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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

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bekannter Dichter Frankreichs, geb. 1802 zu Besancon, Sohn eines französ. Oberoffiziers, in Kalabrien, Spanien, zumeist aber in Paris u. im Colleg Ludwigs XIV. erzogen, fand schon 1819 mit seinen Gedichten Anerkennung, entwickelte auch als Romanenschreiber und Dramatiker eine ungemeine Fruchtbarkeit, seitdem er 1822 von der Regierung eine Pension bekommen, wurde seit 1830 das Haupt der s. g. Romantiker, 1845 Pair, saß seit 1848 in der constituirenden und legislativen Versammlung, wurde nach dem 2. Dez. 1851 aus seinem Vaterlande verbannt und wartet in England auf bessere Zeiten. Schon als Kind lernte Hugo Napoleon L hassen; er war Royalist, bis er merkte, daß sein Royalismus seinen dichterischen Erfolgen zu vielen Eintrag thue, schritt unter dem Juliregiment vom gemäßigten Liberalismus zum Radicalismus fort, zeigte sich seit 1848 als feuriger Republikaner und Feind des Präsidenten Napoleon, gegen welchen er 1852 von Brüssel aus die Schrift: "Napoleon le petit" schleuderte, deren Verbreitung auch in deutschen Staaten durch Verbote mehr gefördert als gehindert worden sein soll. Als Dichter ist H. unstreitig in seinen lyrischen Leistungen ausgezeichnet (Oden u. Balladen 1822 bis 1824); Orientales 1828; Herbstblätter 1831) und vereiniget überhaupt große poetische Anlagen mit einer seltenen Meisterschaft der Sprache, aber in seinen Romanen und Dramen schritt die Gluth seiner Phantasie fort zur Zügellosigkeit, die alle Kunstregeln mit Füßen tritt, die Freude am Bizarren u. Gräßlichen (Han der Isländer 1823; Notre-Dame de Paris 1831) hatte ihren ersten und vorzüglichsten Grund in der Sucht nach Effecthascherei und wurde namentlich in den Dramen (Le roi s'amuse 1832; Lucretia Borgia 1833 u. s. f.) als Freude an Blut, Mord u. Schande offenbar. H.s Werke (die Prachtausgabe von 1840 füllte bereits 13 Bde.) wurden in Deutschland mit Heißhunger übersetzt und gelesen, die Stuttgarter Uebersetzung (1830-1843) füllt 25 Bde. Vgl. Französ. Literatur Bd. II. S. 785-786.


Hugo Capet, s. Capetinger.


Hugo, von Trimberg genannt, weil er in dem würzburgischen Dorfe Trimberg daheim war, wirkte zwischen 1260 bis 1309 als Rector der Schule in der Theuerstadt, einer Vorstadt Bambergs, und schrieb seit 1300 ein Lehrgedicht, das er den "Renner" nannte, weil es "zum Rennen durch alle Land" bestimmt sei. H. geißelte darin das Sittenverderbniß seiner Zeit. würzte jedoch seine Bitterkeit mit gut erzählten Geschichtchen und Schwänken verschiedener Art; der Renner ist gleich dem Freidank und wälschen Gast in Reimpaaren gedichtet, wurde von Sebastian Brandt sehr frei überarbeitet u. vom Bamberger histor. Verein herausgegeben, Bamberg 1833 bis 1836. Andere Werke H.s, z. B. der Sammler, sind verloren.


Hugtenburgh (Högtenbörg), Jan van, berühmter niederländ. Schlachtenmaler, geb. 1646 zu Harlem, bildete sich in Rom unter seinem Bruder Jakob van H. und in Paris unter van der Meulen, malte für den Prinzen Eugen von Savoyen mehre von dessen Schlachten, kam 1711 an den Hof des Kurfürsten von der Pfalz, lebte später im Haag und st. 1733 zu Amsterdam.


Huhn (Gallus), Vogelgattung aus der Ordnung der Hühnerartigen, mit einem fleischigen Kamm oder Federbusch auf dem Kopf und Fleischlappen am Unterschnabel, der Schwanz in 14 langen dachförmig oder in zwei sich berührenden Ebenen aufgerichteten Federn; das Männchen mit sehr entwickeltem Sporn. Die Hühnerarten sind fast alle gezähmt, die wichtigste das Haus-H. (G. domesticus); für die Stammart desselben hält man das Bankivische H. (G. Bankiva), welches wild in den Wäldern auf Sumatra und Java lebt. Varietäten unseres Haus-H.s, an Größe u. Farbe sehr verschieden, sind z. B. das Padua-H., das Riesen-H., Zwerg-H., das türkische H. etc.


Huimling, morastiger oder sandiger Haidehügel (Geest) im Amte Meppen, in Hannover, 5 Meilen im Umfang, mit armer Bevölkerung.


Huissier (üssieh, vom altfranzösischen huis = Thüre), die Thürsteher bei dem

bekannter Dichter Frankreichs, geb. 1802 zu Besançon, Sohn eines französ. Oberoffiziers, in Kalabrien, Spanien, zumeist aber in Paris u. im Colleg Ludwigs XIV. erzogen, fand schon 1819 mit seinen Gedichten Anerkennung, entwickelte auch als Romanenschreiber und Dramatiker eine ungemeine Fruchtbarkeit, seitdem er 1822 von der Regierung eine Pension bekommen, wurde seit 1830 das Haupt der s. g. Romantiker, 1845 Pair, saß seit 1848 in der constituirenden und legislativen Versammlung, wurde nach dem 2. Dez. 1851 aus seinem Vaterlande verbannt und wartet in England auf bessere Zeiten. Schon als Kind lernte Hugo Napoleon L hassen; er war Royalist, bis er merkte, daß sein Royalismus seinen dichterischen Erfolgen zu vielen Eintrag thue, schritt unter dem Juliregiment vom gemäßigten Liberalismus zum Radicalismus fort, zeigte sich seit 1848 als feuriger Republikaner und Feind des Präsidenten Napoleon, gegen welchen er 1852 von Brüssel aus die Schrift: „Napoléon le petit“ schleuderte, deren Verbreitung auch in deutschen Staaten durch Verbote mehr gefördert als gehindert worden sein soll. Als Dichter ist H. unstreitig in seinen lyrischen Leistungen ausgezeichnet (Oden u. Balladen 1822 bis 1824); Orientales 1828; Herbstblätter 1831) und vereiniget überhaupt große poetische Anlagen mit einer seltenen Meisterschaft der Sprache, aber in seinen Romanen und Dramen schritt die Gluth seiner Phantasie fort zur Zügellosigkeit, die alle Kunstregeln mit Füßen tritt, die Freude am Bizarren u. Gräßlichen (Han der Isländer 1823; Notre-Dame de Paris 1831) hatte ihren ersten und vorzüglichsten Grund in der Sucht nach Effecthascherei und wurde namentlich in den Dramen (Le roi sʼamuse 1832; Lucretia Borgia 1833 u. s. f.) als Freude an Blut, Mord u. Schande offenbar. H.s Werke (die Prachtausgabe von 1840 füllte bereits 13 Bde.) wurden in Deutschland mit Heißhunger übersetzt und gelesen, die Stuttgarter Uebersetzung (1830–1843) füllt 25 Bde. Vgl. Französ. Literatur Bd. II. S. 785–786.


Hugo Capet, s. Capetinger.


Hugo, von Trimberg genannt, weil er in dem würzburgischen Dorfe Trimberg daheim war, wirkte zwischen 1260 bis 1309 als Rector der Schule in der Theuerstadt, einer Vorstadt Bambergs, und schrieb seit 1300 ein Lehrgedicht, das er den „Renner“ nannte, weil es „zum Rennen durch alle Land“ bestimmt sei. H. geißelte darin das Sittenverderbniß seiner Zeit. würzte jedoch seine Bitterkeit mit gut erzählten Geschichtchen und Schwänken verschiedener Art; der Renner ist gleich dem Freidank und wälschen Gast in Reimpaaren gedichtet, wurde von Sebastian Brandt sehr frei überarbeitet u. vom Bamberger histor. Verein herausgegeben, Bamberg 1833 bis 1836. Andere Werke H.s, z. B. der Sammler, sind verloren.


Hugtenburgh (Högtenbörg), Jan van, berühmter niederländ. Schlachtenmaler, geb. 1646 zu Harlem, bildete sich in Rom unter seinem Bruder Jakob van H. und in Paris unter van der Meulen, malte für den Prinzen Eugen von Savoyen mehre von dessen Schlachten, kam 1711 an den Hof des Kurfürsten von der Pfalz, lebte später im Haag und st. 1733 zu Amsterdam.


Huhn (Gallus), Vogelgattung aus der Ordnung der Hühnerartigen, mit einem fleischigen Kamm oder Federbusch auf dem Kopf und Fleischlappen am Unterschnabel, der Schwanz in 14 langen dachförmig oder in zwei sich berührenden Ebenen aufgerichteten Federn; das Männchen mit sehr entwickeltem Sporn. Die Hühnerarten sind fast alle gezähmt, die wichtigste das Haus-H. (G. domesticus); für die Stammart desselben hält man das Bankivische H. (G. Bankiva), welches wild in den Wäldern auf Sumatra und Java lebt. Varietäten unseres Haus-H.s, an Größe u. Farbe sehr verschieden, sind z. B. das Padua-H., das Riesen-H., Zwerg-H., das türkische H. etc.


Huimling, morastiger oder sandiger Haidehügel (Geest) im Amte Meppen, in Hannover, 5 Meilen im Umfang, mit armer Bevölkerung.


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[364/0365] bekannter Dichter Frankreichs, geb. 1802 zu Besançon, Sohn eines französ. Oberoffiziers, in Kalabrien, Spanien, zumeist aber in Paris u. im Colleg Ludwigs XIV. erzogen, fand schon 1819 mit seinen Gedichten Anerkennung, entwickelte auch als Romanenschreiber und Dramatiker eine ungemeine Fruchtbarkeit, seitdem er 1822 von der Regierung eine Pension bekommen, wurde seit 1830 das Haupt der s. g. Romantiker, 1845 Pair, saß seit 1848 in der constituirenden und legislativen Versammlung, wurde nach dem 2. Dez. 1851 aus seinem Vaterlande verbannt und wartet in England auf bessere Zeiten. Schon als Kind lernte Hugo Napoleon L hassen; er war Royalist, bis er merkte, daß sein Royalismus seinen dichterischen Erfolgen zu vielen Eintrag thue, schritt unter dem Juliregiment vom gemäßigten Liberalismus zum Radicalismus fort, zeigte sich seit 1848 als feuriger Republikaner und Feind des Präsidenten Napoleon, gegen welchen er 1852 von Brüssel aus die Schrift: „Napoléon le petit“ schleuderte, deren Verbreitung auch in deutschen Staaten durch Verbote mehr gefördert als gehindert worden sein soll. Als Dichter ist H. unstreitig in seinen lyrischen Leistungen ausgezeichnet (Oden u. Balladen 1822 bis 1824); Orientales 1828; Herbstblätter 1831) und vereiniget überhaupt große poetische Anlagen mit einer seltenen Meisterschaft der Sprache, aber in seinen Romanen und Dramen schritt die Gluth seiner Phantasie fort zur Zügellosigkeit, die alle Kunstregeln mit Füßen tritt, die Freude am Bizarren u. Gräßlichen (Han der Isländer 1823; Notre-Dame de Paris 1831) hatte ihren ersten und vorzüglichsten Grund in der Sucht nach Effecthascherei und wurde namentlich in den Dramen (Le roi sʼamuse 1832; Lucretia Borgia 1833 u. s. f.) als Freude an Blut, Mord u. Schande offenbar. H.s Werke (die Prachtausgabe von 1840 füllte bereits 13 Bde.) wurden in Deutschland mit Heißhunger übersetzt und gelesen, die Stuttgarter Uebersetzung (1830–1843) füllt 25 Bde. Vgl. Französ. Literatur Bd. II. S. 785–786. Hugo Capet, s. Capetinger. Hugo, von Trimberg genannt, weil er in dem würzburgischen Dorfe Trimberg daheim war, wirkte zwischen 1260 bis 1309 als Rector der Schule in der Theuerstadt, einer Vorstadt Bambergs, und schrieb seit 1300 ein Lehrgedicht, das er den „Renner“ nannte, weil es „zum Rennen durch alle Land“ bestimmt sei. H. geißelte darin das Sittenverderbniß seiner Zeit. würzte jedoch seine Bitterkeit mit gut erzählten Geschichtchen und Schwänken verschiedener Art; der Renner ist gleich dem Freidank und wälschen Gast in Reimpaaren gedichtet, wurde von Sebastian Brandt sehr frei überarbeitet u. vom Bamberger histor. Verein herausgegeben, Bamberg 1833 bis 1836. Andere Werke H.s, z. B. der Sammler, sind verloren. Hugtenburgh (Högtenbörg), Jan van, berühmter niederländ. Schlachtenmaler, geb. 1646 zu Harlem, bildete sich in Rom unter seinem Bruder Jakob van H. und in Paris unter van der Meulen, malte für den Prinzen Eugen von Savoyen mehre von dessen Schlachten, kam 1711 an den Hof des Kurfürsten von der Pfalz, lebte später im Haag und st. 1733 zu Amsterdam. Huhn (Gallus), Vogelgattung aus der Ordnung der Hühnerartigen, mit einem fleischigen Kamm oder Federbusch auf dem Kopf und Fleischlappen am Unterschnabel, der Schwanz in 14 langen dachförmig oder in zwei sich berührenden Ebenen aufgerichteten Federn; das Männchen mit sehr entwickeltem Sporn. Die Hühnerarten sind fast alle gezähmt, die wichtigste das Haus-H. (G. domesticus); für die Stammart desselben hält man das Bankivische H. (G. Bankiva), welches wild in den Wäldern auf Sumatra und Java lebt. Varietäten unseres Haus-H.s, an Größe u. Farbe sehr verschieden, sind z. B. das Padua-H., das Riesen-H., Zwerg-H., das türkische H. etc. Huimling, morastiger oder sandiger Haidehügel (Geest) im Amte Meppen, in Hannover, 5 Meilen im Umfang, mit armer Bevölkerung. Huissier (üssieh, vom altfranzösischen huis = Thüre), die Thürsteher bei dem

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/365>, abgerufen am 23.11.2024.