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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

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und Publicist, bekämpfte die franz. Philosophenschule, schrieb bei dem Ausbruch der Revolution für den König, mußte flüchten und kehrte nach dem 18. Brumaire wieder zurück. Nach 1800 schrieb er als Kritiker in das Feuilleton des Journal de l'empire, des späteren Journal des debats, zeigte sich sehr gewandt aber auch unzuverlässig und ungerecht, zum Theil als grober Schmeichler Napoleons; st. 1814 ("Commentaire sur les oeuvres de Racine", 7 vol., Paris 1808).


Geoffroy Saint-Hilaire (- Sängt Ilähr), Etienne, geb. 1772 zu Etampes, ward schon 1793 Prof. der Zoologie am Jardin des plantes, folgte 1798 der Expedition nach Aegypten, wurde 1807 Mitglied des Instituts, Prof. der Anatomie, Physiologie, Zoologie am naturhistor. Museum, legte 1841 seine Stellen nieder u. st. 1844. Das Hauptfeld seiner Thätigkeit waren Zoologie u. vergleichende Anatomie. Schriften zahlreich: "Philosophie anatomique", Paris 1818; "Histoire natur. des mammiferes", 1820-35, 6 Bde.; "Sur le principe de l'unite de la composition organique", 1828; "Philosophie zoolog." 1830 u. a. m. Außerdem zahlreiche Abhandlungen und Monographien in Zeitschriften; auch war er Mitarbeiter an der Description de l'Egypte. - G., Isidore, Sohn des Vorigen, geb. 1805 zu Paris, Zoolog, später Generaldirector der Studien. Werke: "Traite de la monstruosite", Paris 1829; "Histoire des anomalies de l'organisation chez l'homme et les animaux" 1832-36; "Etudes zoologiques" 1832-36; "Histoire natur. des insectes et des mollusques" 1841


Geognosie u. Geologie. Letztere ist die Lehre über die Entstehung der Erde u. deren von Anfang bis jetzt erlittene Veränderungen. Sie stützt sich wesentlich auf die Geognosie, d. h. auf die Kenntniß des materiellen Substrats, aus welchem der Erdball der zeit besteht. Geologie ist der Zweck, G. das Mittel zum Zweck. Als Schöpfer der einen wie der andern ist der zu Ende des vor. Jahrh. lebende berühmte Freiberger Professor Werner zu nennen. Er ist Urheber des sog. Neptunismus, classificirte die Felsarten u. führte den Begriff der Formationen ein. Weil Werner nie große Reisen unternommen, insbesondere die Alpen nie gesehen hatte, so ließ er alle Gesteine aus Niederschlägen, aus den Fluthen entstehen, welche Anschauung für seine Erfahrungen in den sächs. Gebirgen paßte. Dieser Ansicht stellten sich, gegründet auf unabweisbare Thatsachen, andere Naturforscher, besonders Engländer und Franzosen, als Vulcanisten entgegen. Sie ließen die Erde aus feurigem Flusse erkalten, bis endl. die Neuzeit insbesondere Alex. von Humboldt, Leopold von Buch, Elie de Baumont u. a. die wohl kaum umstoßbare Erhebungstheorie zur Geltung gebracht haben. Wichtigste Hilfsmittel für G. und Geologie sind: die Petrefactenkunde (Paläontologie), Physik, Chemie, Mineralogie, in einzelnen Fällen auch die Astronomie und Geschichte. Gelegenheit zum Studium der G. u. Geologie geben natürl. u. künstl. Entblößungen der Gesteine; tiefe Thaleinschnitte, besonders Querthäler, Bergwerke, Meeresküsten, Flußufer, Bohrarbeiten, Anlegung von Straßen, Kanälen, Steinbrüchen etc.


Geographie, griech., d. h. Erdbeschreibung, wird eingetheilt in die mathematische, welche das Verhältniß der Erde zum Sonnensystem, ihre Bewegung, Größe, Umfang etc. behandelt, sowie das Verständniß der geograph. Anschauungsmittel, Karten und Globen lehrt; 2) in die physikalische; diese betrachtet die Erde als Körper für sich nach seinen ihm eigenen Naturgesetzen und zerfällt in die Geistik mit der Orographie u. die Hydrographie mit der Oceanographie, die Atmosphärographie mit der Klimatologie, die Producten-G. (nach den Naturreichen: Mineralien, Pflanzen, Thiere) und Anthropographie, d. h. der Beschreibung des Menschengeschlechtes in seiner Ausbreitung u. Abhängigkeit von den natürl. Verhältnissen des Erdballs; 3) in die politische G., welche den Erdboden als Schauplatz der Thätigkeit des Menschengeschlechtes betrachtet; sie zerfällt in die alte, mittlere und neue G., und hat zu ihren Hilfswissenschaften die Statistik (die Darstellungen der socialen Verhältnisse

und Publicist, bekämpfte die franz. Philosophenschule, schrieb bei dem Ausbruch der Revolution für den König, mußte flüchten und kehrte nach dem 18. Brumaire wieder zurück. Nach 1800 schrieb er als Kritiker in das Feuilleton des Journal de lʼempire, des späteren Journal des débats, zeigte sich sehr gewandt aber auch unzuverlässig und ungerecht, zum Theil als grober Schmeichler Napoleons; st. 1814 („Commentaire sur les oeuvres de Racine“, 7 vol., Paris 1808).


Geoffroy Saint-Hilaire (– Sängt Ilähr), Etienne, geb. 1772 zu Etampes, ward schon 1793 Prof. der Zoologie am Jardin des plantes, folgte 1798 der Expedition nach Aegypten, wurde 1807 Mitglied des Instituts, Prof. der Anatomie, Physiologie, Zoologie am naturhistor. Museum, legte 1841 seine Stellen nieder u. st. 1844. Das Hauptfeld seiner Thätigkeit waren Zoologie u. vergleichende Anatomie. Schriften zahlreich: „Philosophie anatomique“, Paris 1818; „Histoire natur. des mammifères“, 1820–35, 6 Bde.; „Sur le principe de lʼunité de la composition organique“, 1828; „Philosophie zoolog.“ 1830 u. a. m. Außerdem zahlreiche Abhandlungen und Monographien in Zeitschriften; auch war er Mitarbeiter an der Description de lʼEgypte. – G., Isidore, Sohn des Vorigen, geb. 1805 zu Paris, Zoolog, später Generaldirector der Studien. Werke: „Traité de la monstruosite“, Paris 1829; „Histoire des anomalies de lʼorganisation chez lʼhomme et les animaux“ 1832–36; „Etudes zoologiques“ 1832–36; „Histoire natur. des insectes et des mollusques“ 1841


Geognosie u. Geologie. Letztere ist die Lehre über die Entstehung der Erde u. deren von Anfang bis jetzt erlittene Veränderungen. Sie stützt sich wesentlich auf die Geognosie, d. h. auf die Kenntniß des materiellen Substrats, aus welchem der Erdball der zeit besteht. Geologie ist der Zweck, G. das Mittel zum Zweck. Als Schöpfer der einen wie der andern ist der zu Ende des vor. Jahrh. lebende berühmte Freiberger Professor Werner zu nennen. Er ist Urheber des sog. Neptunismus, classificirte die Felsarten u. führte den Begriff der Formationen ein. Weil Werner nie große Reisen unternommen, insbesondere die Alpen nie gesehen hatte, so ließ er alle Gesteine aus Niederschlägen, aus den Fluthen entstehen, welche Anschauung für seine Erfahrungen in den sächs. Gebirgen paßte. Dieser Ansicht stellten sich, gegründet auf unabweisbare Thatsachen, andere Naturforscher, besonders Engländer und Franzosen, als Vulcanisten entgegen. Sie ließen die Erde aus feurigem Flusse erkalten, bis endl. die Neuzeit insbesondere Alex. von Humboldt, Leopold von Buch, Elie de Baumont u. a. die wohl kaum umstoßbare Erhebungstheorie zur Geltung gebracht haben. Wichtigste Hilfsmittel für G. und Geologie sind: die Petrefactenkunde (Paläontologie), Physik, Chemie, Mineralogie, in einzelnen Fällen auch die Astronomie und Geschichte. Gelegenheit zum Studium der G. u. Geologie geben natürl. u. künstl. Entblößungen der Gesteine; tiefe Thaleinschnitte, besonders Querthäler, Bergwerke, Meeresküsten, Flußufer, Bohrarbeiten, Anlegung von Straßen, Kanälen, Steinbrüchen etc.


Geographie, griech., d. h. Erdbeschreibung, wird eingetheilt in die mathematische, welche das Verhältniß der Erde zum Sonnensystem, ihre Bewegung, Größe, Umfang etc. behandelt, sowie das Verständniß der geograph. Anschauungsmittel, Karten und Globen lehrt; 2) in die physikalische; diese betrachtet die Erde als Körper für sich nach seinen ihm eigenen Naturgesetzen und zerfällt in die Geïstik mit der Orographie u. die Hydrographie mit der Oceanographie, die Atmosphärographie mit der Klimatologie, die Producten-G. (nach den Naturreichen: Mineralien, Pflanzen, Thiere) und Anthropographie, d. h. der Beschreibung des Menschengeschlechtes in seiner Ausbreitung u. Abhängigkeit von den natürl. Verhältnissen des Erdballs; 3) in die politische G., welche den Erdboden als Schauplatz der Thätigkeit des Menschengeschlechtes betrachtet; sie zerfällt in die alte, mittlere und neue G., und hat zu ihren Hilfswissenschaften die Statistik (die Darstellungen der socialen Verhältnisse

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[54/0055] und Publicist, bekämpfte die franz. Philosophenschule, schrieb bei dem Ausbruch der Revolution für den König, mußte flüchten und kehrte nach dem 18. Brumaire wieder zurück. Nach 1800 schrieb er als Kritiker in das Feuilleton des Journal de lʼempire, des späteren Journal des débats, zeigte sich sehr gewandt aber auch unzuverlässig und ungerecht, zum Theil als grober Schmeichler Napoleons; st. 1814 („Commentaire sur les oeuvres de Racine“, 7 vol., Paris 1808). Geoffroy Saint-Hilaire (– Sängt Ilähr), Etienne, geb. 1772 zu Etampes, ward schon 1793 Prof. der Zoologie am Jardin des plantes, folgte 1798 der Expedition nach Aegypten, wurde 1807 Mitglied des Instituts, Prof. der Anatomie, Physiologie, Zoologie am naturhistor. Museum, legte 1841 seine Stellen nieder u. st. 1844. Das Hauptfeld seiner Thätigkeit waren Zoologie u. vergleichende Anatomie. Schriften zahlreich: „Philosophie anatomique“, Paris 1818; „Histoire natur. des mammifères“, 1820–35, 6 Bde.; „Sur le principe de lʼunité de la composition organique“, 1828; „Philosophie zoolog.“ 1830 u. a. m. Außerdem zahlreiche Abhandlungen und Monographien in Zeitschriften; auch war er Mitarbeiter an der Description de lʼEgypte. – G., Isidore, Sohn des Vorigen, geb. 1805 zu Paris, Zoolog, später Generaldirector der Studien. Werke: „Traité de la monstruosite“, Paris 1829; „Histoire des anomalies de lʼorganisation chez lʼhomme et les animaux“ 1832–36; „Etudes zoologiques“ 1832–36; „Histoire natur. des insectes et des mollusques“ 1841 Geognosie u. Geologie. Letztere ist die Lehre über die Entstehung der Erde u. deren von Anfang bis jetzt erlittene Veränderungen. Sie stützt sich wesentlich auf die Geognosie, d. h. auf die Kenntniß des materiellen Substrats, aus welchem der Erdball der zeit besteht. Geologie ist der Zweck, G. das Mittel zum Zweck. Als Schöpfer der einen wie der andern ist der zu Ende des vor. Jahrh. lebende berühmte Freiberger Professor Werner zu nennen. Er ist Urheber des sog. Neptunismus, classificirte die Felsarten u. führte den Begriff der Formationen ein. Weil Werner nie große Reisen unternommen, insbesondere die Alpen nie gesehen hatte, so ließ er alle Gesteine aus Niederschlägen, aus den Fluthen entstehen, welche Anschauung für seine Erfahrungen in den sächs. Gebirgen paßte. Dieser Ansicht stellten sich, gegründet auf unabweisbare Thatsachen, andere Naturforscher, besonders Engländer und Franzosen, als Vulcanisten entgegen. Sie ließen die Erde aus feurigem Flusse erkalten, bis endl. die Neuzeit insbesondere Alex. von Humboldt, Leopold von Buch, Elie de Baumont u. a. die wohl kaum umstoßbare Erhebungstheorie zur Geltung gebracht haben. Wichtigste Hilfsmittel für G. und Geologie sind: die Petrefactenkunde (Paläontologie), Physik, Chemie, Mineralogie, in einzelnen Fällen auch die Astronomie und Geschichte. Gelegenheit zum Studium der G. u. Geologie geben natürl. u. künstl. Entblößungen der Gesteine; tiefe Thaleinschnitte, besonders Querthäler, Bergwerke, Meeresküsten, Flußufer, Bohrarbeiten, Anlegung von Straßen, Kanälen, Steinbrüchen etc. Geographie, griech., d. h. Erdbeschreibung, wird eingetheilt in die mathematische, welche das Verhältniß der Erde zum Sonnensystem, ihre Bewegung, Größe, Umfang etc. behandelt, sowie das Verständniß der geograph. Anschauungsmittel, Karten und Globen lehrt; 2) in die physikalische; diese betrachtet die Erde als Körper für sich nach seinen ihm eigenen Naturgesetzen und zerfällt in die Geïstik mit der Orographie u. die Hydrographie mit der Oceanographie, die Atmosphärographie mit der Klimatologie, die Producten-G. (nach den Naturreichen: Mineralien, Pflanzen, Thiere) und Anthropographie, d. h. der Beschreibung des Menschengeschlechtes in seiner Ausbreitung u. Abhängigkeit von den natürl. Verhältnissen des Erdballs; 3) in die politische G., welche den Erdboden als Schauplatz der Thätigkeit des Menschengeschlechtes betrachtet; sie zerfällt in die alte, mittlere und neue G., und hat zu ihren Hilfswissenschaften die Statistik (die Darstellungen der socialen Verhältnisse

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/55>, abgerufen am 27.11.2024.