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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

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abgerufen werden kann, der Vicar, wird häufig K. genannt, nicht minder der Frühmesser u. der zum frühzeitigen Tischtitulanten gewordene Vicar. In manchen protestant. Gegenden erinnert der Name K., welchen das Volk den Diakonen od. Nachmittagspredigern gibt, noch heute an den alten Glauben.


Kapnist Wassiljewitsch, geb. 1756, gest. 1825, russ. Staatsrath und Akademiker, dramatischer u. lyrischer Dichter, soll sich durch Eleganz auszeichnen.


Kapodistrias, s. Capo d'Istrias.


Kappadocien, alte Provinz in Kleinasien, zwischen Cilicien, Lykaonien, Syrien, Armenien und Pontus, von einem semitischen Volksstamme bewohnt, nie von besonderer Bedeutung, unter Tiberius dem röm. Reiche einverleibt.


Kappel, Dorf und ehemals Kloster jenseits des Albis, an der Straße von Zürich nach Zug, geschichtlich bekannt durch den Friedensschluß vom 16. Nov. 1529 zwischen den kath. u. reformirten Orten und den Sieg der 5 kath. Orte über die Züricher den 11. Octbr. 1531.


Kappengewölbe, ein Gewölbe, das ein kleineres Kreissegment darstellt, zum Unterschiede vom Tonnengewölbe, das einen vollen Halbkreis bildet.


Kapsel, in der Anatomie der Complex von Weichtheilen, welche dazu dienen, die Gelenkflächen der Knochen zu verbinden; die Structur ist je nach dem Zweck und Ort eine sehr verschiedene. Im Wesentlichen bestehen die K.n aus: 1) einer oberflächlichen Lage Zellgewebe, 2) einer fibrösen Lage von Bändern, 3) einer serösen inneren Haut, welche nach Zweck und Form die größte Aehnlichkeit mit den geschlossenen serösen Säcken der 3 Körperhöhlen hat.


Kapudan-Pascha, der türk. Großadmiral, Pascha von 3 Roßschweifen, unter den auch das Arsenal in Pera, mehre Hafenplätze, sowie die türk. Inseln im Archipel gehören.


Kapuziner, frz. capucins (von ihrer großen und spitzigen Kapuze also genannt), heißen die Mitglieder eines Zweiges der Franciskaner (s. d.), von Matteo de Bassi, einem Mönch des Klosters Montefalcone im Herzogthum Urbino, 1525 nicht sowohl gestiftet als veranlaßt. Der K.orden ging hervor aus dem Streben, die alte Tracht und die Urregel des heil. Franziskus wieder zu Ehren, die Geistlichkeit aber in innigen Verkehr mit den niedern Volksklassen zu bringen und gedieh um so rascher, weil anfänglich die Klöster nur aus Lehm u. Holz gebaut und sehr armselig eingerichtet wurden. Die ersten Klöster waren Colemzone u. Monte-Melone; 1528 bestätigte eine päpstliche Bulle den Verein, 1529 gab es bereits 4 K.klöster u. Bassi wurde der erste Generalvicar, 1536 benannte P. Paul III. die K. K.minoriten (minores capucini) und bestätigte die sehr strenge Regel: strenge Fasten, kein Anhäufen von Lebensmitteln, Reisen ohne Kopf- und Fußbekleidung, Nichtannahme von Geld beim Terminieren (Almosensammeln), Armuth selbst hinsichtlich der Kirchengeräthe. Im argen Widerspruch mit der eine große Demuth voraussetzenden Regel waren die 3 ersten Generalvicare eben keine Tugendmuster: Bassi selbst war ein eigenmächtiger Mann, wurde abgesetzt u. verließ zuletzt die K. ganz, sein Nachfolger Fossombrone mußte aus dem Orden gestoßen werden, Bernardino Ochino war ein Heuchler. der 1541 es dahin brachte, zum 2.mal Generalvicar zu werden, 1542 aber in Genf calvinisch wurde und als Prediger der Vielweiberei herumzog, bis ihn 1561 zu Plankow in Mähren die Pest wegraffte. Seit 1545 gediehen die K. großartig, kamen 1573 nach Frankreich, um 1600 nach Deutschland, 1606 nach Spanien, wurden 1619 unabhängig von den ihnen stets abgeneigten Observanten u. besaßen um 1750 in mehr als 50 Provinzen u. 3 Custodien über 600 Klöster u. 25000 Mitglieder. Sie wirkten vortrefflich als Missionäre, namentlich in der Türkei, in Congo, Tibet (wo ihnen der Dalai-Lama 1707 ein Hospitium in Larissa zugestand) und Brasilien und überstanden, obwohl sie die Jesuiten des gemeinen Volkes genannt werden dürfen, alle Stürme der Revolution, weil sie der Reformation nicht wissenschaftlich zu Leibe gingen u. vor allem, weil es bei ihnen keine fetten Kirchengüter zu säcularisiren gab. Noch

abgerufen werden kann, der Vicar, wird häufig K. genannt, nicht minder der Frühmesser u. der zum frühzeitigen Tischtitulanten gewordene Vicar. In manchen protestant. Gegenden erinnert der Name K., welchen das Volk den Diakonen od. Nachmittagspredigern gibt, noch heute an den alten Glauben.


Kapnist Wassiljewitsch, geb. 1756, gest. 1825, russ. Staatsrath und Akademiker, dramatischer u. lyrischer Dichter, soll sich durch Eleganz auszeichnen.


Kapodistrias, s. Capo dʼIstrias.


Kappadocien, alte Provinz in Kleinasien, zwischen Cilicien, Lykaonien, Syrien, Armenien und Pontus, von einem semitischen Volksstamme bewohnt, nie von besonderer Bedeutung, unter Tiberius dem röm. Reiche einverleibt.


Kappel, Dorf und ehemals Kloster jenseits des Albis, an der Straße von Zürich nach Zug, geschichtlich bekannt durch den Friedensschluß vom 16. Nov. 1529 zwischen den kath. u. reformirten Orten und den Sieg der 5 kath. Orte über die Züricher den 11. Octbr. 1531.


Kappengewölbe, ein Gewölbe, das ein kleineres Kreissegment darstellt, zum Unterschiede vom Tonnengewölbe, das einen vollen Halbkreis bildet.


Kapsel, in der Anatomie der Complex von Weichtheilen, welche dazu dienen, die Gelenkflächen der Knochen zu verbinden; die Structur ist je nach dem Zweck und Ort eine sehr verschiedene. Im Wesentlichen bestehen die K.n aus: 1) einer oberflächlichen Lage Zellgewebe, 2) einer fibrösen Lage von Bändern, 3) einer serösen inneren Haut, welche nach Zweck und Form die größte Aehnlichkeit mit den geschlossenen serösen Säcken der 3 Körperhöhlen hat.


Kapudan-Pascha, der türk. Großadmiral, Pascha von 3 Roßschweifen, unter den auch das Arsenal in Pera, mehre Hafenplätze, sowie die türk. Inseln im Archipel gehören.


Kapuziner, frz. capucins (von ihrer großen und spitzigen Kapuze also genannt), heißen die Mitglieder eines Zweiges der Franciskaner (s. d.), von Matteo de Bassi, einem Mönch des Klosters Montefalcone im Herzogthum Urbino, 1525 nicht sowohl gestiftet als veranlaßt. Der K.orden ging hervor aus dem Streben, die alte Tracht und die Urregel des heil. Franziskus wieder zu Ehren, die Geistlichkeit aber in innigen Verkehr mit den niedern Volksklassen zu bringen und gedieh um so rascher, weil anfänglich die Klöster nur aus Lehm u. Holz gebaut und sehr armselig eingerichtet wurden. Die ersten Klöster waren Colemzone u. Monte-Melone; 1528 bestätigte eine päpstliche Bulle den Verein, 1529 gab es bereits 4 K.klöster u. Bassi wurde der erste Generalvicar, 1536 benannte P. Paul III. die K. K.minoriten (minores capucini) und bestätigte die sehr strenge Regel: strenge Fasten, kein Anhäufen von Lebensmitteln, Reisen ohne Kopf- und Fußbekleidung, Nichtannahme von Geld beim Terminieren (Almosensammeln), Armuth selbst hinsichtlich der Kirchengeräthe. Im argen Widerspruch mit der eine große Demuth voraussetzenden Regel waren die 3 ersten Generalvicare eben keine Tugendmuster: Bassi selbst war ein eigenmächtiger Mann, wurde abgesetzt u. verließ zuletzt die K. ganz, sein Nachfolger Fossombrone mußte aus dem Orden gestoßen werden, Bernardino Ochino war ein Heuchler. der 1541 es dahin brachte, zum 2.mal Generalvicar zu werden, 1542 aber in Genf calvinisch wurde und als Prediger der Vielweiberei herumzog, bis ihn 1561 zu Plankow in Mähren die Pest wegraffte. Seit 1545 gediehen die K. großartig, kamen 1573 nach Frankreich, um 1600 nach Deutschland, 1606 nach Spanien, wurden 1619 unabhängig von den ihnen stets abgeneigten Observanten u. besaßen um 1750 in mehr als 50 Provinzen u. 3 Custodien über 600 Klöster u. 25000 Mitglieder. Sie wirkten vortrefflich als Missionäre, namentlich in der Türkei, in Congo, Tibet (wo ihnen der Dalai-Lama 1707 ein Hospitium in Larissa zugestand) und Brasilien und überstanden, obwohl sie die Jesuiten des gemeinen Volkes genannt werden dürfen, alle Stürme der Revolution, weil sie der Reformation nicht wissenschaftlich zu Leibe gingen u. vor allem, weil es bei ihnen keine fetten Kirchengüter zu säcularisiren gab. Noch

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[542/0543] abgerufen werden kann, der Vicar, wird häufig K. genannt, nicht minder der Frühmesser u. der zum frühzeitigen Tischtitulanten gewordene Vicar. In manchen protestant. Gegenden erinnert der Name K., welchen das Volk den Diakonen od. Nachmittagspredigern gibt, noch heute an den alten Glauben. Kapnist Wassiljewitsch, geb. 1756, gest. 1825, russ. Staatsrath und Akademiker, dramatischer u. lyrischer Dichter, soll sich durch Eleganz auszeichnen. Kapodistrias, s. Capo dʼIstrias. Kappadocien, alte Provinz in Kleinasien, zwischen Cilicien, Lykaonien, Syrien, Armenien und Pontus, von einem semitischen Volksstamme bewohnt, nie von besonderer Bedeutung, unter Tiberius dem röm. Reiche einverleibt. Kappel, Dorf und ehemals Kloster jenseits des Albis, an der Straße von Zürich nach Zug, geschichtlich bekannt durch den Friedensschluß vom 16. Nov. 1529 zwischen den kath. u. reformirten Orten und den Sieg der 5 kath. Orte über die Züricher den 11. Octbr. 1531. Kappengewölbe, ein Gewölbe, das ein kleineres Kreissegment darstellt, zum Unterschiede vom Tonnengewölbe, das einen vollen Halbkreis bildet. Kapsel, in der Anatomie der Complex von Weichtheilen, welche dazu dienen, die Gelenkflächen der Knochen zu verbinden; die Structur ist je nach dem Zweck und Ort eine sehr verschiedene. Im Wesentlichen bestehen die K.n aus: 1) einer oberflächlichen Lage Zellgewebe, 2) einer fibrösen Lage von Bändern, 3) einer serösen inneren Haut, welche nach Zweck und Form die größte Aehnlichkeit mit den geschlossenen serösen Säcken der 3 Körperhöhlen hat. Kapudan-Pascha, der türk. Großadmiral, Pascha von 3 Roßschweifen, unter den auch das Arsenal in Pera, mehre Hafenplätze, sowie die türk. Inseln im Archipel gehören. Kapuziner, frz. capucins (von ihrer großen und spitzigen Kapuze also genannt), heißen die Mitglieder eines Zweiges der Franciskaner (s. d.), von Matteo de Bassi, einem Mönch des Klosters Montefalcone im Herzogthum Urbino, 1525 nicht sowohl gestiftet als veranlaßt. Der K.orden ging hervor aus dem Streben, die alte Tracht und die Urregel des heil. Franziskus wieder zu Ehren, die Geistlichkeit aber in innigen Verkehr mit den niedern Volksklassen zu bringen und gedieh um so rascher, weil anfänglich die Klöster nur aus Lehm u. Holz gebaut und sehr armselig eingerichtet wurden. Die ersten Klöster waren Colemzone u. Monte-Melone; 1528 bestätigte eine päpstliche Bulle den Verein, 1529 gab es bereits 4 K.klöster u. Bassi wurde der erste Generalvicar, 1536 benannte P. Paul III. die K. K.minoriten (minores capucini) und bestätigte die sehr strenge Regel: strenge Fasten, kein Anhäufen von Lebensmitteln, Reisen ohne Kopf- und Fußbekleidung, Nichtannahme von Geld beim Terminieren (Almosensammeln), Armuth selbst hinsichtlich der Kirchengeräthe. Im argen Widerspruch mit der eine große Demuth voraussetzenden Regel waren die 3 ersten Generalvicare eben keine Tugendmuster: Bassi selbst war ein eigenmächtiger Mann, wurde abgesetzt u. verließ zuletzt die K. ganz, sein Nachfolger Fossombrone mußte aus dem Orden gestoßen werden, Bernardino Ochino war ein Heuchler. der 1541 es dahin brachte, zum 2.mal Generalvicar zu werden, 1542 aber in Genf calvinisch wurde und als Prediger der Vielweiberei herumzog, bis ihn 1561 zu Plankow in Mähren die Pest wegraffte. Seit 1545 gediehen die K. großartig, kamen 1573 nach Frankreich, um 1600 nach Deutschland, 1606 nach Spanien, wurden 1619 unabhängig von den ihnen stets abgeneigten Observanten u. besaßen um 1750 in mehr als 50 Provinzen u. 3 Custodien über 600 Klöster u. 25000 Mitglieder. Sie wirkten vortrefflich als Missionäre, namentlich in der Türkei, in Congo, Tibet (wo ihnen der Dalai-Lama 1707 ein Hospitium in Larissa zugestand) und Brasilien und überstanden, obwohl sie die Jesuiten des gemeinen Volkes genannt werden dürfen, alle Stürme der Revolution, weil sie der Reformation nicht wissenschaftlich zu Leibe gingen u. vor allem, weil es bei ihnen keine fetten Kirchengüter zu säcularisiren gab. Noch

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 542. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/543>, abgerufen am 23.11.2024.