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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

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oder ihrer Congregation (s. d.) leben sollen. Das K.wesen beruht auf dem Gedanken, daß Flucht aus der Welt dem Seelenheil am förderlichsten sei, wobei man sich auf Selbstheiligung und auf das Gebet für die Welt beschränken (beschauliche K.orden) oder praktische Zwecke (Jugendunterricht, Pastoration, Missionsreisen, Krankenpflege, Beschäftigung mit der Wissenschaft u. s. f.) damit verbinden kann. Lange vor dem Aufkommen des Christenthums bestanden Klöster und k. ähnliche Anstalten bei den orientalischen Völkern. Das Christenthum aber hat dem K.leben höhere Weihe und culturhistorische Bedeutung verliehen. Das christliche K. wesen begann damit, daß sich eine Anzahl von Anachoreten (s. d.) um den heil. Antonius sammelte (311 nach Chr.). Sie bauten aus rohen Baumstämmen und Rasen in der oberägypt. Wüste Zellen nebeneinander u. diese einem armseligen Dörflein ähnlichen sog. Laura leitete Antonius als Abbas, geistlicher Vater der Bewohner. Verfolgungen und inneres Bedürfniß vermehrten sehr rasch die Zahl dieser betenden Wüstenbewohner. Pachomius, der Gefährte des Antonius, baute auf der Nilinsel Tabenna in Oberthebais in Mitte der Zellen seiner Schüler eine Kirche u. ein coenobium d. h. ein Gebäude, worin die Neueingetretenen, die Novizen, längere Zeit beständig lebten, die Zellenbewohner aber nur Sonntag zum gemeinsamen Gebet und zum Liebesmahl (coena, s. Cönobiten) sich versammelten. Pachomius war es auch, der die erste K.- od. Ordensregel gab, die in den Klöstern auf den Bergen Athos und Sinai, im K. Saba u. s. f. noch gelten soll. Weil um ein coenobium sehr viele Zellen gebaut werden konnten, in jeder Zelle aber in der Regel 3 Mönche lebten, so gehörten einem einzigen K. oft über 1000 Mönche an. Die Einöden von Palästina, Syrien und Armenien füllten sich rasch mit Klöstern, Basilius d. Gr. (s. d.) aber wurde der Vater des heutigen K.wesens der griech. Kirche, indem er demselben eine praktische Richtung gab, so daß Klöster in Dörfern u. Städten entstanden u. Mönche bald die Bischofsstühle besetzten, was noch gegenwärtig in der griech. Kirche der Fall ist. Im Abendlande kamen mit dem Christenthume selbst die Klöster auf. Athanasius machte mit der Ausbildung des orientalischen Mönchthums 340 n. Chr. Südeuropa bekannt, Eusebius von Vercelli, Ambrosius von Mailand, Hieronymus, vor allen Martin von Tours und Cassianus (s. d.) wirkten für die Verbreitung von Klöstern auf Sicilien, durch ganz Italien, in Südfrankreich u. Spanien. Cassians Stifte verbanden nach orientalischer Weise das Leben der Anachoreten u. Cönobiten; als Muster dieser ältesten Einrichtung stand das K. Montserrat in Catalonien bis zu seiner Aufhebung da, Klöster dieser Art waren die ersten, die durch Augustinus nach England, durch St. Patrik nach Irland, von da durch Bonifacius in das noch unwirthliche Deutschland kamen. Benedict (s. d.) von Nursia aber, der Gründer von Monte-Casino. wurde durch seine Regel der eigentliche Vater des abendländischen Mönchthums, sein Orden der Benedictiner (s. d.) für Jahrhunderte der eigentliche Träger der Cultur und Gesittung Europas. Was Fulda, St. Gallen, Korvei. Prüm, Münster, Lützel, Weißenburg und viele andere Klöster Deutschlands durch Urbarmachung des Landes, durch ihre Schulen, für Kunst und Wissenschaft, namentlich auch für Erhaltung der altclassischen Sprachen und Literatur geleistet, kann nie vergessen werden. Die Klöster wurden reich an Zahl, Geld u. Gut; ein K. zu stiften galt als gottgefälliges Werk, als Sühne für den Himmel, Klöster wurden gewissermaßen Versicherungsanstalten für das Vermögen, für Freiheit u. Leben. Einreißendes Verderbniß im Benedictinerorden rief Verbesserungen (s. Benedict von Aniane, Clugny), neue Bedürfnisse dazu riefen neue Congregationen u. K.orden ins Leben, mit den Manns klöstern entstanden die Frauen klöster; über die vornehmsten der einzelnen Orden, ihre Regeln und Geschichte s. die betr. Art., z. B. Augustinerorden, Clarissinen, Dominikaner, Franziskaner, Kapuziner u. s. f. Die Reformation u. Revolution haben

oder ihrer Congregation (s. d.) leben sollen. Das K.wesen beruht auf dem Gedanken, daß Flucht aus der Welt dem Seelenheil am förderlichsten sei, wobei man sich auf Selbstheiligung und auf das Gebet für die Welt beschränken (beschauliche K.orden) oder praktische Zwecke (Jugendunterricht, Pastoration, Missionsreisen, Krankenpflege, Beschäftigung mit der Wissenschaft u. s. f.) damit verbinden kann. Lange vor dem Aufkommen des Christenthums bestanden Klöster und k. ähnliche Anstalten bei den orientalischen Völkern. Das Christenthum aber hat dem K.leben höhere Weihe und culturhistorische Bedeutung verliehen. Das christliche K. wesen begann damit, daß sich eine Anzahl von Anachoreten (s. d.) um den heil. Antonius sammelte (311 nach Chr.). Sie bauten aus rohen Baumstämmen und Rasen in der oberägypt. Wüste Zellen nebeneinander u. diese einem armseligen Dörflein ähnlichen sog. Laura leitete Antonius als Abbas, geistlicher Vater der Bewohner. Verfolgungen und inneres Bedürfniß vermehrten sehr rasch die Zahl dieser betenden Wüstenbewohner. Pachomius, der Gefährte des Antonius, baute auf der Nilinsel Tabenna in Oberthebais in Mitte der Zellen seiner Schüler eine Kirche u. ein coenobium d. h. ein Gebäude, worin die Neueingetretenen, die Novizen, längere Zeit beständig lebten, die Zellenbewohner aber nur Sonntag zum gemeinsamen Gebet und zum Liebesmahl (coena, s. Cönobiten) sich versammelten. Pachomius war es auch, der die erste K.- od. Ordensregel gab, die in den Klöstern auf den Bergen Athos und Sinai, im K. Saba u. s. f. noch gelten soll. Weil um ein coenobium sehr viele Zellen gebaut werden konnten, in jeder Zelle aber in der Regel 3 Mönche lebten, so gehörten einem einzigen K. oft über 1000 Mönche an. Die Einöden von Palästina, Syrien und Armenien füllten sich rasch mit Klöstern, Basilius d. Gr. (s. d.) aber wurde der Vater des heutigen K.wesens der griech. Kirche, indem er demselben eine praktische Richtung gab, so daß Klöster in Dörfern u. Städten entstanden u. Mönche bald die Bischofsstühle besetzten, was noch gegenwärtig in der griech. Kirche der Fall ist. Im Abendlande kamen mit dem Christenthume selbst die Klöster auf. Athanasius machte mit der Ausbildung des orientalischen Mönchthums 340 n. Chr. Südeuropa bekannt, Eusebius von Vercelli, Ambrosius von Mailand, Hieronymus, vor allen Martin von Tours und Cassianus (s. d.) wirkten für die Verbreitung von Klöstern auf Sicilien, durch ganz Italien, in Südfrankreich u. Spanien. Cassians Stifte verbanden nach orientalischer Weise das Leben der Anachoreten u. Cönobiten; als Muster dieser ältesten Einrichtung stand das K. Montserrat in Catalonien bis zu seiner Aufhebung da, Klöster dieser Art waren die ersten, die durch Augustinus nach England, durch St. Patrik nach Irland, von da durch Bonifacius in das noch unwirthliche Deutschland kamen. Benedict (s. d.) von Nursia aber, der Gründer von Monte-Casino. wurde durch seine Regel der eigentliche Vater des abendländischen Mönchthums, sein Orden der Benedictiner (s. d.) für Jahrhunderte der eigentliche Träger der Cultur und Gesittung Europas. Was Fulda, St. Gallen, Korvei. Prüm, Münster, Lützel, Weißenburg und viele andere Klöster Deutschlands durch Urbarmachung des Landes, durch ihre Schulen, für Kunst und Wissenschaft, namentlich auch für Erhaltung der altclassischen Sprachen und Literatur geleistet, kann nie vergessen werden. Die Klöster wurden reich an Zahl, Geld u. Gut; ein K. zu stiften galt als gottgefälliges Werk, als Sühne für den Himmel, Klöster wurden gewissermaßen Versicherungsanstalten für das Vermögen, für Freiheit u. Leben. Einreißendes Verderbniß im Benedictinerorden rief Verbesserungen (s. Benedict von Aniane, Clugny), neue Bedürfnisse dazu riefen neue Congregationen u. K.orden ins Leben, mit den Manns klöstern entstanden die Frauen klöster; über die vornehmsten der einzelnen Orden, ihre Regeln und Geschichte s. die betr. Art., z. B. Augustinerorden, Clarissinen, Dominikaner, Franziskaner, Kapuziner u. s. f. Die Reformation u. Revolution haben

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[615/0616] oder ihrer Congregation (s. d.) leben sollen. Das K.wesen beruht auf dem Gedanken, daß Flucht aus der Welt dem Seelenheil am förderlichsten sei, wobei man sich auf Selbstheiligung und auf das Gebet für die Welt beschränken (beschauliche K.orden) oder praktische Zwecke (Jugendunterricht, Pastoration, Missionsreisen, Krankenpflege, Beschäftigung mit der Wissenschaft u. s. f.) damit verbinden kann. Lange vor dem Aufkommen des Christenthums bestanden Klöster und k. ähnliche Anstalten bei den orientalischen Völkern. Das Christenthum aber hat dem K.leben höhere Weihe und culturhistorische Bedeutung verliehen. Das christliche K. wesen begann damit, daß sich eine Anzahl von Anachoreten (s. d.) um den heil. Antonius sammelte (311 nach Chr.). Sie bauten aus rohen Baumstämmen und Rasen in der oberägypt. Wüste Zellen nebeneinander u. diese einem armseligen Dörflein ähnlichen sog. Laura leitete Antonius als Abbas, geistlicher Vater der Bewohner. Verfolgungen und inneres Bedürfniß vermehrten sehr rasch die Zahl dieser betenden Wüstenbewohner. Pachomius, der Gefährte des Antonius, baute auf der Nilinsel Tabenna in Oberthebais in Mitte der Zellen seiner Schüler eine Kirche u. ein coenobium d. h. ein Gebäude, worin die Neueingetretenen, die Novizen, längere Zeit beständig lebten, die Zellenbewohner aber nur Sonntag zum gemeinsamen Gebet und zum Liebesmahl (coena, s. Cönobiten) sich versammelten. Pachomius war es auch, der die erste K.- od. Ordensregel gab, die in den Klöstern auf den Bergen Athos und Sinai, im K. Saba u. s. f. noch gelten soll. Weil um ein coenobium sehr viele Zellen gebaut werden konnten, in jeder Zelle aber in der Regel 3 Mönche lebten, so gehörten einem einzigen K. oft über 1000 Mönche an. Die Einöden von Palästina, Syrien und Armenien füllten sich rasch mit Klöstern, Basilius d. Gr. (s. d.) aber wurde der Vater des heutigen K.wesens der griech. Kirche, indem er demselben eine praktische Richtung gab, so daß Klöster in Dörfern u. Städten entstanden u. Mönche bald die Bischofsstühle besetzten, was noch gegenwärtig in der griech. Kirche der Fall ist. Im Abendlande kamen mit dem Christenthume selbst die Klöster auf. Athanasius machte mit der Ausbildung des orientalischen Mönchthums 340 n. Chr. Südeuropa bekannt, Eusebius von Vercelli, Ambrosius von Mailand, Hieronymus, vor allen Martin von Tours und Cassianus (s. d.) wirkten für die Verbreitung von Klöstern auf Sicilien, durch ganz Italien, in Südfrankreich u. Spanien. Cassians Stifte verbanden nach orientalischer Weise das Leben der Anachoreten u. Cönobiten; als Muster dieser ältesten Einrichtung stand das K. Montserrat in Catalonien bis zu seiner Aufhebung da, Klöster dieser Art waren die ersten, die durch Augustinus nach England, durch St. Patrik nach Irland, von da durch Bonifacius in das noch unwirthliche Deutschland kamen. Benedict (s. d.) von Nursia aber, der Gründer von Monte-Casino. wurde durch seine Regel der eigentliche Vater des abendländischen Mönchthums, sein Orden der Benedictiner (s. d.) für Jahrhunderte der eigentliche Träger der Cultur und Gesittung Europas. Was Fulda, St. Gallen, Korvei. Prüm, Münster, Lützel, Weißenburg und viele andere Klöster Deutschlands durch Urbarmachung des Landes, durch ihre Schulen, für Kunst und Wissenschaft, namentlich auch für Erhaltung der altclassischen Sprachen und Literatur geleistet, kann nie vergessen werden. Die Klöster wurden reich an Zahl, Geld u. Gut; ein K. zu stiften galt als gottgefälliges Werk, als Sühne für den Himmel, Klöster wurden gewissermaßen Versicherungsanstalten für das Vermögen, für Freiheit u. Leben. Einreißendes Verderbniß im Benedictinerorden rief Verbesserungen (s. Benedict von Aniane, Clugny), neue Bedürfnisse dazu riefen neue Congregationen u. K.orden ins Leben, mit den Manns klöstern entstanden die Frauen klöster; über die vornehmsten der einzelnen Orden, ihre Regeln und Geschichte s. die betr. Art., z. B. Augustinerorden, Clarissinen, Dominikaner, Franziskaner, Kapuziner u. s. f. Die Reformation u. Revolution haben

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 615. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/616>, abgerufen am 23.11.2024.