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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

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Schriftsteller über sächs. Rechtswesen u. Herausgeber der "Basilicorum libri LX", Leipzig 1832-50. - H., Ernst Gustav, Bruder des Vorigen, geb. 1810 zu Leipzig, gest. daselbst 1851 als Prof. der Rechte; "Anecdota", 2 Bde., Leipz. 1832, u. "Manuale legum sive Hexabiblos" von Harmenopulos, Leipzig 1851.


Heimburg, Gregor von, ein durch seine Feindseligkeit gegen die Kirche sowie durch seine Grobheit berühmter Vorläufer der Reformatoren im 15. Jahrh., wurde wahrscheinlich zu Würzburg geb., war auf dem Baselerconcil Sekretär des Aeneas Silvius u. befreundet mit Cusa, später ein unversöhnlicher Gegner der Beiden, als diese zu besserer Einsicht u. zu wohlverdienten hohen Ehrenstellen gelangt waren. Von 1433-60 begleitete H. das einflußreiche Amt eines Syndicus der Stadt Nürnberg, benahm sich als Abgesandter des Erzherzogs Sigismund von Oesterreich auf dem Fürstenconvent von Mantua so, daß er 1461 in Bann kam, und rächte sich durch Angriffe auf die Person des Papstes. Die Stadt Nürnberg nahm ihm seine Güter und wies ihn aus; nun ließ sich H. von Georg Podiebrad gegen die Kirche gebrauchen, kam abermals in Bann u. st. 1472 zu Dresden, nachdem der Herzog Albert von Sachsen seine Lossprechung vom Banne beim Papste Sixtus IV. durchgesetzt hatte. Seine meist staats- u. kirchenrechtlichen, immer polemischen Schriften erschienen 1608 zu Frankfurt unter dem Titel: "Scripta nervosa justitiaque plena ex manuscriptis nunc primum eruta".


Heimchen, Heimgrille (Acheta), Insektengattung aus der Ordnung der Geradflügler, Familie Springer, der Maulwurfsgrille verwandt, unterscheidet sich aber durch die nicht zum Graben eingerichteten Vorderfüße u. durch den Legstachel des Weibchens; der Kopf dick u. kugelförmig. - Das Feld-H., Feldgrille (A. campestris), 1'' lang, schwarz, gräbt sich an sonnigen Plätzen in die Erde, wo es sich den ganzen Tag hören läßt. - Das gemeine H., Hausgrille (A. domestica), etwas kürzer, bräunlich, wohnt in den Häusern an erwärmten dunkeln Plätzen, frißt Brod, Mehl. und wird dadurch sowie durch das nächtliche Zirpen des Männchens sehr lästig.


Heimdall, s. Asen.


Heimfall, s. Aubaine.


Heimingsfeld, s. Goldast.


Heimskringla, s. Snorre Sturleson.


Heimweh (Nostalgia), ein Seelenleiden, das auch den körperl. Organismus zerrütten kann, wird durch die Sehnsucht nach der Heimath hervorgerufen u. kommt gewöhnlich in hohem Grade u. dauernd nur bei Personen von sehr einfacher Vorstellungsweise u. Lebensart vor, bei Hirten, Landleuten, jungen Leuten etc., wenn sie in eine ihrer Heimath ganz unähnliche Gegend u. in eine ungewohnte Lebensweise versetzt werden.


Hein, Peter, geb. 1577 zu Delftshaven, holländ. Seeheld, stieg vom Matrosen zum Admirale, focht in den ostind. und amerikan. Gewässern, nahm 1628 eine Silberflotte mit 12 Mill. Pesos, blieb 1629 auf der Höhe von Dünkirchen gegen die Spanier.


Heindorf, Ludw. Friedr., geb. 1774 zu Berlin, gest. 1816 als Prof. zu Halle, gab Horazens Satiren, mehre Dialogen Platons und mit Buttmann den Fronto heraus.


Heine, Heinrich, geb. 1800, aus einer reichen jüd. Kaufmannsfamilie zu Düsseldorf, studierte seit 1819 zu Bonn, Berlin und Göttingen, ließ sich 1825 taufen, lebte abwechselnd zu Hamburg, Berlin u. München, seit 1830 dauernd zu Paris, wo er Aufsätze in die Revue des deux mondes lieferte, 1835 als Haupt des jungen Deutschland von den Maßregeln des deutschen Bundestages gegen dasselbe getroffen wurde, dagegen von 1836-48 ein ansehnliches Jahrgeld von der französ. Regierung bezog und gegenwärtig durch die Rückenmarksdarre langsam abstirbt. H. ist entschieden das größte Dichtergenie, das seit Göthe aufgetreten, aber durch Mangel an Religion und Sittlichkeit zugleich der lebendigste Ausdruck aller Widersprüche, in denen sich unser Jahrh. bis vor kurzem bewegte u. vielfach noch bewegt. Neben der tiefsten dichterischen Anschauung der ideenarmste Saint-Simonismus u. eine wahrhaft satanische Freude an der Unlust u. am Häßlichen; neben einer zauberhaften

Schriftsteller über sächs. Rechtswesen u. Herausgeber der „Basilicorum libri LX“, Leipzig 1832–50. – H., Ernst Gustav, Bruder des Vorigen, geb. 1810 zu Leipzig, gest. daselbst 1851 als Prof. der Rechte; „Anecdota“, 2 Bde., Leipz. 1832, u. „Manuale legum sive Hexabiblos“ von Harmenopulos, Leipzig 1851.


Heimburg, Gregor von, ein durch seine Feindseligkeit gegen die Kirche sowie durch seine Grobheit berühmter Vorläufer der Reformatoren im 15. Jahrh., wurde wahrscheinlich zu Würzburg geb., war auf dem Baselerconcil Sekretär des Aeneas Silvius u. befreundet mit Cusa, später ein unversöhnlicher Gegner der Beiden, als diese zu besserer Einsicht u. zu wohlverdienten hohen Ehrenstellen gelangt waren. Von 1433–60 begleitete H. das einflußreiche Amt eines Syndicus der Stadt Nürnberg, benahm sich als Abgesandter des Erzherzogs Sigismund von Oesterreich auf dem Fürstenconvent von Mantua so, daß er 1461 in Bann kam, und rächte sich durch Angriffe auf die Person des Papstes. Die Stadt Nürnberg nahm ihm seine Güter und wies ihn aus; nun ließ sich H. von Georg Podiebrad gegen die Kirche gebrauchen, kam abermals in Bann u. st. 1472 zu Dresden, nachdem der Herzog Albert von Sachsen seine Lossprechung vom Banne beim Papste Sixtus IV. durchgesetzt hatte. Seine meist staats- u. kirchenrechtlichen, immer polemischen Schriften erschienen 1608 zu Frankfurt unter dem Titel: „Scripta nervosa justitiaque plena ex manuscriptis nunc primum eruta“.


Heimchen, Heimgrille (Acheta), Insektengattung aus der Ordnung der Geradflügler, Familie Springer, der Maulwurfsgrille verwandt, unterscheidet sich aber durch die nicht zum Graben eingerichteten Vorderfüße u. durch den Legstachel des Weibchens; der Kopf dick u. kugelförmig. – Das Feld-H., Feldgrille (A. campestris), 1'' lang, schwarz, gräbt sich an sonnigen Plätzen in die Erde, wo es sich den ganzen Tag hören läßt. – Das gemeine H., Hausgrille (A. domestica), etwas kürzer, bräunlich, wohnt in den Häusern an erwärmten dunkeln Plätzen, frißt Brod, Mehl. und wird dadurch sowie durch das nächtliche Zirpen des Männchens sehr lästig.


Heimdall, s. Asen.


Heimfall, s. Aubaine.


Heimingsfeld, s. Goldast.


Heimskringla, s. Snorre Sturleson.


Heimweh (Nostalgia), ein Seelenleiden, das auch den körperl. Organismus zerrütten kann, wird durch die Sehnsucht nach der Heimath hervorgerufen u. kommt gewöhnlich in hohem Grade u. dauernd nur bei Personen von sehr einfacher Vorstellungsweise u. Lebensart vor, bei Hirten, Landleuten, jungen Leuten etc., wenn sie in eine ihrer Heimath ganz unähnliche Gegend u. in eine ungewohnte Lebensweise versetzt werden.


Hein, Peter, geb. 1577 zu Delftshaven, holländ. Seeheld, stieg vom Matrosen zum Admirale, focht in den ostind. und amerikan. Gewässern, nahm 1628 eine Silberflotte mit 12 Mill. Pesos, blieb 1629 auf der Höhe von Dünkirchen gegen die Spanier.


Heindorf, Ludw. Friedr., geb. 1774 zu Berlin, gest. 1816 als Prof. zu Halle, gab Horazens Satiren, mehre Dialogen Platons und mit Buttmann den Fronto heraus.


Heine, Heinrich, geb. 1800, aus einer reichen jüd. Kaufmannsfamilie zu Düsseldorf, studierte seit 1819 zu Bonn, Berlin und Göttingen, ließ sich 1825 taufen, lebte abwechselnd zu Hamburg, Berlin u. München, seit 1830 dauernd zu Paris, wo er Aufsätze in die Revue des deux mondes lieferte, 1835 als Haupt des jungen Deutschland von den Maßregeln des deutschen Bundestages gegen dasselbe getroffen wurde, dagegen von 1836–48 ein ansehnliches Jahrgeld von der französ. Regierung bezog und gegenwärtig durch die Rückenmarksdarre langsam abstirbt. H. ist entschieden das größte Dichtergenie, das seit Göthe aufgetreten, aber durch Mangel an Religion und Sittlichkeit zugleich der lebendigste Ausdruck aller Widersprüche, in denen sich unser Jahrh. bis vor kurzem bewegte u. vielfach noch bewegt. Neben der tiefsten dichterischen Anschauung der ideenarmste Saint-Simonismus u. eine wahrhaft satanische Freude an der Unlust u. am Häßlichen; neben einer zauberhaften

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[259/0260] Schriftsteller über sächs. Rechtswesen u. Herausgeber der „Basilicorum libri LX“, Leipzig 1832–50. – H., Ernst Gustav, Bruder des Vorigen, geb. 1810 zu Leipzig, gest. daselbst 1851 als Prof. der Rechte; „Anecdota“, 2 Bde., Leipz. 1832, u. „Manuale legum sive Hexabiblos“ von Harmenopulos, Leipzig 1851. Heimburg, Gregor von, ein durch seine Feindseligkeit gegen die Kirche sowie durch seine Grobheit berühmter Vorläufer der Reformatoren im 15. Jahrh., wurde wahrscheinlich zu Würzburg geb., war auf dem Baselerconcil Sekretär des Aeneas Silvius u. befreundet mit Cusa, später ein unversöhnlicher Gegner der Beiden, als diese zu besserer Einsicht u. zu wohlverdienten hohen Ehrenstellen gelangt waren. Von 1433–60 begleitete H. das einflußreiche Amt eines Syndicus der Stadt Nürnberg, benahm sich als Abgesandter des Erzherzogs Sigismund von Oesterreich auf dem Fürstenconvent von Mantua so, daß er 1461 in Bann kam, und rächte sich durch Angriffe auf die Person des Papstes. Die Stadt Nürnberg nahm ihm seine Güter und wies ihn aus; nun ließ sich H. von Georg Podiebrad gegen die Kirche gebrauchen, kam abermals in Bann u. st. 1472 zu Dresden, nachdem der Herzog Albert von Sachsen seine Lossprechung vom Banne beim Papste Sixtus IV. durchgesetzt hatte. Seine meist staats- u. kirchenrechtlichen, immer polemischen Schriften erschienen 1608 zu Frankfurt unter dem Titel: „Scripta nervosa justitiaque plena ex manuscriptis nunc primum eruta“. Heimchen, Heimgrille (Acheta), Insektengattung aus der Ordnung der Geradflügler, Familie Springer, der Maulwurfsgrille verwandt, unterscheidet sich aber durch die nicht zum Graben eingerichteten Vorderfüße u. durch den Legstachel des Weibchens; der Kopf dick u. kugelförmig. – Das Feld-H., Feldgrille (A. campestris), 1'' lang, schwarz, gräbt sich an sonnigen Plätzen in die Erde, wo es sich den ganzen Tag hören läßt. – Das gemeine H., Hausgrille (A. domestica), etwas kürzer, bräunlich, wohnt in den Häusern an erwärmten dunkeln Plätzen, frißt Brod, Mehl. und wird dadurch sowie durch das nächtliche Zirpen des Männchens sehr lästig. Heimdall, s. Asen. Heimfall, s. Aubaine. Heimingsfeld, s. Goldast. Heimskringla, s. Snorre Sturleson. Heimweh (Nostalgia), ein Seelenleiden, das auch den körperl. Organismus zerrütten kann, wird durch die Sehnsucht nach der Heimath hervorgerufen u. kommt gewöhnlich in hohem Grade u. dauernd nur bei Personen von sehr einfacher Vorstellungsweise u. Lebensart vor, bei Hirten, Landleuten, jungen Leuten etc., wenn sie in eine ihrer Heimath ganz unähnliche Gegend u. in eine ungewohnte Lebensweise versetzt werden. Hein, Peter, geb. 1577 zu Delftshaven, holländ. Seeheld, stieg vom Matrosen zum Admirale, focht in den ostind. und amerikan. Gewässern, nahm 1628 eine Silberflotte mit 12 Mill. Pesos, blieb 1629 auf der Höhe von Dünkirchen gegen die Spanier. Heindorf, Ludw. Friedr., geb. 1774 zu Berlin, gest. 1816 als Prof. zu Halle, gab Horazens Satiren, mehre Dialogen Platons und mit Buttmann den Fronto heraus. Heine, Heinrich, geb. 1800, aus einer reichen jüd. Kaufmannsfamilie zu Düsseldorf, studierte seit 1819 zu Bonn, Berlin und Göttingen, ließ sich 1825 taufen, lebte abwechselnd zu Hamburg, Berlin u. München, seit 1830 dauernd zu Paris, wo er Aufsätze in die Revue des deux mondes lieferte, 1835 als Haupt des jungen Deutschland von den Maßregeln des deutschen Bundestages gegen dasselbe getroffen wurde, dagegen von 1836–48 ein ansehnliches Jahrgeld von der französ. Regierung bezog und gegenwärtig durch die Rückenmarksdarre langsam abstirbt. H. ist entschieden das größte Dichtergenie, das seit Göthe aufgetreten, aber durch Mangel an Religion und Sittlichkeit zugleich der lebendigste Ausdruck aller Widersprüche, in denen sich unser Jahrh. bis vor kurzem bewegte u. vielfach noch bewegt. Neben der tiefsten dichterischen Anschauung der ideenarmste Saint-Simonismus u. eine wahrhaft satanische Freude an der Unlust u. am Häßlichen; neben einer zauberhaften

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/260>, abgerufen am 09.06.2024.