Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.Roßberg gelegene fruchtbare Thal in eine Steinwüste sich verwandelte. Goldberg, Name einiger Orte. - G. im Großherzgth. Mecklenburg-Schwerin, 51/2 M. östlich von Schwerin an der Mildnitz und an einem See gelegen, mit 2800 E. und Mineralbad. - G. in Niederschlesien, Reg.-Bez. Liegnitz, Hauptort des Kreises Hainau - G., an der Katzbach, hat den Namen von einem ehemal. Goldbergwerke, 7950 E., große Tuchfabriken, starken Obstbau. Hier im 16. Jahrh. ein berühmtes Gymnasium, das 1597 auch Wallenstein besuchte. Goldene Aue, die fruchtbare Ebene zwischen Nord- und Sondershausen, Artern u. Sangerhausen, an der Helme und Unstrut, in der preuß. Prov. Sachsen gelegen. Goldene Bulle, lat. Aurea Bulla, Urkunde, deren herabhängendes Siegel von Gold war u. sich hinsichtlich der Größe nach dem Range des Empfängers richtete. Gewöhnlich versteht man unter der g. B. das von Kaiser Karl IV. 1356 erlassene Reichsgrundgesetz, wodurch die Kaiserwahl geordnet, die Kurfürsten so ziemlich als Souveräne anerkannt und dem Fehderecht Fesseln angelegt wurden. Die 30 Kapitel der bis 1806 geltenden g. B. (das bekannteste Original derselben liegt zu Frankfurt a. M.) befaßten sich ausführlich mit den Ceremonien, Diensten und Kurtagen der Erzwürdenträger; die 7 Kurfürsten erhielten ihre Kurlande als untheilbare Reichslehen, die weltliche Erblichkeit derselben nach dem Rechte der Erstgeburt, alle Unverletzlichkeit ihrer Person sowie das privilegium de non evocando, der Pfalzgraf am Rhein und der Herzog von Sachsen sollten während eines Zwischenreiches Reichsverweser sein. Endlich wurde das Zoll- und Münzwesen geordnet, der Landfriede gewahrt und der Machtentwicklung der Städte ein Hemmschuh angelegt, im Ganzen der Kaiser durch diese "Magna charta Deutschlands" zur ohnmächtigen Figur. Goldene Rose, heißt vorzugsweise die goldene, mit Edelsteinen verzierte Rose, welche der Papst seit 1366 am Sonntag Lätare (Rosensonntag) weiht (Benediction der g. R.) und an hochstehende Personen verschenkt. Goldener Sporn, ein vom Papst Paul III. (1531-1549) für die sog. Lateranischen Hofpfalzgrafen, später "Ritter der goldenen Miliz" gestifteter Orden, welchen der Papst, seine Nuntien u. nebst den Mitgliedern des höchsten päpstl. Gerichtshofes auch das herzogl. Haus Sforza-Cäsarini vergaben. Im J. 1841 hörte das Privilegium für das Haus Sforza-Cäsarini auf, der Orden wurde zum Militärorden mit 150 Commandeurs und 150 Rittern. Ordenszeichen seit Benedikt XIV.: goldenes, weiß emaillirtes Malteserkreuz, an den beiden Spitzen des untern Flügels ein kleiner Sporn, Band roth. Goldenes Kalb, jüdisches Götzenbild, dem Apis od. Mneve-Stier Aegyptens entsprechend. Das von Aaron nothgedrungen verfertigte g. K., wahrscheinlich ein mit Goldblech überzogenes Holzbild, ward von Moses vernichtet, der Götzendienst von Jehova schwer bestraft (Exod. 32, 20 ff. Deut. 9, 16 ff.). Später wurde die Anbetung des g. K. zur "Sünde Jerobeams", indem Jerobeam 2 g. Kälber - zu Bethel u. Dan - aufstellte, um die Trennung zwischen Israel und Juda zu vollenden (3 Kön. 12, 26 ff. 2 Chron. 11, 15). Goldenes Vließ, s. Vließ. Goldenes Zeitalter, heißt im Gegensatze zur Wirklichkeit die Zeit eines glückseligen Erdenlebens, des Zustandes irdischer Vollkommenheit. Die Vorstellungen davon hängen historisch mit der Erinnerung an den Stand der Unschuld der Menschheit, an das Leben im Paradiese zusammen, psychologisch aber mit dem zu jeder Zeit herrschenden Gefühle der Unangemessenheit der wirklichen Lebenszustände und mit dem Drange des Menschen nach Erlösung und Vervollkommnung. Deßhalb finden sich Vorstellungen vom g. Z. wohl bei allen Völkern, die nicht ganz zum Thier herabgesunken, freilich vielfach gestaltet und verunstaltet durch Religion, Volkscharakter u. wirkliche Zustände. Das goldene, silberne, eherne und eiserne Zeitalter der griech. und röm. Dichter (Hesiod, Aratos, Ovid, Virgil), die Zeitalter der Roßberg gelegene fruchtbare Thal in eine Steinwüste sich verwandelte. Goldberg, Name einiger Orte. – G. im Großherzgth. Mecklenburg-Schwerin, 51/2 M. östlich von Schwerin an der Mildnitz und an einem See gelegen, mit 2800 E. und Mineralbad. – G. in Niederschlesien, Reg.-Bez. Liegnitz, Hauptort des Kreises Hainau - G., an der Katzbach, hat den Namen von einem ehemal. Goldbergwerke, 7950 E., große Tuchfabriken, starken Obstbau. Hier im 16. Jahrh. ein berühmtes Gymnasium, das 1597 auch Wallenstein besuchte. Goldene Aue, die fruchtbare Ebene zwischen Nord- und Sondershausen, Artern u. Sangerhausen, an der Helme und Unstrut, in der preuß. Prov. Sachsen gelegen. Goldene Bulle, lat. Aurea Bulla, Urkunde, deren herabhängendes Siegel von Gold war u. sich hinsichtlich der Größe nach dem Range des Empfängers richtete. Gewöhnlich versteht man unter der g. B. das von Kaiser Karl IV. 1356 erlassene Reichsgrundgesetz, wodurch die Kaiserwahl geordnet, die Kurfürsten so ziemlich als Souveräne anerkannt und dem Fehderecht Fesseln angelegt wurden. Die 30 Kapitel der bis 1806 geltenden g. B. (das bekannteste Original derselben liegt zu Frankfurt a. M.) befaßten sich ausführlich mit den Ceremonien, Diensten und Kurtagen der Erzwürdenträger; die 7 Kurfürsten erhielten ihre Kurlande als untheilbare Reichslehen, die weltliche Erblichkeit derselben nach dem Rechte der Erstgeburt, alle Unverletzlichkeit ihrer Person sowie das privilegium de non evocando, der Pfalzgraf am Rhein und der Herzog von Sachsen sollten während eines Zwischenreiches Reichsverweser sein. Endlich wurde das Zoll- und Münzwesen geordnet, der Landfriede gewahrt und der Machtentwicklung der Städte ein Hemmschuh angelegt, im Ganzen der Kaiser durch diese „Magna charta Deutschlands“ zur ohnmächtigen Figur. Goldene Rose, heißt vorzugsweise die goldene, mit Edelsteinen verzierte Rose, welche der Papst seit 1366 am Sonntag Lätare (Rosensonntag) weiht (Benediction der g. R.) und an hochstehende Personen verschenkt. Goldener Sporn, ein vom Papst Paul III. (1531–1549) für die sog. Lateranischen Hofpfalzgrafen, später „Ritter der goldenen Miliz“ gestifteter Orden, welchen der Papst, seine Nuntien u. nebst den Mitgliedern des höchsten päpstl. Gerichtshofes auch das herzogl. Haus Sforza-Cäsarini vergaben. Im J. 1841 hörte das Privilegium für das Haus Sforza-Cäsarini auf, der Orden wurde zum Militärorden mit 150 Commandeurs und 150 Rittern. Ordenszeichen seit Benedikt XIV.: goldenes, weiß emaillirtes Malteserkreuz, an den beiden Spitzen des untern Flügels ein kleiner Sporn, Band roth. Goldenes Kalb, jüdisches Götzenbild, dem Apis od. Mneve-Stier Aegyptens entsprechend. Das von Aaron nothgedrungen verfertigte g. K., wahrscheinlich ein mit Goldblech überzogenes Holzbild, ward von Moses vernichtet, der Götzendienst von Jehova schwer bestraft (Exod. 32, 20 ff. Deut. 9, 16 ff.). Später wurde die Anbetung des g. K. zur „Sünde Jerobeams“, indem Jerobeam 2 g. Kälber – zu Bethel u. Dan – aufstellte, um die Trennung zwischen Israel und Juda zu vollenden (3 Kön. 12, 26 ff. 2 Chron. 11, 15). Goldenes Vließ, s. Vließ. Goldenes Zeitalter, heißt im Gegensatze zur Wirklichkeit die Zeit eines glückseligen Erdenlebens, des Zustandes irdischer Vollkommenheit. Die Vorstellungen davon hängen historisch mit der Erinnerung an den Stand der Unschuld der Menschheit, an das Leben im Paradiese zusammen, psychologisch aber mit dem zu jeder Zeit herrschenden Gefühle der Unangemessenheit der wirklichen Lebenszustände und mit dem Drange des Menschen nach Erlösung und Vervollkommnung. 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M.) befaßten sich ausführlich mit den Ceremonien, Diensten und Kurtagen der Erzwürdenträger; die 7 Kurfürsten erhielten ihre Kurlande als untheilbare Reichslehen, die weltliche Erblichkeit derselben nach dem Rechte der Erstgeburt, alle Unverletzlichkeit ihrer Person sowie das <hi rendition="#i">privilegium de non evocando</hi>, der Pfalzgraf am Rhein und der Herzog von Sachsen sollten während eines Zwischenreiches Reichsverweser sein. Endlich wurde das Zoll- und Münzwesen geordnet, der Landfriede gewahrt und der Machtentwicklung der Städte ein Hemmschuh angelegt, im Ganzen der Kaiser durch diese „<hi rendition="#i">Magna charta</hi> Deutschlands“ zur ohnmächtigen Figur.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Goldene Rose</hi>, heißt vorzugsweise die goldene, mit Edelsteinen verzierte Rose, welche der Papst seit 1366 am Sonntag Lätare (Rosensonntag) weiht (Benediction der g. 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Goldene Aue, die fruchtbare Ebene zwischen Nord- und Sondershausen, Artern u. Sangerhausen, an der Helme und Unstrut, in der preuß. Prov. Sachsen gelegen.
Goldene Bulle, lat. Aurea Bulla, Urkunde, deren herabhängendes Siegel von Gold war u. sich hinsichtlich der Größe nach dem Range des Empfängers richtete. Gewöhnlich versteht man unter der g. B. das von Kaiser Karl IV. 1356 erlassene Reichsgrundgesetz, wodurch die Kaiserwahl geordnet, die Kurfürsten so ziemlich als Souveräne anerkannt und dem Fehderecht Fesseln angelegt wurden. Die 30 Kapitel der bis 1806 geltenden g. B. (das bekannteste Original derselben liegt zu Frankfurt a. M.) befaßten sich ausführlich mit den Ceremonien, Diensten und Kurtagen der Erzwürdenträger; die 7 Kurfürsten erhielten ihre Kurlande als untheilbare Reichslehen, die weltliche Erblichkeit derselben nach dem Rechte der Erstgeburt, alle Unverletzlichkeit ihrer Person sowie das privilegium de non evocando, der Pfalzgraf am Rhein und der Herzog von Sachsen sollten während eines Zwischenreiches Reichsverweser sein. Endlich wurde das Zoll- und Münzwesen geordnet, der Landfriede gewahrt und der Machtentwicklung der Städte ein Hemmschuh angelegt, im Ganzen der Kaiser durch diese „Magna charta Deutschlands“ zur ohnmächtigen Figur.
Goldene Rose, heißt vorzugsweise die goldene, mit Edelsteinen verzierte Rose, welche der Papst seit 1366 am Sonntag Lätare (Rosensonntag) weiht (Benediction der g. R.) und an hochstehende Personen verschenkt.
Goldener Sporn, ein vom Papst Paul III. (1531–1549) für die sog. Lateranischen Hofpfalzgrafen, später „Ritter der goldenen Miliz“ gestifteter Orden, welchen der Papst, seine Nuntien u. nebst den Mitgliedern des höchsten päpstl. Gerichtshofes auch das herzogl. Haus Sforza-Cäsarini vergaben. Im J. 1841 hörte das Privilegium für das Haus Sforza-Cäsarini auf, der Orden wurde zum Militärorden mit 150 Commandeurs und 150 Rittern. Ordenszeichen seit Benedikt XIV.: goldenes, weiß emaillirtes Malteserkreuz, an den beiden Spitzen des untern Flügels ein kleiner Sporn, Band roth.
Goldenes Kalb, jüdisches Götzenbild, dem Apis od. Mneve-Stier Aegyptens entsprechend. Das von Aaron nothgedrungen verfertigte g. K., wahrscheinlich ein mit Goldblech überzogenes Holzbild, ward von Moses vernichtet, der Götzendienst von Jehova schwer bestraft (Exod. 32, 20 ff. Deut. 9, 16 ff.). Später wurde die Anbetung des g. K. zur „Sünde Jerobeams“, indem Jerobeam 2 g. Kälber – zu Bethel u. Dan – aufstellte, um die Trennung zwischen Israel und Juda zu vollenden (3 Kön. 12, 26 ff. 2 Chron. 11, 15).
Goldenes Vließ, s. Vließ.
Goldenes Zeitalter, heißt im Gegensatze zur Wirklichkeit die Zeit eines glückseligen Erdenlebens, des Zustandes irdischer Vollkommenheit. Die Vorstellungen davon hängen historisch mit der Erinnerung an den Stand der Unschuld der Menschheit, an das Leben im Paradiese zusammen, psychologisch aber mit dem zu jeder Zeit herrschenden Gefühle der Unangemessenheit der wirklichen Lebenszustände und mit dem Drange des Menschen nach Erlösung und Vervollkommnung. Deßhalb finden sich Vorstellungen vom g. Z. wohl bei allen Völkern, die nicht ganz zum Thier herabgesunken, freilich vielfach gestaltet und verunstaltet durch Religion, Volkscharakter u. wirkliche Zustände. Das goldene, silberne, eherne und eiserne Zeitalter der griech. und röm. Dichter (Hesiod, Aratos, Ovid, Virgil), die Zeitalter der
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