Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.Vgl. Böhmen, Böhmische und mährische Brüder. Vergl. Aschbach's "Geschichte Kaiser Sigismunds und seiner Zeit". Husten (tussis), heftiges, mit Schall verbundenes Ausathmen, wobei die Luft durch die Stimmritze gewaltsam herausgetrieben wird. Der H. entsteht bei Reizung der Schleimhaut der Luftwege, besonders des Kehlkopfs, der Luftröhre u. ihrer Aeste; die reizenden Dinge können entweder von außen gekommen sein: Rauch, scharfe Dämpfe etc. oder innen erzeugt, so Schleim, Eiter. Ist in der Schleimhaut der Luftwege durch Blutanhäufung oder Entzündung eine gesteigerte Reizbarkeit entstanden, so erregt schon die atmosphärische Luft H. Der H. ist daher keine Krankheit, sondern entweder Symptom eines Leidens oder ein Heilbestreben der Natur, um fremdartige Stoffe aus den Athmungsorganen zu entfernen. Die Cur des H.s ist somit die Cur des Grundleidens. In manchen Fällen jedoch erfordert er auch eine symptomatische Behandlung, besonders dann, wenn er mit besonderer Heftigkeit auftritt, indem in Folge der heftigen Anstrengung leicht andere bedenkliche Uebel entstehen können, wie Lungen- oder Hirnblutungen, Unterleibsbrüche, Erbrechen etc. Die Bekämpfung des H.s als Symptom geschieht hauptsächlich theils durch milde, schleimige u. narkotische Mittel, theils äußerlich durch Ableitung auf die Haut. Husum, schleswig. Amtsstadt an der Eidermündung, mit 4100 E., Hafen, Rhede, Schiffsbau, Rhederei, etwas Seehandel, Tabak-, Cichorien- u. Essigfabrikation. Hut, uralte bekannte Kopfbedeckung aus Filz, Tuch, geflochtenem Bast, Stroh etc., hat seine Form schon vielfach gewechselt, war schon bei den Römern das Symbol der Freiheit. In der Heraldik ist der H. ein Zeichen des Rangs (der Fürsten-H. ist eine rothe Mütze mit Hermelineinfassung, Kronreifen, Spangen u. Reichsapfel; der H. des Protonotars ist schwarz mit 3 Quasten, der des Bischofs mit 6 Quasten, der des Erzbischofs grün mit 10 Quasten, der des Cardinals roth mit 15 Quasten an jeder Seite). Hutcheson (Hötschesn), Francis, ein namhafter Moralphilosoph, der das Wohlwollen als Princip der Religion u. Sittlichkeit, des Rechtes u. der Aesthetik nach mathematischer Methode nachzuweisen strebte, wurde geb. 1694 im nördl. Irland, schrieb in Dublin über Schönheit u. Tugend (1725), über die Leidenschaften (1728), wurde 1729 Prof. der Philosophie zu Glasgow u. st. 1747. Das von seinem Sohne herausgegebene Hauptwerk: System of moral philosophy übersetzte G. E. Lessing, Lpz. 1756, 2 B. Hutchinson (Hötschinsn), John, anglican. Theolog, geb. 1674, erlangte als mehrjähriger Reisebegleiter des Herzogs von Somersett eine fette Pfründe und überzeugte durch viele Schriften (Lond. 1749 ff., 13 B.) manche (H.ianer), die Bibel sei die Quelle aller wahren Religion und Philosophie; st. 1737. Hutchinson, John, geb. 1757, gest. 1832, engl. Staatsmann und General, der 1801 die Franzosen in Aegypten zur Capitulation nöthigte. Sein Neffe John Hely-H., geb. 1787, Offizier rettete Lavalette (s. d.) 1815 vom Tode, st. 1851 als Lordlieutenant von Tipperary. Hutten, Ulrich v., einer der Geister des 16. Jahrh., in welche die Unruhe und Haltlosigkeit der Zeit gefahren war und zugleich ein trauriges Idol der modernen Liberalen, geb. 1488 im Schlosse Steckelberg unweit Fulda aus einem der ältesten Rittergeschlechter Frankens, entfloh aus der Klosterschule zu Fulda 1504, trieb humanistische Studien an verschiedenen Orten, führte ein unstetes Wanderleben im deutschen Reich u. in Italien als fahrender Poet, Literat, Student der Rechte, 1513 für kurze Zeit auch als Soldat und beurkundete seinen Zerfall mit der Kirche, Wirklichkeit und sich selbst in latein. u. deutschen Schriftchen, denen übrigens patriot. Gefühl, Kraft u. gesunder Mutterwitz nicht abgesprochen werden können. Ob den vielfach verrotteten Zuständen des Clerus seiner Zeit vergaß er die ewigen Grundsätze der Kirche sowie den bedeutenden Unwerth seiner eigenen Person und ward um so gefährlicher, je populärer er zu schreiben verstand. Als 1515 der wüste Herzog Ulrich einen Vetter H.s Vgl. Böhmen, Böhmische und mährische Brüder. Vergl. Aschbachʼs „Geschichte Kaiser Sigismunds und seiner Zeit“. Husten (tussis), heftiges, mit Schall verbundenes Ausathmen, wobei die Luft durch die Stimmritze gewaltsam herausgetrieben wird. Der H. entsteht bei Reizung der Schleimhaut der Luftwege, besonders des Kehlkopfs, der Luftröhre u. ihrer Aeste; die reizenden Dinge können entweder von außen gekommen sein: Rauch, scharfe Dämpfe etc. oder innen erzeugt, so Schleim, Eiter. Ist in der Schleimhaut der Luftwege durch Blutanhäufung oder Entzündung eine gesteigerte Reizbarkeit entstanden, so erregt schon die atmosphärische Luft H. Der H. ist daher keine Krankheit, sondern entweder Symptom eines Leidens oder ein Heilbestreben der Natur, um fremdartige Stoffe aus den Athmungsorganen zu entfernen. Die Cur des H.s ist somit die Cur des Grundleidens. In manchen Fällen jedoch erfordert er auch eine symptomatische Behandlung, besonders dann, wenn er mit besonderer Heftigkeit auftritt, indem in Folge der heftigen Anstrengung leicht andere bedenkliche Uebel entstehen können, wie Lungen- oder Hirnblutungen, Unterleibsbrüche, Erbrechen etc. Die Bekämpfung des H.s als Symptom geschieht hauptsächlich theils durch milde, schleimige u. narkotische Mittel, theils äußerlich durch Ableitung auf die Haut. Husum, schleswig. Amtsstadt an der Eidermündung, mit 4100 E., Hafen, Rhede, Schiffsbau, Rhederei, etwas Seehandel, Tabak-, Cichorien- u. Essigfabrikation. Hut, uralte bekannte Kopfbedeckung aus Filz, Tuch, geflochtenem Bast, Stroh etc., hat seine Form schon vielfach gewechselt, war schon bei den Römern das Symbol der Freiheit. In der Heraldik ist der H. ein Zeichen des Rangs (der Fürsten-H. ist eine rothe Mütze mit Hermelineinfassung, Kronreifen, Spangen u. Reichsapfel; der H. des Protonotars ist schwarz mit 3 Quasten, der des Bischofs mit 6 Quasten, der des Erzbischofs grün mit 10 Quasten, der des Cardinals roth mit 15 Quasten an jeder Seite). Hutcheson (Hötschesn), Francis, ein namhafter Moralphilosoph, der das Wohlwollen als Princip der Religion u. Sittlichkeit, des Rechtes u. der Aesthetik nach mathematischer Methode nachzuweisen strebte, wurde geb. 1694 im nördl. Irland, schrieb in Dublin über Schönheit u. Tugend (1725), über die Leidenschaften (1728), wurde 1729 Prof. der Philosophie zu Glasgow u. st. 1747. Das von seinem Sohne herausgegebene Hauptwerk: System of moral philosophy übersetzte G. E. Lessing, Lpz. 1756, 2 B. Hutchinson (Hötschinsn), John, anglican. Theolog, geb. 1674, erlangte als mehrjähriger Reisebegleiter des Herzogs von Somersett eine fette Pfründe und überzeugte durch viele Schriften (Lond. 1749 ff., 13 B.) manche (H.ianer), die Bibel sei die Quelle aller wahren Religion und Philosophie; st. 1737. Hutchinson, John, geb. 1757, gest. 1832, engl. Staatsmann und General, der 1801 die Franzosen in Aegypten zur Capitulation nöthigte. Sein Neffe John Hely-H., geb. 1787, Offizier rettete Lavalette (s. d.) 1815 vom Tode, st. 1851 als Lordlieutenant von Tipperary. Hutten, Ulrich v., einer der Geister des 16. Jahrh., in welche die Unruhe und Haltlosigkeit der Zeit gefahren war und zugleich ein trauriges Idol der modernen Liberalen, geb. 1488 im Schlosse Steckelberg unweit Fulda aus einem der ältesten Rittergeschlechter Frankens, entfloh aus der Klosterschule zu Fulda 1504, trieb humanistische Studien an verschiedenen Orten, führte ein unstetes Wanderleben im deutschen Reich u. in Italien als fahrender Poet, Literat, Student der Rechte, 1513 für kurze Zeit auch als Soldat und beurkundete seinen Zerfall mit der Kirche, Wirklichkeit und sich selbst in latein. u. deutschen Schriftchen, denen übrigens patriot. Gefühl, Kraft u. gesunder Mutterwitz nicht abgesprochen werden können. Ob den vielfach verrotteten Zuständen des Clerus seiner Zeit vergaß er die ewigen Grundsätze der Kirche sowie den bedeutenden Unwerth seiner eigenen Person und ward um so gefährlicher, je populärer er zu schreiben verstand. 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Der H. ist daher keine Krankheit, sondern entweder Symptom eines Leidens oder ein Heilbestreben der Natur, um fremdartige Stoffe aus den Athmungsorganen zu entfernen. Die Cur des H.s ist somit die Cur des Grundleidens. In manchen Fällen jedoch erfordert er auch eine symptomatische Behandlung, besonders dann, wenn er mit besonderer Heftigkeit auftritt, indem in Folge der heftigen Anstrengung leicht andere bedenkliche Uebel entstehen können, wie Lungen- oder Hirnblutungen, Unterleibsbrüche, Erbrechen etc. Die Bekämpfung des H.s als Symptom geschieht hauptsächlich theils durch milde, schleimige u. narkotische Mittel, theils äußerlich durch Ableitung auf die Haut.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Husum</hi>, schleswig. Amtsstadt an der Eidermündung, mit 4100 E., Hafen, Rhede, Schiffsbau, Rhederei, etwas Seehandel, Tabak-, Cichorien- u. 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Ob den vielfach verrotteten Zuständen des Clerus seiner Zeit vergaß er die ewigen Grundsätze der Kirche sowie den bedeutenden Unwerth seiner eigenen Person und ward um so gefährlicher, je populärer er zu schreiben verstand. Als 1515 der wüste Herzog Ulrich einen Vetter H.s </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [374/0375]
Vgl. Böhmen, Böhmische und mährische Brüder. Vergl. Aschbachʼs „Geschichte Kaiser Sigismunds und seiner Zeit“.
Husten (tussis), heftiges, mit Schall verbundenes Ausathmen, wobei die Luft durch die Stimmritze gewaltsam herausgetrieben wird. Der H. entsteht bei Reizung der Schleimhaut der Luftwege, besonders des Kehlkopfs, der Luftröhre u. ihrer Aeste; die reizenden Dinge können entweder von außen gekommen sein: Rauch, scharfe Dämpfe etc. oder innen erzeugt, so Schleim, Eiter. Ist in der Schleimhaut der Luftwege durch Blutanhäufung oder Entzündung eine gesteigerte Reizbarkeit entstanden, so erregt schon die atmosphärische Luft H. Der H. ist daher keine Krankheit, sondern entweder Symptom eines Leidens oder ein Heilbestreben der Natur, um fremdartige Stoffe aus den Athmungsorganen zu entfernen. Die Cur des H.s ist somit die Cur des Grundleidens. In manchen Fällen jedoch erfordert er auch eine symptomatische Behandlung, besonders dann, wenn er mit besonderer Heftigkeit auftritt, indem in Folge der heftigen Anstrengung leicht andere bedenkliche Uebel entstehen können, wie Lungen- oder Hirnblutungen, Unterleibsbrüche, Erbrechen etc. Die Bekämpfung des H.s als Symptom geschieht hauptsächlich theils durch milde, schleimige u. narkotische Mittel, theils äußerlich durch Ableitung auf die Haut.
Husum, schleswig. Amtsstadt an der Eidermündung, mit 4100 E., Hafen, Rhede, Schiffsbau, Rhederei, etwas Seehandel, Tabak-, Cichorien- u. Essigfabrikation.
Hut, uralte bekannte Kopfbedeckung aus Filz, Tuch, geflochtenem Bast, Stroh etc., hat seine Form schon vielfach gewechselt, war schon bei den Römern das Symbol der Freiheit. In der Heraldik ist der H. ein Zeichen des Rangs (der Fürsten-H. ist eine rothe Mütze mit Hermelineinfassung, Kronreifen, Spangen u. Reichsapfel; der H. des Protonotars ist schwarz mit 3 Quasten, der des Bischofs mit 6 Quasten, der des Erzbischofs grün mit 10 Quasten, der des Cardinals roth mit 15 Quasten an jeder Seite).
Hutcheson (Hötschesn), Francis, ein namhafter Moralphilosoph, der das Wohlwollen als Princip der Religion u. Sittlichkeit, des Rechtes u. der Aesthetik nach mathematischer Methode nachzuweisen strebte, wurde geb. 1694 im nördl. Irland, schrieb in Dublin über Schönheit u. Tugend (1725), über die Leidenschaften (1728), wurde 1729 Prof. der Philosophie zu Glasgow u. st. 1747. Das von seinem Sohne herausgegebene Hauptwerk: System of moral philosophy übersetzte G. E. Lessing, Lpz. 1756, 2 B.
Hutchinson (Hötschinsn), John, anglican. Theolog, geb. 1674, erlangte als mehrjähriger Reisebegleiter des Herzogs von Somersett eine fette Pfründe und überzeugte durch viele Schriften (Lond. 1749 ff., 13 B.) manche (H.ianer), die Bibel sei die Quelle aller wahren Religion und Philosophie; st. 1737.
Hutchinson, John, geb. 1757, gest. 1832, engl. Staatsmann und General, der 1801 die Franzosen in Aegypten zur Capitulation nöthigte. Sein Neffe John Hely-H., geb. 1787, Offizier rettete Lavalette (s. d.) 1815 vom Tode, st. 1851 als Lordlieutenant von Tipperary.
Hutten, Ulrich v., einer der Geister des 16. Jahrh., in welche die Unruhe und Haltlosigkeit der Zeit gefahren war und zugleich ein trauriges Idol der modernen Liberalen, geb. 1488 im Schlosse Steckelberg unweit Fulda aus einem der ältesten Rittergeschlechter Frankens, entfloh aus der Klosterschule zu Fulda 1504, trieb humanistische Studien an verschiedenen Orten, führte ein unstetes Wanderleben im deutschen Reich u. in Italien als fahrender Poet, Literat, Student der Rechte, 1513 für kurze Zeit auch als Soldat und beurkundete seinen Zerfall mit der Kirche, Wirklichkeit und sich selbst in latein. u. deutschen Schriftchen, denen übrigens patriot. Gefühl, Kraft u. gesunder Mutterwitz nicht abgesprochen werden können. Ob den vielfach verrotteten Zuständen des Clerus seiner Zeit vergaß er die ewigen Grundsätze der Kirche sowie den bedeutenden Unwerth seiner eigenen Person und ward um so gefährlicher, je populärer er zu schreiben verstand. Als 1515 der wüste Herzog Ulrich einen Vetter H.s
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