Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.sowie in die Tübinger theolog. Quartalschrift u. a. m. Von seiner "Conciliengeschichte" ist bis jetzt (April 1855) der 1. Bd. erschienen, Freiburg 1855. Heffter, Aug. Wilh., geb. 1796 zu Schweinitz bei Torgau, Prof. u. Obertribunalrath von Berlin, schrieb: "System des röm. und deutschen Criminalprozesses", Bonn 1825; "Lehrbuch des gemeinen deutsch. Criminalrechts", Halle 1833; "Das europ. Völkerrecht", Berl. 1841. - H., Moritz Wilh., älterer Bruder des Vorigen, seit 1839 Prof. am Gymnasium zu Brandenburg, schrieb eine Geschichte der Stadt Brandenburg, des Klosters Lehnin, der lat. Sprache; der älteste Bruder, Karl Christian, pensionirter Gerichtsdirector in Jüterbogk, eine Geschichte dieser Stadt. Hegau (vielleicht besser Höhgau), ehemalige Grafschaft zwischen dem Linzgau, Kleckgau, Thurgau, Albgau, Baar und Eritgau, etwa 15 #M. groß, zählte 35 adelige Familien u. 46 Bergschlösser, war zuletzt ein Rittercanton des deutschen Reichs mit dem Kanzleisitze Radolfszell, ist jetzt badisch. Hier merkwürdige Phonolitkegel: Hohentwiel, Hohenhöwen, Hohenkrähen, Hohenstoffeln. Hegel, Georg Friedrich Wilh., Philosoph u. Begründer des H.ianismus, geb. 1770 zu Stuttgart, studierte mit Schelling zu Tübingen, wurde Hauslehrer in der Schweiz, später zu Frankfurt a. M., begann 1801 philos. Vorlesungen in Jena, ärntete bei seinem elenden Vortrage wenig Beifall, mehr dagegen durch die Schrift: "Differenz des Fichte'schen und Schelling'schen Systems der Philosophie", worin er als Vertheidiger des Schellingianismus auftrat. Nachdem er mit Schelling das kritische Journal der Philosophie herausgegeben hatte u. 1806 kaum Prof. geworden war, trieb ihn der Krieg nach Bamberg, wo er ein polit. Blatt redigirte, bis er 1808 Rector in Nürnberg wurde, wo er 1812-16 sein Hauptwerk, die Logik, schrieb. Einem Rufe nach Heidelberg folgend stellte er hier zum erstenmal in der Encyklopädie der philos. Wissenschaften (1817) sein System als Ganzes dar, ging schon 1818 nach Berlin, um den seit Fichte's Tod verwaisten Hauptlehrstuhl der Philosophie einzunehmen, gewann durch die Gunst der Mächtigen sowie durch eine Menge talentvoller Schüler großen Einfluß im Staate, in der Wissenschaft u. Kunst, st. jedoch schon 1831 an der Cholera. Gesammtausgabe seiner Schriften Berlin 1832-41, 18 B., Lebensbeschreibung von K. Rosenkranz, Berlin 1844. Ein Urtheil über H.s logischen Pantheismus, dessen Kern: Selbstvergötterung und Atheismus, am frühesten von F. Schlegel u. vom Geschichtschreiber Leo enthüllt wurde, ist bereits im Art. Deutsche Philosophie, Band II. S. 352 gegeben. Was Schelling unbewiesen gelassen, nämlich 1) daß die Gesetze der Natur und Wirklichkeit denen unseres Geistes entsprechen, somit Sein u. Denken identisch seien, ferner 2) wie wir zur intellectuellen Anschauung der Welt als eines organischen Ganzen gelangen, dies versuchte H. zu beweisen. Die Voraussetzung, daß das denkende Ich das Höchste sei, war dabei ebenso nothwendig als abgeschmackt; nothwendig, denn um jenen Beweis zu liefern, muß man vorher das Universum bis ins Einzelnste erkannt u. somit die absolute Wissenschaft inne haben; abgeschmackt, weil auf den Thron Gottes ein Professor sich setzte und dafür recht augenfällig mittelbar beweisen mußte, daß er eben doch nicht Gott, sondern nur ein Doctor philosophiae des 19. Jahrh. sei. Fruchtbar u. verdienstlich ist übrigens die Methode des H.ianismus, als deren Entdecker Fichte senior betrachtet werden muß und welche in bescheidenen Stunden H. selbst als das Bleibende an seinem schematisirten und rubricirten Begriffsall betrachtete. Dieselbe bewegt sich von der Thesis, Setzung (z. B. Eins) fort zur Antithesis, Entgegensetzung (z. B. Nichteins) und gewinnt durch verneinende Zusammenfassung beider, durch die Synthesis, einen neuen Begriff (z. B. Vieles), der wieder zur Thesis, Antithesis u. s. w. wird. In seiner Phänomenologie lieferte H. die Entwicklung der Bildungsepochen des Bewußtseins auf seinem Wege zum philos. Wissen (Meinen, sinnliche Gewißheit, Verstand, Selbstbewußtsein, Geist, Religion, absolutes sowie in die Tübinger theolog. Quartalschrift u. a. m. Von seiner „Conciliengeschichte“ ist bis jetzt (April 1855) der 1. Bd. erschienen, Freiburg 1855. Heffter, Aug. Wilh., geb. 1796 zu Schweinitz bei Torgau, Prof. u. Obertribunalrath von Berlin, schrieb: „System des röm. und deutschen Criminalprozesses“, Bonn 1825; „Lehrbuch des gemeinen deutsch. Criminalrechts“, Halle 1833; „Das europ. Völkerrecht“, Berl. 1841. – H., Moritz Wilh., älterer Bruder des Vorigen, seit 1839 Prof. am Gymnasium zu Brandenburg, schrieb eine Geschichte der Stadt Brandenburg, des Klosters Lehnin, der lat. Sprache; der älteste Bruder, Karl Christian, pensionirter Gerichtsdirector in Jüterbogk, eine Geschichte dieser Stadt. Hegau (vielleicht besser Höhgau), ehemalige Grafschaft zwischen dem Linzgau, Kleckgau, Thurgau, Albgau, Baar und Eritgau, etwa 15 □M. groß, zählte 35 adelige Familien u. 46 Bergschlösser, war zuletzt ein Rittercanton des deutschen Reichs mit dem Kanzleisitze Radolfszell, ist jetzt badisch. Hier merkwürdige Phonolitkegel: Hohentwiel, Hohenhöwen, Hohenkrähen, Hohenstoffeln. Hegel, Georg Friedrich Wilh., Philosoph u. Begründer des H.ianismus, geb. 1770 zu Stuttgart, studierte mit Schelling zu Tübingen, wurde Hauslehrer in der Schweiz, später zu Frankfurt a. M., begann 1801 philos. Vorlesungen in Jena, ärntete bei seinem elenden Vortrage wenig Beifall, mehr dagegen durch die Schrift: „Differenz des Fichteʼschen und Schellingʼschen Systems der Philosophie“, worin er als Vertheidiger des Schellingianismus auftrat. Nachdem er mit Schelling das kritische Journal der Philosophie herausgegeben hatte u. 1806 kaum Prof. geworden war, trieb ihn der Krieg nach Bamberg, wo er ein polit. Blatt redigirte, bis er 1808 Rector in Nürnberg wurde, wo er 1812–16 sein Hauptwerk, die Logik, schrieb. Einem Rufe nach Heidelberg folgend stellte er hier zum erstenmal in der Encyklopädie der philos. Wissenschaften (1817) sein System als Ganzes dar, ging schon 1818 nach Berlin, um den seit Fichteʼs Tod verwaisten Hauptlehrstuhl der Philosophie einzunehmen, gewann durch die Gunst der Mächtigen sowie durch eine Menge talentvoller Schüler großen Einfluß im Staate, in der Wissenschaft u. Kunst, st. jedoch schon 1831 an der Cholera. Gesammtausgabe seiner Schriften Berlin 1832–41, 18 B., Lebensbeschreibung von K. Rosenkranz, Berlin 1844. Ein Urtheil über H.s logischen Pantheismus, dessen Kern: Selbstvergötterung und Atheismus, am frühesten von F. Schlegel u. vom Geschichtschreiber Leo enthüllt wurde, ist bereits im Art. Deutsche Philosophie, Band II. S. 352 gegeben. Was Schelling unbewiesen gelassen, nämlich 1) daß die Gesetze der Natur und Wirklichkeit denen unseres Geistes entsprechen, somit Sein u. Denken identisch seien, ferner 2) wie wir zur intellectuellen Anschauung der Welt als eines organischen Ganzen gelangen, dies versuchte H. zu beweisen. Die Voraussetzung, daß das denkende Ich das Höchste sei, war dabei ebenso nothwendig als abgeschmackt; nothwendig, denn um jenen Beweis zu liefern, muß man vorher das Universum bis ins Einzelnste erkannt u. somit die absolute Wissenschaft inne haben; abgeschmackt, weil auf den Thron Gottes ein Professor sich setzte und dafür recht augenfällig mittelbar beweisen mußte, daß er eben doch nicht Gott, sondern nur ein Doctor philosophiae des 19. Jahrh. sei. Fruchtbar u. verdienstlich ist übrigens die Methode des H.ianismus, als deren Entdecker Fichte senior betrachtet werden muß und welche in bescheidenen Stunden H. selbst als das Bleibende an seinem schematisirten und rubricirten Begriffsall betrachtete. Dieselbe bewegt sich von der Thesis, Setzung (z. B. Eins) fort zur Antithesis, Entgegensetzung (z. B. Nichteins) und gewinnt durch verneinende Zusammenfassung beider, durch die Synthesis, einen neuen Begriff (z. B. Vieles), der wieder zur Thesis, Antithesis u. s. w. wird. 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Vorlesungen in Jena, ärntete bei seinem elenden Vortrage wenig Beifall, mehr dagegen durch die Schrift: „Differenz des Fichteʼschen und Schellingʼschen Systems der Philosophie“, worin er als Vertheidiger des Schellingianismus auftrat. Nachdem er mit Schelling das kritische Journal der Philosophie herausgegeben hatte u. 1806 kaum Prof. geworden war, trieb ihn der Krieg nach Bamberg, wo er ein polit. Blatt redigirte, bis er 1808 Rector in Nürnberg wurde, wo er 1812–16 sein Hauptwerk, die Logik, schrieb. Einem Rufe nach Heidelberg folgend stellte er hier zum erstenmal in der Encyklopädie der philos. Wissenschaften (1817) sein System als Ganzes dar, ging schon 1818 nach Berlin, um den seit Fichteʼs Tod verwaisten Hauptlehrstuhl der Philosophie einzunehmen, gewann durch die Gunst der Mächtigen sowie durch eine Menge talentvoller Schüler großen Einfluß im Staate, in der Wissenschaft u. Kunst, st. jedoch schon 1831 an der Cholera. Gesammtausgabe seiner Schriften Berlin 1832–41, 18 B., Lebensbeschreibung von K. Rosenkranz, Berlin 1844. Ein Urtheil über H.s logischen Pantheismus, dessen Kern: Selbstvergötterung und Atheismus, am frühesten von F. Schlegel u. vom Geschichtschreiber Leo enthüllt wurde, ist bereits im Art. Deutsche Philosophie, Band II. S. 352 gegeben. Was Schelling unbewiesen gelassen, nämlich 1) daß die Gesetze der Natur und Wirklichkeit denen unseres Geistes entsprechen, somit Sein u. Denken identisch seien, ferner 2) wie wir zur intellectuellen Anschauung der Welt als eines organischen Ganzen gelangen, dies versuchte H. zu beweisen. Die Voraussetzung, daß das denkende Ich das Höchste sei, war dabei ebenso nothwendig als abgeschmackt; nothwendig, denn um jenen Beweis zu liefern, muß man vorher das Universum bis ins Einzelnste erkannt u. somit die absolute Wissenschaft inne haben; abgeschmackt, weil auf den Thron Gottes ein Professor sich setzte und dafür recht augenfällig mittelbar beweisen mußte, daß er eben doch nicht Gott, sondern nur ein <hi rendition="#i">Doctor philosophiae</hi> des 19. Jahrh. sei. Fruchtbar u. verdienstlich ist übrigens die Methode des H.<hi rendition="#g">ianismus</hi>, als deren Entdecker Fichte <hi rendition="#i">senior</hi> betrachtet werden muß und welche in bescheidenen Stunden H. selbst als das Bleibende an seinem schematisirten und rubricirten Begriffsall betrachtete. Dieselbe bewegt sich von der Thesis, Setzung (z. B. Eins) fort zur Antithesis, Entgegensetzung (z. B. Nichteins) und gewinnt durch verneinende Zusammenfassung beider, durch die Synthesis, einen neuen Begriff (z. B. Vieles), der wieder zur Thesis, Antithesis u. s. w. wird. In seiner Phänomenologie lieferte H. die Entwicklung der Bildungsepochen des Bewußtseins auf seinem Wege zum philos. Wissen (Meinen, sinnliche Gewißheit, Verstand, Selbstbewußtsein, Geist, Religion, absolutes </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [252/0253]
sowie in die Tübinger theolog. Quartalschrift u. a. m. Von seiner „Conciliengeschichte“ ist bis jetzt (April 1855) der 1. Bd. erschienen, Freiburg 1855.
Heffter, Aug. Wilh., geb. 1796 zu Schweinitz bei Torgau, Prof. u. Obertribunalrath von Berlin, schrieb: „System des röm. und deutschen Criminalprozesses“, Bonn 1825; „Lehrbuch des gemeinen deutsch. Criminalrechts“, Halle 1833; „Das europ. Völkerrecht“, Berl. 1841. – H., Moritz Wilh., älterer Bruder des Vorigen, seit 1839 Prof. am Gymnasium zu Brandenburg, schrieb eine Geschichte der Stadt Brandenburg, des Klosters Lehnin, der lat. Sprache; der älteste Bruder, Karl Christian, pensionirter Gerichtsdirector in Jüterbogk, eine Geschichte dieser Stadt.
Hegau (vielleicht besser Höhgau), ehemalige Grafschaft zwischen dem Linzgau, Kleckgau, Thurgau, Albgau, Baar und Eritgau, etwa 15 □M. groß, zählte 35 adelige Familien u. 46 Bergschlösser, war zuletzt ein Rittercanton des deutschen Reichs mit dem Kanzleisitze Radolfszell, ist jetzt badisch. Hier merkwürdige Phonolitkegel: Hohentwiel, Hohenhöwen, Hohenkrähen, Hohenstoffeln.
Hegel, Georg Friedrich Wilh., Philosoph u. Begründer des H.ianismus, geb. 1770 zu Stuttgart, studierte mit Schelling zu Tübingen, wurde Hauslehrer in der Schweiz, später zu Frankfurt a. M., begann 1801 philos. Vorlesungen in Jena, ärntete bei seinem elenden Vortrage wenig Beifall, mehr dagegen durch die Schrift: „Differenz des Fichteʼschen und Schellingʼschen Systems der Philosophie“, worin er als Vertheidiger des Schellingianismus auftrat. Nachdem er mit Schelling das kritische Journal der Philosophie herausgegeben hatte u. 1806 kaum Prof. geworden war, trieb ihn der Krieg nach Bamberg, wo er ein polit. Blatt redigirte, bis er 1808 Rector in Nürnberg wurde, wo er 1812–16 sein Hauptwerk, die Logik, schrieb. Einem Rufe nach Heidelberg folgend stellte er hier zum erstenmal in der Encyklopädie der philos. Wissenschaften (1817) sein System als Ganzes dar, ging schon 1818 nach Berlin, um den seit Fichteʼs Tod verwaisten Hauptlehrstuhl der Philosophie einzunehmen, gewann durch die Gunst der Mächtigen sowie durch eine Menge talentvoller Schüler großen Einfluß im Staate, in der Wissenschaft u. Kunst, st. jedoch schon 1831 an der Cholera. Gesammtausgabe seiner Schriften Berlin 1832–41, 18 B., Lebensbeschreibung von K. Rosenkranz, Berlin 1844. Ein Urtheil über H.s logischen Pantheismus, dessen Kern: Selbstvergötterung und Atheismus, am frühesten von F. Schlegel u. vom Geschichtschreiber Leo enthüllt wurde, ist bereits im Art. Deutsche Philosophie, Band II. S. 352 gegeben. Was Schelling unbewiesen gelassen, nämlich 1) daß die Gesetze der Natur und Wirklichkeit denen unseres Geistes entsprechen, somit Sein u. Denken identisch seien, ferner 2) wie wir zur intellectuellen Anschauung der Welt als eines organischen Ganzen gelangen, dies versuchte H. zu beweisen. Die Voraussetzung, daß das denkende Ich das Höchste sei, war dabei ebenso nothwendig als abgeschmackt; nothwendig, denn um jenen Beweis zu liefern, muß man vorher das Universum bis ins Einzelnste erkannt u. somit die absolute Wissenschaft inne haben; abgeschmackt, weil auf den Thron Gottes ein Professor sich setzte und dafür recht augenfällig mittelbar beweisen mußte, daß er eben doch nicht Gott, sondern nur ein Doctor philosophiae des 19. Jahrh. sei. Fruchtbar u. verdienstlich ist übrigens die Methode des H.ianismus, als deren Entdecker Fichte senior betrachtet werden muß und welche in bescheidenen Stunden H. selbst als das Bleibende an seinem schematisirten und rubricirten Begriffsall betrachtete. Dieselbe bewegt sich von der Thesis, Setzung (z. B. Eins) fort zur Antithesis, Entgegensetzung (z. B. Nichteins) und gewinnt durch verneinende Zusammenfassung beider, durch die Synthesis, einen neuen Begriff (z. B. Vieles), der wieder zur Thesis, Antithesis u. s. w. wird. In seiner Phänomenologie lieferte H. die Entwicklung der Bildungsepochen des Bewußtseins auf seinem Wege zum philos. Wissen (Meinen, sinnliche Gewißheit, Verstand, Selbstbewußtsein, Geist, Religion, absolutes
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