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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

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die erste Zettel- und Depositenbank, gegründet war. Während seiner ganzen glänzenden Periode wurde G. von unaufhörlichen Parteikämpfen bewegt; Guelfen und Ghibellinen, Aristokraten und Demokraten, alter und neuer Adel (man denke an die Doria, Fieschi, Grimaldi, Spinola, Adorni etc.) lagen sich abwechselnd in den Haaren, ein dauernder Zustand stellte sich nie her, auch dann nicht, als 1339 der Doge auf Lebenszeit gewählt wurde, so daß mehr als einmal fremde Mediatoren (Frankreich, Mailand, Neapel) angerufen werden mußten. Zuletzt drohte die Selbstständigkeit der Republik unterzugehen, als die Könige von Frankreich, Ludwig XII. und Franz I., sie persönlich occupirten. Sie wurde durch Andreas Doria mit Hilfe Kaiser Karls V. gerettet und Doria führte zugleich eine aristokrat. Verfassung ein, die sich bis zum Untergange der Republik erhielt. Die souveräne Gewalt übte der kleine und große Rath; letzterer bestand aus der Gesammtheit aller Edelleute, 465 Geschlechtern, entschied über Krieg und Frieden und erwählte den kleinen, die eigentliche Regierung, an deren Spitze der auf 2 Jahre gewählte Doge stand. Der genues. Doge kann nicht beschuldigt werden, daß er seine Gewalt in G. je mißbrauchte, dagegen hatte die Insel Corsica, welche den Pisanern war entrissen worden, um so mehr über das Ausbeutungssystem der herrschenden Handelsstadt zu klagen; sie war beständig unruhig, der Aufstand von 1730 konnte nur mit franz. Hilfe bezwungen werden und G. fand für gut, 1768 die Insel an Frankreich zu verkaufen. G. konnte später seine Neutralität in den Kriegen der Großmächte, wie es schwachen Staaten immer geht, nicht behaupten; 1746 mußte es die Oesterreicher aufnehmen, als es sich im österr. Erbfolgekriege mit Savoyen, Spanien etc. verbunden hatte, ein Volksaufstand jedoch (3. Februar 1747) befreite die Stadt wieder. Die franz. Revolution warf endlich die alte Republik über den Haufen; schon 1797 wurde es zur ligur. Republik umgeschaffen, 1805 aber dem franz. Kaiserreiche einverleibt. Die Engländer nahmen G. 1814 ohne Mühe und proclamirten die alte Verfassung, offenbar in der Absicht, aus G. einen engl. Schutzstaat zu machen, allein der Wiener Congreß schlug G. zu Sardinien, dessen unruhigste Stadt es seitdem gewesen. Nach der Niederlage des sardin. Heeres bei Novara 1849 revolutionirte G. förmlich u. erklärte sich am 2. April als unabhängig, wurde zwar am 4. von General della Marmora nach geringem Widerstande unterworfen, ist aber jetzt noch ein Hauptheerd der mazzin. Umtriebe.


Genual, lat.-dtsch., das Knie (genu) betreffend; Genuflexion, die Kniebeugung.


Genuin, lat.-deutsch, echt, lauter.


Genus, lat., Geschlecht, Gattung; rechtlich Sachen, wobei es nicht auf die Individualität (species) sondern nur auf die Gattung ankommt (generis obligatio; rerum universitates; fungible Sachen).


Geobiologie, griech.-dtsch., die Lehre von dem Leben der Erde.


Geoblasten, griech.-deutsch, botan., Pflanzen, deren Keimlappen nicht aus dem Boden hervorkommen.


Geocentrisch, ein astronom. Ausdruck zur Bezeichnung des Ortes am Himmel, an welchem uns ein Planet erscheint, wenn wir denselben von der Erde (od. eigentl. von deren Mittelpunkt) aus beobachten, im Gegensatze zu heliocentrisch, d. h. dem Orte, wo er von der Sonne aus gesehen erscheinen würde (G.e Länge, Breite, Rectascension etc.).


Geocyklische Maschine, mechanische Vorrichtung, um die Stellung der Erde gegen die Sonne (Schiefe der Ekliptik) anschaulich zu machen.


Geodäsie, griech.-deutsch, Geodät, Feldmeßkunst, Feldmesser.


Geodynamik, griech.-dtsch., die Lehre von den Kräften der Erde.


Geoffrin (frz. Schoffräng), Marie Therese, geb. 1699 zu Paris; früh zur reichen Wittwe geworden, machte sie zur Zeit Ludwigs XV. ihren Salon zu einem Mittelpunkt der literarischen Bewegung u. wurde ebenso durch vornehme Verbindungen berühmt; st. 1777.


Geoffroy (Schofroa), Julien Louis, geb. 1743 zu Rennes, franz. Gelehrter

die erste Zettel- und Depositenbank, gegründet war. Während seiner ganzen glänzenden Periode wurde G. von unaufhörlichen Parteikämpfen bewegt; Guelfen und Ghibellinen, Aristokraten und Demokraten, alter und neuer Adel (man denke an die Doria, Fieschi, Grimaldi, Spinola, Adorni etc.) lagen sich abwechselnd in den Haaren, ein dauernder Zustand stellte sich nie her, auch dann nicht, als 1339 der Doge auf Lebenszeit gewählt wurde, so daß mehr als einmal fremde Mediatoren (Frankreich, Mailand, Neapel) angerufen werden mußten. Zuletzt drohte die Selbstständigkeit der Republik unterzugehen, als die Könige von Frankreich, Ludwig XII. und Franz I., sie persönlich occupirten. Sie wurde durch Andreas Doria mit Hilfe Kaiser Karls V. gerettet und Doria führte zugleich eine aristokrat. Verfassung ein, die sich bis zum Untergange der Republik erhielt. Die souveräne Gewalt übte der kleine und große Rath; letzterer bestand aus der Gesammtheit aller Edelleute, 465 Geschlechtern, entschied über Krieg und Frieden und erwählte den kleinen, die eigentliche Regierung, an deren Spitze der auf 2 Jahre gewählte Doge stand. Der genues. Doge kann nicht beschuldigt werden, daß er seine Gewalt in G. je mißbrauchte, dagegen hatte die Insel Corsica, welche den Pisanern war entrissen worden, um so mehr über das Ausbeutungssystem der herrschenden Handelsstadt zu klagen; sie war beständig unruhig, der Aufstand von 1730 konnte nur mit franz. Hilfe bezwungen werden und G. fand für gut, 1768 die Insel an Frankreich zu verkaufen. G. konnte später seine Neutralität in den Kriegen der Großmächte, wie es schwachen Staaten immer geht, nicht behaupten; 1746 mußte es die Oesterreicher aufnehmen, als es sich im österr. Erbfolgekriege mit Savoyen, Spanien etc. verbunden hatte, ein Volksaufstand jedoch (3. Februar 1747) befreite die Stadt wieder. Die franz. Revolution warf endlich die alte Republik über den Haufen; schon 1797 wurde es zur ligur. Republik umgeschaffen, 1805 aber dem franz. Kaiserreiche einverleibt. Die Engländer nahmen G. 1814 ohne Mühe und proclamirten die alte Verfassung, offenbar in der Absicht, aus G. einen engl. Schutzstaat zu machen, allein der Wiener Congreß schlug G. zu Sardinien, dessen unruhigste Stadt es seitdem gewesen. Nach der Niederlage des sardin. Heeres bei Novara 1849 revolutionirte G. förmlich u. erklärte sich am 2. April als unabhängig, wurde zwar am 4. von General della Marmora nach geringem Widerstande unterworfen, ist aber jetzt noch ein Hauptheerd der mazzin. Umtriebe.


Genual, lat.-dtsch., das Knie (genu) betreffend; Genuflexion, die Kniebeugung.


Genuin, lat.-deutsch, echt, lauter.


Genus, lat., Geschlecht, Gattung; rechtlich Sachen, wobei es nicht auf die Individualität (species) sondern nur auf die Gattung ankommt (generis obligatio; rerum universitates; fungible Sachen).


Geobiologie, griech.-dtsch., die Lehre von dem Leben der Erde.


Geoblasten, griech.-deutsch, botan., Pflanzen, deren Keimlappen nicht aus dem Boden hervorkommen.


Geocentrisch, ein astronom. Ausdruck zur Bezeichnung des Ortes am Himmel, an welchem uns ein Planet erscheint, wenn wir denselben von der Erde (od. eigentl. von deren Mittelpunkt) aus beobachten, im Gegensatze zu heliocentrisch, d. h. dem Orte, wo er von der Sonne aus gesehen erscheinen würde (G.e Länge, Breite, Rectascension etc.).


Geocyklische Maschine, mechanische Vorrichtung, um die Stellung der Erde gegen die Sonne (Schiefe der Ekliptik) anschaulich zu machen.


Geodäsie, griech.-deutsch, Geodät, Feldmeßkunst, Feldmesser.


Geodynamik, griech.-dtsch., die Lehre von den Kräften der Erde.


Geoffrin (frz. Schoffräng), Marie Therese, geb. 1699 zu Paris; früh zur reichen Wittwe geworden, machte sie zur Zeit Ludwigs XV. ihren Salon zu einem Mittelpunkt der literarischen Bewegung u. wurde ebenso durch vornehme Verbindungen berühmt; st. 1777.


Geoffroy (Schofroa), Julien Louis, geb. 1743 zu Rennes, franz. Gelehrter

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die erste Zettel- und Depositenbank, gegründet war. Während seiner ganzen glänzenden Periode wurde G. von unaufhörlichen Parteikämpfen bewegt; Guelfen und Ghibellinen, Aristokraten und Demokraten, alter und neuer Adel (man denke an die Doria, Fieschi, Grimaldi, Spinola, Adorni etc.) lagen sich abwechselnd in den Haaren, ein dauernder Zustand stellte sich nie her, auch dann nicht, als 1339 der Doge auf Lebenszeit gewählt wurde, so daß mehr als einmal fremde Mediatoren (Frankreich, Mailand, Neapel) angerufen werden mußten. Zuletzt drohte die Selbstständigkeit der Republik unterzugehen, als die Könige von Frankreich, Ludwig XII. und Franz I., sie persönlich occupirten. Sie wurde durch Andreas Doria mit Hilfe Kaiser Karls V. gerettet und Doria führte zugleich eine aristokrat. Verfassung ein, die sich bis zum Untergange der Republik erhielt. Die souveräne Gewalt übte der kleine und große Rath; letzterer bestand aus der Gesammtheit aller Edelleute, 465 Geschlechtern, entschied über Krieg und Frieden und erwählte den kleinen, die eigentliche Regierung, an deren Spitze der auf 2 Jahre gewählte Doge stand. Der genues. Doge kann nicht beschuldigt werden, daß er seine Gewalt in G. je mißbrauchte, dagegen hatte die Insel Corsica, welche den Pisanern war entrissen worden, um so mehr über das Ausbeutungssystem der herrschenden Handelsstadt zu klagen; sie war beständig unruhig, der Aufstand von 1730 konnte nur mit franz. Hilfe bezwungen werden und G. fand für gut, 1768 die Insel an Frankreich zu verkaufen. G. konnte später seine Neutralität in den Kriegen der Großmächte, wie es schwachen Staaten immer geht, nicht behaupten; 1746 mußte es die Oesterreicher aufnehmen, als es sich im österr. Erbfolgekriege mit Savoyen, Spanien etc. verbunden hatte, ein Volksaufstand jedoch (3. Februar 1747) befreite die Stadt wieder. Die franz. Revolution warf endlich die alte Republik über den Haufen; schon 1797 wurde es zur ligur. Republik umgeschaffen, 1805 aber dem franz. Kaiserreiche einverleibt. Die Engländer nahmen G. 1814 ohne Mühe und proclamirten die alte Verfassung, offenbar in der Absicht, aus G. einen engl. Schutzstaat zu machen, allein der Wiener Congreß schlug G. zu Sardinien, dessen unruhigste Stadt es seitdem gewesen. Nach der Niederlage des sardin. Heeres bei Novara 1849 revolutionirte G. förmlich u. erklärte sich am 2. April als unabhängig, wurde zwar am 4. von General della Marmora nach geringem Widerstande unterworfen, ist aber jetzt noch ein Hauptheerd der mazzin. Umtriebe.</p><lb/>
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[53/0054] die erste Zettel- und Depositenbank, gegründet war. Während seiner ganzen glänzenden Periode wurde G. von unaufhörlichen Parteikämpfen bewegt; Guelfen und Ghibellinen, Aristokraten und Demokraten, alter und neuer Adel (man denke an die Doria, Fieschi, Grimaldi, Spinola, Adorni etc.) lagen sich abwechselnd in den Haaren, ein dauernder Zustand stellte sich nie her, auch dann nicht, als 1339 der Doge auf Lebenszeit gewählt wurde, so daß mehr als einmal fremde Mediatoren (Frankreich, Mailand, Neapel) angerufen werden mußten. Zuletzt drohte die Selbstständigkeit der Republik unterzugehen, als die Könige von Frankreich, Ludwig XII. und Franz I., sie persönlich occupirten. Sie wurde durch Andreas Doria mit Hilfe Kaiser Karls V. gerettet und Doria führte zugleich eine aristokrat. Verfassung ein, die sich bis zum Untergange der Republik erhielt. Die souveräne Gewalt übte der kleine und große Rath; letzterer bestand aus der Gesammtheit aller Edelleute, 465 Geschlechtern, entschied über Krieg und Frieden und erwählte den kleinen, die eigentliche Regierung, an deren Spitze der auf 2 Jahre gewählte Doge stand. Der genues. Doge kann nicht beschuldigt werden, daß er seine Gewalt in G. je mißbrauchte, dagegen hatte die Insel Corsica, welche den Pisanern war entrissen worden, um so mehr über das Ausbeutungssystem der herrschenden Handelsstadt zu klagen; sie war beständig unruhig, der Aufstand von 1730 konnte nur mit franz. Hilfe bezwungen werden und G. fand für gut, 1768 die Insel an Frankreich zu verkaufen. G. konnte später seine Neutralität in den Kriegen der Großmächte, wie es schwachen Staaten immer geht, nicht behaupten; 1746 mußte es die Oesterreicher aufnehmen, als es sich im österr. Erbfolgekriege mit Savoyen, Spanien etc. verbunden hatte, ein Volksaufstand jedoch (3. Februar 1747) befreite die Stadt wieder. Die franz. Revolution warf endlich die alte Republik über den Haufen; schon 1797 wurde es zur ligur. Republik umgeschaffen, 1805 aber dem franz. Kaiserreiche einverleibt. Die Engländer nahmen G. 1814 ohne Mühe und proclamirten die alte Verfassung, offenbar in der Absicht, aus G. einen engl. Schutzstaat zu machen, allein der Wiener Congreß schlug G. zu Sardinien, dessen unruhigste Stadt es seitdem gewesen. Nach der Niederlage des sardin. Heeres bei Novara 1849 revolutionirte G. förmlich u. erklärte sich am 2. April als unabhängig, wurde zwar am 4. von General della Marmora nach geringem Widerstande unterworfen, ist aber jetzt noch ein Hauptheerd der mazzin. Umtriebe. Genual, lat.-dtsch., das Knie (genu) betreffend; Genuflexion, die Kniebeugung. Genuin, lat.-deutsch, echt, lauter. Genus, lat., Geschlecht, Gattung; rechtlich Sachen, wobei es nicht auf die Individualität (species) sondern nur auf die Gattung ankommt (generis obligatio; rerum universitates; fungible Sachen). Geobiologie, griech.-dtsch., die Lehre von dem Leben der Erde. Geoblasten, griech.-deutsch, botan., Pflanzen, deren Keimlappen nicht aus dem Boden hervorkommen. Geocentrisch, ein astronom. Ausdruck zur Bezeichnung des Ortes am Himmel, an welchem uns ein Planet erscheint, wenn wir denselben von der Erde (od. eigentl. von deren Mittelpunkt) aus beobachten, im Gegensatze zu heliocentrisch, d. h. dem Orte, wo er von der Sonne aus gesehen erscheinen würde (G.e Länge, Breite, Rectascension etc.). Geocyklische Maschine, mechanische Vorrichtung, um die Stellung der Erde gegen die Sonne (Schiefe der Ekliptik) anschaulich zu machen. Geodäsie, griech.-deutsch, Geodät, Feldmeßkunst, Feldmesser. Geodynamik, griech.-dtsch., die Lehre von den Kräften der Erde. Geoffrin (frz. Schoffräng), Marie Therese, geb. 1699 zu Paris; früh zur reichen Wittwe geworden, machte sie zur Zeit Ludwigs XV. ihren Salon zu einem Mittelpunkt der literarischen Bewegung u. wurde ebenso durch vornehme Verbindungen berühmt; st. 1777. Geoffroy (Schofroa), Julien Louis, geb. 1743 zu Rennes, franz. Gelehrter

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/54>, abgerufen am 27.11.2024.