – K., ein Theil des alten Illyricum, gehörte nach einander zu dem Römer-, Gothen- und Avarenreiche, wurde nach 600 n. Chr. von den slav. Kroaten (Chrowaten, Horwaten), die von der oberen Weichsel her einwanderten, besetzt, kam unter fränk., kurze Zeit unter byzantin. Herrschaft, bildete im 9. Jahrh. ein eigenes Reich, kam im 11. u. 14. Jahrh. an Ungarn u. mit demselben 1526 an das Haus Habsburg. Die Türken rissen 1592 einen Theil ab (Türk. K.), im Frieden von Carlowitz (1699) verloren sie dagegen fast alles Land diesseits der Unna. Im J. 1848 trennte sich K. von dem aufgestandenen Ungarn und wurde 1849 mit den oben angegebenen Ländern eigenes Kronland. Krodo, angeblich ein Gott der Harzbewohner zu Karls d. Gr. Zeit, dessen Altar in Goslar gezeigt wird. Krönung, s. Krone; in der Kriegskunst, s. Couronnement. Krösus, der letzte König von Lydien, ein kriegerischer und hochherziger Fürst, durch seinen Reichthum sprichwörtlich, unterlag 557 v. Chr. dem Cyrus und lebte in ehrenvoller Gefangenschaft bis zu seinem Tode an dem pers. Hoflager. Kröte (bufo), Gattung Amphibien aus der Ordnung der Lurche, Familie Frösche; unterscheidet sich von den eigentlichen Fröschen durch den plumpen, mit Warzen bedeckten Leib, wulstige Drüsen hinter den Ohren und die kürzern

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 664. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/665>, abgerufen am 24.11.2024.